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Ich war heute bei meiner Therapeutin und sie hat mich gefragt, was ich zu mir selbst sagen könnte wenn ich in der Angstphase bin? Oder wenn es eine Freundin hätte, was ich ihr sagen würde, wie ich ihr helfen würde.
Ich habe keine Ahnung, nur Leere im Kopf.

27.06.2023 18:09 • 04.07.2024 x 1 #1


30 Antworten ↓


Das kommt auf die Situation bzw. Die konkrete Angst an.
Ich habe z.B. eine Angst-Strecke. Ich kann sie mittlerweile wieder relativ problemlos, teils sogar entspannt fahren, aber es gibt Tage, da kommen zumindest die Gedanken hoch: was ist, wenn gleich wieder Angst kommt? Du kannst nicht anhalten, nicht aussteigen... und wenn es doch eine richtige Atemnot ist...? U.s.w.
Ich sage mir dann z.B. Ist der Gedanke richtig? Ist er hilfreich? Wie oft bin ich schon erstickt auf der Fahrt? Entspann deine Beine, atme ruhig in den Bauch, siehst du, das Gefühl wird weniger, es ist nur Angst...

Was sind deine konkreten Angstgedanken?

A


Was hilft bei akuter Angst?

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Vielen Dank für deine Antwort.
Ich habe gerade ganz diffuse Dinge. Wenn ich Auto fahre und einen Radfahrer überhole, habe ich immer Angst zu nah zu fahren. Das habe ich, seit ich Pfingsten selbst mit dem Rad gestürzt bin.
Durch Corona habe ich wenig Besuch bekommen. Jetzt habe ich jedesmal Durchfall wenn Besuch kommt oder ich irgendwo hinfahre. Seit letzte Woche habe ich das Gefühl, alles schmeckt komisch, mag fast nichts mehr essen, denke immer es könnte schlecht sein.
Bis Pfingsten ging es mir gut, ich hatte wenig Probleme. Außer Autobahn fahren, aber das habe ich schon immer gehabt.
Und dann bin ich gestürzt und mein Mann hat in der Woche erfahren, dass er starke Diabetes hat. Und da hat alles angefangen, habe auch wieder stillen Reflux.
Da ich mich gerade in alles rein steigere und meine Gedanken sich immer im Kreis drehen, soll ich mir halt was überlegen. Aber ich kann echt keinen klaren Gedanken fassen.

Deine Überlegungen beim fahren finde ich gut. Ich will immer alles kontrollieren, da wäre es gut, dass ganze mal zu hinterfragen.

Zitat von Karimma:
Vielen Dank für deine Antwort. Ich habe gerade ganz diffuse Dinge. Wenn ich Auto fahre und einen Radfahrer überhole, habe ich immer Angst zu nah zu ...


Ich lese jetzt weniger Angst da raus, außer das mit dem Auto, sondern viel mehr, dass bei dir Gedanken kreisen und du dich unnötig sorgst, ist das so richtig verstanden?
Sind das dann tatsächlichen noch Ängste oder geht das Richtung Zwangsgedanken?

Bei allem, was das Denken angeht, finde ich die Akzeptanz und Commitment Therapie (ACT) toll, schonmal gehört?
Es gibt tolle Ratgeber dazu. Ich mag z.B. Das Leben annehmen .

Zitat von Karimma:
Ich war heute bei meiner Therapeutin und sie hat mich gefragt, was ich zu mir selbst sagen könnte wenn ich in der Angstphase bin? Oder wenn es eine Freundin hätte, was ich ihr sagen würde, wie ich ihr helfen würde. Ich habe keine Ahnung, nur Leere im Kopf.

Das ging mir damals genauso. Ich schätze, da hilft nur, sich mit etwas abzulenken, was natürlich auf Dauer keine Lösung ist. Aber was sollte man zu jemanden sagen, der gerade nichts anderes tun kann, als sich der Angst hingeben - Hingeben, das ist das Stichwort, die Angst einfach sein lassen. Ich habe mir damals dann zu mir selbst gesagt: es ist ok, sie darf da sein und somit entwickelte sich eine Abschwächung der Angst. Danach habe ich mir die Frage gestellt: was genau hat die Angst hervor gerufen? Ach ja richtig, dieser oder jener Gedanke war es, ist das die Realität? Nein, es waren nur Gedanken.

Zitat von Pauline333:
Ich lese jetzt weniger Angst da raus, außer das mit dem Auto, sondern viel mehr, dass bei dir Gedanken kreisen und du dich unnötig sorgst, ist das ...

Es ist wohl vermutlich beides. Ich bekomme meinen Kopf nicht gestoppt, der immer wieder nachdenkt was alles schlimmes geschehen könnte.
Ich habe immer nur die Diagnose von Ängsten bekommen. Aber Zwangsgedanken sind sicher dabei.
Von der Therapie habe ich noch nicht gehört. Danke für den Tipp.

Zitat von -IchBins-:
Das ging mir damals genauso. Ich schätze, da hilft nur, sich mit etwas abzulenken, was natürlich auf Dauer keine Lösung ist. Aber was sollte man ...

Ja, sich hingeben, hindurch gehen sozusagen........die Angst zulassen.....das ist gerade sehr schwer.
Ablenken funktioniert gerade so halbwegs.

Zitat von Karimma:
Ja, sich hingeben, hindurch gehen sozusagen........die Angst zulassen.....das ist gerade sehr schwer. Ablenken funktioniert gerade so halbwegs.

Alles Übung, je öfter du das machst, wird es besser und besser werden. Und wenn es mal nicht klappt, verurteile dich nicht dafür, dann ist es eben so. Die Annahme wird dich bestimmt weiter bringen, langfristig. Kampf und Ablehnung wird das Problem auf Dauer leider nicht lösen.
Ich selbst habe drei Jahre die für mich schlimmste Phase überlebt und es war wirklich schlimm für mich, aber ich habe es dann doch hinbekommen, Schritt für Schritt ohne Druck und ohne mich zu verurteilen - aus meiner Erfahrung.

Ich bin total perfektionistisch veranlagt und stehe mir selbst im Weg. Einen Fehler in meinem System anzunehmen und hinzunehmen ist eine große Herausforderung. Aber ich werde es in Angriff nehmen.

Heute morgen vor der Arbeit geht es mit Autogenem Training los.

Zitat von Karimma:
Ich bin total perfektionistisch veranlagt

Ich auch aber ich habe einen starken Willen zur Veränderung entwickeln können, weil es mir einfach so schlecht ging,
Trigger

dass ich an Suizid dachte. Einen hatte ich bereits 1997 hinter mir.


Und wenn es dann so schlecht ist und man sich überlegt, ob es das wirklich Wert ist, das einzige Leben, was man hat, zu verschwenden, habe ich mich dagegen entschieden und mir selbst die Zuversicht geben können, dass es besser wird und es wurde besser. Somit konnte ich auch eine gewisse Gelassenheit entwickeln und dass eben nicht mehr alles perfekt sein muss, denn das ist nicht möglich, was ich selbst gemerkt hatte und ich einige Dinge um die Ohren hatte und habe.

@-IchBins- Danke für deine Ehrlichkeit.

Zitat von Karimma:
Ich bin total perfektionistisch veranlagt und stehe mir selbst im Weg. Einen Fehler in meinem System anzunehmen und hinzunehmen ist eine große Herausforderung. Aber ich werde es in Angriff nehmen.


Ich bin das auch und ich habe dazu meine Erklärung gefunden. Ich bin perfektionistisch, weil mich das schützt. Je weniger Fehler, desto weniger negative Aufmerksamkeit. So einfach ist das bei mir.

Sollte das bei dir auch der Fall sein, kann man darüber nachdenken, da Perfektion auch immensen Stress bedeutet. Bei mir war gut, nie gut genug. Ergo, wann hört man dann auf, perfekt sein zu müssen.

Zwischenzeitlich bin ich jetzt schön unperfekt, dafür eher in Richtung Kontrollfreak unterwegs, auch wenn ich definitiv weiss, dass man Kontrolle nicht immer haben kann. Wenn das dann geschieht, kommt mein ganzes System durcheinander und muss wieder rebootet werden. Heisst, um wieder Sicherheit zu erlangen, muss alles analysiert werden und tata! welch Überraschung - ich muss wieder sicher am Ruder stehen.

Anstrengend? Evtl., aber Angst und Hilflosigkeit ist für mich heftiger.

Ich bin eh der Ansicht, dass wir mit unseren Hintergrundsängsten so umgehen müssen, dass wir trotz allem in der Lage sind, sie weitgehendst zu kompensieren. Und deswegen ist es ganz wichtig, sich wirklich zu kennen und allumfassend anzunehmen.

Zitat von Karimma:
Ich bin total perfektionistisch veranlagt und stehe mir selbst im Weg. Einen Fehler in meinem System anzunehmen und hinzunehmen ist eine große Herausforderung.


Zitat von -IchBins-:
Ich auch


Zitat von Icefalki:
Ich bin das auch und ich habe dazu meine Erklärung gefunden. Ich bin perfektionistisch, weil mich das schützt.


Und ich bin auch einer. Willkommen in der Runde
Das ist aber der Klassiker bei (Generalisierter) Angststörung - DER PERFEKTIONIST, der irgendwann an seiner Perfektion/seinem Kontrollzwang zerbricht.
Leute, wie wir neigen viel viel mehr dazu, Angststörungen zu entwickeln.
Meine Überordentlichkeit, mein Zwang, Dinge immer 100% zu erledigen, immer pünktlich zu sein, immer zu bedenken, was alles schief gehen könnte, hat mir lange Zeit im Leben positive Ergebnisse gebracht in vielen Bereichen, aber irgendwann wurde es mir dann zum Verhängnis.

Ich kann daher absolut nachvollziehen, wie schwer es ist, seine angeprägten Gewohnheiten (bei mir war es durch die Eltern) abzulegen und einfach mal lockerer, gelassener, etwas schlampiger, chaotischer....eben normaler zu sein. Bissl was hab ich da schon hinbekommen, aber so ganz zufrieden bin ich da noch nicht. Eine volle 180 Grad Drehung ist glaube ich eh nicht möglich, wenn Menschen so lange so konditioniert sind.
Aufpassen muss ich daher sehr, dass ich diese Art nicht an meine Kids weitererziehe.

Perfektionismus bedeutet natürlich sehr oft Stress für unseren Körper und auch Geist. Wir denken an Dinge oder wägen Sachen ab, an die andere Leute nie im Leben kommen würden usw.
Das ganze geistige System läuft zu oft auch Hochtouren, sucht nach besseren Lösungen, wägt Risiken ab, will immer effektiv sein. Das kann man auf Dauer nicht ohne Schäden fahren so ein Ding.
Irgendwann kippt das System und der Akku brennt durch.

Kontrollfreak wäre wohl auch für mich ein passender Begriff

Zitat von Hicks:
Das ist aber der Klassiker


Logo, da ne Angststörung dann ausbricht, wenn der Stress den Kessel explodieren lässt. Und das bei uns, denen plötzlich alles genommen wird und man elendig nimmer funktioniert.

Schlimmer geht nimmer, da Welten aufeinandertreffen.

Wenn man das mal erkennt, muss man bewundernd anerkennen, wie raffiniert man zum Nachdenken gezwungen wird. Und wie lange es braucht, diese Zusammenhänge zu verstehen.

Jetzt mal etwas mit Augenzwinkern geschrieben:

Lieber Angsthase,

Durch deine Kindheit und evtl. Jugend wurdest du extremst verletzt.

Dein kluges Köpfchen hat jetzt unbewusst beschlossen, ha, wenn ich die Anforderungen anderer hervorragend erfülle, dann werde ich geliebt.

Dumm gelaufen, da gut nie gut genug ist.

Und dadurch, dass das Damoklesschwert. Ungenügend, ungeliebt ständig über dir hängt, ist dein Stress bis ins Unendliche gewachsen bis

-- Zur Panik---

Und dieser eine Vorfall hat genügt um alle deine Ängste so zu triggern, dass du jetzt nur noch Angst hast. Und als Witz: Es überhaupt nicht begreift.

Die gute oder schlechte Nachricht lautet:

Wenn du kapiert hast, was schief gelaufen ist, darfst du jetzt deine Sichtweise auf dich und die Welt da draußen verändern.

Arbeiten kannst du ja prima, ergo, lerne deine Perfektion schön unperfekt zu lieben. Und lerne dich selbst zu lieben, dann musst du anderen mal gar nix mehr beweisen.

Ich bewundere ja mittlerweile Leute, die so unfassbar gelassen, locker, sorglos sind, sich null Gedanken über die Meinungen anderer Leute machen, Briefe oder Rechnungen einfach mal eine Woche liegen lassen können, immer 10 Minuten zu spät kommen ohne eine schlechtes Gewissen zu haben, auf der Couch sitzen bleiben, wenn ihre Kinder vom Stuhl fallen, Chaos in ihren Finanzen/Verträgen zu haben ohne sich damit zu stressen, total gechillt bleiben, wenn der Chef Druck macht und und und.... früher habe ich diese Leute nicht verstanden, jetzt beneide ich sie.
Vermutlich wäre eine Mischung aus uns hier und diesen Leuten die vernünftige Mitte

Zitat von Hicks:
Vermutlich wäre eine Mischung aus uns hier und diesen Leuten die vernünftige Mitte


Ach was, wir sind dafür viel zu klug. Das Leben, und wir wissen das schon immer, kann von jetzt auf gleich richtig Sch. eisse werden. Da tut ein wenig Weiterdenken nicht schaden.

Es geht um die innere Balance und das ist die Kunst. Und mit dem was wir gezwungen werden zu lernen, wer sagt denn, dass uns das nicht dann weiterhilft, wenn irgendwann mal Menschen gebraucht werden, die weit über das Sichtbare hinausdenken können.

Ich könnte mein Umfeld nerven, indem ich feststelle: Hab ich doch gesagt, hat nur keiner hören wollen. Oder, ich wusste definitiv, dass das nix wird, mir glaubt ja niemand. Lass es aber zwischenzeitlich,
ist zu anstrengend.

Nicht alles ist schlecht, wir müssen nur unser Extrem rausnehmen, dann sind wir richtig super.
Und damit dürfen wir dann nach wie vor , nur gesünder, unseren Perfektionismus, und Gedankengängen nachhängen.
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Heute morgen konnte ich mir endlich alles in Ruhe hier durchlesen. Wow. Tolle Anregungen, Gedanken, Zusammenhänge. Da habe ich richtig was zu denken, sozusagen.
Schön eigentlich zu lesen, dass man sich in guter Gesellschaft befindet.
Die Zusammenhänge Kontrolle, Perfektion, Gedanken und Ängste war mir nie so klar.
Ich bin in einem Zuhause aufgewachsen wo alles perfekt sein musste. Mein Vater war Beamter durch und durch. Und meine Mutter war ähnlich gestrickt.
Pünktlich, ordentlich, immer alles top gepflegt (man konnte vom Boden essen), seine Arbeit oder Schule immer gewissenhaft ausführen, gute Noten selbstverständlich usw. So bin ich groß geworden. Kein Wunder also, dass mir heute alles um den Kopf fliegt.
Und ich bekomme eine Krise wenn ich sehe wie die Menschen heute leben, so locker.......Dabei würde ich mir wünschen ein wenig davon auch zu haben. Einfach mal locker bleiben, nichts tausend mal vorher planen müssen sondern einfach mal was spontan machen, fünfe gerade sein lassen, meine Fehler zu akzeptieren und mich nicht nach jedem Fehler selbst fertig zu machen. Es ist ein langer Weg, aber ich muss ihn jetzt angehen.

Zitat von Karimma:
Die Zusammenhänge Kontrolle, Perfektion, Gedanken und Ängste war mir nie so klar.
Ich bin in einem Zuhause aufgewachsen wo alles perfekt sein musste. Mein Vater war Beamter durch und durch. Und meine Mutter war ähnlich gestrickt.
Pünktlich, ordentlich, immer alles top gepflegt (man konnte vom Boden essen), seine Arbeit oder Schule immer gewissenhaft ausführen, gute Noten selbstverständlich usw. So bin ich groß geworden. Kein Wunder also, dass mir heute alles um den Kopf fliegt.

Ich kann nur grinsen. Alles 1:1 bei mir.
Habe ich ein Glas fallen gelassen als kleines Kind, ist mein Vater sofort ausgeflippt. Wie kann denn so etwas passieren! usw.
Zimmer musste immer aufgeräumt sein etc. Nichts durfte kaputt gehen, alles musste ewig halten und gepflegt werden.
Jetzt im Rückblick und nach Verstehen des Ganzen durch Therapie ist mir das alles so klar und ich bemühe mich, es mit meinen Kindern nicht auch so zu machen.
Meine Mutter (die lebt noch) macht sich unfassbare Vorwürfe deswegen, weil sie ja auch Anteil daran hat.
Aber ich weiß, dass meine Eltern es nie schlecht meinten und immer nur das Beste wollten, leider eben viel zu viel besser. Ich kann Ihnen daher keinen Vorwurf machen, weil sie ja letztendlich auch nichts dafür können, denn sie wurde ja wiederum von ihren Eltern unbewusst geprägt (mein Opa war beim Militär in einem anderen Land, wo es sehr sehr streng zuging). Die Kette ist logisch und nachvollziehbar, wenn man es mal verstanden hat.

Meine Eltern waren eigentlich tolle Eltern . So habe ich es empfunden. Heute weiß ich, dass alles nicht so toll war wie gedacht, dass es mich extrem geprägt hat und das nicht nur zum guten.

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Mira Weyer
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