App im Playstore
Pfeil rechts
18

Liebes Forum,

ich habe mal eine Frage an alle, die nach (langer) Krankheit wieder eine Erwerbstätigkeit aufgenommen haben.

Und zwar bin ich jetzt ca. seit knapp 1 1/2 Monaten relativ stabil in der Stimmung, manche Tage sind zwar mehr Kampf als andere, aber im Großen und Ganzen ist meine Lage okay.
Ich bin seit Anfang 2021 arbeitslos, nicht berentet sondern im Bürgergeld Bezug.
Im Frühjahr soll ich laut dem Jobcenter eine Maßnahme anfangen, die kranke Menschen wieder ins Berufsleben integrieren soll. Ich bin ehrlich, wenn ich daran denke, werde ich absolut panisch.
Ich schaffe zwar mein Leben, ohne große Abstürze zu haben, habe aber auch keine Verpflichtungen.

Immer häufiger stellt sich daher bei mir in letzter Zeit die Frage, wie lange sollte man stabil sein, um den normalen Anforderungen des Lebens wieder gewachsen zu sein? Ich möchte ungern nach 3 Monaten wieder arbeitslos werden, weil ich merke, es überfordert mich alles. Andererseits muss man ja irgendwann wieder einsteigen.

Wie war das bei euch? Habt ihr Erfahrungen? Wie lange wart ihr stabil, bevor ihr eine Arbeit aufgenommen habt?

01.01.2024 11:42 • 03.01.2024 #1


16 Antworten ↓


Ist voll ungerecht dass sich eine Depression voll negativ auf die Arbeits und Leistungdfähikeit auswirkt warum kann sie nicht vor dem Arbeitsalltag halt machen und diesen Lebensbeteich ausklammern

A


Wie lange wart ihr stabil vor Arbeitsaufnahme?

x 3


Hallo.

Das ist eine schwierige Frage die ich mir auch nie beantworten konnte.

Ich war 2 x länger krank geschrieben wegen Ängste und Burnout.
Ganz ehrlich, ich habe mich nie wirklich bereit gefühlt.
Ich hatte einfach Angst.
Irgendwann hab ich mich überwunden es zu probieren.
Es ist einmal schief gelaufen...das war sehr schlimm für mich.
Ich fühlte mich wie ein Versager. Ich bin sehr strebsam und erwarte zu viel von mir selbst.

Die Anfangszeit war wirklich schlimm bis gruselig. Ich habe mir das immer wieder gesagt...das es auf und ab's gibt. Immer eingeredet nicht so unter Druck zu setzen.
Ist in der Praxis allerdings schwierig . Der Stress wird immer mehr.. entweder man kann da mithalten oder nicht.
Traurig diese Entwicklung.

Hast du eine Therapeut/in? Jemand der dich unterstützen kann?

Liebe Grüße

Scheint doch erstmal nur eine Maßnahme zu sein.
Mit verschiedenen Praktika oder was machen sie da?

Zitat von kleiner:
Hast du eine Therapeut/in? Jemand der dich unterstützen kann

Ja, ich bin gerade in meiner 6. Therapie.
Leider ist mein Therapeut der Meinung, das Arbeiten super ist und ich am Besten so schnell wie möglich in einen Job gehen soll.

Kurz zur Vorgeschichte von mir vielleicht:
Ich habe bis 2015 normal gearbeitet, dann hatte ich einen Angriff auf der Arbeit, weswegen ich meinen alten Job aufgegeben habe. Bin 3 Tage später aber wieder woanders arbeiten gegangen, habe das also nie aufgearbeitet. 2016 hatte ich dann einen Zusammenbruch und habe Medikamente bekommen, war 6 Wochen krank geschrieben, habe mich dann aber wieder zusammen gerissen. Besser wurde es aber nie, hatte morgens schon Übelkeit und Panik, obwohl der Job super war. Ich habe einfach extreme Probleme mit Erwartungshaltung, Verpflichtung und das ganze dann nicht zuhause in meinem Safe Space. 2016 und 2018 war ich teilstationär in der Klinik, 2018 habe ich meinen Job verloren und habe mir schon in der Klinik einen neuen gesucht, Hauptsache arbeiten. 2 Monate habe ich ausgehalten, dann wieder Zusammenbruch. Danach habe ich mich mit kleineren Jobs über Wasser gehalten. Immer wieder das Gleiche, nach 3-4 Monaten kam der völlige Zusammenbruch.

@Susanne05

Ja, aber alleine die Maßnahme macht mir Angst. Die ist begrenzt auf Stunden und ich weiß, ich muss danach laut Amt vermittelt sein.

Ich glaub ich hab mich nicht so bereit gefühlt. Ich glaub es gibt nicht den Zeitpunkt wo einer sich bereit fühlt. Ich muss mit meinen psychischen Problemen leben und mich meiner Angst stellen nicht den ganzen Tag in meinem Safe Space Zuhause zu sein. Oft ist das wirklich schwer aber es stimmt Arbeiten ist gut auch bei psychischen Problemen. Es gibt mit eine Tagesstruktur. Du bist in deiner 6. Therapie. Worauf möchtest du noch warten? Es wird schwer sein egal wie lang du noch wartest.

Ich habe mich noch nie zum Arbeiten bereit gefühlt, hatte vom ersten Moment an Angst davor. Sogar schon als kleines Kind hatte ich Agst davor erwachsen zu werden und arbeiten zu müssen. Aber ich habe es trotzdem immer durchgezogen, jetzt schon seit 35 Jahren.

Ich hab beim ersten mal nach einem Jahr Krankheit und beim zweiten Mal nach 5 Monaten Krankheit mit 3 Stunden Wiedereingliederung begonnen was mir die Nervosität genommen hat.
Ein mulmiges Gefühl war immer noch da, aber man hat ja die Option wenns nicht geht wieder daheim zu bleiben.
Richtig bereit war ich nie, muss aber sagen das es die richtige Entscheidung gewesen ist wieder zu arbeiten.
Es kommt wieder etwas Regelmäßigkeit und Rhythmus in den Tagesablauf und man ist abgelenkt hnd wenns nicht geht einfach wieder zum Arzt und sagen das es nicht geht.

Meine Angst ist es einfach auch, nicht den passenden Job zu finden.
Ich bin durch meine Erkrankungen schwerbehindert und bisher habe ich damit nur schlechte Erfahrungen gemacht.
Das Geld kassieren wollen sie alle, aber die Einschränkungen, die das mit sich bringt, die wollen nur die wenigsten.

Da ich ja keinen Arbeitgeber mehr habe, funktioniert sowas wie berufliche Wiedereingliederung leider nicht.
Ich habe Angst, meine bis jetzt halbwegs erreichte Stabilität wieder zugunsten von einem Job aufzugeben, wie es die letzten Male war. Und dann dauert es noch länger, bis man wieder reinkommt.


Zitat von Coru:
Du bist in deiner 6. Therapie. Worauf möchtest du noch warten? Es wird schwer sein egal wie lang du noch wartest.

Auf eine dauerhafte Stabilität. Und nicht nur eine phasenweise, die kippt, sobald es Verantwortung gibt.
Ich merke es ja jetzt schon wieder. Ich habe 2 Wochen lang Pause von jeglichen Verpflichtungen gemacht.
Jetzt muss ich wieder zur Therapie und bekomme schon wieder Panik vor dem Termin, gleiches bei ABW und Sport.
Wenn ich das aber dem Therapeuten erzähle, heißt es nur, ich muss da durch, ich kann ja nicht jeden Tag Panik schieben.
Aber genau das kann ich und weiß nicht, wie ich dagegen angehen soll. Es setzt mich unter Druck.

@Horizont ich kann das von außen schwer beurteilen. Ich kann nur von meinen Erfahrungen berichten. Ich glaube so eine Stabilität wie du sie dir wünscht gibt es nicht. Ich gerate auch bei der Arbeit in Panik wegen dem Druck und werde instabiler. Ich bin auch stabiler ohne Arbeit. Ich versuche an der Arbeit zu lernen und zu wachsen damit umzugehen. Was dein Therpeut sagt stimmt. Es wird besser aber erst durch das der schwierigen Situationen aussetzen. Du kannst mit deinem Therapeuten dran arbeiten wenn so eine Situation bei der Arbeit kommt. Mit der Zeit wird das mit der Verantwortung auch wieder normaler.

Aber mein Therapeut glaubt mir auch nicht, dass ich jahrelang mit Panik gearbeitet habe.
Deswegen kann ich ihn dahingehend nicht ernst nehmen und auch nicht vertrauen.
Er meint, dann müsste ich ja jeden Tag Angst gehabt haben und das ist nicht möglich. Ich habe ihm dann gesagt, ich habe mich sogar jeden Tag übergeben vor Stress, da meinte er, das kann nicht sein, irgendwann lernt der Kopf, dass er keine Angst haben muss.

Deswegen lasse ich meine Ängste bei der Therapie außen vor und lasse hauptsächlich die Stimmungsschwankungen behandeln, da wir bei den Ängsten nicht auf einen Nenner kommen. Letztendlich muss man natürlich irgendwann wieder ins wahre Leben, das ist auch mir bewusst und da arbeite ich ja auch drauf hin. Aber im November hatte ich noch eine ganz schlechte Phase und bin halt jetzt erst so kurz stabil. Daher bin ich was das angeht einfach wahnsinnig unsicher, ob ich mir nicht schon wieder zu viel zumute und wieder so ende wie jetzt. Das ist wirklich die Hauptangst.
Und natürlich, die Erwartungen der Maßnahme nicht zu erfüllen.

@Horizon
Ich denke, dass ich das gar nicht beantworten kann, weil ich nicht du bin.
Ich war mal 1 Jahr krank geschrieben, hatte während dieser Zeit eine Maßnahme vom Rententräger und dann 2 Jobs. Das ging leider nicht lange gut und ich war wieder krank geschrieben wurde dann aber in Rente geschickt, weil ich zu oft krank war, nicht nur psychisch, auch körperlich. Das konnte kein Arbeitgeber tragen.

Versuch es erst einmal und wenn es nicht klappt, dann ist es vielleicht auch nicht die richtige Therapieform.
Vielleicht mal die Therapieform hinterfragen und auch, ob es der richtige Therapeut ist? Mich hat das damals in Teufels Küche gebracht.

Wenn die Arbeit keinen Spaß macht, sollte man sich eine andere suchen. Ist das nicht möglich, bleibt nichts anders übrig, als sich damit irgendwie zu arrangieren, bestenfalls zu lernen, diese Arbeit zu mögen. Sonst kann es ein hartes Leben werden, wenn man jeden Morgen über Jahre mit Widerwillen schon aufsteht, um zur Arbeit zu gehen und das mit keinem guten Gefühl.

Zitat von -IchBins-:
Wenn die Arbeit keinen Spaß macht, sollte man sich eine andere suchen. Ist das nicht möglich, bleibt nichts anders übrig, als sich damit irgendwie zu arrangieren, bestenfalls zu lernen, diese Arbeit zu mögen. Sonst kann es ein hartes Leben werden, wenn man jeden Morgen über Jahre mit Widerwillen schon aufsteht, um zur Arbeit zu gehen und das mit keinem guten Gefühl.

Das schlimme war ja, dass die Arbeit mir Spaß gemacht hat.
Ich mochte das, was ich getan habe. Aber ich kam mit dem Druck, der Verantwortung und dem Pflichtgefühl nicht klar, das hat mich noch mehr krank gemacht. Und meine eigenen hohen Ansprüche kamen dann noch oben drauf.
Da hat dann nicht nur der Kopf rebelliert, sondern auch der Magen.

Da das meine 6. Therapie ist und ich von tiefenpsychologisch, Verhaltenstherapie und Klinik schon alles durch habe, denke ich, irgendwo liegt es auch an mir. Ich bin natürlich durch all die Therapien sehr viel weiter als ich ohne wäre, dass muss man auch anerkennen. Es gibt schon die kleinen Erfolge. Aber an den Grundthemen, die gerade für eine Arbeitsaufnahme wichtig sind, ändert sich leider nichts.

Zitat von Horizon:
Ich mochte das, was ich getan habe. Aber ich kam mit dem Druck, der Verantwortung und dem Pflichtgefühl nicht klar, das hat mich noch mehr krank gemacht. Und meine eigenen hohen Ansprüche kamen dann noch oben drauf.

So ging es mir auch mal in einem der Jobs, den ich sehr gern gemacht hatte. Leider ging das dann nicht mehr weder psychisch, noch physisch.

Mein Werdegang mit Therapien und Kliniken ist auch genügend gewesen. Zudem war es dann auch die falsche Form und danach ging es mir um einiges schlechter.

Aber jetzt muss ich mir keine Gedanken mehr darüber machen, da ich in Rente bin.

Ich kann dich da teils also verstehen. Ich wüsste auch nicht, wie es wäre, wenn ich jetzt noch arbeiten müsste.

Ich wünsche dir viel Kraft dafür.

Der Anfang ist halt komisch, aver mit der Zeit wird es schon. Ich hab heute auch noch nach dem Wochenende ein komisches Gefühl wenn ich am Montag in die Arbeit gehe, aver dann tut es gut abgelenkt zu sein und eine Aufgabe zu haben.
Irgendwelche idi... wird man immer in der Arbeit haben die einem schief anschauen oder hintenrum reden, aber die muss man versuchen zu ignorieren.
Ich sag mir da immer: wer hinter meinem Rücken über mich redet der unterhält sich mit meinem Hintern.
Funktioniert oft sehr gut.

Ja. Sowas kenne ich mit dem Druck.
Grundsätzlich macht mir meine Arbeit auch Spaß. Aber das drum herum ist das schlimme.
Der Stress und der Druck wird meines Erachtens immer schlimmer.
Man bekommt immer mehr Aufgaben die man in kürzerer Zeit erledigen soll.
Wenn man es nicht schafft wird man als nicht belastbar bezeichnet.
Ich denk mir das nach dem Urlaub oft. Nach 3 Wochen Urlaub 500 Mails die man irgendwie, am besten innerhalb einer Stunde, lesen soll...weil es geht ja direkt weiter.

Überall wird was von mentaler gesundheit erzählt...auch in den Unternehmen. Davon wollen nur die Chefs nichts wissen

Ich bin in meinen Wiedereingliederungen immer mit Panikattacken arbeiten gegangenen und habe gehofft dass es sich durch die Routine wieder legt.

Viele Grüße

Ich kann deine Angst und Sorge verstehen. Keiner kann das für dich beantworten. Nur wenn du nicht genug Vertrauen in deinen Therpeuten hast und das Gefühl da ist, dass du mit ihm nicht über deine Ängste sprechen kannst scheint er nicht der richtige Therapeut für dich zu sein. Du musst dich schon auf die Einschätzung verlassen können sonst wird es schwer.

Ich hab damals den Einstieg in die Arbeit mit meinem Therapeuten und Psychiater besprochen und darauf vertraut das wir gemeinsam die richtige Entscheidung treffen. Hätte die Wiedereingliederung nicht geklappt hätte er mich rausgenommen.

A


x 4






Mira Weyer
App im Playstore