Hallo allerseits,
vielen Dank für eure Beiträge, Ratschläge und euer Feedback.
Um die Sachlage etwas genauer darzustellen, werde ich ein wenig ausholen.
Die erste Panikattacke blieb nicht die Einzige. Darauffolgend habe ich immer wieder Panikattacken erlebt, nur nicht in der Intensität der Ersten. Aber schlimm genug, um zumindest etliche Arztbesuche über mich ergehen zu lassen oder beim Hausarzt vorstellig zu werden. (Nach dem Motto: Aber dieses Mal ist es was ERNSTES!).
Natürlich habe ich immer versucht einen Zusammenhang bei den auslösenden Situationen zu suchen. Dies war jedoch zu kurz gedacht, da hier für mich keine Kausalität zu erkennen war.
Aber wie ging es nachdem Krankenaufenthalt weiter? Nach der Entlassung war ich natürlich völlig durch den Wind. Zuhause angekommen war ich immer noch der festen Überzeugung, dass ich gleich umkippe und sterbe. Dementsprechend phlegmatisch war mein Tagesablauf. Dennoch schaffte ich es zumindest 1h am Tag spazieren zu gehen, obwohl ich geplagt war von Brustschmerzen, Schwindel, Kribbeln in der Brust/Extremitäten etc. Abends lag ich immer auf der Couch und habe Bücher und Podcasts über das Thema Angststörung/Hyperchondrie verschlungen. Ablenken fiel mir schwer, jede Palpitation und jeder Herzschlag den ich gespürt habe, hat mich in Panik versetzt. 2 Wochen nachdem Krankenhaus hatte ich noch einen Termin beim Internisten, zwecks Belastungs EKG - aber natürlich alles passend, kerngesund und fit.
Während dieser Zeit war ich krankgeschrieben bis Ende Jänner. Zum Glück hatte mein Chef Verständnis, da er dieselbe Problematik hatte. Jedenfalls ging es mir nachdem Termin beim Internisten von Tag zu Tag besser und ich versuchte wieder Laufen zu gehen - blöde Idee, hatte wieder eine Panikattacke und war gefühlt wieder bei 0. In diesem Tempo hangelte ich mich von Woche zu Woche, mal besser, mal schlechter. Mit Ende Jänner hab ich wieder angefangen zu arbeiten. Den Ängsten tat diese keinen Abbruch, war immer der Meinung es könnte jeden Moment etwas Schlimmes passieren - meist Herzstillstand oder Herzinfarkt.
Mitte Februar fingen meine Schwindelbeschwerden an, welche dann den Fokus auf meinen Kopf richtete. Direkt Kopf MRT gemacht - natürlich ohne Befund. Dann hatte ich plötzlich Taubheitsgefühle und Kribbeln im Gesicht und linken Arm. Termin beim Neurologen - ohne Befund. Im Anschluss hatte ich Mücken in den Augen und mutmaßte meine Netzhaut geht ab. Sofort zum Augenarzt - gab zwar einen Befund, aber nichts Dramatisches. Der Leidensdruck war Ende Februar so groß, dass ich einen Psychiater aufsuchte. Dieser empfahl mir eine Behandlung mit Escitalopram und Trittico retard, bei Notfällen Alprazolam. Letzteres hat mir schon Anfang Jänner mein Hausarzt verschrieben, welches ich lediglich in Ausnahmesituationen nahm - aus Angst vor der Abhängigkeit.
Mithilfe vom Escitalopram schaffte ich es langsam wieder zurück und ich konnte sogar wieder Sport machen. Zwar immer mit angezogener Handbremse - aber immerhin. Im gesellschaftlichen Konstrukt funktionierte ich auch großteils. Das heißt ich nahm wieder mehr am Familienleben teil und traff mich ebenso mit Freunden. Arbeiten funktionierte bis auf ein paar schlechtere Tage auch recht gut. Nach Vor ca. 3 Wochen hatte ich wieder einen ziemlichen Durchhänger und meine Dosis wurde auf 20mg erhöht. Auch die Einnahme von Alprazolam fand leider immer öfters statt (jedoch immer 0,25mg - in Ausnahmen 0,5mg). Die Benommenheits- und Schwindelgefühle wurden auch immer mehr und sind bis zum heutigen Tag sehr ausgeprägt. Sie versetzen mich nicht in Panik, nerven mich aber.
Nun seit ein paar Tagen durchquere ich wieder eine schlechtere Phase. Jedes körperliche Symptom versetzt mich in Angst und im Prinzip erwarte ich jede Sekunde eine Katastrophe.
Simultan habe ich eine Psychotherapie begonnen. Diese half mir das letzte Jahr zu reflektieren und Auslöser für die Situation festzumachen. Vieles wird wohl auf die Geburt meiner Tochter zurückzuführen sein und die Verantwortung, welcher ich mich dahingehend stellen muss. Ich selbe hatte eine glückliche Kindheit, musste jedoch eine Trennung durchleben. Mein Vater war selten für mich da, vielleicht habe ich Angst dieser Rolle nicht gerecht zu werden. Deshalb auch immer die Katastrophendiagnosen - es gibt nichts rationales, bei mir endet alles mit dem worst case. Daher auch der Ansatz, dass meine Urangst wohl aus dem Angst vor dem Tod entspringt ist durchaus plausibel. Aber nicht weil ich Angst habe nicht mehr zu existieren (zwar ein unangenehmer Gedanke), aber was wird dann aus meiner Familie wenn ich nicht mehr hier bin?
Aufgrund dieser Erfahrung habe ich auch meine Arbeitszeiten reduziert und gewissen Änderungen im Leben veranlasst, welche ich ohne diesen Einschnitt wohl nicht gemacht hätte. Von dem her habe ich diesen Schuss vor dem Bug durchaus verstanden.
Mein Urvertrauen in meinen Körper ist auch hinüber und das macht mir sehr zu schaffen. Ich war immer der Meinung mich gut zu kennen. Und dies wurde mir letztlich zum Verhängnis. Vermeintlich wusste ich immer was mein Körper braucht, jetzt verstehe ich nichts mehr. Ich deute alles völlig falsch.
Ich erdreiste mir zu behaupten ein sehr reflektierter Mensch zu sein. Ebenso habe ich alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit es mir besser geht - vielleich zu viele. Mir ist ebenfalls bewusst dass meine Reise noch keine lange ist, leider Gottes ist Geduld keine Tugend meinerseits.
Meine Perspektive gegenüber Gesundheit/psychischer Gesundheit hat sich völli gewandelt und ich sehe viele Dinge in einem anderen Licht. Ich wünsche diese Erkrankung nicht mal meinem ärgsten Feind und ziehe meinen Hut vor allen Leidensgenossen, welche diese Bürde schon über Jahre hinweg tragen müssen.
Abschließend sei noch gesagt, die Verbindung von Angst und Depression wird ja öfters thematisiert. Und ich verstehe das total. Es gibt Tage, an denen ich einfach keine Lust mehr habe mit diesen Zuständen leben zu müssen. Ich will einfach wieder der Alte sein, zumindest in diesem Moment - auch wenn das heißen würde, die ein oder andere Erkenntnis wieder zu verlieren.
Wohin und wie lange meine Reise noch dauert kann ich nicht sagen. Es tut aber gut eure Ratschläge, Meinungen und Erfahrungen zu lesen.
In diesem Sinne bedanke ich mich für die Zeit!
Liebe Grüße
12.05.2024 18:06 •
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