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Ich mache mir in letzter Zeit viele Gedanken darüber, wie es mit mir persönlich weitergehen soll. Ich bin 27 und nichts geht wirklich (gefühlt) vorwärts. Mir fällt es unfassbar schwer, das Haus zu verlassen. Ich fühle mich permanent unwohl, wenn es heißt, ich muss raus. Ich fühle mich oft bewertet und beobachtet. Das ist ein Gefühl und generell ein innerlicher Widerstand, der kaum in Worte zu fassen, geschweige denn zu bändigen ist. Sehr schwierig, sich dagegen aufzulehnen, oder das hier zu beschreiben.

Das ist allerdings ein sehr großes Problem. Ich gehe nicht einkaufen, ich nehme nicht am öffentlichen Leben teil, ich gehe nicht zur Schule, ich gehe nicht mal mehr spazieren, ich habe von der eigenen Familie abgesehen überhaupt keine Außenkontakte / Freunde mehr. ich mache rein gar nichts und sitze Zuhause in meinen sicheren vier Wänden, oder soll ich besser Gefängnis dazu sagen? Wenn ich meine Familie nicht hätte, wäre ich aufgeschmissen.

Ich habe immer gedacht, das ist ein schulspezifisches Problem. Durch das damalige (2012-2013) extreme Mobbing, dass ich belästigt wurde, angefasst wurde, gefilmt wurde, auf dem Nachhausewegen die Typen aufgetaucht sind, und dass ich einfach nur Sorge vor meinen neuen Mitschülern habe, mir es schwerfällt, generell die Schulen noch zu besuchen, aber nein, das ist kein schulspezifisches Problem. Derselbe Widerstand und innerlicher Kampf, der findet generell statt, wenn es heißt, ich muss raus. Nicht auf Schulen beschränkt, sondern auf alles, was sich draußen abspielt. Und dadurch habe ich entsprechend überhaupt nicht mehr das Bedürfnis dazu. Das ist ein sehr großes, fettes Problem.

Ich habe eine tolle Schule, die sehr viel Verständnis für mich aufbringt, und mein Verhalten uneingeschränkt toleriert und meine Fehltage entschuldigt, weil ich ehrlich zu ihnen bin, sie in alles einweihe, sie wissen, WAS ich durchlebt habe. Ich habe eine super liebe Sozialarbeiterin an der Schule, die mich seit Beginn des Schuljahres betreut, und auch meine Ansprechpartnerin vom Sozialpsychiatrischen Dienst weiß Bescheid. Und ich habe das mündliche Versprechen, dass ich das Schuljahr nach dem Sommer wiederholen darf.

Doch dafür muss ich ihr und der Schule aber auch Fortschritte präsentieren, und das gestaltet sich sehr schwierig. Entsprechend groß, ist die Sorge, wie es mit mir nun dann weitergehen soll. Wenn ich die Entscheidung treffe zur Schule zu gehen, einkaufen zu gehen, herauszugehen, möchte ich nicht mehr das Bedürfnis haben, mich zurückziehen zu müssen, mich weiter Zuhause isolieren zu müssen, oder diesen innerlichen Konflikt mit mir austragen müssen, der größte Gegner bin ich mir selbst. Sondern ich möchte das tun, weil ich es will und zu 100% auch dahinterstehe. Ohne Erwartungshaltungen oder Druck. Das muss von mir kommen, wenn das funktionieren soll, und es kann auch nur so funktionieren. Aber wie gelingt mir das?

Meiner Sozialarbeiterin nach, muss ich für mich selbst die passende Geschwindigkeit finden, sie findet aber auch, dass ich in diesem Schuljahr sehr zielorientiert geworden bin, und dass ich kontinuierlich an meinen Zielen arbeite, ich gute Fortschritte mache, und auf einem sehr guten Weg bin. Sie hat zumindest in dem Punkt recht, dass ich mich noch nie so gründlich und intensiv hinterfragt habe, wie in diesem Schuljahr. Es fühlt sich wirklich an, als würde mein 9-jähriges Isolationsleben gründlich durchgeschüttelt werden, als würde ein Bagger eine fette Abrisskugel dagegen klatschen. Und das ist unfassbar gruselig und verunsichert mich.

08.05.2022 17:18 • 06.02.2023 x 8 #1


136 Antworten ↓


Ich fühle mich so wiedererkannt in deinem Text. Als würdest du über mich sprechen. Ich kann das so sehr nachempfinden. Ich habe immer das Gefühl, dass mich niemand versteht. Du bist nicht alleine. Ich verstehe dich!

A


Wie verliere ich das Bedürfnis, mich isolieren zu müssen?

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Lieber Stony,

gut, dass du dich jetzt mit dem Thema hier öffnest. Gut, dass die vom sozialpsychiatrischen Dienst und deine Familie Bescheid wissen. Aber du kannst dir natürlich noch mehr Unterstützung holen. Um weitere Wege einzuleiten, fängt der Start medizinisch wohl immer beim Hausarzt an, der dann z. B. an tagesklinische psychiatrische Einrichtungen als Beispiel vermitteln kann? Aber hier sind auch viele, die das durchgemacht haben oder noch machen. Da bekommst garantiert auch noch viele Tipps.

Das grundsätzliche Bewerten in der Gesellschaft lässt sich leider schlecht verhindern und nervt mich ebenso. Allerdings ist die Frage, inwieweit du dich selber davon nicht abgrenzen willst. Ich mache mir sehr wenig draus, was andere über mich denken, weils ja immer Leute gibt, die andere bewerten, nicht mögen etc.

Corona und Mobbing tragen dazu bei und machen die Sache nicht leichter. Ein Teil deines Gefühls, dass du beobachtet wirst, kann allerdings auch ein Irrglaube sein. Aber selbst wenn, es ist so und nur das Umgehen damit muss jeder für sich selber lernen oder sich ggf. Hilfe einholen.

Zitat von switch:
Ich fühle mich so wiedererkannt in deinem Text. Als würdest du über mich sprechen. Ich kann das so sehr nachempfinden. Ich habe immer das Gefühl, dass mich niemand versteht. Du bist nicht alleine. Ich verstehe dich!

Alleine bin ich damit zum Glück schon länger nicht mehr. Ich habe mittlerweile genug Rückhalt und Menschen, die mich unterstützen. Das macht es erträglicher. Freut mich sehr, dass du mich verstehst. Das war bei vielen Menschen in den Jahren zuvor, eher nicht der Fall, aber ich habe mich auch wirklich erst in diesem Jahr zu 100% geöffnet. Direkt am ersten Schultag, wusste meine Schule, was Sache ist. Die wussten, auf was sie sich da einlassen.

Zitat von Salzarina:
gut, dass du dich jetzt mit dem Thema hier öffnest. Gut, dass die vom sozialpsychiatrischen Dienst und deine Familie Bescheid wissen. Aber du kannst dir natürlich noch mehr Unterstützung holen. Um weitere Wege einzuleiten, fängt der Start medizinisch wohl immer beim Hausarzt an, der dann z. B. an tagesklinische psychiatrische Einrichtungen als Beispiel vermitteln kann? Aber hier sind auch viele, die das durchgemacht haben oder noch machen. Da bekommst garantiert auch noch viele Tipps.

Tatsächlich habe ich zuvor schon mal mit meinem Hausarzt darüber gesprochen. Das Einzige, was ich bekam, war eine Überweisung zum Neurologen, die mich dann aber alle abgelehnt haben. Die haben genug Patienten und keine Zeit für neue Menschen. Inwieweit mein Fall aber überhaupt neurologisch ist, und da geholfen werden kann, die Frage sei halt auch gestellt. Eine Klinik kann ich mir nicht vorstellen. Stationär irgendwo und ich? Ausgeschlossen. Ich mag keine Krankenhäuser, und ich fand das damals mit den vier Tagen schon die Hölle, als ich zum Lungen Check mal stationär reinmusste. Brauche ich nicht nochmal. Ich bin der festen Überzeugung, dass es mir auch ohne eine Klinik gelingen kann, wieder alles in Ordnung zu bringen.

Für Tipps, Ideen, und Lösungen bin ich immer dankbar. Von daher zögert nicht.

Zitat von Salzarina:
Das grundsätzliche Bewerten in der Gesellschaft lässt sich leider schlecht verhindern und nervt mich ebenso. Allerdings ist die Frage, inwieweit du dich selber davon nicht abgrenzen willst. Ich mache mir sehr wenig draus, was andere über mich denken, weils ja immer Leute gibt, die andere bewerten, nicht mögen etc.

Das ist eine sehr gute Frage. Das Problem ist aber viel mehr, dass ich gar nicht bewertet werde und im Mittelpunkt stehe. Ich denke das und bilde mir das ein, aber das muss nicht immer der Wirklichkeit entsprechen. Mir wäre auch am liebsten, mich juckt es nicht, was andere über mich denken, aber offensichtlich ist das leider doch so.

Corona ist eigentlich an mir komplett vorbeigeflogen. Ich hatte mit dem ganzen Corona Kram nichts zu tun, und bin damit verschont geblieben. Zumindest ein Vorteil, wenn man in einem eigenen Gefängnis hockt und nicht mehr die Außenwelt betritt. Das Einzige, ich musste 2-3 mal in den ganzen Jahren mal eine Maske aufsetzen, oder mich mal testen lassen. Das war's.

Kannst du mit Begleitung außer Haus? Wenn z. B. deine Eltern einkaufen, könntest du da zur Übung mitgehen? Inwiefern unterstützen dich deine Unterstützer? Gehen sie mit dir spazieren?
Was ist mit ambulanter Therapie? Psychotherapeutengespräche? Psychiatrische Institutsambulanz? Selbsthilfebücher? Kann deine Sozialarbeiterin nicht noch weitere Empfehlungen aussprechen?

Zitat von Salzarina:
Kannst du mit Begleitung außer Haus? Wenn z. B. deine Eltern einkaufen, könntest du da zur Übung mitgehen? Inwiefern unterstützen dich deine Unterstützer? Gehen sie mit dir spazieren? Was ist mit ambulanter Therapie? Psychotherapeutengespräche? Psychiatrische Institutsambulanz? Selbsthilfebücher? Kann deine ...


In einer kürzeren Phase bin ich mal mit meiner Schwester um den Block gelaufen, ein wenig durch die Siedlungen spaziert. In Begleitung hatte ich nicht permanent das Gefühl, bewertet zu werden. Einkäufe habe ich zwar eigene, die ich ihnen dann einfach bezahle, aber mitgefahren bin ich jetzt noch nicht. Stelle ich mir bei so vielen Menschen in der Stadt auch etwas schwierig für mich vor bzw. ist mir unangenehm. Ich bin bisher allen Menschen ausgewichen. Nach der Devise, sieht man mich nicht, kann man mir nichts.

Unterstützung selbst bekomme ich dahingehend, dass mir die Schule den Rücken freihält, ich durch die Abwesenheiten keine Schwierigkeiten bekomme etc. Dazu stehe ich regelmäßig in Kontakt mit der Schule, wo natürlich auch der aktuelle Stand um mich immer Thema ist.

Plan war oder ist es, auf eine Verhaltenstherapie zu setzen. Sprich, dass ich schrittweise an die Schule zurückkehre. Aktuell darf ich mir aussuchen, welchen Schultag ich kommen möchte, und das dann für zwei Schulstunden, sprich 90 Minuten, und dann wieder ab nachhause. Das hat bislang aber nicht so geklappt, weil ich mich immer wieder daheim isoliere, und ich innerlich so heftige Konflikte mit mir selbst austrage, die ganze Nacht der Kopf voll ist, dass ich dann am Ende so erschöpft bin, dass es doch wieder nichts wurde oder wird. Da ist dann immer der Gedanke. Oh Schreck, da muss ich ja raus.

Ich hatte eigentlich von selbst geplant, und mein Wunsch war es, morgen nach langer Zeit wirklich mal wieder zur Schule zu fahren. Aber das ist heute allein schon daran gescheitert, die dafür notwendige Fahrkarte zu kaufen... Ich plane Schultage, nehme mir etwas vor, und 2 Tage vor der Umsetzung ist dann die Hölle im Kopf los. Oh Schreck, ich muss ja raus. Anders als sonst habe ich meinen nächsten Versuch aber direkt für übermorgen angesetzt. Mal sehen, ob das was wird.

Deswegen mache ich der Schule grundsätzlich keine Versprechen. Weil ich für nichts garantieren kann. Ich kann am Abend alles vorbereiten, und am nächsten Morgen, kann es dann wieder ganz anders aussehen. Und das ist nur der Schulbesuch an sich... Das zieht sich durch alle Aktivitäten da draußen, und betrifft damit auch meine Freizeit.

Was soll ich mir denn unter Selbsthilfebücher vorstellen? Wofür soll das gut sein? Und die anderen Sachen kenne ich nicht. Stationär irgendwo kommt für mich nicht infrage.

Auch wenn du es dir nicht vorstellen kannst, würde ich dir dringend zu einem stationären Aufenthalt raten.

Du siehst ja das du da allein nicht mehr raus kommst im wahrsten Sinne des Wortes.

Habe keine Expertin für das Thema, sondern antworte einfach aus dem Bauch heraus:

Der erste Schritt zur Besserung ist wie du ja selbst weißt TUN und dich konfrontieren. Es ist sicherlich unangenehm, manchmal sogar verdammt schwer, da geht es mir nicht anders, aber da musst du durch damit sich was ändert.

Zitat:
Stelle ich mir bei so vielen Menschen in der Stadt auch etwas schwierig für mich vor bzw. ist mir unangenehm
Natürlich, es muss auch schwierig sein damit sich was ändert, ich sterbe täglich tausend Tode.

Geh jeden Tag alleine einkaufen, die ersten 20 Mal werden sich anfühlen wie die Hölle, das 21 Mal aber vielleicht nur wie der Vorhof zur Hölle. Du hast einen Fortschritt gemacht!

Zitat:
Sondern ich möchte das tun, weil ich es will und zu 100% auch dahinterstehe. Ohne Erwartungshaltungen oder Druck. Das muss von mir kommen, wenn das funktionieren soll, und es kann auch nur so funktionieren. Aber wie gelingt mir das?

Willst du denn das sich was ändert? Der Wille was zu ändern muss von doch von dir selber kommen damit sich was ändert. Wie soll dir jemand sagen wie du den bekommst?

Du kannst dich ja auch selber konfrontieren, jeden Tag Dinge tun die dir Angst machen, egal wie du geschlafen hast oder was sonst noch so dagegen spricht.

Zitat:
Ich plane Schultage, nehme mir etwas vor, und 2 Tage vor der Umsetzung ist dann die Hölle im Kopf los.


Ich würde das garnicht so lange vorab planen. Einfach die Schuhe anziehen und eine Runde um den Block gehen, damit du gar nicht ins Grübeln kommen und dir das selber ausreden kannst.

Zitat:
Was soll ich mir denn unter Selbsthilfebücher vorstellen? Wofür soll das gut sein? 
zB. Erfahrungen von anderen Menschen lesen, andere Perpektiven kennenlernen, vielleicht die eine oder andere Methode die dir hilft oder den einen zündenden Gedankengang mitnehmen?

Ich würde dir folgendes Buch empfehlen:
Du musst nicht von allen gemocht werden von Ichiro Kishimi und Fumitake Koga 

Mir haben meine beiden Hunde damals sehr geholfen. Denn mit ihnen ging ich raus und unter Menschen.

Zitat von Stony:
Sondern ich möchte das tun, weil ich es will und zu 100% auch dahinterstehe. Ohne Erwartungshaltungen oder Druck. Das muss von mir kommen, wenn das funktionieren soll, und es kann auch nur so funktionieren. Aber wie gelingt mir das?

Du hast Dir Deine Frage im Satz davor beantwortet. Dir wird es gelingen, wenn Du es willst.

Du willst aber nicht, weiß Du Dir ein Hilfsnetz aufgebaut hast, welches Dich in Deiner Vermeidungshaltung unterstützt. Deine Familie und die Schule meinen es sicherlich gut - aber sie tun leider genau das Falsche. Sie richten Dir Dein Leben bequem ein, so dass für dich gar nicht die Notwendigkeit besteht, die Haltung und den Willen zu entwickeln, etwas zu ändern.

Egal welches psychische Problem wir haben - niemand ist dafür verantwortlich, außer uns selbst und niemand kann es ändern außer uns selbst. Du hast noch die Haltung Wasch mich, aber mach mich nicht nass. Das zeigt auch deine Einstellung zu einem Klinkaufenthalt. Wenn Du das partout nicht möchtest, gäbe es ja noch die Möglichkeit Tagesklinik oder amulante Therapie. Aber auch das wird nichts helfen, wenn Du nicht die Notwendigkeit einsiehst. Und das wirst Du nicht, so lange Dir Deine Familie Essen einkauft und die Schule Dein Vermeidungsverhalten unterstützt. Das ist wie bei einem Alk. oder einem Übergewichtigen - der Alk. wird sich erst in Behandlung begeben, wenn er ganz unten angekommen ist und der Übergewichtige wird es erst schaffen, abzunehmen, wenn es im Kopf Klick gemacht hat.

Vielleicht noch kurz zur Erklärung, warum ich zu so drastischen Worten greife - ich kenne Deine Situation von der anderen Seite - aus der Situation der Eltern heraus. Mein Sohn hat auf dem Gymnasium plötzlich eine Schulphobie entwickelt und konnte innerhalb von einer Woche nicht mehr zur Schule gehen. Was habe ich nicht alles probiert - immer in der Haltung, ihn zu unterstützen. Ich habe gemacht und getan, hab Hilfe gesucht, mit der Schule gesprochen, mit Schulpsychologen, mit ambulanten Psychotherapeuten, mit Ärzten, hab mit ihm geübt, aus dem Haus zu gehen, habe seine Freunde ins Boot geholt, hab geredet, gebettelt, geweint - es hat nichts geholfen. Bis uns die Schule und der Kinderarzt die Pistole auf die Brust gesetzt haben - weitere Unterstützung nur noch, wenn wir uns um einen Platz in der Tagesklinik der Kinder- und Jugendpsychiatrie kümmern.

Das war das Schwerste, was ich jemals tun musste - ihn dort abliefern. Er hat geweint, geschrien und gebettelt - aber ich bin hart geblieben. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe, und dass ich ihn darum auch zwingen werde, die Tagesklinik zu besuchen. Er war insgesamt 8 Wochen dort bis es klick gemacht hat. Danach ist er problemlos wieder zur Schule gegangen. Die Klinik hat ihm die nötige Übung und Exposition verschafft, damit die Haltung entwickeln konnte Ich kann wieder aus dem Haus gehen.

Mach Dir nicht Dein Leben kaputt, indem Du in Deiner Vermeidung verharrst! Sprich mit Deiner Mutter, Vater oder Deiner Schwester und bitte um Unterstützung - nicht in der Vermeidung, sondern in der Problemlösung. Zusammen werdet ihr das ganz bestimmt schaffen!

Vielleicht ist dieser Thread für euch auch hilfreich:

einsamkeit-forum-f37/leben-in-einer-schachtel-t114066.html

Danke für die neuen Rückmeldungen.

Zitat von Kruemel_68:
Du hast Dir Deine Frage im Satz davor beantwortet. Dir wird es gelingen, wenn Du es willst.

Du willst aber nicht, weiß Du Dir ein Hilfsnetz aufgebaut hast, welches Dich in Deiner Vermeidungshaltung unterstützt. Deine Familie und die Schule meinen es sicherlich gut - aber sie tun leider genau das Falsche. Sie richten Dir Dein Leben bequem ein, so dass für dich gar nicht die Notwendigkeit besteht, die Haltung und den Willen zu entwickeln, etwas zu ändern.


Das ist so nicht richtig. Das entspricht erst mal deiner eigenen, persönlichen Interpretation. Das schließt du alleine daraus, dass mir die Schule Freiraum lässt, und ich, die Einkäufe, für die ich selbst aufkomme, nicht selbst beschaffen muss. Daraus leitest du ab, der hat kein Bock etwas zu ändern, sieht die Notwendigkeit dafür nicht, weil er hat ja sein Hilfsnetz für Vermeidungstaktiken aufgebaut. Ich finde jedoch, dass das erst mal nur sehr oberflächlich betrachtet ist, du kannst das basierend auf diese kleinen Häppchen ja doch noch gar nicht einschätzen und beurteilen. Und ich finde das ehrlich gesagt, gerade auch, wenn man bedenkt, wie viel in den letzten Monaten mit mir, und um mich herum passiert ist, nicht wirklich fair. Mit solch einer Sicht, stellst du jeglichen Fortschritt, wie klein er bisher auch gewesen sein mag, einfach mal komplett infrage, und schmetterst es einfach ab.

Ich finde, dass ich sehr viel erreicht habe. Vielleicht nicht darin, dass ich mich mit bestimmten Situationen direkt oft konfrontiert habe, und mit Sicherheit auch nicht darin, dass die Isolation und das Bedürfnis dazu vom Tisch ist. Keine Frage, da hätte ich durchaus mehr tun können, und das wird mich noch eine ganze Weile begleiten. Aber ganz sicher darin, dass ich mich, wie in keinem Jahr je zuvor, so intensiv und häufig hinterfragt, eigene Entscheidungen infrage gestellt habe, Grundsätze angezweifelt habe, meine Lebensweise angezweifelt habe, wie in diesem Jahr. Ich habe sehr viel über mich nachgedacht, mehr als mir guttun würde, und vermutlich mehr innerliche Debatten und Konflikte geführt, als der Deutsche Bundestag es je tun könnte. Da draußen ist nicht viel passiert, in meinen Kopf hingegen, eine verdammte Menge. Es gab eine Zeit, da hattest du mit deiner Annahme sogar recht haben können. Denn in dieser Zeit habe ich mich wirklich meiner Isolation komplett hinbegeben, mir es einfach gemacht, mich abgelenkt und in meinem eigenen Universum gelebt, und alles da draußen ausgeblendet, und mich selbst aufgegeben.

Aber das lasse ich mir zum jetzigen Zeitpunkt und insbesondere mit diesem neuen Hintergrund nicht mehr nachsagen.

Es besteht für mich sehr wohl die Notwendigkeit und das Bedürfnis, diese Dinge in Angriff zu nehmen und dieses Problem zu beseitigen, weil du dir nicht mal annähernd vorstellen kannst, wie sehr mir ein gleichaltriges normales Umfeld fehlt, mir die Möglichkeit fehlt, ohne Sorge und Angst in die Stadt, in die Schule, zum Einkauf what ever zu gehen. und wenn du annimmst, es geht hier nur um ein paar einfache Schulbesuche, oder mal um einen Einkaufsbummel, dann muss ich dich korrigieren. Es geht um viel, viel mehr. Mir war ein solches Umfeld, seit ich 18 wurde, nicht mehr vergönnt, ich habe eine Menge verloren, durch das, was man mir angetan hat, und wofür es absolut keine Entschuldigung oder Ausreden gibt, aber auch durch eigene Entscheidungen, die ich durch Selbstschutz getroffen habe. Dass ich durch meine eigene Isolation, einen Großteil dazu selbst beigetragen habe, darüber müssen wir uns nicht unterhalten, das weiß ich ja selbst.

Ich finde es insgesamt nur sehr schade, dass man grundsätzlich die Meinung hat, dass der Weg grundsätzlich durch eine psychiatrische Klinik gehen MUSS. Man schließt kategorisch die Möglichkeit aus, dass man auch aus Eigenantrieb den Absprung schaffen kann, zumal ich nicht mal alleine bin. Ich habe die Schulsozialarbeit, ich habe den Sozialpsychiatrischen Dienst meiner Stadt, und auch dort hat man die Annahme, dass mir das gelingen wird.

Ich war heute mit meinem Stiefvater bei Rossmann. Ich war heute beim Bahnhof und habe mir meine Fahrkarte organisiert. Ich habe für übermorgen den nächsten Schulbesuch(versuch) vereinbart. Allein die Tatsache, dass ich es immer wieder versuche, schließt bereits klar und deutlich aus, dass ich NICHT will. Ich will sehr wohl. Nur einen anderen Weg nehmen. Mir tut es für dein Sohn unglaublich Leid, und auch was du mit ihm durchgemacht hast. Aber ich bin nicht er, und ich glaube an mich, dass ich den Absprung schaffe.


*****
Sooo viel Text. Ich werde auf die anderen Antworten auch noch eingehen. Danke euch alle für eure Tipps und Ratschläge. :3

@Stony Zuerst einmal: es tut mir leid, wenn ich Dir in irgendeiner Form zu Nahe getreten bin. Das tut mir leid und dafür entschuldige ich mich. Aber Du hast hier um Rat gefragt - und wer fragt, bekommt manchmal auch Antworten

Zitat von Stony:
Das entspricht erst mal deiner eigenen, persönlichen Interpretation

Selbstverständlich ist das meine Interpretation - ich habe ja nur den Text, den Du hier schreibst und nur auf den kann ich mich beziehen.

Zitat von Stony:
Ich finde jedoch, dass das erst mal nur sehr oberflächlich betrachtet ist, du kannst das basierend auf diese kleinen Häppchen ja doch noch gar nicht einschätzen und beurteilen

Wie gesagt, ich kann mich nur auf Deinen Text beziehen - und es liegt nun mal in der Natur eines Forums, dass ich vielleicht auch mal Antworten bekomme, die mir nicht passen oder die schlicht und einfach daneben liegen.

Zitat von Stony:
Und ich finde das ehrlich gesagt, gerade auch, wenn man bedenkt, wie viel in den letzten Monaten mit mir, und um mich herum passiert ist, nicht wirklich fair.

Auch hier - ich kann das nicht bedenken, weil ich es nicht weiß.

Zitat von Stony:
weil du dir nicht mal annähernd vorstellen kannst, wie sehr mir ein gleichaltriges normales Umfeld fehlt, mir die Möglichkeit fehlt, ohne Sorge und Angst in die Stadt, in die Schule, zum Einkauf what ever zu gehen.

Oh doch, dass kann ich sehr wohl.

Zitat von Stony:
Ich finde es insgesamt nur sehr schade, dass man grundsätzlich die Meinung hat, dass der Weg grundsätzlich durch eine psychiatrische Klinik gehen MUSS.

Das habe ich nicht gesagt - ich habe auch die ambulante therapeutische Versorgung mit in den Raum geworfen.

Zitat von Stony:
Ich war heute mit meinem Stiefvater bei Rossmann. Ich war heute beim Bahnhof und habe mir meine Fahrkarte organisiert. Ich habe für übermorgen den nächsten Schulbesuch(versuch) vereinbart

Das ist doch super und das freut mich wirklich sehr für Dich!

Zitat von Stony:
Aber ich bin nicht er, und ich glaube an mich, dass ich den Absprung schaffe.

Das ist mir sehr wohl bewusst und es ist doch toll, dass Du Deinen Weg vor Dir siehst. Darum geht es doch letzten Endes - seinen Weg zu finden und zu gehen. Aber - und gestatte mir diese letzte Bemerkung - Du bist noch sehr jung und hier sind viele mit ein paar Jährchen mehr Lebens- und Therapierfahrung. Manchmal ist es nicht schlecht, von denen einen Rat anzunehmen.

Was übrigens meinen Sohn angeht - das muss Dir nicht leid tun. Er ist heute ein fantastischer junger Mann, der mit beiden Beinen fest im Leben steht und seinen Weg geht.

Ich wünsche Dir alles Gute auf Deinem Weg und bin dann mal hier raus.

@Kruemel_68 Das freut mich sehr, dass er es geschafft hat, und finde ich wirklich großartig. Mein Beitrag war eigentlich auch gar nicht als Kritik zu deuten. Ich bin immer sehr dankbar für Rückmeldungen, sonst würde ich das hier nicht machen, wenn mir das alles egal wäre, und ich nur das hören und lesen will, was ich will, dafür brauche ich kein Forum. Ich freue mich darüber, dass du dich entschieden hast, mir deine Sicht mitzuteilen, versteh das nicht falsch. Ich wollte dir damit nur einen tieferen Einblick darüber einräumen und gewähren, was wirklich in mir vorgeht, und das ist, eine ziemliche Menge, und dir zeigen, dass ich entgegen der Annahme durchaus offen für Veränderungen bin. Vielleicht war es auch ein Fehler von mir mit, die konkreteren Pläne hier noch nicht benannt zu haben.

Zitat von Salzarina:
Was ist mit ambulanter Therapie? Psychotherapeutengespräche? Psychiatrische Institutsambulanz? Selbsthilfebücher? Kann deine Sozialarbeiterin nicht noch weitere Empfehlungen aussprechen?


Zitat von Grace_99:
Auch wenn du es dir nicht vorstellen kannst, würde ich dir dringend zu einem stationären Aufenthalt raten.

Diese Vorschläge möchte ich an dieser Stelle unbedingt unterstützen.
Du magst Fortschritte machen, und diese auch in allen Ehren.
Ich weiß, wie schwer jeder noch so kleine Schritt außerhalb seiner Komfortzone ist.

Aber: Wie lange willst du so kleine Schritte noch gehen?
Und, jetzt wird's sicher ein wenig drüber und überspitzt:
Schule bis 35?
Studium/Ausbildung bis 47?

Ich finde, dass es jetzt doch ein guter Zeitpunkt ist, sich externe Hilfe von geschulten Menschen zu holen.
Damit meine ich Therapeuten, Kliniken, Psychatrien.
Dort wird dir gezielt geholfen und an deinen Problemen gearbeitet.
Du, wenn du es wünscht, auf angstlösende Medikamente eingestellt, die den Alltag so viel erträglicher machen können. Therapien, wo Bewältigungsstrategien mit dir zusammen erarbeitet werden, um nicht doch auf den letzten Metern zu kneifen und nicht zur Schule zu gehen.

Du magst das Krankenhausflair nicht?
Dann nimm eine Tagesklinik in Anspruch, musst ja nicht über Nacht bleiben.
Oder einen Therapeuten.

Zitat von Stony:
Allein die Tatsache, dass ich es immer wieder versuche, schließt bereits klar und deutlich aus, dass ich NICHT will.

Wollen, vielleicht, aber KANNST du auch?
Kannst du die Wohnung verlassen? Mit ÖPNV zur Schule? Dort 90 Minuten verbringen?
Auf lange Sicht täglich dorthin, 6,7,8 Schulstunden, Klausuren schreiben, Abschlussarbeiten schreiben?

Beantworte dir diese Fragen, und sei ruhig kritisch zu dir selbst.
Wo siehst du dich morgen? in einer Woche? einem Monat? einem Jahr?
Welche Schritte sind nötig, um diese Vorstellung zu erreichen?
Wichtig: Schaffe ich diese Schritte alleine? Brauche ich Hilfe?

Man neigt gerne dazu, sich die Ist-Situation ein bisschen zu beschönigen.

Zitat von Stony:
@Kruemel_68 Das freut mich sehr, dass er es geschafft hat, und finde ich wirklich großartig. Mein Beitrag war eigentlich auch gar nicht als Kritik zu deuten. Ich bin immer sehr dankbar für Rückmeldungen, sonst würde ich das hier nicht machen, wenn mir das alles egal wäre, und ich nur das hören und lesen will, ...

Es ist halt sehr schwer, hier wirklich alles richtig rüberzubringen, was einen so bewegt - manchmal klappt das ja nicht mal im persönlichen Gespräch richtig. Viele Dinge sind für einen selber auch so selbstverständlich, dass man sich nicht vorstellen kann, dass andere das anders sehen. Von daher habe ich mich sehr über die zusätzlichen Informationen gefreut.

Ich möchte mich aber dennoch Alex_NRW anschließen. Es ist nicht unmöglich, den Weg aus der Angst allein zu finden, aber es ist unendlich schwerer als mit professioneller Hilfe. Man hat oft die besten Absichten, aber ohne einen gewissen Druck dahinter kneift man dann doch wieder. Es hat sich in Deinem Kopf ganz bestimmt viel getan, aber Du musst die PS dann auch auf die Straße bringen. Ich persönliche empfinde den Therapeuten als Sparringspartner sehr hilfreich, denn er bringt immer wieder neue Gedanken rein. Man selber schwimmt ja immer in seinem eigenen Sumpf und kann nur schwer über den Tellerrand schauen.

Vielleicht musst Du den Gedanken an eine Therapie auch erst einmal für Dich durchdenken und sacken lassen, bevor Du es zulassen kannst. Und dann kannst Du ja erst einmal mit einer ambulanten Therapie starten. Die Option Klinik bleibt ja.

Zitat von Alex_NRW:
Du magst Fortschritte machen, und diese auch in allen Ehren.
Ich weiß, wie schwer jeder noch so kleine Schritt außerhalb seiner Komfortzone ist.

Aber: Wie lange willst du so kleine Schritte noch gehen?
Und, jetzt wird's sicher ein wenig drüber und überspitzt:
Schule bis 35?
Studium/Ausbildung bis 47?

Tatsächlich habe ich mir über das Wielange in letzter Zeit sehr häufig meine Gedanken gemacht. Die ersten Monate dieses Schuljahres waren von vielen Rückschlägen geprägt, und auch mit Stillstand, wo nichts vorwärtsging. Das ist die Phase gewesen, in der die Annahme von Kruemel durchaus zutraf. Ob die Schritte jetzt größer und zügiger werden, allen voran, wo ich mich im Gegensatz zu den anfänglichen Monaten deutlich gefestigter und stabiler sehe, kann ich weder dir, noch mir selbst beantworten und beurteilen. Das wird sich jetzt am Donnerstag, und allen voran die paar verbleibenden Wochen bis zu den Sommerferien zeigen. Heute hat das draußen z.B im Gegensatz zu üblich prima geklappt. Das darf gerne so anhalten.

Und wenn ich die Geschwindigkeit nicht ankurbeln kann, bevor das Schuljahr im Sommer endet, dann wird es sowieso keine Wiederholung im kommenden Schuljahr geben. Das ist mein Deal zwischen der Schule und mir. Eine Wiederholung gibt es nur dann, wenn es mir innerhalb dieses Schuljahres gelingt, größere Erfolge vorzuweisen, andernfalls beginnt eine einjährige Auszeit. Das macht die Schule nicht, weil sie mich nicht mag, sondern um mich zu schützen. Ich werde dort immer willkommen sein. Wiederhole ich das Jahr, und es scheitert, weil die Probleme dann immer noch nicht behoben sind, ist eine weitere Wiederholung GESETZLICH ausgeschlossen, und das gilt es zu verhindern.

Ob ich es kann oder nicht, spielt daher keine Rolle. Ich muss bzw. möchte es spätestens nach den Sommerferien können. Ich habe durchaus vor, jetzt Gas zu geben, denn das Jahr ist nun wirklich nicht mehr lang. Wenn es scheitert, kann ich die hier genannten erweiterten Optionen ja immer noch nutzen, denn dann habe ich sowieso alles an Zeit der Welt. Alternativ, ich habe über nächste Woche, zum 24. meine nächste Sitzung beim Sozialpsychiatrischen Dienst, wenn der Stand der Dinge sich bis dahin nicht ändert, wider Erwarten kein Schulversuch bis dahin geklappt hat, kann ich doch dann auch da noch weitere Optionen in Betracht ziehen.

Ich kann solche erweiterte Optionen, wie Kruemel bereits schrieb, tatsächlich jetzt noch nicht zulassen. Aber, dass ich sie jetzt noch kategorisch ausschließe, muss ja nicht heißen, dass es für immer so bleibt.

Zitat von Kruemel_68:
Es ist halt sehr schwer, hier wirklich alles richtig rüberzubringen, was einen so bewegt - manchmal klappt das ja nicht mal im persönlichen Gespräch richtig. Viele Dinge sind für einen selber auch so selbstverständlich, dass man sich nicht vorstellen kann, dass andere das anders sehen. Von daher habe ich mich sehr über die zusätzlichen Informationen gefreut.

Das ist richtig, das bietet sehr viel Potenzial für Missverständnisse.
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von Stony:
Das darf gerne so anhalten.

Und das wünsche ich dir auch, bitte versteh mich nicht falsch.
Aber, als jemand, der den Mist ne Zeit lang mitmacht, eine Therapie und Medikation hinter sich hat, kann ich dir sagen, dass auch Rückschläge kommen werden. Sie werden kommen. Wie gehst du damit um? Was machst du, wenn die Angst, die Krankheit dich mit voller Wucht zurück werfen?
In der Therapie lernt man, mit solchen Rückschlägen umzugehen. Medikamente Federn solche Rückschläge ab. Aber ganz alleine ist es verdammt hart. Und schwer. Und noch schwerer, wenn man selbst nicht die Kraft hat, dagegen an zu gehen.

Überleg es dir bitte, ob du nicht wenigstens therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen möchtest.

Dein erster Post klang für mich so als würdest du dich nicht konfrontieren bzw nie das Haus verlassen. Jetzt meine ich dich etwas besser verstanden zu haben.

Was hast du denn konkret vor damit sich deine Situation bis zum Sommer verbessert, welche Methoden hast du schon versucht oder willst du noch versuchen? Hast du da einen Plan?

Wie oft gehst du aktuell in die Schule? Wie geht es dir wenn du da bist? Bzw was sind deine Befürchtungen bzw Ängste? Vielleicht kannst du ja noch etwas genauer schildern...

Genau genommen, war das ganze Jahr über von Rückschlägen geprägt. Sie kommen also nicht erst, sondern sie waren fatalerweise bereits da und ich bin Monat für Monat zurückgeworfen worden. Das ist also nichts Neues für mich. Ich glaube, ihr habt noch nicht so wirklich ein vollständiges Bild über den wirklichen Ablauf in diesem Schuljahr. Deswegen hole ich jetzt mal etwas weiter aus.

Problem 1: Im September, als ich dort anfing, und sich abzeichnete, dass ich die Geschehnisse von damals noch nicht überwunden habe, informierte ich die Schule direkt von vorneherein. Ich stellte klar, ich habe Probleme mit Menschen, ich neige dazu, mich komplett zurückzuziehen, das Haus nicht mehr zu verlassen, die Klasse zu besuchen, war eine zu große psychische Belastung, und dass ich seit Jahren nicht mehr am öffentlichen Leben teilnehme. (rausgehe!), ich versuche mich vor etwas zu schützen, was jedoch nicht mehr existiert.

Problem 2:
Ich litt aber auch an Schlafstörungen. Das, was mir damals durch Mitschüler angetan wurde, durchlebte ich nachts ständig (nicht jede Nacht), immer wieder neu. An den unterschiedlichsten Orten neu vermischt und immer wieder anders zusammengewürfelt. Ich bin dann nachts immer wach geblieben und erst morgens notgedrungen, schlafen gegangen, als der Körper nicht mehr wollte. Und das hat mich sehr depressiv gemacht, sodass ich mich immer wieder sehr lange zurückzog, Schulbesuche platzen ließ, sie aber anderseits auch gar nicht möglich waren, da sich mein Gesundheitszustand durch den Schlafmangel selbst drastisch verschlechterte.

Problem 3: Ich hatte sehr heftige depressive Phasen. Ich kam mit mir selbst nicht mehr klar, ich entwickelte einen sehr heftigen Hass gegenüber allen Mitmenschen, und insbesondere gegen jeden jugendlichen und jungen Erwachsenen. Ganz besonders die, da die es waren, die mir das damals ohne Grund angetan haben, und mich zerstört haben. Ich wollte Rache für die direkten Verantwortlichen.

Durch diese Probleme, war es kaum möglich, den Unterricht aktiv zu besuchen. Ich habe mit meiner Schulsozialarbeiterin von September bis heute versucht, diese Probleme irgendwie gelöst zu bekommen.

Mir ist es gelungen, Problem 2 zu überwinden. Aber das hat halt fast bis in diesen Monat hinein gedauert, und ich bin immer wieder zurückgefallen. Die Bilder tauchen jetzt aber schon seit längerer Zeit nicht mehr auf, wohin auch immer sie verschwunden sind, ich schlafe ausreichend (nachts!), mit mir geht es gesundheitlich langsam wieder bergauf, und ich habe eingesehen, dass ich das meiner eigenen Gesundheit zu Liebe nicht mehr machen darf.

Mir ist es auch gelungen, Problem 3 zu großen Teilen zu lösen. Ich komme mit mir selbst mittlerweile klar. Ich bin Zuhause glücklich und habe generell wieder Freude am Leben. Ich habe verstanden, dass ich für das, was mir damals angetan wurde, keine Schuld trage, das hätte auch jeden anderen passieren können. Ich habe aber auch eingesehen, dass jetzige junge Mitschüler und junge Erwachsene unschuldig sind, und ich sie dafür nicht einfach für das was gewesen ist alle verantwortlich machen kann, da es sich um ganz andere Menschen handelt, ich musste dieses Feindbild loswerden.

Die Lösung zu Problem 1 kommt eigentlich damit jetzt erst an die Reihe, und kann damit erst jetzt wirklich erst angegangen werden. Und hier habe ich mir vorgenommen: Mich jetzt öfters mit meiner Klasse zu konfrontieren, und dass ich mich, wenn es doch wieder zu einem Rückzieher kommen sollte, ich mich eben nicht wieder wochenlang wegsperre, sondern mindestens am übernächsten Tag bereits den nächsten Anlauf nehme, und dann wieder, und dann wieder usw. Ich sage euch ganz ehrlich, mir rutscht das Herz in die Hose, wenn ich auch nur annähernd daran denke, dass ich da morgen früh wirklich hinfahre, aber das ist halt der nächste Schritt. Entweder weiter geradeaus in Richtung Freiheit, oder wenden, zurück ins eigene Gefängnis.

Und da ist jetzt der Plan, der auch mit meiner Schulsozialarbeiterin abgestimmt ist: 90 Minuten ins kalte Wasser springen, sich mit der Klasse konfrontieren, und darauf, wenn die ersten Erfolge vorzuweisen sind, schrittweise aufbauen, und die Schulstunden, bis hin zu Schultagen erhöhen. Wenn da nur nicht meine Ängste wären, dass sich damals wiederholt.

Zitat von Alex_NRW:
Überleg es dir bitte, ob du nicht wenigstens therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen möchtest.


Ich werde darüber die kommenden 14 Tage sorgfältig nachdenken.

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Mira Weyer
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