Damals, vor 24 Jahren, als mein Arzt nicht wusste was mir fehlt, bekam ich Tolid Tabletten, ein Benzodiazepam. Das war cool, denn ich konnte nach Monaten wieder schlafen und meinen Alltag, wenn auch verschwommen und benebelt meistern. Uncool war, dass ich nach ein paar Monaten abhänging davon war. Habe die Dinger wie Bonbons gegessen, damit ich als Mutter von 3 Kindern halt irgendwie funktioniere. Dann dachte ich mir so, kann wohl nicht gut sein, wollte Sie allein absetzen und holla, da war die Not groß. An die Zeit mag ich nicht mehr denken. Habe es aber allein geschafft. Bin dann bei einem Psychater gelandet, so ein ganz alter seines Stammes. Er klärte mich auf, was ich überhaupt habe. Hä, fragte ich, was habe ich. Denn bis dahin dachte ich noch, ich sei verrückt und sterbenskrank. Ne, war ich nicht, nur mein Gehirn, meine Sensibilität mir gegenüber war aus dem Gleichgewicht geraten. Er erzählte mir viel, was ich gar nicht verstanden habe und entließ mich mit der Aufgabe mir einen Psychotherpeuten zu suchen und einem Rezept mit dem Medi Aurorix. Ich war 24 Jahre jung und so wie ich mir sagte, bekloppt im Kopf. Von heut auf jetzt. Tolle Aussichten. Das Aurorix hat mir damlals ganz gut geholfen. Habe dann vieles über mich an Therpaien, ambulant und stationär ergehen lassen, doch Therpien haben mir persönlich nichts gebracht. Ein netter Doktor sagte mir mal, ich sei nicht therapierbar. Liegt vielleicht daran, dass es bei mir nichts zu Therapieren gab , sondern dass nach der Geburt meines 2ten Kindes, wo alles anfing, etwas bei mir aus dem Gleichgewicht geraten war, was nicht erkannt wurde und sich gefestigt hatte. Ich habe keine Dinge in meinem Leben erlebt, wo man hätte ansetzen können. Ich habe dann noch so einige andere Strohhalme ergriffen, wo ich heute echt drüber lachen kann, was man alles macht, wenn man verzweifelt ist. So traurig es auch ist. Ich habe dann akzeptiert, dass ich diese Ängste habe. Habe akzeptiert, dass es wie bei allen Menschen auf dieser Welt Tage gibt, die einfach unerträglich sind. Ja, so wie es uns Angsthasen teilweise geht, geht es jedem Menschen mal. Jeder Mensch hat Symptome wie wir, nur hinterfragen Sie Sie nicht und es sind keine Symptome für Sie. Angsthasen wie wir reagieren einfach sensibler, wenn uns schwindelig wird, uns übel wird oder denken wir können nicht atmen oder anfangen zu schwitzen. Diese Dinge erleben alle Menschen auf der Welt, doch für Sie ist es dann kein Weltuntergang sondern einfach nur ein blöder Tag. Alle Menschen um dich herum leben mit Ihren Ängsten. Ein ganz normaler Um-und Zustand. Symptome wie Du Sie heute erlebst, hast Du früher auch schon gehabt, auch wenn Du es verneinst, doch es ist so, nur hast Du Dir früher dadrüber keine Gedanken gemacht, sonder war halt auch für Dich, nur ein blöder Tag.
Ich habe mal einen Test gemacht und über einen Monat jeden Tag meine Liebsten Freunde angerufen und Sie beiläufig jeden Tag gefragt...und wie ging es Dir heute. Ich habe es mir dann notiert. Alle hatten an jedem Tag irgendwas. Es waren Kopfschmerzen, unbestimmte Schmerzen, Kreislaufprobleme, Übelkeit, Darmprobleme, übermäßiges Schwitzen, Rückenprobleme, Atemnot, Herzschmerzen usw. usw. usw. Alles Symptome, die wir auch kennen. Nur für Sie sind diese Dinge nicht bedrohlich, sondern einfach nur normale alltägliche Wehwechen. Und mehr ist es bei uns Angsthasen auch nicht, nur dass wir zulassen, dass Sie uns überrennen und Macht über uns haben. Mag sein, dass es tatsächlich etwas mit unserem Stoffwechsel im Hirn zu tun hat, dass kann ich nicht abstreiten.
Ich habe noch Cipralex und Citalopram genommen, aber irgendwie hat alles nichts so wirklich bei mir ausgelöst. Meine Akzeptanz meinen Ängsten gegenüber und das Wissen, dass in jedem irgendwo ein kleiner Angsthase steckt, haben mir am besten geholfen. Meine Ängste können mich sprichwörtlich mal am AR... *beep*.
Alles Gute für Dich
03.03.2016 14:04 • #21