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Zitat:
Versuchen, zu verinnerlichen, dass das Vertrauen in deinen gesunden Körper (du bist von Ärzten zigfach durchgecheckt und damit kerngesund!) nur zurück kommt durch Loslassen und Aufgeben der Kontrolle!


@SteveRogers

Nur wie soll dieses Loslassen als Hypochonder, der ich ohne Zweifel bin gelingen, wenn ich aufgrund eben nicht ausreichend erfolgter Untersuchung der letzte Pfadfinder bin, der eine Ausschlussdiagnose (Angststörung, Depression, Somatisierungsstörung, Hypochondrie) erst dann als gesichert diagnostizieren würde, wenn ich alles denkbare und auch unerwartete ausgeschlossen habe.

Bei mir zB ist mehrfach ein großes Blutbild angefertigt worden, provisorische Sono von Leber/Galle/Nieren/Bauchspeicheldrüse (in der Notaufnahme, also nicht vom Facharzt), ein 30 Sekunden EKG inkl. Troponin, Urinprobe, eine Magenspiegelung mit Biopsie (Gastritis) und Stuhlprobe (Durchfall). Alles bis auf die Gastritis Typ C und Calprotectin bei 130 ohne Befund.

Nur, weswegen hatte ich mich bei der HÄ gemeldet? Weil ich mehrfach am Tag das körperliche Gefühl habe, als käme ich gerade aus einer zu heißen Badewanne.

Zittrig, benommen, Druck im Kopf, müde, schwach, unruhig, warmer Kopf und dennoch gleichzeitig ein andauerndes Kältegefühl, Appetitlosigkeit usw usf.

Meine HÄ hatte mich zB mit den Worten entlassen, dass es Krankheiten gibt, die vielleicht nur 10 Menschen auf dem Planeten haben und das können wir nicht alles ausschließen.

Da fragt sich der Hypochonder in mir: Welche Ärzte hatten denn dann den Elan, die 9 anderen zu identifizieren, um ihnen helfen zu können? Diese Ärztin sicher nicht.

Keine Überweisung zum FA Innere, keine Hormonwerte, keine Infektologie, keine Fächerung diverser Blutmarker.

Alle erfolgten Untersuchungen musste ich praktisch über die Notaufnahme erzwingen und werde dort immerwieder auf den Hausarzt verwiesen, der die anderen Untersuchungen anleiern müsste.

Und diese Drehtür aus Ich behalte zwanghaft die Kontrolle über die Situation, weil ich merke, dass ich nur irgendwer für einen Arzt bin, der weder die persönliche Motivation noch die Zeit hat sich für mich reinzuhängen (wer außer ich soll sich denn für mich reinhängen) und Dich macht das fix und fertig und Du reibst Dich an dem trägen Gesundheitssystem auf, das im Durchschnitt 1-4 Jahre braucht um (diffizile) Krankheiten zu identifizieren kann ich nicht einfach verlassen, denn verlasse ich sie, habe ich das Gefühl mich selbst zu verlassen.

Ich kann mich nicht ruhig hinsetzen und mir sagen wenn es so enden soll, dann ist es jetzt eben so, mir egal.

Wie soll sowas therapiert werden? Ich sehe die Problematik des öffentlichen Gesundheitssystems doch nicht total verquert und mich in dem System passiv zu verhalten, kann doch nicht als gesunder Überlebensinstinkt betrachtet werden.

Unser teures Gesundheitssystem ist gut vielleicht auch sehr gut im Vergleich zur medizinischen Versorgung in anderen Ländern auf anderen Kontinenten. Aber es ist erstaunlich schlecht wenn die hohen Kosten und die aktuellen Erkenntnisse der medizinischen Forschung in Betracht gezogen werden. Das Gesundheitssystem ist einer von vielen Wirtschaftszweigen in denen Geld zu holen ist. Nicht mehr und nicht weniger.

A


Wie eine Panikattacke mein Leben veränderte

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@Chris_ohne_BBBB

Eben darum geht's ja.
Ich kenne die Stärken und die Schwächen des Systems.

Ich habe selbst 3 Jahre als Krankenpfleger gelernt, bevor ich für mich nach dem Abschluss entschieden habe, dass ich in dem Beruf nie arbeiten können werde, weil ich einfach zu emotional dafür bin und mir die Schicksale (zu) nahe gehen. Wie oft hab ich Zuhause gesessen und über Patienten nachgedacht.

Nur wenn man weiß was heutzutage alles medizinisch möglich ist, weil man praktisch alles Stationen mal durchlaufen hat, während man selbst am anderen Ende dann erfährt was eine Unterversorgung für das Individuum bedeutet, dann macht das was mit einem.

@FrancesTheMute

Tja auch arrogante Menschen, die denken sie sind was besseres kann es treffen.
Das sind genau die Leute die uns für blöd erklären, wenn wir sagen wir haben ein Problem mit der psyche.
Egal wie mancher jetzt über meinen Beitrag denkt, ich habe diese Erfahrungen gemacht.
Wünsche dir alles gute trotzdem.

Zitat von Emmy1:
@FrancesTheMute Tja auch arrogante Menschen, die denken sie sind was besseres kann es treffen. Das sind genau die Leute die uns für blöd erklären, ...

Danke für deinen Beitrag. Finde ich dennoch dreist mir zu attestieren ich sei arrogant, ohne mich zu kennen. In meiner Familie und im nahen Umfeld habe ich schon seit Jahren Erfahrung mit psychischen Erkrankungen. Wahrscheinlich mehr als die Meisten. Wünsche dir dennoch ebenfalls alles Gute.

@Emmy1

Es gibt leider Menschen die denken, dass Menschen mit psychischen Krankheiten selbst Schuld oder zu schwach sind oder nichts anderes verdient haben. Aber wie kommst du darauf, dass @FrancesTheMute vor seiner Krankheit so gedacht hätte? Er war anscheinend gesund und erfolgreich vor der Panikattacke, aber wie du da den Schluss daraus ziehst er hätte früher auf Menschen mit psychischen Krankheiten herabgesehen verstehe ich nicht.

Zitat von FrancesTheMute:
Letztes Jahr trafen sehr viele einschneidende Lebensereignisse, neue verantwortungsvolle Jobposition, Studium, privater Stress etc. aufeinander.

Das war bei mir auch der endgültige Startschuss. Später fiel mir dann zwar auf, dass ich auch vorher schon immer Angstanflüge hatte, die hielten sich aber sehr in Grenzen. Hier mal 2 Wochen, dann Jahre später nochmal... So richtig zum Dauerproblem wurde es bei mir auch in der von dir beschriebenen Lebensphase.

Zitat von FrancesTheMute:
Es macht mich teilweise regelrecht wütend, dass ich mein Leben der Krankheit angepasst habe und ich mich in gewissen Situationen aktiv beschneide, nur um dieses Sicherheitsgefühl zu erlangen - welches ja in Wahrheit lediglich eine Illusion ist.

Das Gefühl kenne ich auch sehr gut. Eng verbunden mit der Frage, was ich alles Tolles erreichen könnte, wäre ich komplett frei von dieser Angstgeschichte. Ich komme im Alltag ganz ok klar, kann meinen Beruf ausüben, aber naja: Ohne die Angst-Belastung wäre sicher noch mehr drin.

Insgesamt liest du dich aber sehr reflektiert und alles. Ich glaube du hast gute Voraussetzungen, da gut wieder rauszufinden!

@Chris_ohne_BBBB

Zitat:
Es gibt leider Menschen die denken, dass Menschen mit psychischen Krankheiten selbst Schuld oder zu schwach sind oder nichts anderes verdient haben.


Mein Vater war zB so ein Mensch.

Selbst depressiv, suizidal und in seinen Affekten gestört, um überhaupt zu begreifen, dass er Hilfe gebraucht hätte, der mir aber immerwieder erklären wollte, dass sich durchzubeißen (und den ganzen anderen Sch. den man dazu hört) der richtige Weg sei.

Leider bin ich diesem Weg viel zu lange gefolgt, sonst hätte ich mich mit 13 schon einweisen lassen, denn seitdem konnte ich mit der Dissonanz aus eigenen Werten und Umwelt nie arrangieren, die mich innerlich ein ums andere Mal umgeworfen hat.

Warum ist mein Bengel nur so ein Weichei geworden...
Weil Du es auch warst, aber es vor der Welt immer leugnen wolltest, dass ich wie Dein eigener Schatten bin.

Zitat von illum:
@SteveRogers Nur wie soll dieses Loslassen als Hypochonder, der ich ohne Zweifel bin gelingen, wenn ich aufgrund eben nicht ausreichend erfolgter ...

Ich kann nur über das Gesundheitswesen in AT berichten.

Die Problematik ist ja letztlich aich Folgende, bei jedem Facharzttermin muss ich, richtigerweise, ein Patientenblatt ausfüllen, auf welchem selbstredend meine Psychopharmaka aufzulisten sind. Somit entlarve ich mich direkt als psychisch kranker Mensch und öffne letztlich das Hintertürchen die Symptome auf meine Angststörung schieben zu können. Auch ein Psychiater muss hier differenzieren und sich nach mehrfach geschilderten Symptomatiken die Frage stellen, ob nicht doch eine Aufklärung sinnvoll ist. Wenngleich er damit meine Katastrophengedanken beteuert.

Habe es in letzter Zeit öfters erlebt, nicht wirklich ernst genommen worden zu sein. Es wurde halt die üblichen Untersuchungen des jeweiligen Facharztes durchchoreografiert und ein entsprechendes Honorar gestellt.
Jetzt kann man sich als Patient die Frage stellen, bin ich bzw. die Psyche mein Problem, oder die vermeintlich hanebüchene Art und Weise wie ich untersucht worden bin. Und dann letztlich für sich selber die Entscheidung zu treffen, WANN konsultiere ich denn einen Arzt? Wann sind meine Sorgen um meine körperliche Gesundheit gerechtfertigt.

In der Theorie alles einfacher als in der Praxis. Oder ich verkompliziere es womöglich selber unnötig.

@FrancesTheMute
Zitat:
Die Problematik ist ja letztlich aich Folgende, bei jedem Facharzttermin muss ich, richtigerweise, ein Patientenblatt ausfüllen, auf welchem selbstredend meine Psychopharmaka aufzulisten sind. Somit entlarve ich mich direkt als psychisch kranker Mensch und öffne letztlich das Hintertürchen die Symptome auf meine Angststörung schieben zu können. Auch ein Psychiater muss hier differenzieren und sich nach mehrfach geschilderten Symptomatiken die Frage stellen, ob nicht doch eine Aufklärung sinnvoll ist.

Du hast es auf den Punkt gebracht. Und letztlich müssen die Patienten, die auch eine psychische Erkrankung haben, zwischen körperlichen Symptomen, die wegen mentaler Überlastung auftreten und den Symptomen, die von einer somatischen Krankheit kommen unterscheiden. Selbstredend können die das kaum voneinander trennen und dann gibt es auch noch Wechselwirkung, Kombinationen usw.
Da ist es zweifellos am sichersten und mental am wenigsten belastend für Ärzte, wenn sie einfach an das Übliche machen oder den Leitlinien folgen und möglichst wenig nach links und rechts gucken.

Es gibt unter den Ärzten natürlich auch Ausnahmen. Aber wer den harten Alltag insbesondere in Kliniken überleben will und muss, kann sich einen Blick über den Tellerrand selten leisten.

Zitat von FrancesTheMute:
Gegen einen stationären Aufenthalt spreche ich mich absolut aus. Ich funktioniere ja grundsätzlich. Denke das muss die letzte Instanz sein, falls der Leidensdruck zu groß wird und sich die Beschwerden über einen längeren Zeitraum ziehen.

Ich erkenne mich in deinen Sätzen selbst wieder. Damals hatte ich exakt genauso gedacht.
Heute würde ich es anders machen, wenn ich nochmal zurück könnte und sofort die Klinik machen/versuchen (Tagesklinik würde auch reichen).

Du musst verstehen, dass deine Erkrankung umso schwerer wegzubekommen ist, je länger sie anhält.
Ich will dir keinen Druck machen, aber

Zitat von FrancesTheMute:
Ich funktioniere ja grundsätzlic

Und das ist glaube ich ein Fehler, den viele von uns so denken (war bei mir auch so).
Wie lange will man (einigermaßen) funktionieren? Wenn man zusammenklappt, dann ist Klinik meist zu spät und die Schäden sind irreparabel.

Gerade das Herausnehmen aus dem kompletten, gewohnten Alltag (in dem man eben funktionieren muss mit Job, Familie usw), kann helfen, die Sache in den Griff zu bekommen.

Das nur so als Gedankenanstoß.
@Kermit wird glaube ich verstehen, was ich meine.

Zitat von Chris_ohne_BBBB:
Bisher bin ich noch keinen Ärzten begegnet die für dieses Thema offen waren. Dabei wäre es höchstwahrscheinlich ein Riesenschritt nach vorne, wenn das bei den “Praktikern” in der “Psychiatriebranche” mehr Beachtung finden würde.

Doch. Dass der Darm auch ein Auslöser oder Mit-Grund sein kann, habe ich letztens bei einem Online-Vortrag von einem Psychologen u. einem Psychiaters einer führenden Klinik erklärt bekommen.
Wie immer aber:
Es ist sehr selten der Fall, dass der Darm alleinige Ursache für die Probleme ist, ebenso wie Mikronährstoffmängel nicht der einzige Grund sind.
Was aber richtig ist, ist, dass man eben auch auf diese Themen schauen sollte als Arzt (Schilddrüse ist ja auch so ein Thema) und das machen leider tatsächlich die wenigsten.

Zitat von illum:
Nur wie soll dieses Loslassen als Hypochonder, der ich ohne Zweifel bin gelingen, wenn ich aufgrund eben nicht ausreichend erfolgter Untersuchung der letzte Pfadfinder bin, der eine Ausschlussdiagnose (Angststörung, Depression, Somatisierungsstörung, Hypochondrie) erst dann als gesichert diagnostizieren würde, wenn ich alles denkbare und auch unerwartete ausgeschlossen habe.

Ich weiß genau, was du meinst, weil ich deine Gedanken auch sehr lange hatte.
Es ist dieses die haben doch noch nicht wirklich alles durchgecheckt an mir....
Dass gerade einem Hypochonder schwer fällt, zu akzeptieren, dass Ärzte auch viel mit Wahrscheinlichkeiten und Erfahrung arbeiten, ist klar.
Auch bei mir wurde nicht jede Zelle im Körper 110% untersucht und lange Zeit konnte ich das auch nicht ertragen.

Was hat mir geholfen, zu akzeptieren und zu glauben, dass es wirklich zu 99% psychisch ist (das eine Prozent muss man lassen, denn auch geistig gesunde Menschen haben mal schlechte Tage, wenn der Körper nicht perfekt funktioniert aufgrund allem Möglichen)?
Man sollte mal dokumentieren, wann genau es einem schlecht geht und wann es Zeiten/Momente/Tage gibt, an denen es einem gut geht.
Wem es ununterbrochen 24 Stunden am Tag über Jahre immer nur schlecht geht mit dauerhaften Symptomen - ja, da würde es mir auch schwer bis unmöglich fallen, zu akzeptieren, dass ich körperlich nichts habe. Aber ist das so? Ich meine, dass das bei den meisten Hypochondern eben nicht der Fall ist. Ich habe abends oft Hochs, in denen es mir schon damals immer mal sehr gut ging. Ich merke, dass wenn ich aktiv bin (Sport, Treffen mit Freunden, Urlaub weg von daheim, im Kino usw), dass ich keinerlei Ängste habe und eben auch meinen Körper in der Zeit nicht beobachte. Wie kann das sein, wenn mein Körper irgendwo angeblich einen Schaden hätte? Ich habe also mit der Zeit ein Muster entdeckt und wenn man schafft, dieses fiese Ding zu entlarven, dann fällt es einem auch leichter, zu glauben, dass die Psyche hier am Drücker ist und es eben nicht so ist, dass sich da irgendwo im Körper noch ein Blutwert oder Fehler versteckt, der dafür verantwortlich ist, dass man immer wieder Panik schiebt.
Den Rest macht die einfache Statistik. Wie wahrscheinlich halten wir es denn, dass wir wirklich psychisch völlig ok sind (also keinerlei unterdrückte Konflikte im Leben haben oder auch Kindheits-Themen!), aber gleichzeitig (!) irgendeine unentdeckte rein körperliche Erkrankung haben, die über Jahre nie von Ärzten entdeckt wird?


Zitat von illum:
Bei mir zB ist mehrfach ein großes Blutbild angefertigt worden, provisorische Sono von Leber/Galle/Nieren/Bauchspeicheldrüse (in der Notaufnahme, also nicht vom Facharzt), ein 30 Sekunden EKG inkl. Troponin, Urinprobe, eine Magenspiegelung mit Biopsie (Gastritis) und Stuhlprobe (Durchfall). Alles bis auf die Gastritis Typ C und Calprotectin bei 130 ohne Befund.

Das ist fast mehr als bei mir gemacht wurde alle die Jahre.


Zitat von illum:
Weil ich mehrfach am Tag das körperliche Gefühl habe, als käme ich gerade aus einer zu heißen Badewanne.

Zittrig, benommen, Druck im Kopf, müde, schwach, unruhig, warmer Kopf und dennoch gleichzeitig ein andauerndes Kältegefühl, Appetitlosigkeit usw usf.

Kenne ich genau auch so diese Symptome (neben zig anderen).


Zitat von illum:
Meine HÄ hatte mich zB mit den Worten entlassen, dass es Krankheiten gibt, die vielleicht nur 10 Menschen auf dem Planeten haben und das können wir nicht alles ausschließen.

Da fragt sich der Hypochonder in mir: Welche Ärzte hatten denn dann den Elan, die 9 anderen zu identifizieren, um ihnen helfen zu können? Diese Ärztin sicher nicht.

Und genau das ist das Problem.
Wir wollen 100%ige Sicherheit, nicht der eine zu sein, der diese 0,000001% Krankheit auf dem Planeten hat und genau das kann aber kein Arzt uns geben und warum kann er uns diese Unsicherheit nicht abnehmen? - Weil wir selbst nach einem 110%-Check von Pille aus der Enterprise einige Tage oder Wochen danach wieder Bedenken haben würden, dass da mittlerweile was Neues aufgetreten ist. Denn genau das kann ja theoretisch eben auch sein - dass wir zum Doc gehen und alles passt und genau kurz danach eine Erkrankung ausbricht, die vorher nicht da war.
So war es ja auch oft bei mir: Durchgecheckt....alles gut, Symptome einige Zeit weg und dann geht es wieder los...Hat sich da nun doch was entwickelt die letzte Zeit?.
Es wäre eben der viele einfachere und auch bequemere Weg für uns, wenn ein Arzt irgendwann sagt: Hey, jetzt wissen wir endlich, was sie haben und was der Grund ist, warum es ihnen so schlecht geht. Das kann man mit einer OP wegmachen oder mit Tabletten ohne Nebenwirkungen behandeln!. Schön wäre dieser Satz oder? Wir müssten nichts tun und hätten von heute auf morgen unser Problem gelöst. Davon träumen wir - völlig logisch.

Ich will damit sagen:
Genau diese Tatsache, dass wir übermorgen irgendwo im Körper Krebszellen entwickeln können oder unser Herz einen Schaden nehmen könnte (woher auch immer), ist etwas, dass wir so einfach nicht akzeptieren können. Da kann kein Arzt und keine perfekte Untersuchung etwas daran ändern, denn das Leben ist so. Es gibt keine 100%ige Sicherheit, egal ob gesundheitlich, beziehungstechnisch, jobtechnisch, finanziell und auch bei vielen anderen Dingen im Leben. Meine Söhne (die ich über alles liebe) können morgen von einem Auto überfahren oder entführt werden (ist auch lange so ein Trigger gewesen bei mir - daher eben Generalisierte Angststörung). Soll ich meine Söhne daher ständig beobachten, sie nie alleine aus dem Haus lassen oder per Smartwatch überwachen? Nein!
Auch hier ist der Drang zur 100%igen Kontrolle und absoluten Sicherheit das Übel und ein Drang, der unmöglich befriedigt werden kann.

Angst - Kontroll(Zwang)
Genau das ist diese Wippe und schlimme Abhängigkeit, die uns so zu schaffen macht (egal ob Hypochondrie oder Generalisierte Angststörung - das Erste ist ja eh nur ein Unterbereich des Zweiten).


Zitat von illum:
Und diese Drehtür aus Ich behalte zwanghaft die Kontrolle über die Situation, weil ich merke, dass ich nur irgendwer für einen Arzt bin, der weder die persönliche Motivation noch die Zeit hat sich für mich reinzuhängen (wer außer ich soll sich denn für mich reinhängen) und Dich macht das fix und fertig und Du reibst Dich an dem trägen Gesundheitssystem auf, das im Durchschnitt 1-4 Jahre braucht um (diffizile) Krankheiten zu identifizieren kann ich nicht einfach verlassen, denn verlasse ich sie, habe ich das Gefühl mich selbst zu verlassen.

Ich kann dich total verstehen und ich bin echt keiner, der unser Gesundheitssystem lobt (was ich da auch schon alles an Mist und Stress hatte....).
Zwar ist mir auch bewusst, dass wir in Deutschland immer noch recht gut dastehen im Vergleich zu vielen anderen Ländern, aber natürlich läuft hier auch vieles falsch oder sehr ineffektiv.
In Österreich aber werden ambulante Psychotherapien glaube ich gar nicht pauschal bezahlt habe ich gehört. @FrancesTheMute - vielleicht kannst du da noch was dazu sagen?


Zitat von Chris_ohne_BBBB:
Ich kann mich nicht ruhig hinsetzen und mir sagen wenn es so enden soll, dann ist es jetzt eben so, mir egal.

Genau das wäre aber das Ziel und der Weg zur Linderung (von Heilung spreche ich gar nicht mal). Das ist schwer zu akzeptieren und ich glaube dir voll, dass das für dich aktuell unmöglich scheint (war bei mir auch jahrelang so).
Wer es schafft, dieses Leck mich am A.... Gefühl zu entwickeln, ist tatsächlich einen großen Schritt weiter. Als Hypochonder geht es leider nicht anders, da bin ich fest davon überzeugt mittlerweile.


Zitat von illum:
Wie soll sowas therapiert werden? Ich sehe die Problematik des öffentlichen Gesundheitssystems doch nicht total verquert und mich in dem System passiv zu verhalten, kann doch nicht als gesunder Überlebensinstinkt betrachtet werden.

Du sollst natürlich nicht passiv sein, aber Aktivität in Form von Aufsuchen von Ärzten, die dann einfach mal an mir endlich das (Körperliche) finden sollen, dass meine Probleme verursacht (samt Entfernen des Problems durch OP etc), ist eben die falsche Aktivität, so traurig es auch ist.
Wir sind es übrigens nicht, die therapiert werden SOLLEN. Therapeuten machen uns nicht gesund. Das müssen wir leider selbst machen und das geht nur mit AKTIVITÄT unsererseits.
Genau das ist aber so schwer - gebe ich natürlich klar zu, weil ich es selbst immer noch jeden Tag spüre (auch wenn ich schon viel geschafft habe).
AKTIVITÄT in Form von Hintern hochbekommen und Sport machen/soziale Kontakte fördern, Entspannungstechniken machen usw ist die Basis.
AKTIVITÄT in Form von Leben überdenken, ändern an bestimmten Stellen, auch wenn es weh tut ist ein weiterer, wichtiger Schritt (wer will z.B. schon ehrlich zugeben, dass er seinen finanziell gut bezahlten Job eigentlich mehr hasst als gern hat, aber aus Ansehensgründen nicht bereit ist, diesen aufzugeben und endlich das zu tun, wozu er wirklich Lust hat?).
AKTIVITÄT in Form von tägliches Üben, zu akzeptieren, dass wir unsere Gesundheit nur zu einen eingeschränkten Maß beeinflussen können und den Tod eben auch nicht.

Dass das alles alles andere als einfach ist, brauche ich nicht zu erwähnen.
Es ist ein ständiger Kampf mit immer wieder zwischenzeitlichen Tiefs. Das wird aber auch nie enden, vermutlich bis zum Lebensende. Als ich irgendwann akzeptiert habe, dass meine psychische Problemseite bis zu meinem Lebensende nie wieder weggehen wird, ging es mir auch ein deutliches Stück besser. Toll ist das nicht, aber ebenso muss jemand, der im Rollstohl landet, irgendwann akzeptieren, dass er sehr wahrscheinlich nie wieder normal laufen können wird. Soll der deshalb kein glückliches Leben mehr anstreben oder versuchen?

Das Leben ist oft hart und gnadenlos. So ist es einfach.
Und oft ist es auch wieder schön und lebenswert.
Wer hier glaubt, dass er irgendwann (wieder) nur großteils die Rosinen haben kann ohne auch mal in den üblen, sauren Apfel beißen zu müssen, der träumt leider. Das sind harte Worte, ich weiß, aber es ist die Wahrheit.

Zitat von SteveRogers:
Ich weiß genau, was du meinst, weil ich deine Gedanken auch sehr lange hatte. Es ist dieses die haben doch noch nicht wirklich alles ...

Danke für diesen tollen und ehrlichen Beitrag.
In AT bezahlt die gesetzliche Krankenkasse ca. 33% von einer Psychotherapie, Überweisung und Diagnose vorausgesetzt.
Besuche beim Psychiater werden mit ca. 60% übernommen. Deshalb empfiehlt sich mE der Abschluss einer privaten Krankenversicherung, falls es finanziell möglich ist.

Zitat von FrancesTheMute:
In AT bezahlt die gesetzliche Krankenkasse ca. 33% von einer Psychotherapie, Überweisung und Diagnose vorausgesetzt.
Besuche beim Psychiater werden mit ca. 60% übernommen.

Krass.
Also doch. So hatte es mir jemand aus meiner Selbsthilfegruppe ungefähr letztens geschildert.
Das bedeutet also, dass wenn man in AT 100 Std Psychotherapie als gesetzlich Versicherter macht, bei angenommen 120 Std-Lohn satte 8000 Euro selbst hinlegen muss.

Dagegen sitzen wir hier in Deutschland schon als gesetzlich Versicherte einfach mal ein einem ganz anderen Boot. Das muss man einfach sagen.
Ich will hier nichts loben in Deutschland (wir wissen alle, wie leidig das ist mit der Unterversorgung im ambulanten Psycho-Bereich).
Wer übrigens denkt, dass man als deutscher Privatversicherter besser da steht als gesetzlich, der kann sich gerne mal per PN an mich wenden - dann erzähl ich ihm mal ein paar Geschichten von mir mit dem Ergebnis, dass ich mittlerweile keinem (!) mehr empfehlen würde, sich privat zu versichern, sofern er es gesetzlich bleiben kann.

@FrancesTheMute guten Morgen ️
Als ich deine Geschichte gelesen habe, dachte ich du erzählst meine
Ich kann dich so gut verstehen!
Auch mein Leben , änderte sich am 13.12 .24 komplett- die 1. von vielen Panikattacken überfiel mich, im Auto .
Am 24.12.24 bin ich mit dem RTW in die Klinik , da ich dachte ich hätte einen Herzinfarkt.
Ich konnte mich schon immer recht gut in psychische Probleme hineinversetzen ( ich arbeite selber im medizinischen Bereich) , doch nie hätte ich nur ansatzweise geahnt , dass es sich so angefühlt .
Die Todesangst, dass ausgeliefert sein , die Angst verrückt zu werden.
Ich habe das große Glück, zwei tolle Ärztinnen und eine wunderbare Therapeutin an meiner Seite zu haben, dafür bin ich unheimlich dankbar.
Mein Körper hat mir schon über Monate , Signale gesendet und ich habe sie gekonnt ignoriert….ich habe ja immer alles geschafft und weiter gemacht, bis dann der große Knall kam.
Ich bin seit Dezember krankgeschrieben und keiner kann mir sagen , wann ich wieder arbeiten kann.
Aber auch davor habe ich Angst , schaffe ich meine Arbeit jemals wieder, kann ich jemals wieder so eine große Verantwortung für mich und andere übernehmen ( arbeite im Kreißsaal) .
Mein Kopf fühlt sich leer an und doch so voll .
Meine Diagnose lautet Bornout inkl Depression und Angst und Panikstörung .
Ich habe gute Tage und bin völlig symptomfrei und dann kommen die Symptome mit einem Schlag zurück .
Hoher Blutdruck und Puls, Übelkeit , Schwindel , Rückenschmerzen.

Ich wünsche uns Allen , dass wir den
Teufel besiegen und unser Leben wieder genießen können

Zitat von Hopefull123:
Ich habe das große Glück, zwei tolle Ärztinnen und eine wunderbare Therapeutin an meiner Seite zu haben, dafür bin ich unheimlich dankbar.

Es ist schön und tut gut, mal zu lesen, dass jemand mit seinen Ärzten und auch der Therapie zufrieden ist. Danke dafür

Übrigens:
Du meintest wohl 2023 mit deinen Daten oder?
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von SteveRogers:
Ich erkenne mich in deinen Sätzen selbst wieder. Damals hatte ich exakt genauso gedacht. Heute würde ich es anders machen, wenn ich nochmal zurück ...

Voll und ganz verstehe ich Dich. Genau das ist das was ich meinte. Ohne Tavor hätte ich nicht mehr arbeiten können.So kam zur Herz-Neurose und zur Angsterkrankung noch eine Tablettensuchtproblematik dazu bis ich vollends zusammengebrochen bin.

Dumm wie ich war. Wäre ich bloß gleich in eine Klinik gegangen. Umso länger hat es dann gedauert. 3 mal 6 Monate in 3 verschiedenen Psychosomatischen Kliniken.

@SteveRogers … ja 2023
Ich weiß mein Glück , was die Ärzte und Therapeutin angeht , sehr zu schätzen.
Mein Bruder hatte 2019 eine schwere Depression, mit unzähligen stationären Aufenthalten und Tagesklink , ich war stellenweise schockiert was da passiert ist.

Zitat von Hopefull123:
Meine Diagnose lautet Bornout inkl Depression und Angst und Panikstörung .

Nur kurz, weil das auch immer interessant ist:

Steht bei dir im Arztbrief/Zettel wirklich Burnout?
Burnout ist eigentlich keine Diagnose.
Ich weiß, dass ich einige hier vielleicht auf die Füsse steige, aber das ist eben einfach eine Modewort.
Ich habe ganz zu Beginn gegenüber meinen Freunden auch dieses Wort benutzt.
Warum? Weil ich die Worte psychisch krank, Depression oder Angststörung nicht schaffte. Ihnen haftet weit Negativeres/Abwertenderes an als Burnout. Letzteres kann man dann immer gefühlt so schön verpacken mit war einfach alles zu viel mit der Zeit...Job, Privatstress und und und..... Schon da habe ich damals unbewusst die Verantwortung weggeschoben von mir hin zu außen (Job, Familie usw).
Denkt mal darüber nach, wie ihr mit den Begriffen umgeht. Das mag banal klingen, ist aber auch ein erster Hinweis, wie man zu der Sache steht.

A


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