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Hallo Community,

ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, weil mir jetzt schon alles zu viel ist.

Ich habe vor zwei Wochen per Wiedereingliederung angefangen zu arbeiten. Die ersten beiden Woche mit vier Stunden pro Tag. Jetzt bin ich in der dritten Woche und arbeite sechs Stunden pro Tag und ich merke jetzt schon wie mir das alles Zuviel ist.

Ich war davor knapp ein Jahr krankgeschrieben.

Arbeiten, Haushalt, Psychotherapie und sonstige wichtige Termine und ich weiß jetzt nicht wie ich das alles schaffen soll, wenn ich wieder Vollzeit arbeite.

Das bereitet mir gerade so Kopfzerbrechen, dass ich nicht schlafen kann.

Wie soll es nur weitergehen mit mir? Meine Ängste sind so groß, dass ich das alles nicht schaffe. Aber ich muss das schaffen, ich habe noch mind. 30 Jahre Vollzeit zu arbeiten bis ich in Rente gehen kann (möchte).

Könnt ihr mir Tipps geben oder wart (seid) ihr selbst in so einer Situation? Falls ja, hat es sich bei euch gebessert?

Liebe Grüße
Joy

16.08.2022 20:28 • 29.05.2023 #1


44 Antworten ↓


Ich bin im moment noch krank geschrieben und habe mächtig Respekt davor eine Eingliederung zu durchlaufen. ich bin zwar älter, aber auch ich kann nicht so einfach in Rente. Ich kann Dich also nur zu gut verstehen.
Wenn Du merkst das Du an Deine Grenzen kommst, würde ich mit Deinem Arzt sprechen und die Eingliederung in die Länge ziehen. Sprich für die nächsten 8 Wochen 4 Std. und dann schauen wie es Dir damit geht. Denke immer daran Gesundheit geht immer vor.

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Wiedereingliederung - wie soll ich das schaffen?

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6 Stunden am Tag arbeiten zu können ist aber schon ziemlich cool, um mal was Positives zu erwähnen. Ich konnte 8 Jahre lang nicht arbeiten.

Hallo Joy,

nach meiner damaligen Langzeiterkrankung konnte ich mit meinem Arbeitgeber eine befristete Teilzeitregelung vereinbaren. Einige Jahre später war ich erneut in einer schwierigen mentalen Verfassung und habe für 2 Jahre Brückenteilzeit in Anspruch genommen.

Es ist natürlich alles keine einfache Entscheidung, man muss das Für und Wider abwägen. Letztlich habe ich mir damals gesagt, dass ich das Rentenalter nicht erreichen kann, wenn ich jetzt schon so krank und erschöpft bin. Dann lieber erstmal weniger Stunden arbeiten und Kraft schöpfen.

Ich würde versuchen ganz pragmatisch an die Sache ranzugehen. Was ich von deinen Zeilen lese ist, dass du dir selbst ungeheuren Druck machst, Joy. Du scheinst in einem Gedankenkreisel zu sein, kannst nicht schlafen, denkst an deine Zukunft und wie du alles schaffen sollst. Ok, aber versuche doch erstmal im Hier und Jetzt zu leben. Genau in diesem Moment, in dieser Sekunde zu leben. Nicht in der Zukunft. Du weißt nichtmal was morgen ist. Also nicht daran denken, dass du noch 30 Jahre vor dir hast in Vollzeit usw. Das ist der falsche Weg. Du machst dir dadurch zu viel Druck und selbst Angst. Mach dir den Weg lieber frei, sag dir in deinem Inneren ich mache das, was ich kann. Und wenn es Teilzeit ist, oder eine andere Arbeit, oder der Haushalt mal nicht gemacht ist. Oder du einmal einen von diesen vielen Terminen absagst? Was dann? Dann geht die Welt doch auch nicht unter. Es gibt immer Wege, Optionen und Lösungen. Für alles. Auch wenn du deine Arbeit nicht in Vollzeit machen kannst, oder gekündigt wirst, dann wirst du doch trotzdem leben und überleben. Fokussiere dich auf dich, genau auf das was du jetzt in diesem Moment brauchst. Was macht dich glücklich im Leben? Mache mehr davon und bau es in deinen Alltag ein. Geh raus in die Natur, in den Wald, setz dich auf einen Berg, fahr ans Meer, nehme ein paar tiefe Atemzüge, sei einfach nur mal präsent in dir Selbst. Weniger Termine und weniger Druck. Lerne Techniken und eigne dir selbst an, wie du deine Angst in dir überwinden kannst. Das würde ich machen. Ebenso kann Spiritualität, ein kompletter Lebenswandel und tiefe Meditation ein Weg für dich sein, eine Art Selbsterkenntnis oder Selbstfindung, deine Ängste von dir selbst zu lösen. Tief in deinem Inneren den Frieden zu finden und die pure Ruhe in dir selbst zu sein. Aber es ist auch immer ein Weg den Jeder selbst für sich finden und entdecken muss.

@Daniel1984

Danke Daniel für deine Worte.

Da ich aber hohe Lebenskosten habe kann ich nur Vollzeit arbeiten um meine Rechnungen zu bezahlen. Als ich im Krankengeldbezug war musste ich mir mein Geld vom Mund absparen. Ich war chronisch im Minus deswegen. Ich habe auch schon versucht Kosten einzusparen, aber alles was ich zahlen muss ist sehr wichtig und essentiell zum Leben. So konnte ich keine Kosten einfach so streichen.

Im Hier und Jetzt leben wäre schön, das wünsche ich mir auch. Aber manchmal komme ich aus dieser Gedankenspirale nicht mehr raus. Nach dem Arbeiten bin ich so aufgezogen, dass ich Stunden brauche (1-4 Stunden) bis ich einigermaßen abschalten kann. Wenn dann noch andere Dinge auf mich zukommen wie der Haushalt oder Probleme mit anderen Menschen, dann kann ich so gut wie gar nicht abschalten und meine Gedanken kreisen permanent um gewisse Themen.

Zum Beispiel hat mein Bruder momentan Streit mit meinen Eltern, er hat mir gestern erzählt, dass er ihnen einen Brief schreiben möchte um ihnen mal den Spiegel vorzuhalten. Aber meine Eltern sind schnell verletzt und ich möchte sie gerne davor schützen auch wenn meine Eltern auch nicht alles richtig gemacht haben.

Dieser Konflikt geht mir so an die Nieren, dass das zu dem eigentlichen Thema noch mehr Probleme verursacht.

Wie würdest du damit umgehen?

Den Haushalt kann ich auch mal Haushalt sein lassen, aber ich frage mich wie andere es auf die Reihe bekommen wenn sie Vollzeit arbeiten.

Das ich mir zu viele Sorgen mache, merke ich zum Glück selber aber was kann ich dagegen unternehmen, damit das endlich wieder aufhört?

Ich bin jeden Tag um fünf Uhr wach um rechtzeitig zur Arbeit zu kommen. Ich mache mir wirklich zu viel Druck. Ich muss gar nicht so früh bei der Arbeit sein. Aber ich habe Angst die Kontrolle zu verlieren, wenn ich nicht so früh aufstehe.

Liebe Grüße
Joy

Zitat von Joy87:
aber ich frage mich wie andere es auf die Reihe bekommen wenn sie Vollzeit arbeiten.

Ich habe es nie geschafft. Nur ganz am Anfang hatte ich vertretungweise für anderthalb Jahre eine volle Stelle. Als ich fest übernommen wurde, habe ich sofort auf 3/4 und später auf noch weniger reduziert. Seit 3 Jahren habe ich sogar etwas weniger als eine halbe Stelle. Da ich im öffetnlichen Dienst angestellt bin und nach E13 bezahlt werde, reicht das zum Glück zum Leben. Diejenigen, die dauerhaft eine Vollzeitstelle schaffen, sind psychisch und körperlich sehr robust und haben in der Regel Entlastung zuhause (Putzfrau, Großeltern, die die Kinder nehmen u.ä.)
Vielleicht wäre es für dich ein Option, eine teilweise Ewerbsminderungsrente zu beantragen.

@Schlaflose Ich war damals auch sehr robust und hab das alles mehr oder weniger alleine geschafft. Aber seit meiner Erkrankung bin ich einfach nicht mehr so belastbar.

Ich bin nur gerade in der Situation, dass ich nicht weiß, ob sich das mit der Zeit wieder legt und ich nach einer Gewissen Zeit wieder robuster und nicht so schnell überfordert bin.

Danke für den Ratschlag mit der Teilerwerbsminderungstente.

Ich habe jetzt schon Angst vor der Wiedereingliederung. Leider auch keine Lösung. 6 Stunden sind mir aber definitiv zu viel, da ich schon vor der Depression nur 6 Stunden gearbeitet habe. Solange meine Freud- und Motivationslosigkeit anhält wird es nichts werden. Ich habe jetzt schon das Gefühl keine Zeit zu haben, wo soll da noch die Arbeitszeit rein passen?!

@JniL Ich wäre froh wenn ich "nur" sechs Stunden arbeiten müsste um mein Lebensunterhalt zu verdienen. Aber ich bin damit auch etwas überfordert.

Es ist noch alles ganz frisch und ich habe die Hoffnung, dass sich meine Belastungsgrenze wieder erhöht.

Bekommst du denn Teilerwerbsminderungsrente?

Liebe Grüße
Joy

Nein, bisher habe ich davon nichts gehört. Bin noch im Krankengeld. Ich habe auf 6 Stunden reduziert weil ich hoffte dass mein Stress dadurch weniger wird und meine Probleme sich in Luft auflösen.... hat nur nicht geklappt...

Zitat von JniL:
Nein, bisher habe ich davon nichts gehört. Bin noch im Krankengeld. Ich habe auf 6 Stunden reduziert weil ich hoffte dass mein Stress dadurch ...

Das tut mir leid. Es ist nicht einfach auf dem Arbeitsmarkt tätig zu sein, das merke ich auch immer wieder. Vielleicht hilft es ja positiv zu denken. Wir können noch arbeiten und geben unser bestes.

Ich würde dir auch zur Erwerbsminderung raten. Es nützt nichts wenn man sich kaputt macht für den Job. Ich habe das jahrelang immer wieder versucht bis ich einen totalen Zusammenbruch und einen Fuß in der Psychiatrie hatte. Heute bin ich voll erwerbsgemindert. Mit Anfang 40. Klar ist es nicht so viel Geld wie vorher, aber man kommt zurecht.

Ich habe immer Vollzeit gearbeitet ohne (!) Putzfrau, Großeltern o.ä.

Ich habe nicht einmal Unterhalt trotz Titel für meine Kinder erhalten. Da ging es nicht darum ob ich stark bin, ich musste stark sein um meine Kinder und mich zu ernähren.

Ich bin November 21 in eine Klinik gegangen und war in Summe 5,5 Monate krank geschrieben. Schwere Depression.

Ich bin nicht zu meinem alten Arbeitgeber zurück, sondern habe bewusst wo anders mit 30 Stunden und nicht mehr 40 Stunden angefangen.

6 Stunden ist viel, ich merke meine Depression ja auch noch, bin auch in Therapie und nehme Antidepressiva, welches so lala hilft.

Aber ich sage mir, 6 Stunden sind besser als 8 Stunden, da ich dann noch mehr überlastet wäre.

Vielleicht ist das ja auch eine Option für dich, woanders mit weniger Stunden anzufangen.

Ich bin jetzt im öffentlichen Dienst und habe kaum weniger Netto als vorher mit 40 Stunden.

Zitat von JniL:
Nein, bisher habe ich davon nichts gehört.

Das muss bei der Rentenvesicherung beantragt werden, wie auch die volle Erwerbsminderungsrente. Ist aber beides sehr schwer zu bekommen. Man muss schon sehr gravierende Einschränkungen haben, die mit Gutachten von Ärzten belegt werden müssen und meist wird erst abgelehnt. Nach Widerspruch werden manche Fälle dann doch genehmigt, häufig aber auch dann nicht.

@Schlaflose
das stimmt allerdings. Ich bezeichne meine EM auch immer als persönlichen 6er im Lotto. Zumal ich noch keine 40 war als ich den Antrag gestellt habe.

Zitat von Cathy79:
@Schlaflose das stimmt allerdings. Ich bezeichne meine EM auch immer als persönlichen 6er im Lotto. Zumal ich noch keine 40 war als ich den Antrag ...

@Schlaflose @cathy79 hat man eigentlich Nachteile wenn man Erwerbsminderungsrente bezieht?

Im Bezug auf die Rente, welche man mit 68 Jahren bekommen würde? Außer dass man weniger in die Rente einzahlt, weil man nur Teilzeit arbeitet?
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Ich befinde mich auch gerade in einer Wiedereingliederung. Allerdings wegen Post-Covid. Dabei stellte sich heraus, dass ich momentan eher Probleme wegen Panikattacken habe, die leider zurück gekommen sind. Klar, Covid beeinträchtigt das Körpergefühl und dadurch verschlimmern sich die Panikattacken.

Vor Covid hatte ich die Attacken richtig gut im Griff. Da habe ich Vollzeit gearbeitet und viel Sport getrieben. In Kombination mit Entspannungsübungen via Meditation, waren die Symptome fast komplett verschwunden.

Aktuell bin ich in der zweiten Woche mit 6 Stunden. Insgesamt war ich vorher 10 Wochen krank geschrieben. Es geht ganz gut, aber gerade am Vormittag habe ich oft Probleme. Das ignoriere ich meist und wenn es gar nicht mehr geht, mache ich Übungen. Hast du schon eine Therapie gemacht? Hast du eventuell Techniken für Notfallsituationen?

Ich kenne deinen Arbeitsplatz nicht, aber ich arbeite überwiegend im Büro. Da habe ich Entspannungstechniken/Meditation via Kopfhörer gehört. Habe ein Bluetooth Headset, das konnte ich immer recht unauffällig ans Ohr stecken. Oder in der Pause habe ich mich in mein Auto gesetzt und da meine Meditation gehört.

Es klingt nicht gut, dass du dir einen solchen Druck machst. Die finanzielle Situation kann ich sehr gut verstehen, aber das trägt sicher noch mehr zu deinem Stress bei. Immerhin hast du die Möglichkeit die Wiedereingliederung zu verlängern. Sogar bis zu einem Jahr. Es wäre gut, wenn du dir trotz allem diese Zeit nimmst. Wichtig ist, dass du nicht jetzt schon direkt am Anfang einen so großen Stress machst. Sonst wird's eher schlechter als besser ....

Ich hatte zudem das große Glück, dass mein Arbeitgeber sehr kulant war. Mein Hausarzt hat mir die Wiedereingliederung so bewilligt, wie ich es wollte und mich wohl fühle. Das hat ein gutes Gefühl gegeben und ich hatte nicht so viel Druck. Natürlich wird es nun finanziell auch etwas eng, vor allem weil das Krankengeld noch nicht überwiesen wurde. Aber ich finde die Gesundheit wichtiger und höre auf meinen Körper. Habe natürlich entsprechenden Rückhalt aus der Familie. Wäre ich finanziell auf mich alleine gestellt, wäre die Situation bestimmt nochmal ganz anders.

Es ist ein Teufelskreis, leider kannst du dir nur selbst heraus helfen. Mein Schlüssel zur Lösung war Sport. Vielleicht hast du ja schon etwas für dich gefunden? Oder kannst etwas finden? Es kommt halt auch immer darauf an, was dir hilft. Nicht jeder erlebt gleichermaßen eine Genesung durch Sport.

Ab nächster Woche arbeite ich wieder 8 Stunden. Da bin ich gespannt. Es ist für mich mit dem wiederkehrenden Panikstress eine neue Situation, aber ich werde das wieder so angehen wie vor der Corona Erkrankung. Vielleicht klappt es ja wieder genauso.

Wünsche dir viel Glück!

@Argonia
Ich mache eine Therapie, aber die hat leider erst begonnen und mein Psychologe möchte erst tiefenpsychologische Themen besprechen bevor wir zur Angstthematik kommen.

Aber ich habe gelesen, dass man immer nur ein Gefühl auf einmal fühlen kann. Also entweder Angst oder z.B Freude. Man soll bei Angstzuständen an etwas schönes denken, und versuchen die Fteude zu empfinden, dann soll die Angst weggehen. Das bedarf etwas Übung.

Ich schaffe es leider auch nicht immer. Aber es funktioniert wirklich.

Auf der Arbeit kann ich leider keine Meditation hören. Wir müssen auch Kunden beraten und die stehen teilweise unangemeldet da.

Du kannst mich gerne auf dem Laufenden halten, wie es mit der Vollzeitarbeit funktioniert. Das würde mich sehr interessieren.

Auch dir wünsche ich viel Glück!

Zitat von Joy87:

Zitat:
Ich schaffe es leider auch nicht immer. Aber es funktioniert wirklich.



Das ist doch schon ein super Anfang. Je routinierter du wirst, umso sicherer kannst du die Techniken anwenden und im Idealfall werden die Symptome viel besser. Einfach durchhalten .

Ich halte dich auf dem Laufenden

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Mira Weyer
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