zu meiner persönlichen Situation hatte ich ja schon hier und dort was geschrieben. Unter anderem, dass ich seit 2007/2008 nicht mehr arbeiten gehe, weil ich mit dem zwischenmenschlichen Streß einfach nicht angemessen umgehen und ihn auch nur halbwegs kompensieren kann. In mir ist etwas, was anderen ständig recht gibt und mich selbst angreift, so dass ich nicht nur mit der Person mir gegenüber sondern auch noch gegen einen Teil von mir selbst kämpfen muss. Irgendwann konnte ich das nicht mehr, hatte einen Zusammenbruch und seitdem ziemlich viel Angst, es noch mal zu versuchen, d.h. ich hatte einen Minijob an einer Kasse, die Chefin aber hat mich gedemütigt, wohl weil sie merkte, dass ich mich nicht angemessen zur Wehr setze, ich hab dann gekündigt, dann was gefunden, auch auf Minijob-Basis, so dass ich jetzt immerhin 420 Euro zum Haushaltseinkommen beitrage. Von zu Hause aus. Was bequem ist. Aber auch zusätzlich einsam macht. Ich komm zu wenig raus.
In den letzten Jahren habe ich festgestellt, dass ich früh morgens immer gut drauf bin, ich bin froh, ausschlafen zu können, mich ins Bett zu kuscheln und keinen Reibereien mit Kollegen mehr ausgesetzt zu sein. Über den Tag verschlechtert sich dann meine Stimmung, und abends, bevor mein Mann heimkommt, fühle ich mich so richtig nutzlos. Wenn er dann da ist, ist es wieder etwas besser, und dann möchte ich irgendwann nur ins Bett und schlafen und die Welt vergessen.
Wir haben keine Kinder. Mein Mann ist zeugungsunfähig, aber wir lieben uns und daher war es auch keine Option für mich, etwas anderes zu tun. Inzwischen hatte ich eine Total-OP im letzten Jahr, womit sich das Thema Kinderwunsch restlos erledigt hat. Ich finde das schade, aber es hat mich nicht so fertig gemacht wie es vielleicht andere Frauen gemacht hätte. Jetzt aber ist es schon so, dass ich traurig bin, weil ja doch etwas fehlt, und dann ist es so, ich bin ein sehr kreativer Mensch, male, schnitze Reliefs, baue Kleinmöbel, fertige Schmuck, alles auf Hobbybasis, aber ich frage mich dann auch immer wieder: Was passiert mit den Dingen später? Eigentlich sind das alles Lieblingsstücke, Erbstücke, etwas, was man total gerne weitergibt bzw bekommt, aber was soll daraus werden? Vielleicht landet das eines Tages alles auf dem Müll.
Ich bin sehr unterfordert, besonders auch mental. Ich bin eigentlich ein Mensch, der mitanpackt, sehr leistungsfähig ist und Nägel mit Köpfen macht. Durch meine Ängste geht mir ein gutes Stück Lebensqualität verloren, aber durch die Angst vor Kollegen/Auseinandersetzungen geht mir nicht nur eigenes Einkommen sondern auch Selbstwert und Teilhabe an der Gesellschaft verloren. Ich habe ein bequemes, extrem ruhiges und leider auch einsames Leben hier tagsüber zu Hause, aber eigentlich ist es nicht das, was ich möchte. Ich hatte es auch schon mal mit einem Ehrenamt versucht, aber selbst dort bildeten sich Strukturen heraus, wo ich außen vor war bzw mal hier und dort ein paar Sprüche reingedrückt habe, die mich verletzt haben und wo ich mich danach zu Hause tage- oder wochenlang für fertig gemacht habe.
Therapien hatte ich schon zwei, vor allem nach dem Zusammenbruch. Damit hab ich zumindest eine gewisse Stabilität wiedergefunden. Allerdings nur, solange alles geregelt läuft und es keine Auseinandersetzungen gibt. Die Ursachen kenne ich, allerdings hilft es mir nicht, diese übergroße Angreifbarkeit und Verletzlichkeit auf ein normales erträgliches Level zu senken.
Da wir umgezogen sind, habe ich noch mal nach einer Langzeittherapie gesucht, allerdings wollte mich kein Therapeut. Kurzzeittherapie wäre möglich, aber dafür bräuchte ich einen Job, hieß es von verschiedenen Seiten, damit man gleich die richtigen Situationen hat, an denen man dann arbeiten kann. Aber wo soll man heute gleichzeitig Job und Therapieplatz herbekommen? Eins von beiden ist schon schwer, und wenn ich erst mal einen Job hätte, dann hätte ich garantiert erst mal keine Therapie, und wenn dann ein Platz frei wäre, wäre ich im Job schon wieder abgeklappt. Nach ca. 10 - 15 Probegesprächen bei verschiedenen Therapeuten habe ich dann für mich beschlossen, dass ich keine Therapie mehr mache (Meine Zielsetzung war immer: Fit für den Arbeitsplatz), weil ich es langsam aber sicher erniedrigend finde, Therapeuten hinterherzulaufen, die allesamt widersprüchliche Aussagen über das machen, was ich an Therapie brauche, die mich von einem zum anderen schicken oder wo plötzlich einfällt, dass man eh kurz vor der Rente steht und ich aber mehr Therapiebedarf habe, oder, da war ich 40, sagte mir eine tatsächlich: Warum wollen Sie denn unbedingt noch arbeiten? Denken Sie doch schon mal an Rente..... Bei so was fällt einem nichts mehr ein.
Fazit: Ich suche seit ein paar Jahren meinen Platz, ich versuche mich zu orientieren.... und irgendwie finde ich nichts. Tag für Tag verstreicht und ich finde kein passendes Konzept. Ich bin 44 und es kann nicht sein, dass mein Leben so aussieht, dass ich zu Hause vor dem PC hocke, Rechnungen schreibe, den TV anmache und mich berieseln lasse oder Lebensmittel einkaufen gehe. Ich habe zwar diverse Hobbys, aber mir fehlt dazu der Gegenpol. Ich möchte nicht, dass das alles war. Meine Kreise sind immer enger geworden, teilweise auch durch Umzüge. Aber ich kann mich nicht damit abfinden, dass das bis zur Rente so weitergehen soll.
Das war viel, irgendwie ist es mehr geworden, als ich eigentlich wollte.... Danke fürs Lesen.
25.09.2014 14:36 • • 27.09.2014 #1