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Hallo und seid herzlich gegrüßt,
wenn ich unter längerem Stress oder Kummer stehe, verstärken sich bei mir nicht nur meine Angstzustände, sondern auch die Zwänge. Je intensiver ich dann kontrolliere, desto schwächer wird dann die Angst. Kennt das jemand? Ich bin froh, dass ich mittlerweile die Zusammenhänge verstehe. Als bei mir vor 49 Jahren die Angstneurose ausbrach, und ich ständig zum x-mal den Herd, die Wasserhähne und Türen kontrollieren musste, dachte ich, dass ich ver-rückt sein, weil ich mein Tun vom Verstand her nicht einordnen konnte. Außerdem musste ich bestimmte Rituale ausführen, dabei half mir die Zahl 5. Es durfte keine andere Zahl sein, weil ich dann glaubte, dass etwas Schlimmes passieren würde. Stellt Euch mal vor, es wäre die Zahl 100 oder 1000 gewesen? Wenn ich auch in der Therapie oder während eines stationären Aufenthaltes öfters kurz vor einer Psychose stand, ist es Gott sei Dank nie eingetreten. Mein Psychotherapeut erklärte es mir so, dass, wenn der Verdrängungsmechanismus auf einmal zu viel an Schmerz an die Oberfläche kommen lässt, kann es zu einer Überflutung kommen, der man seelisch nicht mehr gewachsen ist und als Erlösung in eine Psychose gleitet.
Bei den Panikattacken glaubt man zwar auch durchzudrehen, aber das ist nur ein vorübergehendes Gefühl, dass danach wieder verschwindet. Ich weiß, dass ich nicht verrückt bin. Meine Seele ist krank, aber mein Geist ist in Ordnung.
Mein Mann ist seit vielen Jahren ein Psychotiker. Er sieht, hört Dinge, die nur in seiner Fantasie existieren. Glaubt, dass seine Welt die reale ist. Nimmt keine ärztliche Hilfe an. Seine Schübe wirken sich massiv auf meine Ängste aus, weil ich ihm nicht helfen kann und ich sein Verhalten nicht immer richtig einzuordnen weiß. Er fühlt sich ständig verfolgt und glaubt, die Welt retten zu müssen. Auch mich.
Da fällt mir gerade folgendes dazu ein:
Der Psychotiker flüchtet bei seelischem Druck in seine Welt, in der er zu Hause ist.
Wir Neurotiker müssen uns mit unseren Symptomen herumplagen uns sie ausleben/durchleben.
Ich glaube, ich bin doch lieber ein Neurotiker.

Gruß
Glockenblume

21.08.2011 11:24 • 21.08.2011 #1


1 Antwort ↓

Hallo,

lese schon seit einiger Zeit hier im Forum mit. Nun habe ich mich doch mal dazu entschlossen, mich anzumelden, weil mir das, was Du über die Verknüpfung von Zwängen und Ängsten schreibst, ziemlich bekannt vorkommt.

Ich leide, wohl schon seit ich 12 oder 13 war, unter Zwängen. Vor allem Wasch- und Kontrollzwang. Irgendwie gelang es mir aber, mich damals immer wieder zusammen zu reißen, bis das ganze als ich so um die 30 war richtig hochkam. Habe seitdem zwei ambulante Therapien gemacht. Die erste hatte ich abgebrochen, da ich nach etlichen Sitzungen das Gefühl hatte, nur auf der Stelle zu treten. Bei der zweiten fühlte ich sehr gut aufgehoben und die Therapeutin hat mit mir Übungen gemacht, die mir halfen, Angste auszuhalten ohne Zwangshandlungen vorzunehmen, wodurch die Ängste dann etwas nachließen.

Habe dann sogar einen beruflichen Neuanfang gewagt, der ansich auch ziemlich gut läuft. Allerdings herrscht am Arbeitsplatz ein recht spezielles Betriebsklima und seit einiger Zeit nehmen meine psychischen Probleme wieder zu. Selbst wenn ich mich abends vor dem Fernseher enspannen will, komme ich nich wirklich zur Ruhe und bemerke manchmal eine Art leichtes Zittern (tu mich ein wenig schwer, das zu beschreiben). Hatte jetzt zwei Wochen Urlaub, der mir aber auch nicht gerade geholfen hat, sondern durch die Zeit, die ich zum Grübeln hatte, fast noch geschadet.

Naja, wollte das erstmal so schreiben und fand das hier besser aufgehoben als im Vorstellungsthread. Würde mich freuen, hier Leute zu treffen, mit denen man sich über das Thema austauschen kann.

LG,
Melante




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