Zitat von Kruemel_68: Schön, das Du uns ein Update gegeben hast. Besonders toll finde ich, dass Du einen weiteren Schritt auf Deinem Weg geschafft hast und das Du gemerkt hast, dass der Rat, den Dir hier die User gegeben haben, doch nicht so verkehrt wird. Genau so lernen wir in unserem Leben.
Da ihr Interesse an meinem Anliegen zeigt, und auch Rückmeldungen kommen, ist das eine tolle Stütze für mich. Da ist es das Mindeste, dass ich euch dann auch regelmäßig über den aktuellen Stand informiere, und es gehört sich so.
Zitat von Kruemel_68: Jetzt fallen mir aber zwei Dinge auf:
Du tappst jetzt in eine klassische Falle (in der ich auch lange Jahre gesteckt habe). Du gibst dem Kritiker in Deinem Kopf zu viel Raum, der damit verhindert, dass Du den Schritt, den Du gemacht hast, für Dich wirklich anerkennen kannst. Der Kritiker geht sehr hart mit Dir ins Gericht, dass Du Dinge hättest besser machen können, Chancen hättest mehr nutzen können, dass Du total blöd gewesen bist, etc. Darin geht es komplett unter, dass DU einen Schritt auf Deinem Weg gegangen bist, das DU Dich da durch gekämpft hast, das DU Freunde gefunden hast, das Du Dich in der Klasse wohl gefühlt hast. Das hättest Du vor ein paar Monaten noch nicht für möglich gehalten.
Das ist mir gar nicht so aufgefallen, aber jetzt wo du es schreibst... Vielleicht sollte ich wirklich vorsichtiger sein. Ich war so enttäuscht über die Dinge, die nicht geklappt haben, und dass ich die Menschen verliere, die mir wichtig sind, dass ich die Guten Sachen, die passiert sind, die Erfolge, auf die ich ja ruhig stolz sein kann, immer weiter abschiebe. Nein es ist schon richtig, sie oben zu halten, da hast du recht. Es sind Dinge geschehen, die habe ich als absolut unmöglich bezeichnet.
Zitat von Kruemel_68: Aber was war, ist vergangen. Es ist wie es ist und Du kannst es nicht mehr ändern. Ängstler leben grundsätzlich immer in der Vergangenheit (indem sie hadern, was sie hätten anders machen können) oder in der Zukunft (in der sie sich ausmalen, was passieren kann) - aber so gut wie nie in der Gegenwart.
Zurückdrehen kann ich nichts, würde ich aber am liebsten. Ich wüsste, was ich jetzt anders machen würde. Aber das werde ich jetzt im neuen Jahr machen. Ich sollte mich wirklich mehr mit dem befassen, was ich hier und jetzt bewirken kann.
Zitat von Kruemel_68: Es ist wirklich ganz wichtig, wahrzunehmen, wie hart wir manchmal mit uns ins Gericht gehen, wie schlecht wir uns oft behandeln und wieviel Raum wir dem inneren Kritiker geben. Es ist wichtig, in eine achtsame, liebevolle Haltung uns gegenüber zu kommen und uns auch Fehler zuzugestehen. Denn es werden Rückschläge kommen - das ist sicher. Und dann benötigt es eine Haltung, in der ich mir sagen kann: Ja, es ist gerade doof. Das klappte schon mal besser. Aber das gehört zu meinem Weg dazu. Und ICH gehe MEINEN Weg weiter.
Ich glaube, dass ich einen sehr harten und gnadenlosen Kritiker in mir habe. Schön, dass du da explizit nochmal drauf hingewiesen hast. Ich werde mehr versuchen, deinen Vorschlag umzusetzen.
Ich habe nie ein handschriftliches Buch geführt. Wirklich nur die reinen Erfolge? Nur das Positive? Wirklich das was auch mal nicht gut ist, weglassen?
Zitat von Rosa_pather: Finde schon dass es auch dir selbst zu verdanken ist. Schließlich hast den Entschluss zur Veränderung gefasst und auch entsprechende Taten gesetzt und dich überwunden.
Ja, damit hast du eventuell doch recht. Da war wieder der innere Kritiker, der gesprochen hat. ^^
Zitat von Rosa_pather: Was wäre, wenn die nächste Klasse dich nicht so stark unterstützt? Ziehst du es dann trotzdem durch?
Hui der Gedanke ist mir bisher noch nicht gekommen. Es würde mir weh tun, wenn ich bei den Nächsten keinen Rückhalt mehr hätte, oder sogar schlecht behandelt werden würde, aber weißt du, was mir da wiederum Kraft gibt? Zum einen, dass mir die Schule versprochen hat, dass solch eine Situation wie damals niemals zugelassen werden wird, und ich habe noch die Gewissheit, dass meine Leute noch irgendwo da draußen sind.
Zwar in einer anderen Klasse, aber noch immer an derselben Schule. Und mit mindestens einem von ihnen stehe ich in Whatsapp in Kontakt, ja auch ein kleiner geheimer Erfolg meinerseits, dass ich eine weitere kleine Hürde überwunden hatte, und mir die Nummer von einem der Beiden gesichert habe, die mir sehr wichtig sind. Bei dem zweiten Menschen, der mir sehr wichtig ist, war ich aber zu schüchtern. Also eine Kontaktaufnahme zu ihnen ist damit grundsätzlich eigentlich schon irgendwie möglich!
Ich muss dir sagen, solch eine Abtrennung zwischen cool, uncool, dick, dünn, Hautfarbe, Kleidung, so ein sch. gab es bei uns nicht. Wir waren eine durch gemischte Klasse, da war jeder willkommen, da war alles vertreten und ich kann dir sagen, ich habe mehr als genug Kilos auf den Rippen, und mein Gewicht war zum Beispiel nie irgendein Thema. Keine einzige negative Äußerung. Ich glaube auch nicht, dass sowas jetzt in der neuen Klasse vorkommen wird. Das würde auch direkt unterbunden werden.
Mir ist es leider schon sehr wichtig, was die anderen über mich denken. Ist leider ein Tick von mir, und das kann ich so schnell auch noch nicht ablegen. Wenn mir das alles völlig egal wäre, hätte man es schon leichter, stimmt schon. Nur mir ist die neue Klasse gerade irgendwie egal, weil ich so auf meine eigenen Leute festgefahren bin. Ist das schlecht? Weiß ich nicht. Kann das kontraproduktiv sein? Ja kann es, denn wenn dort Menschen auf mich zukommen, und ich bin zu sehr auf die anderen fixiert, kann das auch nach hinten losgehen, so nach dem Motto der will ja eh nichts von uns wissen. Da habe ich ein wenig Angst, dass ich in diese Falle tappe, denn das hat die neue Klasse ja eigentlich auch nicht verdient.
Die Pausen zwischen den Tagen, das galt nur für dieses Schuljahr, nicht für das kommende! Natürlich hätte ich jeden Tag kommen können, auch ohne Absprache. Ich durfte kommen und gehen, wann immer ich wollte. Sie hätten sich sogar für mich gefreut, wenn das jeden Tag geklappt hätte. Da stand ich mir selbst im Weg, indem ich meine Angst das Feld überlassen habe.
Für das neue Jahr gilt: Meine Schulsozialarbeiterin wird gründlich meine Anwesenheit prüfen, mich weiter unterstützen, Gespräche werden stattfinden, der aktuelle Stand wird stets abgefragt, ganztägiges fehlen ist nicht mehr drin, die Sitzungen beim Sozialpsychiatrischen Dienst finden weiter neben der Schule statt, und sollte es zu einem Rückfall kommen, dass da wieder solche Tage passieren, wo es nicht klappt, muss ich trotzdem da durch. Es gibt die Option jeden Tag zu kommen, das ist das Ziel. Aber zur Entschärfung noch Plan B, jeden zweiten Tag und ggf. zu bestimmten Stunden an den Tag. Die werden mich nicht mehr längerfristig Zuhause lassen. Und wenn selbst das problematisch wird, ja dann sehe ich keinen anderen Weg mehr, als doch einen direkten Therapeuten einzuschalten. Wie will man da sonst anders rauskommen. So viele Optionen gibt es da nicht mehr.
Zitat von Rosa_pather: Hast du einmal gesagt dass du zum Unterricht kommen möchtest, obwohl eigentlich eine Pause eingeplant wäre?
Letzten Montag! Sportfest. Freitag davor hatte ich einen Rückfall, ich wusste mir bleiben nur noch drei Tage mit der Klasse. Ich habe meinen Klassenlehrer angeschrieben (Schul-Messenger), er wollte mich freistellen, weil es ins Freibad ging, wegen meiner Angststörung. Ich: Nein ich komme trotzdem. Umkleiden, und offen Zeigen geht halt nicht, aber ich komme trotzdem, um die Klasse zu unterstützen. Ich also mit normalen Sachen da hin, mir war grottenschlecht, hatte Magenprobleme, die sich dann nach dem Einlass und Eingang aber in Luft auflösten.
Habe alles mitgemacht, wo ich nicht ins Wasser musste, oder mich umziehen musste. (Hatte mich Zuhause schon entsprechend gekleidet) Mein Klasse hat viel Blödsinn gemacht, es wurde der letzte Platz gegen die anderen Klassen. Aber: Mein Klassenlehrer war so stolz auf mich, dass ich durchgezogen habe, und mich überwinden konnte, dass er zum Ende hin noch zu mir gekommen ist, mir als Einziger die Klassenurkunde überreicht hat, die er auch einen anderen Schüler aus der Klasse gehen könnte. Für mich ist diese Urkunde seitdem eine Erinnerung, an einen der erfolgreichen Schultage in diesem und meinem Schuljahr. Also nein, niemand ist verärgert, wenn ich mich überwinde, und auch unabgesprochen zur Schule komme.