Zitat von FrancesTheMute: Hatte es bereits ein paar Mal im Laufe des Themas erwähnt, aber wie seht ihr die Rolle der Emotion Wut oder vielleicht sogar den Frust?
Meine Erfahrung und auch Meinung dazu:
Wut und Frust sind übliche Begleiter bei Angststörungen. Das ist auch logisch, denn wenn man erst einmal länger drin hängt in den Ängsten und der Erkrankung und merkt, dass das nicht von heute auf morgen wieder per Schalter umspringt, dann frustet das irgendwann einfach (ebenso wie ständige Rückschläge, die bei jedem kommen und normal sind). Logisch ist auch, dass es bei Leuten wie uns (die eben ungeduldig sind und sehr auf Perfektion/Kontrolle ausgelegt sind) erst recht durchschlägt.
Ich glaube, dass das viele kennen hier, dieses Frustriertsein.
Nicht selten entwickeln Menschen mit Angststörung mit der Zeit auch zusätzlich Depressionen (anders herum ist eh auch häufig der Fall, also von Depressionen hin zu Angststörungen). Bei mir war das so (das ist übrigens der Teil der Erkrankung, mit dem ich aktuell noch zu kämpfen habe; die Angst ist eigentlich mittlerweile recht gut im Griff).
Depressionen äußern sich besonders bei Männern häufig auch durch Gereiztheit, schlechte Laune...eben extreme Frustration. Das war mir ganz zu Beginn nicht bewusst, bis ein Therapeut mir das mal ganz ausführlich erklärt hat. Natürlich wechselt sich das ab mit Niedergeschlagenheit. Selbstmitleid ist dann tatsächlich auch so ein wichtiges Wort in dem Zusammenhang. Das ist manchmal ganz ok, aber man sollte aufpassen, dass man da nicht zu oft und ständig darin badet. Selbstmitleid schadet mMn auf Dauer eher der Genesung. Der Begriff Sekundärer Krankheitsgewinn ist dann auch noch so ein Begriff, der da anknüpft. Kann man ohne Gefahr googeln und ist ein oft unterschätzter Aspekt, der öfter der Fall ist als man denkt, aber sehr oft nicht bemerkt wird, weil er unterbewusst im Hintergrund läuft.
Zitat von FrancesTheMute: Das heißt ich meide Situationen proaktiv, aufgrund der Angst. Diese Wut birgt eine gewisse Ambivalenz in sich, zum Einen kann sie ja Antrieb sein, zum Anderen kann der daraus resultierende Frust in eine Art sich in Selbstmitleid suhlen enden und den Prozess in die Länge ziehen.
Das hast du gut erkannt.
Ich bin einerseits manchmal froh über die Frustriertheit, denn sie bringt mich auch dazu, immer mal wieder meinen Hintern hoch zu bekommen und aus meinem Sog hin zum Rumflacken und Schonen auszubrechen (habe da sogar ein bisschen was in einem Thread von mir geschrieben).
Andererseits muss man auch aufpassen, dass man sich wieder beherrscht, ruhig bleibt, akzeptiert und eben Geduld hat (hatten wir ja oben hier besprochen).
Es gilt also auch hier, die Balance zu finden.
Wut sollte man also auch einfach akzeptieren und nicht komplett unterdrücken. Das ist eine Emotion wie die anderen auch.