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Eine Ergänzung noch:
Jeder Hypochonder hier, der akzeptiert hat, dass er psychische Probleme/Diagnosen hat, sollte mal überlegen, wie wahrscheinlich es ist, dass er mit dieser psychisch gesicherten Tatsache gleichzeitig dazu wirklich noch eine schwere körperliche Erkrankung hat, die exakt derartige Symptome auslöst, welche auch rein psychosomatisch möglich sind .
Wie wahrscheinlich ist das, besonders bei jüngeren Menschen wie uns, die schon zig Mal beim Arzt waren zur Untersuchung?

Das ist ein Stemmen gegen extremste Statistikzahlen fast schon in Richtung Lotto.

Und ja, ich weiß...möglich ist es...und das ist das Problem, diese 0,0001% Möglichkeit. Ja, es gibt Menschen, die 3x Krebs im Leben hatten und ja, es gibt Menschen, die psychisch krank waren und dann einen Schlaganfall bekamen. Es gibt auch Lottosieger und Profi-fußballer, die 50 Mio im Jahr verdienen.

Ziel wäre es, zu verinnerlichen, das es wahrscheinlicher ist, einen schweren Autounfall zu haben demnächst.
Selektiv wahrnehmend reagieren wir Angstgestörten aber auf die unwahrscheinlichen Dinge mehr.
Falsch justierter Sensor!
Ein Knopf wäre gut, um dieses falsche System wieder zu rebooten mit dann normaler Funktion.

@illum
Zitat:
Übrigens war ich heute zum Aufnahmegespräch in der Klinik und mir wurde gesagt, das sind die ersten drei Baustellen, die abgehakt werden, inkl. MRT von der HPA-Achse.


Ja, das ist mir auch aufgefallen, dass es da in letzter Zeit einen Sinneswandel zumindest bei einigen psychiatrischen Kliniken gegeben hat. Besonders in der Zeit vor der Jahrtausendwende aber auch noch vor fünf Jahren in einer psychosomatischen Klinik habe ich das anders erlebt. Da war es quasi ein Dogma, dass alles von der Psyche kam. Oder allenfalls auch noch eine chemische Dysbalance von Botenstoffen. Die Ursachen von psychischen und neurologischen Krankheiten, die ja oft auch psychische Symptome haben oder genauer gesagt oft zusammen mit Psychischen Erkrankungen kommen sind sehr komplex. Auslöser sind oft psychische Belastungen und psychische Traumata können auch eine der Ursachen sein, aber eben nicht nur. Ich kenne Menschen, die viele im Grunde genommen psychische Schwierigkeiten haben, aber sie funktionieren und leiden anscheinend nicht so stark, dass sie deswegen ärztliche/therapeutische Hilfe suchen würden. Scheinbar psychisch gesunde Menschen können durchaus psychische Probleme haben. Der Unterschied zu “uns” ist, dass wir nicht/nicht “gut” genug funktionieren und mit Symptomen zu kämpfen haben die temporär oder chronisch das Leben schwer bis fast unmöglich machen.
Leider finde ich den Online-Artikel nicht wieder, darin war erklärt, dass es körperliche, genetische, psychische, psychosoziale (grob aus der Erinnerung zusammengefasst) Ursachen gibt und es wird noch viel Zeit vergehen bis die Wissenschaft herausgefunden hat wie das alles miteinander zusammenhängt. Solange (falls wir überhaupt noch in den Genuss von Therapien kommen, die nicht nur Symptome unterdrücken sondern an den Ursachen angreifen) bleibt einem nichts anderes übrig als sich mit der psychischen Komponente auseinanderzusetzen und zu versuchen dort auf den grünen Zweig d.h. realistisch gesehen auf einen etwas grüneren Zweig zu kommen.

A


Wie eine Panikattacke mein Leben veränderte

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Noch eine Ergänzung. Ich weiß, dass ich psychische Krankheiten habe und schäme mich nicht dafür. Jemand, der z.B. eine Herzerkrankung oder einen angeboren Herzfehler hat, schämt sich ja auch nicht dafür. Warum auch? Es gibt keinen Grund dazu. Allerdings hadere ich wie so viele hier mit den z.T. schweren Symptomen. Ich weiß auch, dass es bei mir von Kindheit an psychische Belastungen gegeben hat (psychisch kranker Elternteil). Das kann aber nicht der einzige Grund sein. In meiner Familie und auch in der Verwandtschaft kommen psychische Krankheiten, Neurodiversität und neurologische Erkrankungen gehäuft vor.

Zitat von Chris_ohne_BBBB:
Ich weiß auch, dass es bei mir von Kindheit an psychische Belastungen gegeben hat (psychisch kranker Elternteil). Das kann aber nicht der einzige Grund sein. In meiner Familie und auch in der Verwandtschaft kommen psychische Krankheiten, Neurodiversität und neurologische Erkrankungen gehäuft vor.

Es ist sehr wahrscheinlich auch nicht der einzige Grund.
Ich habe auch genetische Veranlagung stammbaumtechnisch.
Das oder auch Kindheits-Fehler alleine garantieren aber nicht, dass die Erkrankung ausbricht.
Ea muss in der Gegenwart meist ein zweiter Faktor hinzukommen...ein Konflikt z.B..

Im Buch Der emotionale Infarkt wird das hervorragend erklärt von einem Arzt.

Genetik oder Kindheits-Traumata/Prägungen sind Teil A (Basis sozusagen, die es wahrscheinlicher machen).
Oft muss aber erst Teil B dazu kommen, damit es passiert und das ist dann wie gesagt im aktuellen Leben.


Zitat von Chris_ohne_BBBB:
Ich weiß, dass ich psychische Krankheiten habe und schäme mich nicht dafür. Jemand, der z.B. eine Herzerkrankung oder einen angeboren Herzfehler hat, schämt sich ja auch nicht dafür. Warum auch?

Geht mir genauso.
Aber ich habe manchmal immer noch ein Problem damit, weil ich immer wieder mal merke, dass viele die Erkrankung nicht verstehen/begreifen können.
Wie auch? Es ist für viele zu nebulös und kaum fassbar.
Wenn dann z.B der Arbeitgeber entsprechend falsch reagiert, dann kann das einen schon zum Nachdenken bringen in Bezug auf Outing und Umgang mit der ganzen Erkrankung in der Öffentlichkeit.

@FrancesTheMute

Zitat:
Ich wünsche Dir dass deine Odysee bald ein Ende nimmt und du eine plausible Erklärung für deine Symptome bekommst.

Ich frage mich selbst oft, ob es mir besser gehen würde wenn mir der Arzt eine Krankheit diagnostiziert, so quasi nach dem MottoHA! Ich hab's doch gewusst.


Vielen Dank.

Und was die organische Ursache betrifft, so muss ich sagen, hoffe ich eher, dass ich mit meiner Selbstdiagnose Unrecht habe, denn diverse Hormonersatztherapien usw sind je nach Schwere kein Cakewalk und ich hätte damit garantiert nie wieder ein Leben ohne die Gewissheit fortan auf die Lieferketten von Medikamenten angewiesen zu sein.

Wenn es hingegen psychovegetativ ist, dann OK. Das würde mich sogar ehrlich glücklich machen. Weil ich weiß, dass man dort wieder herauskommen kann, wenn man sich in sich selbst reinkniet.

Dann werde ich die Gelegenheit nutzen, weil ich die Schnauze voll von 25 Jahren ständiger auf und abs habe.

Ich habe es solange aufgeschoben, weil ich immer dachte, es würde sich von selbst erledigen, aber das tut es nicht, sondern ist dieses Mal so lebensbeschneidend, dass sich was grundlegend ändern muss.

Das wird kein schöner Weg und auch kein Weg, den man mit links nimmt, aber es ist ein Weg, auf dem man etwas über sich selbst lernt und sich dadurch auch als Mensch reflektieren und verbessern kann.

Deshalb ist eine Therapie für mich auch kein Buh-Thema, sondern eigentlich sogar ein Luxus, den jeder Mensch mal in Anspruch nehmen sollte, wenn das denn möglich wäre. Wir brauchen mMN alle mal jemanden, mit dem wir über solche Dinge reden können. Die Welt wäre dann vielleicht ein Ort mit mehr Nächstenliebe. Na ja.

@SteveRogers

Zitat:
Ich verstehe dich total, aber die Tatsache, dass du früher oder bisher keine oder nicht so viele Symptome hattest, ist leider absolut wertlos.


Ja, ich weiß. Die Signifikanz bei Menschen, bei denen bisher keinerlei somatoforme Störungen aufgetreten sind, ist geringer, dass diese im Laufe des Lebens auftreten können. Sie ist aber nicht null. Die neuroplastischen Modulationen im Neocortex sind nicht exakt vorhersehbar, nur erahnbar und damit steuerungsfähig wie bei der KVT und anderen behavioristisch-orientierten Ansätzen.

Zitat:
Deine Expertise in Ehren (habe ich auch alles schon hinter mir dieses Aneignen von (Fach)wissen - das alles hilft dir eben nix oder ist sogar kontraproduktiv.


Ich möchte es anhand wissenschaftlicher Empirie verstehen, was exakt im menschlichen Körper passiert, damit ich ein Vertrauen in die Wirkung der Maßnahmen setzen kann.

Wie zum Beispiel beim Sport. Sport hilft, weil...
Darin vertraue ich und deshalb bleibt ich dort auch am Ball, anstatt zu QVC und Engelsbotschaften zu wechseln.

Ohne Vertrauen in die objektive Faktizität, kann ich mich nicht auf Dinge einlassen, die mir helfen sollen.

Und dazu gehört eben auch ein medizinischer Check-Up, bevor ich vertrauen kann. Alles andere ist für mich QVC.

Übrigens habe ich dieses Problem gerade hinter mir - beim Zahn - womit die anderen Probleme auch in Zusammenhang stehen (Stress).

Ich bin 2 Monate von ZA zu ZA und Bereitschaft zu Bereitschaft, weil ein gebrochener Backenzahn immerwieder als Zahnfleischentzündung diagnostiziert wurde.

Erst der n-te Zahnarzt hatte die Idee trotz Negativbefund beim Röntgen den Zahn aufzubohren, um den Bruch bis zur Wurzel festzustellen.

Während dieser Zeit haben sich diese ganzen aktuellen Symptome und das Verhalten der übertriebenen Selbstbeobachtung auch erst entwickelt - weshalb ich selbst bei Psyche bin, aber mir eine richtige Untersuchung mit mehr Einsatz am Patienten, auch mehr Sicherheit gäbe.

Denn wie viele Ärzte hatten sich beim Zahn nur 2 Minuten Zeit für mich genommen, um mich mit Unsinn abzuspeisen und erst der letzte, der in kurzer Hose am Sonntag arbeitete, war ein Arzt, während die anderen nur Mediziner waren.


Zitat:
Ich will den Thread hier nicht mit deinem Thema sprengen, aber nenne doch mal bitte genau deine Symptome. Ich war da auch früher immer Meister mit Dr. Google und Co, um dann genau einschätzen zu können, was das sein kann rein körperlich oder eben auch psychisch eher nicht. Ging voll in die Hose.


Ich will den Thread auch nicht weiter mit meiner Geschichte entern, aber ich nutze ChatGPT 4 und lasse mich bei konkreten Fragen auf die jeweiligen Facharbeiten leiten, aus denen die Informationen hervorgehen, warum GABA-Antagonisten bei einer Nebenniereninsuffizienz nur die neuropsyiatrischen Symptome lindern, aber nicht die Polyurie, die zB auch ein Begleitsymptom ist.

Auch ohne Angst (dH Benzos) ist meine Haut extrem trocken geworden, Natrium und Kalium andauernd unten, Leukos unten, Lymphdrüsen im Hals und unter den Achseln angeschwollen, Temperatur konstant erhöht, Kältegefühl, gleichzeitig Hitzeintoleranz, Unruhe, Durchschlafstörungen, Unterzuckerungen, Wahrnehungsstörungen, Müdigkeit, Muskelschwäche, Übelkeit, Magenprobleme, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust usw usf.

Zitat:
Ich kann dir mal sagen, was ich im Laufe mehrerer Jahre an Verdachts-Erkrankungen durch hatte:


Ja, das sind so die typischen Krankheiten, die damit in Verbindung stehen können, weshalb ja scheinbar dort in der Psychiatrie vllt. auch aus gesetzlichen Gründen gesagt wird, dass erstmal die Innere drüberschauen muss, bevor ne Verdachtsbehandlung stattfindet, die am Ende in einem Urteil endet, kein Glaukom mit Antidepressiva zu behandeln ️

Zitat von illum:
Und was die organische Ursache betrifft, so muss ich sagen, hoffe ich eher, dass ich mit meiner Selbstdiagnose Unrecht habe, denn diverse Hormonersatztherapien usw sind je nach Schwere kein Cakewalk und ich hätte damit garantiert nie wieder ein Leben ohne die Gewissheit fortan auf die Lieferketten von Medikamenten angewiesen zu sein.

Wenn es hingegen psychovegetativ ist, dann OK. Das würde mich sogar ehrlich glücklich machen. Weil ich weiß, dass man dort wieder herauskommen kann, wenn man sich in sich selbst reinkniet

Das ist ein sehr interessantes Thema.
Ich habe manchmal auch fast gehofft, dass die einen Herzfehler finden oder MS etc...echt.
Dann wüsste ich zumindest, was Sache ist und könnte Mediksmte nehmen, die zwar kacke sind, aber helfen und meine blöden Symptome/Ängste wären weg.
Schwierig...keine Ahnung wie ich heute wählen würde...vermutlich je nach Tagesform.

Zitat von illum:
Ich möchte es anhand wissenschaftlicher Empirie verstehen, was exakt im menschlichen Körper passiert, damit ich ein Vertrauen in die Wirkung der Maßnahmen setzen kann

Verstehe ich voll , aber da der Körper nicht einmal 90%ig nachvollziehbar erklärbar ist inkl. Symptomatik, ist das schwer bis unmöglich...ohne Medizinstudium noch mehr und dann kommt noch das übliche jeder Körper und Geist ist anders dazu.
Willst du dich wirklich dieser unlösbaren Aufgabe weiter hingeben?

Zitat von illum:
Und dazu gehört eben auch ein medizinischer Check-Up, bevor ich vertrauen kann.

Das ist auch ok und sollte man auch.
Danach sollte aber gut sein.
Schauen wir mal, wie es bei dir läuft.
Ich drück die Daumen.

Zitat von FrancesTheMute:
Guten Morgen, vielen Dank für eure Antworten! Grundsätzlich meine ich die Frage Warum Panikattacke, recht schnell geklärt zu haben. ...

Wie du ja schon erlebt hast, sind Panikattacken ärgerlich, unschön, …. aber nicht bedrohlich.

Der schnellste aber auch schwierigste Weg ist die absolute Akzeptanz.
Vertraue deinem Körper, dass alles nur eine Illusion ist. Lass es drauf ankommen. Stelle fest, dass nichts weiter passieren kann. Und die Alarme werden leiser, bis sie vergehen.

Zitat von SilentRoG:
Wie du ja schon erlebt hast, sind Panikattacken ärgerlich, unschön, …. aber nicht bedrohlich. Der schnellste aber auch schwierigste Weg ist die absolute Akzeptanz. Vertraue deinem Körper, dass alles nur eine Illusion ist. Lass es drauf ankommen. Stelle fest, dass nichts weiter passieren kann. Und die Alarme ...

Danke dafür.
Ich wünschte ich könnte das direkt so abhaken, aber ich bin ein extrem verkopfter Mensch und brauche immer eine rationale Erklärung und will die Zusammenhänge verstehen. Und da steh ich mir selber im Weg. Wie halt soviele andere auch bei dieser Art von Krankheitsbild.

Zitat von FrancesTheMute:
Danke dafür. Ich wünschte ich könnte das direkt so abhaken, aber ich bin ein extrem verkopfter Mensch und brauche immer eine rationale Erklärung ...

Da kann man vieles rational erklären. Angefangen bei den Symptomen, über die Gedanken, bis hin zur Akzeptanz.
Long story short: je mehr du dagegen ankämpfst um so mehr Bestätigung gibst du der Angst und je gefährlicher stuft sie das ein.
Akzeptierst du die Situation,“ ja ist halt so, ich bin sicher,…“, dann schwächst du die Reaktion ab und die Situation wird als weniger gefährlich eingestuft. So kannst du die Fehlalarme immer weiter abstufen bis sie garnicht mehr so hoch kommen.

Du hast ja bereits Panikattacken überlebt. Und die können nur eine bestimmte Stärke erreichen. Die hast du schon erreicht. Fordere Sie das nächste Mal heraus, sie soll stärker werden. Und du wirst merken, dass das nicht geht. Und zack wird sie abschwächen weil du diese Erkenntnis erleben wirst.

Zitat von FrancesTheMute:
@illum Ich wünsche Dir dass deine Odysee bald ein Ende nimmt und du eine plausible Erklärung für deine Symptome bekommst. Ich frage mich selbst oft, ob es mir besser gehen würde wenn mir der Arzt eine Krankheit diagnostiziert, so quasi nach dem MottoHA! Ich hab's doch gewusst.

Die Angststörung ist unabhängig von organischen Leiden. Sogar vom Sterben. Sie dockt sich an alles mögliche an, besonders gern im Sozialen und im Körperlichen. Jeder Beweis, dass keine körperliche Ursache vorliegt, entlastet für kurze Zeit. Aber die Angsstörung bleibt und dockt neu irgendwo an. Sie sucht und sie findet: immer. Sie sitzt, wie du nach deiner intensiven Beschäftigung mi dem Thema sicher weißt, in der Amygdala (Mandelkern) im Stammhirn. Sie hat eine Vorgeschichte, die weit zurückliegt. Sie kann jahrelang schlummern. Aber im Inneren wusste man immer, dass man unsicher ist und überspielte es und funktionierte. Zum Ausbruch (Zusammenbruch bzw. Panikattacken) kommt es nach einer langen Phase des Funktionierens obwohl man innerlich spürte, dass man nur noch „mitspielte“ und sein bestes gab. Man ist ausgehöhlt und dann schlagen die Stress- bzw. Angstmuster der Amygdala gnadenlos zu. Wichtig ist sofortige Entlastung. Glücklich, wer ein stabiles und liebendes Umfeld hat. „Verstehen“ kann man das alles nicht wirklich, nur die grobe Struktur dieser (in unseren Gesellschaften zunehmenden) Erkrankung/Störung. Auch, wenn man die Ursachen kennenlernt und sich ihrer bewusst wird, ändert es nichts. Die Besserung kommt mit einer Änderung der Umgebung mit ihren Aufgaben. Sie muss zu dir passen, dann bleibt die Amygdala ruhig. Auf Deutsch (wie es mir ein sehr guter Therapeut einmal sagte): „Wenn Du artgerecht gehalten wirst, hast du keine Angststörung, Panikattacken und Depressionen“.
LG

Guten Abend Frances,

deine Schilderungen kenne ich auch von mir genauso. Fast alle Panikpatienten haben einen ähnlichen Verlauf. Meine drei schweren Panikattacken hatte ich im März + April 2020, sprich im ersten Lockdown, ebenfalls Zuhause (auf der Couch) - da war ich 33 Jahre. Bei meinen ersten beiden PA war ich ebenfalls kurz in der Klinik, und körperlich wurde nichts gefunden. Nach den ganzen PA kam die Angststörung - alles macht plötzlich Angst!

Ich habe zunächst Opipramol (zur Sedierung und zum Schlafen bekommen), für den Notfall TAVOR und Betablocker Metoprolol, damit das Herz nicht so schnell schlägt, und das Adrenalin blockiert wird. Starke Antidepressiva wie Escitalopram o.ä. wollte ich nicht.

Ursachen waren eine Kombination aus jahrelanger beruflicher Überlastung, viel zu hohe Ansprüche an mich selbst, und die Tatsache, dass ich immer wieder seit meiner Kindheit unter Ängsten und schlechten Bewältigungsstrategien leide. Die Coronakrise und eine anstehende Steuerprüfung 2020 haben mir dann den Rest gegeben (bin Selbständig in der Personalvermittlung tätig).

Was ich Dir empfehlen kann:

- suche einen ganzheitlichen Mediziner/Praxis auf, und mache umfangreiche Blutuntersuchungen, insbesondere wie hoch deine Hormone sind. Ich hatte 2020 wegen dem jahrelangen Stress und Cortisolausschüttung praktisch kein Testosteron mehr im Blut, und ganz wenig Progesteron (dass ist die Vorstufe von Testosteron). Denn, wenn Männer einen Hormonmangel haben, können PA hervorgerufen werden. Google das mal.

- mache unbedingt eine Verhaltenstherapie / Psychotherapie, denn es gibt immer Gründe für deine PA und der darauf folgenden Angststörung. Denn, dein Körper will dir was sagen! Als Privatpatient solltest du schnell eine Psychotherapie finden.

- und zuletzt: mach mal weniger! nimm dich zurück. Finde heraus, was dir in der nächsten Zeit gut tut!

Gute Besserung! Freue mich auf deine Rückmeldung.

Alex

Zitat von FrancesTheMute:
Ich wüsste auch nicht ob es Ängste gibt, die erträglicher sind. Letztlich wird es egal sein, ob man Angst davor hat dass sein Herz aufhört zu schlagen, um den Verlust seiner Liebsten fürchtet oder damit mutmaßt dass einem eine Atombombe von irgendeinem Despoten auf den Kopf geworfen wird.

Erträglicher eher nicht, aber es gibt eine Angst, die schlimmer ist: Angst ohne scheinbaren Grund. Die reine Angst als Gefühl, aber ohne die Möglichkeit in irgendeiner Weise daran zu arbeiten oder sich um die (scheinbare) Ursache zu kümmern.

Aber darüber wollte ich eigentlich gar nicht schreiben.

Ich habe das Gefühl, dass Du mit den gleichen Mittel mit denen Du dir das alles vielleicht sogar eingebrockt hast, versuchst die Angst und die Ursachen zu verstehen und loszuwerden. Aber - Du hast es irgendwo auch erwähnt - ich glaube das ist alles etwas zu viel des Guten. Du hast in der kurzen Zeit mehr unternommen, gelesen, gehört und veranlasst, als die meisten anderen. Du solltest dir aber auch etwas Zeit (ich weiss) und Ruhe geben.

Alles was Du neu lernst, alles was Du über dich erfährst, alles was Du in die Wege leitest, jeder Misserfolg aber auch jeder Erfolg verursacht Stress. Mitunter positiven Stress - aber eben Stress. Und der bringt und hält dich ganz nah an der Angst und dann reicht eine Kleinigkeit um das Ganze wieder zum kippen zu bringen.

Zitat von FrancesTheMute:
Grundsätzlich meine ich die Frage Warum Panikattacke, recht schnell geklärt zu haben. Letztes Jahr trafen sehr viele einschneidende Lebensereignisse, neue verantwortungsvolle Jobposition, Studium, privater Stress etc. aufeinander. Retrospektive gab es viele Warnsignale, welche ich gekonnt ignoriert habe. Nach dieser Reflektion war zumindest die Panikattacke für mich erklärbar

Die Ereignisse die Du da aufzählst sind aber per se keine Gründe für PA - sonst hätten ja alle mit einem anstrengenden Jahr das gleiche Schicksal. Sie sind aber vielleicht der Auslöser. Mich hat das seinerzeit in einer ähnlichen Lebensphase ereilt, die Gründe für meine Ängste waren aber nicht die Ereignisse selbst, sondern die - zumindest zum Teil - falschen Entscheidungen die dahinter standen.

Vielleicht ist es bei dir die unterschwellige Sorge um deine Familie (Du hattest das irgendwo erwähnt), vielleicht irgendwas mit dem Du nicht zufrieden bist, das Du dir aber nicht eingestehen willst.

Das muss nicht so sein, aber eine Überlegung wäre es vielleicht wert..

Zitat von FrancesTheMute:
ich bin ein extrem verkopfter Mensch und brauche immer eine rationale Erklärung und will die Zusammenhänge verstehen.

Diese Art des Charakters ist (wie wir schon festgestellt haben) sowas von (!) typisch für Hypochonder. Man möchte sozusagen für jedes Symptom eine exakte, körperlich kausale Erklärung haben (einen Blutwert oder irgendeinen Stoffwechselvorgang usw). Genau das ist aber sogar für Mediziner nicht immer so einfach. Wie sollen wir da mit dieser Sache klarkommen? Google und Co reichen da nicht im Entferntesten aus und auch nicht das Lesen von Fachbüchern.
Es wäre hilfreicher, sich Wissen anzueignen, was rein psychosomatisch alles überhaupt möglich ist an körperlich (spürbaren) Symptomen.
Es kann ein wenig helfen, z.B. (wenn man denn überhaupt googeln darf/sollte!) immer nur zu suchen, ob ein Symptom rein psychosomatisch sein kann. Also z.B. Schwindel psychosomatisch eingeben. Wenn dann irgendein Treffer kommt, dass das sein kann, dann sollte das eben reichen, um das Thema abzuschließen und zu glauben. Fertig. Auf keinen Fall tiefer in die Trefferseite einsteigen und komplett lesen, denn dann landet man eben wieder irgendwie bei kann auch Krebs sein usw.

Dieses Verkopfen oder auch Analyse-Menschen sage ich immer ist eine absolute Anfälligkeit für Angststörungen (nicht nur Hypochondrie). Einfach gestrickte, lässige Charaktere haben da viel weniger Anfälligkeit für Angststörungen. Sie denken auch über alltägliche Dinge nicht so viel nach oder lassen sich nicht so stressen. Ich denke mir bei einigen Bekannten oft: Der/die wird nie eine Angststörung entwickeln, weil seine Charakter-Art einfach null dazu passt!.
Aber sei es wie es sei. Wir können unsere Art (Kopfmensch) nicht ändern. Ich habe das jahrelang versucht, aber keine Chance. An guten Tagen oder besonders im Urlaub gelingt mir das vielleicht zu 50% - dann sagt meine Frau auch, dass ich da viel lockerer bin, mich nicht stressen lasse und nicht jeden Mist analysiere und Erklärungen suche.
Die meiste Zeit gelingt mir das aber eher nicht bzw. ich muss mich gezielt beruhigen oder aktiv etwas tun (Entspannungsübungen, Meditation usw).

Zitat von Reconquista:
„Wenn Du artgerecht gehalten wirst, hast du keine Angststörung, Panikattacken und Depressionen“.

Der Satz ist wirklich treffend und wohl wahr.
Man könnte es auch so formulieren als Frage an sich selbst:
Lebst du tief im Herzen und ganz ehrlich das Leben, das du leben willst?
Oder ist es eher so, dass du aus gesellschaftlichen Gründen, aus Ansehensgründen, aus Druck durch die Umgebung (Eltern z.B.) anders lebst, so dass es dir ganz innen drin nicht gut tut? Da gibt es so viele Möglichkeiten, in denen das eben der Fall ist. Sicherlich kann man sich nicht alles im Leben aussuchen (man kann ja z.B. nicht jedes Jahr den Job wechseln oder den Partner wie bei einem Videospiel), aber nichts zu ändern oder einfach nicht wahrhaben wollen, dass da etwas falsch läuft, ist auch keine Lösung.

Zitat von Angstmaschine:
Alles was Du neu lernst, alles was Du über dich erfährst, alles was Du in die Wege leitest, jeder Misserfolg aber auch jeder Erfolg verursacht Stress. Mitunter positiven Stress - aber eben Stress. Und der bringt und hält dich ganz nah an der Angst und dann reicht eine Kleinigkeit um das Ganze wieder zum kippen zu bringen.

So ist es

Das Wort Warum (Warum Panikattacke? Warum Angst vor Herzkrankheit? Warum jetzt diese Angststörung und nicht früher? Warum dieses Symptom?) ist z.B. eher nicht gut, ständig zu benutzen. Ich habe auch ständig dieses Wort benutzt (Warum?...Kann doch nicht sein....ich verstehe es nicht!).
Je mehr man Fragen aufwirft und nicht einfach akzeptiert, dass es halt so ist, umso mehr grübelt die Maschine zwischen unseren Schultern und das hält das kranke System am Laufen.

Zitat von Angstmaschine:
Vielleicht ist es bei dir die unterschwellige Sorge um deine Familie (Du hattest das irgendwo erwähnt), vielleicht irgendwas mit dem Du nicht zufrieden bist, das Du dir aber nicht eingestehen willst.

Das sind die besseren Fragen

@Reconquista
@Angstmaschine
@AlexAnonymous
@SteveRogers

Danke für eure wertvollen Beiträge und Denkanstöße.

Alle habt ihr recht und zum Teil bin ich mir der Sachen ja auch bewusst. Die Frage was zu der Panikattacke geführt hat, ist im ersten Moment nicht wichtig - man will sich bloß sicher fühlen. Wie in anderen Beiträgen schon geschrieben, habe ich mithilfe der Therapeutin und bei Gesprächen mit mir wichtigen Personen sehr wohl reflektiert und mir dir generelle Frage gestellt, wo bin ich falsch abgebogen?.
Für mich ist diese Analyse aber noch nicht abgeschlossen, hier gibt es noch zuviele Themen welche ich aufarbeiten muss bzw. die von Relevanz sein könnten. Das Tückische hierbej ist ja, dass vermeintlich im ersten Moment unwichtige bzw. unscheinbare Dinge einen nicht unerheblichen Beitrag geleistet haben.

Und dennoch bleibt bei alledem die grundsätzliche Frage, die ich mir aufgrund meines Naturells fragen MUSS, wieso fühlt sich mein Körper so komisch an und völlig anders als noch vor 5 Monaten. Ich fühle mich mit all den Gebrechen, also wäre ich über Nacht 30 Jahre gealtert. Und da mir diese Symptome früher völlig fremd waren, ist es verständlich dass ich eine körperliche Dysfunktion vermute. Auch wenn die Statistik und mein bisheriger Lebensstil dagegen sprechen. Es ist die Henne/Ei Problematik, was war zuerst da? Die Angst oder die Symptome. Aktuell kann ich's nicht benennen.
Und ja, wäre ich im Geiste schlichter gestrickt, das bitte völlig wertfrei aufnehmen, wäre ich wohl nicht in der Lage, weil das Hinterfragen ausbliebe.

Aufgrund meines Alters, meines Lebensstils etc ist ja die Statistik auf meiner Seite was lebensbedrohliche Krankheiten angeht. Was machen Leute im fortgeschrittenen Alter oder mit wissentlich ungesundem Lebensstil?

Tatsächlich treibt mich dieser Tage auch oft die Wut auf mich selber an, weil's mich nervt dass ich liebgewonnene Aktivitäten und Hobbies aufgrund meiner Krankheit nicht ausübe. Ich erinnere mich an eine Situation nach meiner ersten PA. War am spazieren und sah jemanden joggen. Ich dachte mir: Würde ich auch gerne. Darauffolgend die Frage an mich selbst:Du bist körperlich gesund, was hindert dich dran?. Surreal.

Danke für eure Beiträge und eure Zeit.
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von FrancesTheMute:
Für mich ist diese Analyse aber noch nicht abgeschlossen, hier gibt es noch zuviele Themen welche ich aufarbeiten muss bzw. die von Relevanz sein könnten. Das Tückische hierbej ist ja, dass vermeintlich im ersten Moment unwichtige bzw. unscheinbare Dinge einen nicht unerheblichen Beitrag geleistet haben.

Hier musst du unbedingt Geduld haben. Das ist oft ein langes und tiefes Graben. Etwas Glück muss man auch haben mit dem Therapeuten.
Versuche bitte auch hier nicht zu schnell zu viel. Geduld! Ich weiß, dass dir das schwer fällt, aber anders geht es kaum.


Zitat von FrancesTheMute:
Ich fühle mich mit all den Gebrechen, also wäre ich über Nacht 30 Jahre gealtert.

Das geht vielen hier so. Bei mir war es auch so.
Innerhalb von ein paar Tagen war all die Stärke, das Vertrauen in meinen Körper und mein Selbstbewusstsein weg.
Das ist schockierend, ich weiß.

Es ist tatsächlich der eine Tropfen, der plötzlich das Faß zum Überlaufen bringt.

@SteveRogers
Das mit dem Graben stimmt wohl. Angenommen ich finde dann die Wurzel allen Übels, die Erkenntnis alleine wird mich nicht heilen. Es ist wohl dann der Prozess meine Lebensumstände anzupassen wie @Reconquista trefflich erwähnte, der dann die Wende bringt.
Das volle Fass auszulöffeln ist die Kunst und dann auf einem Niveau zu halten. Zu glauben man könne es leer machen ist Utopie und auch nicht Sinn der Sache.

Zitat von FrancesTheMute:
Angenommen ich finde dann die Wurzel allen Übels, die Erkenntnis alleine wird mich nicht heilen.

Das ist gar nicht mal gesagt. Es gibt auch Umstände, die muss man gar nicht ändern. Aber wenn man sich deren bewusst wird, sich an sie herantraut und merkt, dass man sie ändern könnte, kann man auf einmal damit umgehen.

Daher ist es m. M. n. ganz wichtig, ruhig und besonnen mit solchen Erkenntnissen umzugehen und nicht aus einem ersten Impuls heraus überstürzt zu handeln. Manchmal ist sowas auch nur ein erster Anhaltspunkt, der einen dann auf einmal zu ganz anderen Problemen (aber auch Lösungen!) führen kann.

Das alles ist (kann) ein längerer Prozess sein, der mitunter auch weh tun kann. Letztlich ist es aber nichts wovor man Angst haben muss und die Entwicklung des eigenen ich ist immer spannend und grundsätzlich etwas positives.

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Mira Weyer
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