Hey Leute, ich wollte nach sehr langer Zeit mal wieder etwas von mir hören lassen. Seit Mitte Mai ist doch schon eine sehr lange Zeit. An die gerichtet, die sich vielleicht noch für mein Anliegen und Thema interessieren.
Mein Schuljahr ist nun zu Ende. Gestern wurde meine Schulklasse verabschiedet, gestern war mein offizieller letzter Schultag.
Der Weg bis hierhin war für mich, ganz besonders jetzt zum Schluss, die reinste innerliche Achterbahnfahrt.
Schlafstörungen, Albträume, Schlaf gemieden, gesundheitliche Probleme dadurch bekommen, depressive Phasen, und schlussendlich immer wieder der Angststörung nachgegeben, Zuhause geblieben, die Schule gemieden, meine Mitschüler gemieden, Schulbesuche verschoben... Ein Schuljahr voller Rückschläge, nicht wahr? Das wisst ihr, das weiß ich, das weiß die Schule.
Aber auch ein Schuljahr, indem ich mich viel mit meiner Angststörung befasst habe, mich selbst und mein Verhalten hinterfragt habe, ein Jahr, in dem ich intensiv meine Vergangenheit mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst und der Schulsozialarbeit aufgearbeitet habe. Ein Jahr, in dem es so kurz vor Schluss doch noch unerwartet und völlig überraschend eine radikale Kehrtwende gegeben hat, die absolut niemand, am wenigsten ich, vorausgesehen hat.
Ein Schuljahr, indem ich ungewollt, durch die lange Abwesenheit, viel Aufmerksamkeit meiner Mitschüler auf mich zog, ich immer wieder, wirklich an jedem Schultag von mir, in den Mittelpunkt geraten bin, wenn ich denn mal da war, und allen voran ein wirklich festes Umfeld, indem ich mich irgendwie, gerade weil ich nie da war, doch einfügen musste, da sie sich alle seit September kannten.
Mir sind nur wenige Schultage geglückt. Aber sie sind die schönsten in meinen Erinnerungen.
90-Minuten Tage, und zum Schluss hin sogar ganze Schultage, wenn es auch wirklich wenige waren, und dann der absolute Durchbruch, als ich mich meiner größten Angst gestellt habe, und die Teilnahme am Klassen-Sportfest kurz vorm letzten Schultag zugesagt habe, und tatsächlich dorthin gekommen bin! Ich dachte, ich breche zusammen, hatte solche Angst, und stand kurz davor vorm Eingang noch umzudrehen, aber ich habe mir gesagt, bis hierhin, und weiter.
Ich wurde bereits vorher durch die vorherigen geglückten Schultage kontaktfreudiger, Gesprächs-freudiger, ich wurde geärgert, aufgezogen, und an jedem verdammten Schultag wirklich ungebeten in den Mittelpunkt gerückt, ich habe gelernt die Situation richtig einzuschätzen, und dass ich vieles falsch interpretiert habe und vieles einfach nur Spaß war. ich konnte nach über zehn Jahren erstmals wieder Freude mit meiner Klasse empfinden. Ich kam mit ihnen zurecht, sie irgendwie mit mir.
Ich weiß nicht, was genau den Damm durchbrochen hat, vielleicht war es gerade die Art, wie mich die Jungs behandelt haben, wenn ich mal da war, oder auch die Situation, wo mich doch glatt ein gewisser Depp einfach mal mit meinem Stuhl gepackt hat, und mich gegen meinem Willen, und das war ihn völlig egal, einfach mal zu einem Stuhlkreis in diese Meute geschoben hat, als ich mich mal wieder vor der Klasse drücken wollte. Ich hätte ihn aufhängen können, bin ihm aber insgeheim sehr dankbar, und vielleicht hatte ich das auch einfach mal verdient. ^^
Nun ist das Jahr aber zu Ende, mir blieben nur sehr wenige Schultage, die Klasse geht in die Oberstufe, gestern gab es die Zeugnisse, und ein Klassenfoto! Aber auch die Gewissheit, dass ich jetzt von ihnen getrennt werde, ich zurückbleiben muss, ich sie nicht mehr so oft, wenn überhaupt, wiedersehen werde. Ein Schlag in die Magengrube, sie
zur Einschulungsveranstaltung der Oberstufe gehen zu sehen, während ich nicht mit ihnen gehen darf, zurückbleiben muss, das Jahr wiederholen muss, wenn ich auch sehr dankbar für den Rückhalt der Schule bin.
Ich weiß ehrlich nicht, wie ich das ohne sie überstehen soll, und was ich jetzt bitte, mit fast sieben Wochen Ferien, in meinem trostlosen Leben außerhalb der Schule anfangen soll, wo ich nur eines will, zu meiner Klasse. Es hat sich eine Sehnsucht entwickelt, die selbst meine Angststörung zerschmettert. Ich weiß nicht, was innerlich mit mir los ist, da passiert irgendwas, was ich nicht kapiere.
Ich weiß, dass ich weiter an mir arbeiten muss und werde, ich mich weiterhin meinen Ängsten stellen muss, da sie falsch und unbegründet sind, mittlerweile nach fast zehn Jahren ungültig sind, und ich weiß, dass eine neue Klasse nach den Ferien auf mich warten wird. Wollen wir hoffen, dass sich im neuen Jahr die Fehler, die ich gemacht habe, nicht wiederholen.
07.07.2022 21:23 •
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