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@SteveRogers du hast Recht , Bornout klingt erklärbarer.
Ich weiss , dass ich mir und meinem Körper zu lang geschadet habe und nicht mehr auf mich geachtet habe.
Auch wenn es von außen viele Faktoren gab und gibt , die meinen derzeitigen Zustand erklären könnten , weiß ich das ich für mich selber verantwortlich bin.
Ich bin leider ( im Nachhinein) ein Mensch , der erst alles andere in den Vordergrund stellt und zum Schluss komme ich selber .

Zitat von Kermit:
Voll und ganz verstehe ich Dich. Genau das ist das was ich meinte. Ohne Tavor hätte ich nicht mehr arbeiten können.So kam zur Herz-Neurose und zur Angsterkrankung noch eine Tablettensuchtproblematik dazu bis ich vollends zusammengebrochen bin. Dumm wie ich war. Wäre ich bloß gleich in eine Klinik ...

Danke für deinen Post!

Ich bin da mittlerweile gnadenlos ehrlich und erkenne auch dort gewisse Muster (auch aus Erfahrung vieler Bekannter mit Problemen).
Dieses sich weigern, bestimmte Schritte zu tun, ist oft mustermäßig.

1. Sich weigern, überhaupt einzusehen psychisch krank zu sein. Ja, kein mir gehts nicht so gut die letzte Zeit, kein bissl Burnout, kein da ist bestimmt auch körperlich was nicht in Ordnung....nein...ein klares ich bin psychisch krank. Dafür muss man sich nicht schämen, auch wenn ich selbst weiß, dass die Gesellschaft da nicht immer begeistert oder mit vollem Verständnis reagiert (wie ich, wenn sie es selbst noch nie hatten und fühlen können?).

2. Sich weigern, Medikamente zu nehmen. Eine Freundin meiner Frau leider seit mittlerweile fast vier Jahren an ihrer Depression und es wird keinen Deut besser trotz drei Jahren ambulanter Therapie. Aber nein...Medikamente nehm ich nicht!...ihre Worte. Was soll man da noch sagen? Dann kann der Leidensdruck noch nicht so groß sein oder wie soll man das deuten?

3. Sich weigern, eine Klinik zu versuchen. Klinik will ich nicht oder nur dann, wenn es wirklich nicht mehr anders geht. Wann bitte ist das wenn es nicht mehr geht? Ist der Zustand jetzt noch gut oder im Rahmen?

Ich bin exakt selbst von obigen drei Punkten betroffen gewesen. Genau deshalb will ich das auch offen so weitergeben.
Man muss einfach verstehen:
Je eher man das Übel erschlägt und alles tut/versucht, umso größer sind die Chancen, da wieder raus zu kommen oder zumindest Besserung zu erfahren.
Ein Hinauszögern oder nicht wahrhaben wollen/querstellen endet nicht selten in einem chronischen Verlauf, der kaum mehr zu korrigieren ist.

Es geht um die ersten Schritte des Versuches.
Was ist so schlimm daran, zu akzeptieren, dass man wirklich psychisch krank ist? Das ist doch kein Ausnahmefall. Das ist eh eine Volkskrankheit mittlerweile, nur geben es viele Menschen nicht zu und setzen ihre Masken auf. Seit ich mich geöffnet habe überall, erkenne ich erst, dass ca. 50% aller, die ich kenne (! - ist wirklich so) in der Richtung auch Probleme haben oder schon hatten oder zumindest jemanden in der Verwandtschaft haben. Muss ja nicht gleich jeder in der Klinik landen.
Was ist so schlimm, mal Medikamente zu versuchen? Das ist keine Chemotherapie. Wenn es nicht wirkt/Probleme macht, dann halt wieder absetzen oder anderes versuchen?
Was ist so schlimm, mal ne Klinik zu versuchen (Tagesklinik reicht ja auch manchmal schon)?
Und ja, die Familie wird auch alleine zurecht kommen und nein, man muss sich nicht dafür schämen.

A


Wie eine Panikattacke mein Leben veränderte

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Zitat von Hopefull123:
Ich weiss , dass ich mir und meinem Körper zu lang geschadet habe und nicht mehr auf mich geachtet habe.

Das ist sehr häufig so. Ich sehe das auch in meinem Freundeskreis seit Jahren. Ich kann eigentlich schon fast Vorhersehen, wer der nächste Fall (wortwörtlich!) dort ist. Traurig ist das, aber Warnungen bringen leider nichts habe ich den Eindruck.

Aber akzeptiere das einfach. Die Vergangenheit kann man nicht ändern und es hat auch keinen Sinn, dem nachzutrauern. Nach vorne schauen und eben jetzt nicht wieder den gleichen Fehler machen und zu lange nichts tun und sich bei bestimmten Dingen weigern oder nicht wahrhaben wollen.

Der gesellschaftliche Druck ist halt einfach so groß.
Ich verstehe, dass wir alle uns da sehr schwer tun.

Zitat von Hopefull123:
Auch wenn es von außen viele Faktoren gab und gibt , die meinen derzeitigen Zustand erklären könnten , weiß ich das ich für mich selber verantwortlich bin.

Diese Selbstreflektion von dir ist stark!
Das ist super, dass du das jetzt schon erkennst.
Manche schaffen das nie und suchen die Gründe immer im Woanders/Außen oder auch bei den bösen Eltern, die den Schaden angerichtet haben. Dabei ist das eben nur die halbe Wahrheit. Letztendlich ist jeder großteils für sich selbst verantwortlich. Es zwingt einen keiner, seinen gehassten Job zu behalten, die toxische Beziehung weiterzuführen oder ständig Verantwortung für andere zu übernehmen, die einen kaputt machen (Eltern z.B.).
Ich bin rückblickend auch großteils selbst verantwortlich. Ich hatte ja bis ca. 35 ein super Leben. Wie kann das sein, wenn meine Eltern nur für alles verantwortlich wären?
Passt nicht. Es ist oft eine Kombi aus Konflikte in der Kindheit etc, die aber erst mit Konflikten in der Gegenwart zur toxischen Mischung werden.

@SteveRogers ich denke für viele ist er erklärbarer, wenn jemand anderes für das Leid bzw. für den Zustand verantwortlich ist .
Ich für mich kann sagen , dass ich zu lange an der Vergangenheit festgehalten habe inkl. meiner tox . Beziehung …. Hofft hatte ich den Gedanken , ich kann den Kindern nicht die Familie wegnehmen, was wird aus dem Haus ? Ach komm , was du hast weist du, es könnte ja noch schlimmer werden. Etc .
In dem Moment, wo ich mich endgültig gegen dieses alte Konstrukt entscheiden habe und mittags der Makler da war , bin ich unter der „ alten „ Last zusammengebrochen.
Auch wenn es im Moment noch ziemlich schwierig ist, freue ich mich insgeheim auf den Neuanfang und kann heilen , auch wenn es noch ein langer Weg ist.
In solchen Abschnitten des Lebens , wird einem erstmal bewusst, wie kostbar mentale Gesundheit ist

Zitat von SteveRogers:
Danke für deinen Post! Ich bin da mittlerweile gnadenlos ehrlich und erkenne auch dort gewisse Muster (auch aus Erfahrung ...

Du hast völlig Recht. Wobei mich heutzutage stört das es nur noch 6 Wochen psychosomatische Klinik gibt von der Kasse, keine 6 Monate mehr. Das wird dann meist mit Medis zusätzlich behandelt was ich persönlich nicht gut finde. In die Kliniken in denen ich war wurde man nur aufgenommen, wenn man bereits völlig Clean war von Tabletten. Wie soll eine Psychotherapie auch wirken,wenn man mit Benzos zugedröhnt in der Gruppensitzung sitzt und die Gefühle die man ausleben soll von den Tabletten gedeckelt werden ?

Überall wird das Geld raus-geschmissen aber für Therapien, Krankenhäuser und die Pflege bleibt nix über.

Freu mich schon auf den 9 Juni. Da geh ich wählen. So kann das nicht bleiben.

Übrigens kommen Leute ,wenn sie sich dafür entscheiden wie wir, in eine psychosomatische Klinik und nicht in eine psychiatrische Klinik. Hat also überhaupt gar nichts mit Klappse zu tun, um mal im Srassenjargon zu bleiben.

Das ist etwas völlig anderes. Dementsprechend anders, nämlich komfortabel eingerichtet, sehen dann auch Psychosomatische Kliniken aus. Man soll sich ja dort wohl fühlen und locker werden. Da sind Aquarien, Teppichboden, Flügel, Klavier, Swimmingpool, Cafeteria, Minigolf, Bolzplatz, Keyboard, gemütliche Raucherecken, uvm. Also nicht zu verwechseln mit Psychiatrien,alles grau in grau, Kachelwände und ähnliches.
Das wissen auch nur wenige. Da ist kein Krankenhausflair.

Schaut auch mal in meinen Thread

Was tun bei Panikattacken/Kliniken/Abläufe/usw.

Hier im Angst und Panik Forum.

Da kann man sich informieren wie warum weshalb und wann eine Klinik notwendig ist und was genau dort geschieht.


Da sind auch Listen am Schluss, wo sich jeder der möchte eine Klinik in seiner Nähe heraussuchen kann.

Rein schauen kostet nix und schadet auch nicht.

Zitat von Kermit:
Da sind auch Listen am Schluss, wo sich jeder der möchte eine Klinik in seiner Nähe heraussuchen kann. Rein schauen kostet nix und schadet auch ...

Gerne. Auch gerne weiter empfehlen. Denke das nimmt viel Ängste und zeigt auch auf das dies keine Krankenhäuser im herkömmlichen Sinne sind und auch keine Psychiatrien. Davor haben viele Leute Angst und Befürchtungen.

Zitat von Kermit:
Gerne. Auch gerne weiter empfehlen. Denke das nimmt viel Ängste und zeigt auch auf das dies keine Krankenhäuser im herkömmlichen Sinne sind und ...

Bei uns in Österreich nennt man das Rehaklnik und das ist absolut von einer Psychiatrie zu unterscheiden. Diesen Ansatz habe ich mit meinem Psychiater auch schon besprochen. Natürlich dauert es einige Zeit bis so ein Antrag bewilligt wird und entsprechend lange wartet man auf einen solchen Platz.

Zitat von SteveRogers:
Angst - Kontroll(Zwang)

Ich wollte nochmals auf diese Sache mit der Kontrolle eingehen, weil das wirklich so elementar wichtig ist.

Die meisten Leute mit Generalisierter Angststörung/Hypochondrie sind meiner Erfahrung nach Menschen, die bewusst oder unterbewusst sehr viel Kontrolle in ihrem Leben benötigen.
Sie merken das manchmal gar nicht richtig oder haben sich nie viel damit befasst. Oft
wird in Therapien aufgedeckt, welche Kontrollfreaks oder auch Perfektionisten in diesen Leuten stecken. Bei mir war es genauso.
Wer so tickt, ist sehr anfällig für Hypochondrie oder allgemeine Generalisierte Angststörung, denn auch dort geht es eben um....tja....um Kontrolle. Das kann der Körper/die Gesundheit sein (Hypochonder) oder es können unzählige andere Dinge des Lebens und auch Alltags sein.

Manch einer will steuern, wie die eigenen Kinder sich entwickeln sollen (z.B. beruflich).
Manch einer will mit der Brechstange seine eigene Karriere oder finanzielle Entwicklung steuern.
Manch einer kann die Kontrolle über das Familienleben oder den Haushalt nicht loslassen (ist manchmal sogar ein Grund, warum manche nicht in eine Klinik wollen, weil sie dann die Kontrolle über Zuhause verlieren).
Manch einer kann nicht akzeptieren, dass bestimmte Systeme so (mängelbehaftet) sind, wie sie nun einmal sind. Das kann das Gesundheitssystem sein oder allgemein Dinge, die eben nicht so sind, wie man es gerne hätte.

Verwunderlich ist daher nicht, dass Perfektionisten/Kontrollfreaks sich sehr schwer tun, Dinge so zu akzeptieren, wie sie eben nun einfach mal im Leben sind - nicht perfekt, mit Fehlern ausgestattet, nicht oder kaum beeinflussbar.
Ist es da verwunderlich, dass sich diese Kontroll-Sucht (für die man nix kann, weil sie meist von den Eltern angeprägt ist) manchmal oder irgendwann ihren Weg sucht und sich in Angststörungen/Hypochondrie verfestigt? Klingt für mich sowas von logisch.
Die Störungen sind nicht selten auch ein Zeichen/Alarmsignal, dass irgendetwas nicht so passt im eigenen Leben, wie es sein sollte. Man sollte daher nicht nur negativ über diese Ängste denken, sondern anfangen, zu analysieren, wo eben im Leben Baustellen sein könnten (Job, Beziehung usw). Dazu muss man natürlich sehr ehrlich zu sich selbst sein. Daran scheitern viele schon (ich hatte da auch lange zu kämpfen - bei mir war es der Beruf, der völlig falsch war, was ich mir aber lange nicht eingestehen wollte).

Und wer das versteht und auch mal ehrlich sich selbst gegenüber outet (Bin ich vielleicht einer dieser Menschen, die schon immer gerne Kontrolle über viele Dinge mochten?), der sollte eigentlich auch mit der Zeit (durch Therapie) verstehen, dass ein Festhalten an diesem Kontrollzwang leider nicht die Lösung für die psychischen Probleme ist, sondern sie leider eher am Leben erhält oder sogar verstärkt. Es ist fast wie Treibsand. Man kämpft dagegen an (=versucht ständig, die Kontrolle auszuüben), aber genau das ist kontraproduktiv. Dass das Loslassen genau die Lösung wäre in vielen Fällen, ist leider unfassbar schwer zu begreifen. Ich weiß es ja von mir selbst. Daher geht das nicht von heute auf morgen, sondern muss wie bei einem Ausdauersport Stück für Stück antrainiert werden (gute Therapien schaffen das, aber auch nur, wenn der Patient bereit ist, selbst aktiv mitzuwirken und nicht ständig an seinem Kontrollzwang festhält, weil er überzeugt ist, dass das Sinn hat).

Ein Beispiel von mir in Bezug auf Loslassen:
Mein massive Herzneurose konnte ich erst dann recht gut in den Griff bekommen, als ich folgende Dinge knallhart habe sein lassen:

1. Nicht mehr Symptome oder Krankheiten googeln
2. Kein Blutdruck mehr messen
3. Keinen Puls mehr fühlen
4. Nicht mehr ständig zum Arzt rennen zwecks Check oder Blutentnahmen
5. Herzstolperer/Zwicken nicht mehr bewerten und analysieren, sondern mit einem Le..ck mich am A... - ich bin gesund! abtun und ignorieren.

Anfangs streubte sich in mir natürlich mein innerer Kontrollfreak mit Sätzen wie Du kannst doch nicht einfach nicht mehr Blutdruckmessen oder so lange nicht mehr zum Arzt gehen! Das kann fatal enden!
Es dauerte eine zeitlang, diesem inneren A...loch den Finger zu zeigen, aber irgendwann habe ich es dann geschafft, dieses Loslassen. Und genau das beschreiben auch einige andere Betroffene hier im Forum.
Natürlich wird es immer wieder Tage geben, an denen die Sucht anklopft (das ist ähnlich wie bei einem Alk., der im Supermarkt vor dem entsprechenden Regal steht und kurz nachdenkt), aber man kann das schaffen, dass man durchhält und je länger man es schafft, umso besser klappt es. Es ist auch Training wie vieles.

Findet sich jemand hier wieder in meinen Beschreibungen dieser Kontrollfreaks oder Perfektionisten? Denkt mal genau darüber nach (wenn nicht schon erfolgt durch eine gute Therapie).
@FrancesTheMute wie ist das bei dir?

@SteveRogers
Vorweg möchte ich mich mal für deine wertvollen Beiträge und deine Gedanken bedanken. Ich denke du hilfst damit nicht nur mir, sondern ebenfalls den vielen stillen Mitlesern.

Zu deinen Überlegungen kann ich nur sagen, dass ich dir absolut zustimme und deine Beschreibung und Ausführungen überdurchschnittlich viele Schnittmengen mit meinem Charakter aufweisen. Retrospektive kann man gewissen Verhaltensmuster in der Vergangenheit anders bewerten. Wobei ich nicht immer so ehrgeizig und ambitioniert war. Dies hat sich verstärkt in den letzten 5 Jahren entwickelt und hat 2023 den Zenit erreicht. Erschwerend kommt hinzu, dass ich mich als sehr empathischen Menschen bezeichnen würde und meine Egozentrik in meinen 20igern abgelegt habe. Soll heißen ich schenke jedem ein offenes Ohr und stehe mit Rat und Tat zur Seite. Aber auch das passt wieder ins Bild des Perfektionisten und des Kontrollzwangs.
Diese Erkenntnisse konnte ich auch schon mit meiner Therapeutin aufarbeiten und ich bin reflektiert genug um diesen Umstand zu begreifen und akzeptieren. Theorie ist die eine Sache, Praxis die Andere. Deine Analogie mit dem Sport ist recht treffend, dieses Verhalten muss ich mir antrainieren. Also zu akzeptieren dass es mindestens dieses eine Prozent Unsicherheit im Bezug auf mein körperliches Befinden und letztlich im großen Ganzen des Lebens gibt. In dem Falll könnte man sagen dass ich diese Kunst einst beherrschte, nur hab ich sie dummerweise VERLERNT. Und wie eingangs geschrieben, ich bin sehr ungeduldig. Und mich selber aktiv zu limitieren und dieses Sicherheitsverhalten an den Tag zu legen nervt mich. Und dabei wäre es so einfach ... Wie hat Claire Weeks es so schon formuliert, die Angst vorbeischweben zu lassen. Ich versuch's. Wann und ob es klappt, steht in den Sternen.

Zitat von FrancesTheMute:
dass ich mich als sehr empathischen Menschen bezeichnen würde

Wie bei mir.

Zitat von FrancesTheMute:
ich schenke jedem ein offenes Ohr und stehe mit Rat und Tat zur Seite

Ich auch.

Zitat von FrancesTheMute:
Aber auch das passt wieder ins Bild des Perfektionisten und des Kontrollzwangs.

Exakt.

Zitat von FrancesTheMute:
könnte man sagen dass ich diese Kunst einst beherrschte, nur hab ich sie dummerweise VERLERNT

Wie bei mir.

Zitat von FrancesTheMute:
ich bin sehr ungeduldig.

Ich auch.

Und genau diese Deckungen wie mit dir erlebe ich nun zum mittlerweile x-ten Mal.
Zufall? Sicher nicht. Es erklärt einiges.

Und ja, ich weiß, dass einige Mitleser hier auch mit uns beiden übereinstimmen.

@SteveRogers
Definitiv kein Zufall.

Sobald man anfängt sich für die Erlebnisse anderer Menschen mit demselben Krankheitsbild zu beschäftigen, lassen sich immer dieselben Schnittmengen erkennen. Ganz egal ob es Podcasts, Bücher, Reddit-Beiträge oder Foren sind.
Zudem meinte mein Psychiater, dass 80% seiner Patienten eine Angststörung aufweisen - auch das halte ich nicht für aus der Luft gegriffen.
Ich wüsste auch nicht ob es Ängste gibt, die erträglicher sind. Letztlich wird es egal sein, ob man Angst davor hat dass sein Herz aufhört zu schlagen, um den Verlust seiner Liebsten fürchtet oder damit mutmaßt dass einem eine Atombombe von irgendeinem Despoten auf den Kopf geworfen wird.

Im Fall einer Hypochondrischen Störung/Herzphobie gibt es jedoch die Tücke, dass man sich immer die Frage stellt Wie intensiv darf denn ein Sympton sein/werden, bevor man es Fachärztlich untersuchen lässt. Und wenn man diese dann untersuchen lässt, sich nicht verstanden bzw. ordentlich behandelt fühlt, bleibt nicht nur die 1 Prozentige Ungewissheit. Sieht man auch gut am Beispiel von @illum.
Das macht es für mich so schwierig. Diese kognitive Dissonanz beim erleben des eigenen Körpers. Ich werde nie vergessen wie die klinische Psychologin mir im KH gesagt hat, Sie hatten eine Panikattacke, ihnen fehlt körperlich nichts. Das ging beim einen Ohr rein, beim anderen raus. Ich kenne meinen Körper genau, immerhin mache ich seit Jahren Sport und lebe nach dem Motto Mein Körper ist mein Tempel. und die will mir jetzt erzählen alles wäre im Lot? Sicher nicht!
Und mit dieser Akzeptanz hadere ich letztlich immer noch. Das Urvertrauen in meinen Körper, welches einst so vermeintlich tief war, ist quasi nicht mehr vorhanden. Und ich bin mir bewusst, dass ich auch hier nicht alleine stehe und diese Schnittmenge wirst du und die stillen Mitleser mir wahrscheinlich auch bestätigen können.

@SteveRogers

Zitat:
Sich weigern, überhaupt einzusehen psychisch krank zu sein. Ja, kein mir gehts nicht so gut die letzte Zeit, kein bissl Burnout, kein da ist bestimmt auch körperlich was nicht in Ordnung....nein...ein klares ich bin psychisch krank. Dafür muss man sich nicht schämen, auch wenn ich selbst weiß, dass die Gesellschaft da nicht immer begeistert oder mit vollem Verständnis reagiert (wie ich, wenn sie es selbst noch nie hatten und fühlen können?).


Das Problem ist, dass ich mich zB weder weigere es zu akzeptieren, dass ich seit 25 Jahren depressive Phasen durchleben, noch dass sich immerwieder galoppierende Phasen einer akuten Angst/Panikstörung gezeigt haben.

Ich weiß, dass ich psychisch nicht gesund sein kann und das habe ich akzeptiert. Was ich auch akzeptiert habe, war die Tatsache, dass diese Phasen immerwieder endeten.

Was mich allerdings, der sich seit seiner Jugend immerwieder damit gequält hat irritiert, ist der Fakt, dass ich nie, also wirklich nie solche psychosomatischen oder angeblich somatisierten Symptome gezeigt habe, denn sonst würde ich es wissen. Ich könnte mich an solche Probleme erinnern.

Ich habe mehrfach Entzüge in meinem Leben mitgemacht und am ehesten lässt sich mein Zustand damit vergleichen, nur dass ich keinerlei Entzug durchmache.

Der Experte für mich selbst - also ich - fragt sich nun, wenn ich keinen Entzug mache, warum zeigt mir mein Körper dann, dass etwas die systemische Balance stört?

Warum habe ich das Gefühl, dass sich mein Körper gerade morgens von alleine förmlich bis in die Fingerspitzen elektrisiert, obwohl ich einfach nur die Doku über die Hallig Hooge anschaue.

Für mich, der sich vor der aktuellen Phase in zu viele Themen der Biologie und Molekularbiologie eingelesen hat, stellt sich deshalb eher eine kausale Frage.

Wenn ich von einer endokrinen Stoffwechselveränderung ausgehe, die sich uA bei Depressionen und Angststörungen zeigt, indem die systemische Homöstase durch die neurobiologische Dysbalance zunehmend gestört wird, dann hätte mein Körper diese spezifischen chemischen Rezeptor-Reaktionsprozesse, bereits vorher ausgebildet und die Symptomatik wäre reproduzierbar.

Wenn ich dem Facharzt allerdings erkläre, dass es bei mir bis auf die Prämisse Ja, ich habe gerade wieder richtig starke Angstgefühle und Ja, ich bin deshalb extrem bedrückt, weil ich weiß wie hart diese Momente waren neuerdings Symptome gibt, die ich so nicht in dem Zusammenhang kenne, dann hätte ich von einem Facharzt erwartet, dass er das zumindest berücksichtigt, vor sich keinen Neuling sitzen zu haben, der nicht weiß wie mies man sich fühlen kann.

In dem Fall hätte man es meiner Überzeugung nach zumindest wenigstens mal in Erwägung ziehen können, dass wenn familiär schon Probleme mit der Schilddrüse vorliegen, mal mehr als den TSH-Wert bestimmen zu lassen. Da kann man auch mal ne Sono in Auftrag geben und den Stoffwechsel von Gehirn, Schilddrüsen, Nebennieren im Labor abtasten können.

Denn ich habe keine Angst, weil meine Schulter zwickt oder das Knie weh tut, sondern weil ich eine Reihe von Symptomen habe, die wenn ich sie zusammenfasse konkret auf zwei bzw drei Ursachen hindeuten und eine davon lässt sich mit der Psyche erklären. Cortisolmangel, Adrenale Erschöpfung.

Nur da sowas, im Grunde simples nicht untersucht wird, habe ich noch Zweifel.

Übrigens war ich heute zum Aufnahmegespräch in der Klinik und mir wurde gesagt, das sind die ersten drei Baustellen, die abgehakt werden, inkl. MRT von der HPA-Achse.

Schade, dass ich dafür erst in die Psychiatrie muss, weil es erst dort berücksichtigt wird, was meine konkreten Anliegen sind, die sich symptomatisch ähneln, aber nicht die gleiche Ursache haben.

@illum
Ich wünsche Dir dass deine Odysee bald ein Ende nimmt und du eine plausible Erklärung für deine Symptome bekommst.

Ich frage mich selbst oft, ob es mir besser gehen würde wenn mir der Arzt eine Krankheit diagnostiziert, so quasi nach dem MottoHA! Ich hab's doch gewusst.

Zitat von FrancesTheMute:
Letztlich wird es egal sein, ob man Angst davor hat dass sein Herz aufhört zu schlagen, um den Verlust seiner Liebsten fürchtet oder damit mutmaßt dass einem eine Atombombe von irgendeinem Despoten auf den Kopf geworfen wird

Sagen wir so.
Es gibt bei vielen Ängsten ähnliche Kern-Aspekte und Deckungen.
Schaue mal in den Kriegsangst-Thread hier.
Was machen viele dort leider auch falsch? Sie verfolgen jede kleine Nachricht im Netz zum Thema Krieg usw....geben dem Angst-Thema also massiv Raum (man könnte ja etwas verpassen an wichtigen Nachrichten).
Ist es verwunderlich, dass einige dann fest davon überzeugt sind, dass bald ein größerer Krieg ausbrechen wird oder fast darauf hoffen, um Recht zu haben (klingt böse, ist aber so)?
Anstatt eben loszulassen/die vermeintliche Kontrolle aufzugeben und Nachrichten/Social Media zu meiden, machen sie also genau das Gegenteil und treiben sich immer mehr in die Ängste, bis nur noch dieses Thema das Leben bestimmt.
Das ist das Gleiche wie bei Hypochondrie, nur mit einer anderen Basis/einem anderen Thema.
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von FrancesTheMute:
Mein Körper ist mein Tempel. und die will mir jetzt erzählen alles wäre im Lot? Sicher nicht!
Und mit dieser Akzeptanz hadere ich letztlich immer noch. Das Urvertrauen in meinen Körper, welches einst so vermeintlich tief war, ist quasi nicht mehr vorhanden.

1:1 diese Sätze wie von mir damals und auch von vielen Hypochondern hier im Forum.
Eigentlich Wahnsinn.
Es ist die Tatsache, dass wir uns so schwer tun, dem Arzt mehr zu glauben, als unserem eigenen Körpergefühl. Wir denken, die Ärzte hätten keine Ahnung oder haben was übersehen (weil eben in den seltensten Fällen wirklich alles von Kopf bis Fuß und bis in den kleinsten Blutwert durchgecheckt wird und selbst dann....das hält nicht lange an und wir kommen mit dem folgenden Satz daher: Die letzte Untersuchung ist ja immerhin schon einige Monate her - da kann ja was entstanden sind in der Zeit!).

Und dann sind wir wieder beim Loslassen und in dem Fall Vertraue den Ärzten und auch der Statistik.
Normale Menschen gehen manchmal in ihren ganzen Leben nicht so oft zum Arzt wie wir Hypochonder in einigen Jahren oder gar Monaten bzw. werden so aufwendig untersucht.
Trotzdem stirbt von denen nicht jeder Zweite einfach so, weil was übersehen wurde.
Ungefähr klar, was ich meine?

@SteveRogers
Alles was du schreibst und sagst ergibt Sinn und ist für mich auch rational zu erfassen. Das habe ich spätestens nachdem 5ten Buch über Angststörungen und der 20igsten Podcastfolge verstanden.

Interessant dabei ist für mich eben die Tatsache, dass ich früher bei Symptomen entweder keine Beachtung geschenkt habe, evtl kurz gegoogelt habe um eine rationale Erklärung zu finden (die Katastrophenszenarien haben mich nie interessiert) oder ich mir selber eine rationale Erklärung geben konnte.
Zeitenweisen hat mich sogar Müdigkeit in Panik versetzt. Völlig irre.

Zitat von illum:
Was mich allerdings, der sich seit seiner Jugend immerwieder damit gequält hat irritiert, ist der Fakt, dass ich nie, also wirklich nie solche psychosomatischen oder angeblich somatisierten Symptome gezeigt habe, denn sonst würde ich es wissen. Ich könnte mich an solche Probleme erinnern.

Ich verstehe dich total, aber die Tatsache, dass du früher oder bisher keine oder nicht so viele Symptome hattest, ist leider absolut wertlos.
Ich könnte dir nun meine ganzen Symptome über die letzten 10 Jahre auflisten, aber das ist überflüssig. Es kamen stetig neue hinzu und einige sind mittlerweile so unglaubhaft psychisch, dass es keiner glauben würde. Genau das ist aber das Problem.
Es gibt da kein klares Muster, welches sagt: Wenn man schon ewig psychische Probleme hatte und nie körperliche Symptome, dann können plötzliche Symptome eben nicht psychisch sein. Depressionen (habe ich ja auch entwickelt, aber erst nach und nach) kommen bei vielen Angststörungen auch erst mit der Zeit bei einigen, bei anderen nie.


Zitat von illum:
Der Experte für mich selbst - also ich - fragt sich nun, wenn ich keinen Entzug mache, warum zeigt mir mein Körper dann, dass etwas die systemische Balance stört?

Warum habe ich das Gefühl, dass sich mein Körper gerade morgens von alleine förmlich bis in die Fingerspitzen elektrisiert, obwohl ich einfach nur die Doku über die Hallig Hooge anschaue.

Weil es reicht, dass deine Gedanken deinen Körper verrückt spielen lassen.
Das ist ungefähr so, wie wenn du am Abgrund von einem Berg stehst, nach unten siehst und dann kurz Angst bekommst aufgrund des Gedankens Wenn ich da jetzt runterfalle, dann ist es aus!. Der Adrenalinstoß, den manche da bekommen, ist nicht steuerbar. Die Ursache ist aber nur ein Gedanke und genau diese können wir nicht mehr steuern oder sind komplett aus der Balance und spielen verrückt.


Zitat von illum:
Für mich, der sich vor der aktuellen Phase in zu viele Themen der Biologie und Molekularbiologie eingelesen hat, stellt sich deshalb eher eine kausale Frage.

Wenn ich von einer endokrinen Stoffwechselveränderung ausgehe, die sich uA bei Depressionen und Angststörungen zeigt, indem die systemische Homöstase durch die neurobiologische Dysbalance zunehmend gestört wird, dann hätte mein Körper diese spezifischen chemischen Rezeptor-Reaktionsprozesse, bereits vorher ausgebildet und die Symptomatik wäre reproduzierbar.

Deine Expertise in Ehren (habe ich auch alles schon hinter mir dieses Aneignen von (Fach)wissen - das alles hilft dir eben nix oder ist sogar kontraproduktiv. Du willst eben eine kausale Begründung für einzelne Symptome. Das wird aber nie klappen, weil es so einfach nicht ist. Es wäre einfacher und viel hilfreicher, auch hier zu akzeptieren, dass alleine deine Psyche und deine Gedanken wirklich alles an körperlichen Symptomen erschaffen können, die es gibt (einzig vielleicht nicht ein Brechen von Knochen).


Zitat von illum:
wenn familiär schon Probleme mit der Schilddrüse vorliegen, mal mehr als den TSH-Wert bestimmen zu lassen. Da kann man auch mal ne Sono in Auftrag geben

Das verstehe ich dagegen voll.
Da sind manche Ärzte einfach zu lasch.
Aber lasse das doch machen. Geh zu einem anderen Arzt. Notfalls zahlst du es selbst.
Ich habe auch auf einen Ultraschall bestanden in der Hinsicht, weil mir der TSH zu wenig war.


Zitat von illum:
weil ich eine Reihe von Symptomen habe, die wenn ich sie zusammenfasse konkret auf zwei bzw drei Ursachen hindeuten und eine davon lässt sich mit der Psyche erklären. Cortisolmangel, Adrenale Erschöpfung.

Ich will den Thread hier nicht mit deinem Thema sprengen, aber nenne doch mal bitte genau deine Symptome. Ich war da auch früher immer Meister mit Dr. Google und Co, um dann genau einschätzen zu können, was das sein kann rein körperlich oder eben auch psychisch eher nicht. Ging voll in die Hose.


Zitat von illum:
Nur da sowas, im Grunde simples nicht untersucht wird, habe ich noch Zweifel.

Ich verstehe, wenn du dran bleibst und entsprechende Sachen untersuchen lassen wills.
Ich glaube aber aus Erfahrung, dass du dann neue Baustellen finden wirst mit neuen Verdächtigungen und dann geht das Spiel weiter mit anderen Organen/Krankheiten.

Ich kann dir mal sagen, was ich im Laufe mehrerer Jahre an Verdachts-Erkrankungen durch hatte:

- Herz
- 14 Krebsarten (darunter sogar Brustkrebs beim Mann!)
- MS
- ALS
- Schildrüsenüber und auch -unterfunktion
- Nierenschwäche
- etliche Stoffwechselstörungen (auch im Hirn)
- gutartiger Tumor in der Hirnanghangdrüse
Der Rest fällt mir gerade nicht ein.

Los ging es damals zuerst nur mit Krebs.
Danach kam das Herz und dann so weiter und so weiter.

Zitat von illum:
Übrigens war ich heute zum Aufnahmegespräch in der Klinik und mir wurde gesagt, das sind die ersten drei Baustellen, die abgehakt werden, inkl. MRT von der HPA-Achse.

Ich drücke die Daumen, dass alles gut läuft und es dir etwas bringt.
Vielleicht beruhigt es dich ja doch.

A


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Mira Weyer
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