Hallo Ayano,
ich fühle mit dir. Kann mir vorstellen, wie traurig und auch hilflos du deinen Zwangsgedanken gegenüber bist.
Zwangsgedanken haben mit Denken zu tun. Man könnte sagen, du denkst falsch, zwangsweise. Irgendetwas hat dich zu diesem falschen Denken gebracht.
Es ist sehr naheliegend, dass das falsche Denken seine Wurzeln in der Kindheit hat.
Zitat von Insorge:Meist ist es eine Projektion von Strenge, die man durch seine Familie erlebt hat. In deiner Vorstellung bist du nicht gut genug und musst deshalb Buße tun, dich äußerlich verunstalten. Da
Das sehe ich auch so. Du hast ein falsches Bild von Gott gelernt.
In unserer Vorstellung, wenn wir Gott als Vater sehen, dann ist er im kindlichen Bewusstsein so, wie unser Vater oder die Autorität war, von der wir als Kind abhängig waren. War diese Autorität streng und eigentlich lebenfesindlich zu uns, so dass wir es ihr nicht recht machen könnten, was auch immer wir taten, dann ist unser kindliches Gottesbild auch so.
Aber wer kann sich schon anmaßen, zu wissen, wie Gott ist? Wer will Gott definieren?
Ja, wir können in sogenannten heiligen Schriften nachlesen und sehen, wie andere Menschen Gott erlebt haben.
Der christliche Gott und Jesus Christus gelten als verzeihend, verständnisvoll und liebend.
Ich bin auch gläubig.
Aber ich habe eines Tages festgestellt, dass ich mein Bild von Gott unbedingt erweitern muss. Als Kind reicht es, Gott als Vater zu sehen. Und dann hat er eben nur die kindlichen Qualitäten, die das kindliche Hirn im zudenkt.
Aber so klein ist Gott nicht. Er hat es nicht nötig, sich durch Zwangsgedanken irgendwie beeinflussen zu lassen. So mächtig sind wir auch nicht.
Zwangsgedanken sind kranke Gedanken. Glaubst du in allem Ernst, dass der erhabene Gott, sich durch unsere Krankheiten beleidigen lässt? Hat er das wirklich nötig?
Wenn du an Jesus Christus glaubst, so würde er doch, wie wir ihn aus der Bibel kennen, sich voller Mitleid zu dir herunter neigen, dich trösten und dir sagen: Du wirst bald wieder gesund! Er würde doch sehen, dass du unter deiner Krankheit leidest.
Vielleicht wollen dir deine Zwangsgedanken auch sagen, dass du ein viel zu enges und kleines Gottesbild hast. Gott ist weit und erhaben. Schau dir doch das Universum an! Du kannst Gott nicht in Bilder wie gut und böse einsperren. Das ist ihm zu eng gedacht, davon bin ich überzeugt. Im Ernst: Gibt es böse Kinder? Sollten wir diese nicht lieben? Handeln Kinder nicht vielmehr deswegen böse, weil sie etwas noch nicht wissen? Und sind wir nicht alle Kinder vor Gott?
Wir sind nicht schlecht, wenn wir etwas falsch machen, höchstens unwissend.
Warum sollte Gott einem unwissenden Kind nicht vergeben? Hat er das nötig? Ist er so klein? Glaubst du das im Ernst? Würdest du einem unwissenden Kind nicht verzeihen? Ist es nicht vielmehr so, dass Gott dir sogar deine kranken Zwangsgedanken gegen ihn in seiner Größe verzeiht? Das ist seine Größe und das zeigt er dir. Er sieht ja, dass du dich quälst mit deinen Zwangsgedanken.
Und warum sollte Gott schlechter sein, als die Menschen hier im Forum, die dich schätzen und die dir helfen wollen? Glaubst du, dass er schlechter ist als wir, und dir nicht verzeiht? Obwohl es klar ist, dass es krankhafte Gedanken sind? Verzeiht er Krankheiten nicht?
Gegen Krankheiten können Ärzte hilfreich sein und auch Therapeuten. Hab mal gelesen, dass Schwefel was mit Zwangsgedanken zu tun hat, wie weiß ich leider nicht (man hat zu viel oder zu wenig) (in antroposophischer Literatur gelesen). Aber ich bin kein Arzt.
Du kannst einen Arzt oder Therapeuten deiner Wahl aufsuchen.
Du kannst deine Zwangsgedanken umarmen und ihnen, diesen bösen Kindern, über den Kopf streicheln. Sie wollen dir sagen, dass du dein Gottesbild erweitern sollst, so dass du ihm in seiner wahren Wesensart näher kommen kannst.
Warum glaubst du, hat dir Gott deine schönen blonden Haare gegeben? Dass du sie verunstalten sollst? Bitte verzeih meine Direktheit! Aber wenn du schöne Haare hast, dann soll es auch so sein, gottgegeben von der Natur.
Du quälst Gott, wenn du sie abschneidest. Alles in Gottes Universum soll so schön wie möglich sein. Pfusch Gott nicht ins Handwerk. Freue dich deiner schönen Haare! Sie wachsen bald wieder nach.
Beim Meditieren ist es so: Man lässt seine Gedanken kommen und gehen und beobachtet sie nur. Wenn man damit anfängt und sich darauf einlässt, kommen alle möglichen Gedanken, auch schlechte. Aber auch diese Gedanken soll man wie Wolken kommen und gehen lassen, ohne jede Wertung.
Wenn du aber versuchst, einen ganz bestimmten Gedanken nicht zu denken, dann kommt er immer wieder.
Wenn du versuchst, nicht an Affen zu denken, dann wirst du immer wieder an Affen denken.
Besser ist es, Gednaken kommen und gehen zu lassen, ohne jede Wertung.
Lass deine Zwangsgedanken kommen und gehen. Schenk ihnen nicht so viel Beachtung. Sie sind es nicht wert.
Liebe Grüße und alles Gute