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Guten Abend zusammen,

ich möchte gerne ein Problem von mir beschreiben und vielleicht kommt das ja jemandem bekannt vor und hat eventuell ein paar Tips für mich.

Ich habe manchmal extreme Präkrastinations-Schübe. Also den starken Drang, Dinge zu tun, Aufgaben zu erledigen, To-do-Listen abzuarbeiten.
Dieser Drang ist aber nicht immer so stark, er tritt in Schüben auf. Dann bin ich wirklich wie neben der Spur. Ich will einfach alles jetzt und sofort machen. Dabei ist es total egal, ob es dringende Aufgaben sind oder total nebensächlich: Urlaub für nächstes Jahr jetzt sofort buchen, neues Katzenfutter bestellen, Blumen gießen, ein Pferd kaufen, umziehen usw.
Ich verfalle dann in totalen Aktionismus und habe auch schonmal schlechte Entscheidungen getroffen deswegen.

Ich bin dann immer total erschöpft und muss mich ausruhen.
Aber das Problem ist, dass mein Kopf in diesen Momenten ausschaltet. Ich kann keine Nacht drüber schlafen, weil ich vor lauter Aufregung gar nicht schlafen kann.
So extrem kommt es zum Glück nur selten vor und ich habe ein wenig gelernt, es in den Griff zu bekommen, indem ich bewusst ruhige Dinge tue, um mich abzulenken. Manchmal ist dieser Aktionismus-Schub dann nach ein paar Stunden vorbei.

Keine Ahnung was das ist und ich habe auch noch nie sowas von anderen gehört. Aber: meine Mutter ist auch so! Sie fing früher auch oft mit meinem Vater an zu streiten, dass er jetzt und sofort Dinge tun soll. Von jetzt auf gleich drehte sie total durch. Sie hat aber auch eine Angststörung, vielleicht kommt das daher?
Leider komme ich in diesen Phasen manchmal auch mit meinem eigenen Mann in Konflikt, denn er ist das krasse Gegenteil. Er schiebt Dinge auf wo es nur geht und das bringt mich oft auf die Palme!

Am schlimmsten ist es in stressigen Lebensphasen. Ich komme nicht damit klar, wenn Dinge außer Kontrolle geraten, dann habe ich diesen Aktionismus ganz oft. Auch schiebe ich bei meiner Arbeit niemals Aufgaben auf. Das ist vielleicht das einzig positive daran.

Kennt das irgendwer von euch? Ansonsten habe ich selbst keine Angststörung wie meine Mutter. Ich wurde aber in meiner Kindheit schlimm gemobbt viele Jahre lang. Es gab einen tragischen Todesfall in meiner engen Familie und meine Eltern waren eher wenig liebevoll sowohl zu mir als auch miteinander.
Ob diese Erlebnisse das ausgelöst oder verstärkt haben weiß ich nicht.

Viele Grüße

05.09.2024 19:29 • 07.09.2024 #1


11 Antworten ↓


Nichts soll schiefgehen, alles so fach- und zeitgerecht erledigt sein. Ein klappt nicht gibt es für dich nicht. Die Frage ist halt, was würde passieren, wenn du es einmal nicht so tun würdest?

Ich selbst bin jetzt niemand der alles sofort erledigen muss, manchmal lasse ich mir auch mal zuviel Zeit und tue erst etwas, wenn genügend Leidensdruck aufgebaut ist (dabei ist es egal ob es meiner ist oder von einer dritten Person).

Ich glaube nicht, dass das etwas mit Angststörungen zu tun hat. Es könnte zum Teil damit zusammenhängen, dass du dich beweisen willst, dass jemand dich nur wertschätzt, wenn du genau das tust was von dir erwartet wird oder zumindest du glaubst, dass man das von dir erwartet. Solche Dinge sind höchst individuell und lassen sich auch nicht pauschal beantworten.

Für mich klingt das nach dem Wunsch nach Kontrolle, du willst keine Angriffsfläche bieten, damit dir keiner vorwerfen kann, dass du weniger wert bist.

A


Präkrastination / ständiger Aktionismus

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Danke für deine Antwort.
Vielleicht kommt es tatsächlich eher von dem Wunsch, keine Angriffsfläche zu bieten. Mir ist es sehr wichtig, dass keiner etwas schlechtes von mir denkt.
Vermutlich hat es auch etwas mit fehlenden Selbstwertgefühl zu tun...

Zitat von Lauria:
Ich habe manchmal extreme Präkrastinations-Schübe. Also den starken Drang, Dinge zu tun, Aufgaben zu erledigen, To-do-Listen abzuarbeiten.
Dieser Drang ist aber nicht immer so stark, er tritt in Schüben auf. Dann bin ich wirklich wie neben der Spur. Ich will einfach alles jetzt und sofort machen. Dabei ist es total egal, ob es dringende Aufgaben sind oder total nebensächlich: Urlaub für nächstes Jahr jetzt sofort buchen, neues Katzenfutter bestellen, Blumen gießen, ein Pferd kaufen, umziehen usw.
Ich verfalle dann in totalen Aktionismus und habe auch schonmal schlechte Entscheidungen getroffen deswegen.

Ich bin dann immer total erschöpft und muss mich ausruhen.
Aber das Problem ist, dass mein Kopf in diesen Momenten ausschaltet. Ich kann keine Nacht drüber schlafen, weil ich vor lauter Aufregung gar nicht schlafen kann.
So extrem kommt es zum Glück nur selten vor und ich habe ein wenig gelernt, es in den Griff zu bekommen, indem ich bewusst ruhige Dinge tue, um mich abzulenken. Manchmal ist dieser Aktionismus-Schub dann nach ein paar Stunden vorbei.

Hast du zwischendurch auch depressive Phasen? Dieser Aktionismus ist typisch bei der manischen Depression, die sich aber mit depressiven Phasen abwechselt.

Vielleicht bist du ganz einfach besonders gewissenhaft und / oder auch ungeduldig.
Wenn ich mir etwas fest vornehme und dann doch nicht mache oder nicht *schaffe*, also erneut vertagen muss...
nervt mich das auch mal.
Je nachdem wie wichtig die Angelegenheit ist.
Lernen Prioritäten zu setzen und gelassener werden....in Bezug auf die eigenen *Aufgaben*.

Frage dich öfter mal: Muss das wirklich HEUTE noch gemacht werden....oder hat es doch wirklich noch Zeit?
Was ist für den Moment / den Tag besonders wichtig und was nicht?

To do Listen sind gut, als Erinnerungshilfe was noch zu erledigen ist.
Es steht aber nicht mit drauf, dass alles sofort und zackig gemacht werden muss.

Setze dich nicht selber unter Druck und sei nicht enttäuscht, wenn du etwas NICHT geschafft hast...
*Mist...ich wollte doch heute noch....* -Gedanken weglassen.

Das ist einfach ein Lernprozeß denke ich, denn früher war ich auch noch anders getaktet und habe mir Streß GEMACHT.
Deine Mutter hat es dir so vorgemacht / vorgelebt ...und du hast es dir so abgeguckt und für *richtig empfunden* wenn Mama das so macht. Ja ?

Finde deinen eigenen Weg und dein eigenes Tempo, mit den Aufgaben die man im Leben hat zurecht zu kommen... oder was man sich so vornimmt.
Es ist eine Frage deiner eigenen Einstellung
oder geht es um * gefallen wollen ?*....*Erwartungen anderer zu erfüllen?*
*gelobt werden für etwas*....?

@Schlaflose
Danke für deinen Beitrag. Eigentlich glaube ich nicht, dass ich Depressionen habe. Klar habe ich auch mal sehr schlechte Phasen aber es geht mir im großen und ganzen eigentlich gut.
Mein ältester Bruder war manisch depressiv. Leider ist das mit der oben beschriebenen Tragödie geendet. Ich weiß nicht, inwiefern ich hier eine Triggerwarnung setzen muss

@Kentucky Ungeduldig bin ich wirklich. Nur nerven mich am meisten diese Situationen, an denen ich am nichts anderes denken kann als Dinge zu erledigen und zwar sofort
Mit Erwartungen anderer hat das auch mit Sicherheit was zu tun. Mir ist es viel zu wichtig, was andere von mir denken

Zitat von Lauria:
Mit Erwartungen anderer hat das auch mit Sicherheit was zu tun. Mir ist es viel zu wichtig, was andere von mir denken

So war ich auch mal drauf...
Versuche dein eigenes Ding zu machen. Du musst nicht perfekt sein, nicht für andere und nicht für dich.
Du darfst Fehler machen.
Du darfst mal etwas verschieben.
Du darfst mal etwas vergessen.
Du darfst mal Pause machen und nichts tun.
Du darfst auch mal eine Aufgabe an andere abgeben / deligieren
*kannst du das nicht mal machen?*

Setze Prioritäten. Was ist Heute wichtig...und was hat Zeit bis morgen oder übermorgen...
Übe dich in Gelassenheit und Geduld. Das dauert natürlich alles...aber versuche es. Fang an...morgen

Hi, auf die Schnelle Pferde kaufen oder den Wohnsitz wechseln kann durchaus erschöpfend sein - vor allem für den Geldbeutel.

So wie Du es beschreibst, hat es schon manische Züge aber da es nur für wenige Stunden anhält, würde ich mir bzgl. einer psychischen Erkrankung keine Sorgen machen.

Praktische Tips hab ich keine aber Du könntest mal versuchen, das sofort-machen-wollen breiter zu verstehen. Für was könnte dieser Drang - stellvertretend - entwickelt worden sein? Da mich das von Dir beschriebene schubweise Auftreten ein wenig an Suchtverhalten (hier: Suchtdruck) erinnert, würde ich mal in diese Richtung nachdenken.

Du kannst auch Pro- und Prä- mal nicht als Gegenteile auffassen sondern sie vielmehr in eine gemeinsame Kategorie einordnen: Nicht zufrieden sein mit etwas. Lass dabei den Zeitfaktor (Jetzt / Nicht jetzt) und das Objekt des Handelns mal weg und konzentriere Dich lediglich auf das geistige Verlangen, das sich mitunter auch körperlich zeigt. Was steckt dahinter?

Ich habe schon oft erlebt, dass die Suche nach Ursachen viele Wirkungen abschwächt, wenn nicht gar längerfristig aufhebt.

@moo Ich habe schon oft versucht herauszufinden, an was es liegt.
Manchmal mache ich tatsächlich als Reaktion auf diesen Aktionismus erstmal Atemübungen. Total bescheuert

@Kentucky Es ist leider sehr schwierig für mich, diese Erwartungshaltung an mich selbst abzuschalten. Beispielsweise denke ich immer darüber nach, was der Besuch wohl über mein Haus denkt. Ist es sauber und ordentlich genug? Was denken andere über meinen Garten usw.

Zitat von Lauria:
Es ist leider sehr schwierig für mich

Schwierig ja....aber nicht unmöglich.
Ich kenne das alles, glaube mir.


Wem es bei mir zu staubig oder schmuddelig, nicht ordentlich genug ist, im Garten zu viel Unkraut entdeckt...und mäkelt,

der ist nicht mein Freund. Nicht mein gern gesehener Gast. Derjenige muss dann auch nicht wieder kommen.

Wem es bei mir nicht gefällt, kann dann ja wegbleiben.
Ich lebe....und wohne nicht in einem Möbelhaus oder Ausstellungsraum, den man besichtigen und bewerten sollte.

Meine Mutter konnte sowas immer gut. * Du musst mal wieder Fenster putzen *
Die Schwiegermutter meiner Tochter auch. *Ach herrje...du hast ja die Betten noch gar nicht gemacht*

A


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