Zitat von moo: müssen wir uns doch im Grunde damit abfinden, dass unsere Gegenüber an unseren körperlichen Problemen u. U. nicht wirklich interessiert sind - zumindest dann, wenn wir von den Ansichten anderer unabhängig werden wollen.
Dieser Aussage stimme ich auf jeden Fall zu.
Ich bin mir aber nicht sicher,
wie du mein Beispiel verstanden hast, vielleicht ist es in diesem Zusammenhang auch unerheblich, möchte aber noch folgendes verdeutlichen:
Ich wollte mit dieser Beispiel-Situation einem von ÄVPS und Zwangsstörung Betroffenen mein Erleben verdeutlichen, in der Hoffnung, eine erhellende Antwort zu den inneren Vorgängen eines ÄVPSlers ganz speziell bezogen auf die beschriebene Situation zu erhalten.
Meine Wahrnehmung davon, dass ihm meine körperlichen Probleme egal sind, war hier weniger wichtig als vielmehr diese für mich sehr irritierende Wahrnehmung, dass er
trotz aller meiner Schilderungen zu meinen scheint, ich hätte diese gar nicht, ja sich sogar in ganz ganz seltenen Fällen (und das fällt mir jetzt erst ein!) in einer Weise äußert, die mir genau diese zweitgenannte Wahrnehmung bestätigt.
Konnte ich das verständlich rüberbringen?
Zitat von moo: Desinteresse, Unwissen oder gar Ignoranz berühren mich schon lange nicht mehr.
Ganz unmittelbar ohne "Zeitverzögerung" nach eventueller Reflektion - berühren sie dich nicht mehr? Verstehe ich das richtig? Und völlig stimmungsunabhängig? Ich frage aus
aufrichtigem Interesse!Zitat von moo: Je besser ich die Menschen verstehe, umso weniger (unbewusste!) Erwartungshaltung.
Zitat von moo: Wären diese körperlichen Reaktionen auch präsent, wenn sich ein völlig fremder Mensch oder ein ferner Bekannter so verhielte?
Um Missverständnissen vorzubeugen: Diese Frage bezieht sich ausschließlich auf "fremde Menschen" und "ferne Bekannte"?
Dies vorausgesetzt, lautet meine Antwort: Mit ziemlicher Sicherheit, Nein.
Jedoch möchte ich in Bezug auf diese Frage folgendes bedenken, weil es mir auf deine letzten beiden Absätze, die ich jedoch leider nicht verstanden habe (s.u.), nicht unerheblich zu sein scheint:
Im Zusammensein mit einer näheren Bekannten (die früher mal eine gute Freundin gewesen ist) spüre ich Ähnliches, wenn ich ihren Stress wahrnehme.
Zitat von moo: Wo liegt letztlich der Unterschied zwischen derlei Personen und meinem Bruder?
Im Moment gelingt es mir nur mit folgenden Gedanken auf diese Frage einzugehen:
Üblicherweise wird über diese Art Fragen über einen längeren Zeitraum kontempliert/meditiert, um letztlich zu der Erkenntnis zu gelangen, dass es hier keinen Unterschied gibt, nicht wahr? Aber zu dieser Erkenntnis könnte ich ja keinesfalls mit einer "kurzen Kontemplation" kommen. Deswegen irritiert mich deine Frage
an dieser Stelle!
Zitat von moo: Doch aus dieser Übung muss eine Einsicht erwachsen: Interpretationen und Bewertungen, Mögen und Ablehnung geschehen automatisch und idR unbewusst.
Dessen bin ich mir bewusst.
Zitat von moo: Es geht also nur kurzfristig darum, Momente zu überstehen. Längerfristig geht es um eine echte, wirksame Veränderung der Wahrnehmung. Und das dauert....
Ja, bin mir auch dessen bewusst.
Zitat von moo: Einerseits kannst Du seine Anspannungen nicht aktiv auflösen, was Dir ja eh sicher bewusst ist? Andererseits hilft das Arbeiten an Deiner Wahrnehmung indirekt auch ihm. Jedoch darfst Du es nicht als Deine Aufgabe oder gar Pflicht auffassen, Dich für Deinen Bruder zu ändern.
Zu den ersten beiden Sätzen: Ja, das sehe ich auch so.
Zu Letzterem:
Meine für mich innerlich klar formulierte Absicht ist, dass ich das nicht tun möchte!
Somit meine ich: Was auch immer bei mir derzeit noch im Unbewussten wirkt, kann ich doch damit rechnen, dass ich dieses mit meiner klaren Absicht entsprechend beeinflusse. Oder ist dieser Denkansatz aus deiner Sicht falsch?
Zitat von moo: bedeutsame Aspekte, die es klar zu untersuchen gilt:
Inwieweit bin ich für meinen Bruder verantwortlich?
Hierüber muss ich mir noch eingehender Gedanken machen. Dass ich nicht für ihn verantwortlich bin, ist mir im ersten Ansatz klar. Da es mir aber zeitweise (sehr sehr selten, weil ich es nicht mehr so an mich ranlasse) unendlich leid tut und mich auch traurig macht, dass ich keine bessere Schwester für ihn gewesen bin, halte ich es durchaus für möglich, dass ich diesbzgl. etwas aufdecke, was mir jetzt noch verborgen ist.
Zitat von moo: Inwieweit möchte ich über meinen Bruder mir helfen?
Danke! Auch eine sehr interessante Frage, die ich später ebenfalls angehen werde. Eins nach dem anderen
Zitat von moo: Zwänge kommen nicht von ungefähr und in den meisten Fällen spielen subjektiv irrational verinnerlichte Verantwortlichkeiten die tragende (und tragische!) Rolle.
Dem kann ich leider nicht folgen. Wäre dir wirklich sehr dankbar, wenn du mir diesen Satz nochmal in anderen Worten erklären könntest, habe nämlich bereits einen Knoten im Gehirn
Zitat von moo: Sofern Ihr unter ähnlichen Umständen aufgewachsen seid, könnten (!) hier Parallelen bestehen.
Ja, wir sind im gleichen Haushalt, also unter ähnlichen Umständen aufgewachsen.
Aber ich verstehe leider nicht, welche Parallelen du meinst.
Du hast mit deinen Gedanken und Fragen auf jeden Fall sehr viel in mir bewegt Dafür ein
herzliches Dankeschön!