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14.12.2016 15:06 • 11.07.2021 #1


25 Antworten ↓


Hallo Annie,

mir geht es genauso, habe neben meiner Angst und Panik auch noch diesen Putz- und Ordnungszwang so wie du ihn beschreibst. Kann dir leider auch keinen nützlichen Rat geben, aber vielleicht ist es ja ein wenig beruhigend zu wissen, dass es noch mehr von uns Putzteufeln gibt .

LG hope44

A


Putzzwang und Ordnungszwang

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Hallo hope44,
ja, das ist es. In meinem Bekanntenkreis und mit meiner Familie rede ich nicht darüber, weil es mir auch peinlich ist, mit meinem Therapeuten habe ich bereits darüber gesprochen, aber so richtig wird das Thema nicht behandelt, weil die Angststörungen im Vordergrund stehen. Es nimmt halt viel an Lebensqualität weg, andererseits kann ich es halt nicht einfach mal lassen, wie es vielleicht normal wäre. Ich habe noch eine Putzstelle 1 x in der Woche, sonst macht dort keiner sauber, sowas würde mich schon heftig stören. Das Bad putze ich bei mir zu Hause jeden Tag, weil ich auch schon fast jeden Tag dusche. Ist schon irgendwie belastend aber auch gleichzeitig erleichternd, wenn man das alles sauber und ordentlich hat...
Lg Annie

Ja, du hast recht, es ist schon alles erfrischend wenn es sauber ist. Nur lange hält das Gefühl bei mir nicht an und somit fange ich wieder an meinem Putzwahn auszuleben. Es ist ein ewiger Kreis. Werde es demnächst mal mit meinem Therapeuten besprechen. Habe noch nicht lange Therapie, da standen die Angst etc. auch erst mal im Vordergrund. Morgen hab ich wieder Termin .

Hab heute schlimm Kopfweh, bin seit Monaten total verspannt. Kennst du solche Beschwerden auch?

Hey,
ja, ich habe seit Jahren schon Probleme mit Nackenverspannungen, Kopfschmerzen, manchmal Migräne, Magen und Darmprobleme, all die Begleiterscheinungen quasi. Letztens wurden Knoten in meiner Schilddrüse gefunden, aber nichts Bösartiges, jetzt muss ich noch mehr Tabletten nehmen, das geht mir ganz schön auf die Nerven, aber das ist schon wichtig, dass es nicht umschlägt...Wie gehst du denn mit deinen Ängsten und den Zwängen so um? Ich habe schon paar Dinge versucht, aber irgendwie kann ich es nicht abstellen. Habe heute wieder geduscht und dann gleich mein Bad geputzt, aber jetzt bin ich erleichtert. So geht es mir oft, obwohl mich das ständige Putzen auch irgendwie nervt. Eigentlich ist es ja nicht dreckig, ich lebe zudem noch allein, aber trotzdem muss alles blitzblank sein...wie ist das bei dir?
Lg Annie

Hallo Annie,

all deine Begleiterscheinungen plagen mich auch. Es ist sehr belastend das alles so zu ertragen, aber gefühlt hab ich das schon mein ganzes Leben lang. Nun hab ich eine Verhaltenstherapie angefangen und bemerke schon leichte Besserung der Angst und Panik. Ich versuche aufkommende Gedanken die Angst und Panik auslösen könnten sofort wieder zu verwerfen und damit komm ich gut zurecht. Nur diese Verspannungen und meine Putzattacken sind hartnäckig geblieben, mache Sport, Wärme etc. Wie hoch ist denn deine Tablettendosis wegen der Schilddrüse, ich muss auch solche nehmen, meine Schilddrüse musste allerdings raus.

Liebe Grüße

Hallo hope44,

ich nehme 25 mg L-Thyroxin Aristo und 100 g Jodid. Im Januar muss ich dann mal wieder zur Blutkontrolle. Am liebsten hätte ich sie auch lieber raus, weil ich auch sehr häufig wie ein Klosgefühl im Hals habe, aber mein Arzt sagte, dass es nichts mit der Schilddrüse zu tun habe, da sie sehr klein ist (nach Szintigramm und Ultraschall). Das ist auch echt eine Sch...ach, was man alles so hat nebenbei noch..ich bin jetzt 46 und leide schon seit ich mich erinnere kann an Ängsten, wenn ich mich zurück erinnere, fing das schon im Kindergarten an...ich habe schon so vieles versucht, aber ich komme aus diesem Kreis irgendwie noch nicht so richtig raus...ich befürchte fast, dass es immer so bleiben wird, mal besser, mal weniger gut, aber eben nicht gut genug...War schon in mehreren Kliniken, habe jetzt die 4. Therapie, aber meine Grundstimmung ist immer angespannt und ängstlich..ist das bei dir auch so ähnlich? Obwohl ich auch gern Fahrrad fahre und ab und zu auch mal stramm spazieren gehe (Rücken-OP Bandscheibe), deshalb nur ab und zu..ist es zwar ein gutes Gefühl, aber eben nur für den Moment...
LG Annie

Zitat von Annie303:
Hallo,
wer kennt das noch, neben Angststörungen noch unter Zwangsstörungen wie Putzzwang und Ordnungszwang zu leiden?
Ich war schon immer irgendwie ordentlich und habe viel sauber gemacht, aber seit dem Tod meiner Großmutter, die ich 3 Jahre zu Hause gepflegt hatte und nebenbei noch einen Lehrgang gemacht hatte und Teilzeit arbeiten ging, ist es noch schlimmer geworden. Ich lebe heute in der Wohnung meiner Großmutter und ich mache ständig sauber, wenn ich mehrmals in einem Raum gegangen bin, habe ich das Gefühl, dass es schon wieder unsauber ist, schon allein der Staub macht mich echt fertig. Staub und irgendwelche Krümel oder Haare im Bad, unsaubere Spiegel oder Kalkflecken...all das gibt es bei mir nicht...meine Wohnung ist immer sauber. Ich lasse auch niemanden rein, außer Handwerker, wenn es mal sein muss, danach putze ich sofort wieder die Spuren weg. Wenn es nicht mache, fühle ich mich unwohl, bin aber erleichtert, wenn ich es gemacht habe...habe schon viele Dinge versucht, mal so zu lassen, Therapie mal in einer Klinik ausprobiert, aber ich kann es nicht lassen...wem geht es noch so? Würde mich über Hinweise und Tipps freuen...
Annie


Ich kann das voll nachempfinden...ich habe auch einen Ordnungszwang...es muss immer alles so sein wie es vorher eben auch war...sauber...ich bin durch die Kinder etwas lockerer geworden...da kann ja nicht immer alles sofort weg gemacht werden...aber ich habe da so mein System im Kopf, das es so sein muss und nicht anders...bei mir liegt es in der Familie...ich bin so aufgewachsen...da war immer alles klinisch sauber...ich denke das habe ich irgendwie mit genommen und kann einfach nicht anders...

vielleicht hast du den Tod deiner Oma noch nicht verarbeitet...du wohnst dort und ich stelle mir das persönlich sehr schwierig vor...vielleicht solltest du das Thema mal in einer Therapie ansprechen...

Grüßle
Melanie

Zitat von MissPanicRoom:
Zitat von Annie303:
Hallo,
wer kennt das noch, neben Angststörungen noch unter Zwangsstörungen wie Putzzwang und Ordnungszwang zu leiden?
Ich war schon immer irgendwie ordentlich und habe viel sauber gemacht, aber seit dem Tod meiner Großmutter, die ich 3 Jahre zu Hause gepflegt hatte und nebenbei noch einen Lehrgang gemacht hatte und Teilzeit arbeiten ging, ist es noch schlimmer geworden. Ich lebe heute in der Wohnung meiner Großmutter und ich mache ständig sauber, wenn ich mehrmals in einem Raum gegangen bin, habe ich das Gefühl, dass es schon wieder unsauber ist, schon allein der Staub macht mich echt fertig. Staub und irgendwelche Krümel oder Haare im Bad, unsaubere Spiegel oder Kalkflecken...all das gibt es bei mir nicht...meine Wohnung ist immer sauber. Ich lasse auch niemanden rein, außer Handwerker, wenn es mal sein muss, danach putze ich sofort wieder die Spuren weg. Wenn es nicht mache, fühle ich mich unwohl, bin aber erleichtert, wenn ich es gemacht habe...habe schon viele Dinge versucht, mal so zu lassen, Therapie mal in einer Klinik ausprobiert, aber ich kann es nicht lassen...wem geht es noch so? Würde mich über Hinweise und Tipps freuen...
Annie


Ich kann das voll nachempfinden...ich habe auch einen Ordnungszwang...es muss immer alles so sein wie es vorher eben auch war...sauber...ich bin durch die Kinder etwas lockerer geworden...da kann ja nicht immer alles sofort weg gemacht werden...aber ich habe da so mein System im Kopf, das es so sein muss und nicht anders...bei mir liegt es in der Familie...ich bin so aufgewachsen...da war immer alles klinisch sauber...ich denke das habe ich irgendwie mit genommen und kann einfach nicht anders...

vielleicht hast du den Tod deiner Oma noch nicht verarbeitet...du wohnst dort und ich stelle mir das persönlich sehr schwierig vor...vielleicht solltest du das Thema mal in einer Therapie ansprechen...

Grüßle
Melanie


Hallo Melanie,
ja, deshalb suche ich schon seit einiger Zeit eine Wohnung, weil ich denke, dass dies unter anderem damit zusammen hängen kann. Angesprochen wurde es bereits in meiner Therapie. Meine Oma war alles für mich. Aber ich glaube, dass kennen viele. Ich bin noch hin und hergerissen, ob ich nun wirklich umziehen soll oder es quasi als eine Art Therapie ansehe, doch in der Wohnung zu bleiben. Es sind zwar schon 14 Jahre vergangen seit dem Tod, aber manchmal fehlt sie eben doch noch. Wenn man einen Menschen so geliebt hat, ist das vielleicht auch völlig normal, denke ich. Dadurch, dass ich sie damals gepflegt habe (sie war dement), habe ich stets dafür gesorgt, dass es sauber und ordentlich ist. Aber laut Therapeut hängt das mit anderen Störungen zusammen...
LG Annie

Hallo Annie303,

zu aller erst möchte ich dir mein Beileid ausdrücken. Es ist bewundernswert, dass Du eine Oma so gepflegt hast.

Es ist wirklich eine große Entscheidung ob Du in der Wohnung bleiben solltest oder nicht. Das solltest wirklich nur Du für dich entscheiden.

Zum Verständnis:
Egal wo wir uns aufhalten, das Unterbewusstsein bewertet immer die Situation. Es prüft den ganzen Tag die Sinneseindrücke auf Gefahr. Das geschieht erst ein mal autonom und im Hintergrund.
Je nach Grundstimmung haben wir auch manchmal ein leicht unwohles Gefühl, wenn wir Orte betreten die neu sind. Dieses Gefühl nimmt ab, wenn dieser Ort von uns als befriedet empfunden wird. Eine bewusste orientierung im Raum ist da zuträglich. Je sicherer der Ort sich anfühlt, desto entspannter können wir sein.

Eine Wohnung ist der Ort wo wir uns zurückziehen und einfach sein können. Er sollte sich sicher und geborgen anfühlen. Man sollte ihn ähnlich pflegen wie seinen eigenen Körper und seine Seele.
Die eigenen vier Wände sind eine Art weitere Körpergrenze. In der eigenen Wohnung ist die Komfortzone größer als draußen. Die Komfortzone erstreckt sich über die ganze Wohnung wenn wir zu Hause sind. Wenn wir unsere Wohnung vernachlässigen oder Personen hinein lassen die wir nicht darin haben wollen, wird das unterbewusste Vertrauen in die Wohnung geschwächt. Menschen mit einem intakten Urvertrauen und ohne Angststörung haben da eine teils sehr hohe Grenzen bis sie es belastet, wenn im Umgang mit der Wohnung was schief läuft. Bei Menschen mit Angststörungen ist diese Grenze niedriger. Das bemerkt man meist bewusst nur sehr spät. Das Unterbewusstsein ist da schneller.
Von daher ist das Putzen an sich gut. Nur sollte das Putzen nicht das Leben einschränken.

So hat das eigene Heim eine sehr wichtige Funktion. Dies aufzugeben und ein neues zu schaffen ist immer eine Umstellung.

Es ist halt die Frage was dem Zwang zu Putzen zu Grunde liegt. Also ob beispielsweise der Tod deiner Oma da mit rein spielt oder ob sich der Status der Wohnung für dein Unterbewusstsein verändert haben könnte.

Das sage ich aus dem Grund, weil es stärker wurde als deine Oma verstorben ist. Die Frage die sich für mich stellt ist halt, was genau diesen Zwang auslöst.

Das nur mal so als weitere Idee.

Gruß
Cube

@cube_melon

Danke, sehr gut geschrieben. Mit etwa 12 oder 13 hatte ich sehr oft den Gedanken: wenn ich mal eine eigene Wohnung habe, muss alles perfekt sein...später, im Arbeitsleben habe ich gemerkt, dass auch da alles perfekt sein soll, bloß keine Fehler und immer alles korrekt und pünktlich erledigen. Leider nicht möglich...wenn ich Körperpflege betreibe, dann muss alles perfekt sein, es gibt Rituale, die gemacht werden müssen...sonst fühle ich mich nicht wohl...woher das genau kommt, steht noch in Frage...ich habe schon mehrmals versucht, nur einmal in der Woche, außer das Bad, zu putzen, klappt nicht...ich bin wenigstens froh, dass die Wohnung nicht zu groß ist, da ich auch körperlich Probleme habe, bei nur 2 Zimmern mit Küche, Flur und Bad an einem Tag zu schaffen (früher war das möglich). Manchmal habe ich sogar vor der Arbeit geputzt, aber nur das in meinen Augen Nötigste...jetzt kann ich es mir zumindest einteilen und etappenweise erledigen, da ich berentet bin. Davon verschwindet der Zwang nicht, ich denke, wir müssen da noch tiefer graben (mein Therapeut und ich), wobei er unter anderen den Gedanken hatte, dass es überwiegend an den Angststörungen läge etwas weg zu putzen... mal schauen, wie es weitergeht, ich bin gespannt

Strukturen und Rituale helfen bei einem Mangel an Grundvertrauen bzw. Ängsten. Übertreibt man es, bzw. geschieht es aus einer falschen Motivation heraus, kann das zu einem Zwang werden.

Dies hat mehrere Gründe. Unter anderem wirkt ein Raum optisch ruhiger und klarer. Das Unterbewusstsein hat weniger die Sinnesreize zu zu bewerten und zu filtern. Dazu kommt das Gefühl der Sicherheit was man von dem befriedeten Raum bekommt. Das Unterbewusstsein wird quasi belohnt in dem es weniger Stress hat.

Der eigene Körper, seine Komfortzone und die Wohnung sind die Dinge die Dinge die uns als Basis dienen. Gut der eigene Körper als Gefäß, aber das ist ein anderes Thema.

Du putzt nicht direkt die Angst weg, sondern durch das putzen sinkt dein Stresslevel im Körper was die Angst auslöst. Im gewissen Sinne ist das natürlich, denn wer hat schon gerne Bewusst emotionales Leid. IdR. weder man selbst noch sein Unterbewusstsein. Zwangshandlungen können auch Kompensationshandlungen für andere Dinge sein.

Eine Ansatz wäre das Putzen als Pflege der Wohnung zu sehen. Und nicht als Sicherung oder Befriedung. Also das bewusste Wahrnehmen der Wohnung als sicherer Ort. Überprüfung der Realität. Ein Fleck mag vielleicht bemerkbar sein, die Wohnung behält trotzdem den Status sicher und befriedet und geborgen.

Ähnliches gilt für den Umgang mit dem Körper und der Eigenpflege. Den Körper und die eigenen Bedürfnisse aus Eigenliebe zu versorgen ist absolut wichtig. Jedoch auch hier gilt - Realitätsbezug und seinen Körper als bereits gesichert annehmen.

Ein erhöhter Stresslevel im Körper ist ein verstärkender Faktor bei Zwängen. Gerade wenn dieser sich Richtung Angstschwelle bewegt.

Es ist wirklich schön, das Du das ein gutes Stück weit schaffst.

Meine Wohnung ist mir auch heilig.
Es muß immer alles an seinem Platz liegen..Unordnug geht nicht.
dann fühle ich mich nicht wohl...
Da ich bastele habe ich im Schlafzimmer ein paar Kartons stehen....
Es hat viel Zeit gekostet damit fertig zu werden das wenigstens ein Raum auch mal etwas chaotisch sein darf.
Das schilmmste wäre wenn ich Besuch bekomme und das Bad oder die Küche wären nicht in Top-Zustand.
Ich würde mich dann schämen und denken das es ein schlechtes Bild von mir zeigt.
Bei anderen stört es mich aber nicht..da bin ich sehr tollerant.
Ich muß auch mindestens 1 x die Woche alles..Lampen ..Bilder ..Möbel komplett abgestaubt haben.
Komplett heißt alles was sich in der Wohnung befindet.
Meine Mutter war nicht so sauber und ich habe es als Kind schon nicht schön gefunden.
Ich habe keine Freunde mit nach Hause genommen weil ich mich geschämt habe.
Ich sehe meine Wohnung als Teil von mir und das muß sauber sein.
Auch mein Auto oder Fahrad..alles muß immer perfekt sein.

Zitat von cube_melon:

Du putzt nicht direkt die Angst weg, sondern durch das putzen sinkt dein Stresslevel im Körper was die Angst auslöst. Im gewissen Sinne ist das natürlich, denn wer hat schon gerne Bewusst emotionales Leid. IdR. weder man selbst noch sein Unterbewusstsein. Zwangshandlungen können auch Kompensationshandlungen für andere Dinge sein.

Eine Ansatz wäre das Putzen als Pflege der Wohnung zu sehen. Und nicht als Sicherung oder Befriedung. Also das bewusste Wahrnehmen der Wohnung als sicherer Ort. Überprüfung der Realität. Ein Fleck mag vielleicht bemerkbar sein, die Wohnung behält trotzdem den Status sicher und befriedet und geborgen.


Ein erhöhter Stresslevel im Körper ist ein verstärkender Faktor bei Zwängen. Gerade wenn dieser sich Richtung Angstschwelle bewegt.

Es ist wirklich schön, das Du das ein gutes Stück weit schaffst.



Das ist ein guter Ansatz.
Richtig, es senkt den Stresslevel, da gebe ich dir recht. Manchmal war es auch so, dass ich mich beim Fahrrad fahren ziemlich auspowerte, so dass mir schon übel wurde, weil ich Stress in mir spürte, ihn quasi weg fahren wollte..(Fahrrad geht noch, da bin ich froh, weil ich es auch gern mache). Früher, als ich noch Joggen konnte, fing ich an zu Joggen, als ich der erste Mal einen toten Menschen sah (arbeitete mal in einem Altenheim). Es war ein grausamer Tag, ich sah diesen Menschen, den ich auch ins Herz geschlossen hatte, ich hatte Feierabend, es regnete stark, ich zog mich um und los ging's, danach fühlte ich mich irgendwie erleichtert. So wurde es dann fast zur Sucht, bis ich eine Notfall-OP an der Bandscheibe hatte und leider heute noch Probleme mit dem Rücken habe. Jetzt ist es so mit Radfahren, allerdings hat meine Aktivität schon ziemlich abgenommen, da ich andererseits dauernd müde und schnell erschöpft bin. Warum, weil ich die die meiste Zeit angespannt und nervös bin. Warum, weil ich mir zuviel Gedanken mache und die Ängste quasi immer bei mir sind. Die Übung ist, dass man sie quasi als Besucher betrachten kann, mit ihnen reden kann, was sie schon wieder wollen zum Beispiel. Noch klappt es nicht so wirklich...aber ich arbeite ja daran..es gibt ja auch den Eu-Stress und den Di-stress...

Vorab - dieses Umprogrammieren der Abäufe, die sonst völlig automatisch im Hintergrung laufen, ist eine echte Herausforderung. Es besteht in vielen kleinen, angepassten Schritten und Wahrnehmung des Erfolges und/oder der neu definierten Form der Belohnung. Jeder kleine Erfolg ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Sie es anders als Sucht. Es ist das Bedürfnis das emotionale Leid, welches mit auch durch den Stress verursacht wird, zu reduzieren.
Sport in Maßen ist und sollte eine Ressource sein. Es muss ja auch nicht unbedingt Sport sein. Bewegung, vorzugsweise im Freien, ist auch gut. Der Körper hat Zeit Stresshormone abzubauen und loszulassen.

Das mit dem Radfahren kenne ich. Zum Glück habe ich ein E-Bike. Das gibt mir die Sicherheit, dass es mich im Fall von plötzlicher, emotionaler Erschöpfung nach Hause bringt. Mit maximaler Unterstützung muss man zwar trotzdem die Beine bewegen, aber diese Unterstützung im Notfall fühlt sich für mich echt geborgen an.

Es ist halt wichtig Ressourcen zu sammeln und nicht alles auf eine zu konzentrieren. Selbst die Wohnung sauber halten kann eine sein. Kochen, ein Bad nehmen, Lesen, Musik hören, Entspannungsübungen wie Imagination, Hörbücher, Yoga, Schwimmen gehen, Kino, Freunde etc..

Zitat:
Die Übung ist, dass man sie quasi als Besucher betrachten kann, mit ihnen reden kann, was sie schon wieder wollen zum Beispiel. Noch klappt es nicht so wirklich...aber ich arbeite ja daran..es gibt ja auch den Eu-Stress und den Di-stress...

Richtig Das ist schön, dass Du das kannst.
Ich sehe das noch einen Schritt tiefer. Ich lebe nach der Theorie des inneren Kindes.

Zitat von Annie303:
Zitat von MissPanicRoom:

Ich kann das voll nachempfinden...ich habe auch einen Ordnungszwang...es muss immer alles so sein wie es vorher eben auch war...sauber...ich bin durch die Kinder etwas lockerer geworden...da kann ja nicht immer alles sofort weg gemacht werden...aber ich habe da so mein System im Kopf, das es so sein muss und nicht anders...bei mir liegt es in der Familie...ich bin so aufgewachsen...da war immer alles klinisch sauber...ich denke das habe ich irgendwie mit genommen und kann einfach nicht anders...

vielleicht hast du den Tod deiner Oma noch nicht verarbeitet...du wohnst dort und ich stelle mir das persönlich sehr schwierig vor...vielleicht solltest du das Thema mal in einer Therapie ansprechen...

Grüßle
Melanie


Hallo Melanie,
ja, deshalb suche ich schon seit einiger Zeit eine Wohnung, weil ich denke, dass dies unter anderem damit zusammen hängen kann. Angesprochen wurde es bereits in meiner Therapie. Meine Oma war alles für mich. Aber ich glaube, dass kennen viele. Ich bin noch hin und hergerissen, ob ich nun wirklich umziehen soll oder es quasi als eine Art Therapie ansehe, doch in der Wohnung zu bleiben. Es sind zwar schon 14 Jahre vergangen seit dem Tod, aber manchmal fehlt sie eben doch noch. Wenn man einen Menschen so geliebt hat, ist das vielleicht auch völlig normal, denke ich. Dadurch, dass ich sie damals gepflegt habe (sie war dement), habe ich stets dafür gesorgt, dass es sauber und ordentlich ist. Aber laut Therapeut hängt das mit anderen Störungen zusammen...
LG Annie


Ich kenne das alles...ich bin bei meiner Oma aufgewachsen und habe sie auch mitgepflegt...sie war schwer krank und ist auch schon sehr früh verstorben...da war ich 14Jahre alt...

Zitat von alfred:
Ich sehe meine Wohnung als Teil von mir und das muß sauber sein.

Das ist eine gute Einstellung. Es ist auch gut, dass Du eine Art Chaos-Zimmer zulassen kannst.

Als Kind habe ich in exorbitant unsauberen, chaotischen und unhygienischen Verhältnissen leben müssen. Dieses hatte den Charakter von wirklich gutem scripted reality eines TV-Senders mit drei bunten Buchstaben.
Ich kann in vielen Bereichen Unsaubarkeiten zulassen, in ein paar engen Bereichen leider kaum.
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von MissPanicRoom:
Zitat von Annie303:


Das ist traurig...aber es ist gut, wenn man eine schöne Erinnerung daran hat...ich träume hin und wieder von ihr. Sie wäre am 15.07.2016 100 geworden...wenn ich an sie denke kommen mir manchmal die Tränen, manchmal muss ich schmunzeln, ich habe echt tolle Zeiten mit meiner Omi erlebt..
später ist es dann schon hart mitanzusehen, wie der Mensch quasi verfällt, aber sie hat den Krieg auch miterlebt und ihren Mann durch Krankheit im Krieg früh verloren, seitdem hatte sie nie wieder einen festen Partner außer Freizeitbekanntschaften. Sie sagte, sie wolle ihrem mann treu bleiben, obwohl er schon lange verstorben war...

Zitat von Annie303:
wenn ich an sie denke kommen mir manchmal die Tränen, manchmal muss ich schmunzeln, ich habe echt tolle Zeiten mit meiner Omi erlebt..


Meine Omi war auch prima.




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