Was HILFT euch?

Hotin, manchmal schaffe ich es. Klar und deutlich äußere ich meine Meinung. Andererseits ist es so, dass ich meine Wut wirklich runter schlucke. Mein Therapeut und ich üben gerade fluchen, mal ein Schimpfwort sagen. Schaffe ich nur schwer aufgrund meiner Erziehung.

@ Libelle,
macht ihr da richtig Rollenspiele? Wenn du mit deinem Therapeut das schimpfen übst. Und sind da alle Schimpfwörter erlaubt?

Es geht darum, dass ich das einfach mal sage, was mir echt schwer fällt. Genauso wenig wie ich wütend bin kann ich fluchen...

Boa Hotin,
ich lese die ersten Sätze und denke, was ist denn jetzt mit Hotin los? Warum beschimpft die denn jetzt die Libelle so
Ei jetzt hab ich grad Tränen vor lachen in den Augen.

Libelle,
das musste ich mit meiner Tochter auch oft üben. Die konnte auch nie wütend sein und wollte nie jemandem weh tun. Umso mehr tat man ihr weh. Haben sogar ihr Helfersyndrom vera... indem sie so getan haben, als ob es ihnen schlecht geht und als sie kam, haben sie sie ausgelacht. Wir haben dann auch Rollenspiele gemacht und sie hat sich mit Sätzen gewappnet. Das hat ihr sehr geholfen.
Auch ich lege mir oft Sätze zurecht, was ich das nächste Mal sage. Ist doch oft so. Im ersten Moment ist man derartig perblex, dass jemand so sein kann, dass einem die Spucke wegbleibt.

Bei mir staut sich das gerade irgendwie alles. Unruhe im Bauch. Wut am Hals. Anspannung in den Händen. Schwanken die ganze Zeit. Das irgendwie gerade voll viel und ich würde gerne alles raus schreien...

Dieses Schwanken und wie auf Wolken gehen kommt in Situation, in denen ich es kaum erwarte. In Kaufhäusern oder Einkaufszentren oder auch mal wenn ich nur eine Treppe hoch gehe. Am liebsten würde ich es weg schreien.

Meine Wut und Enttäuschung und Angst staut sich in mir... fühlt sich an wie ein harter schwarzer Stein im Bauch.

Das versuche ich gerade raus zu finden. Gefühle wie Wut, Unruhe und Anspannung machen mir Angst. Aus der Angst kommt der Schwindel, das jeden Tag schwanken. Und ich weiß nicht, ob ich auch auf dieses Schwanken wütend sein soll, weil es so stark in mein Leben eingreift.

Libelle, es kann sein, dass da sogar noch alte Erlebnisse in dir Ruhen, wenn du alles so in dich rein gefressen hast. Als ich damals in der Beratung war, da kam alles hoch. Frust aus der Kindheit, warum ich mich um alles alleine kümmern musste, warum ich weg gezogen bin, diese Unfairheit, warum musste ich immer so groß sein usw. usw. Auch, was in unserer Ehe falsch gelaufen ist, kam alles hoch. Kolleginnen, die nicht fair zu mir waren und mich teilweise gemoppt haben. Meine Hochsensibilität, die ist doch sowieso nur für andere gut usw..... Plötzlich stand das ganze Leben in Frage. Ich sah nur noch das, was ich für mich erreichen hätte können und nicht mehr das, was ich erreicht habe. Aber es war gut so. Mit jedem erarbeiteten Frust, kam die Sonne. Irgendwann merkte ich zwar, dass ich auch einen Punkt machen mussten bei den Menschen, die alle was in mein Burn-Out-Töpchen rein geworfen hatten, aber ich ließ es nicht mehr mit mir machen. Am Anfang sagte meine Beraterin, ich muss egoistischer werden, damit ich nicht untergehe. Egoistisch war für mich ein Schimpfwort, weil ich genug unter Egoismus gelitten hatte. Später verwandelte dieses Wort Egoismus in Klarheit. Sie half mir auf dem Weg zur Klarheit. Heute noch falle ich in dieses Funktionieren und ladet mir alles auf ich schaff das schon Verhalten rein. Aber plötzlich kommt die Klarheit. Ich nehme die Signale meines Körpers war, treibe nicht mehr Schindluder mit ihm und lasse mir nicht mehr alles aufladen, damit sich alle gut fühlen können. Denn, und das man sowas lernen muss. Auch ich muss mich gut fühlen! Darum bleib dran Libelle, und schrei oder schreib die Wut aus dir raus. Ich finde, du hast immoment ganz viel Mut, dass du dich mit deiner Wut befasst.

@ Wolke Ich versuche, meinen seit 12 Wochen anhaltenden Zustand zu akzeptieren. Versuche nein zu sagen und mag eigentlich Stress vermeiden. Die Anspannung macht alles viel schlimmer und meine Selbstbeobachtung macht mich teilweise ganz schön fertig. Dieses wie auf Eiern laufen und das Gefühl zu schwanken... dass sollte ich akzeptieren lernen. Ändern kann ich es eh gerade nicht. Das wird die Zeit tun, wenn ich wieder mehr auf mein inneres achte. Manchmal klappt es gut und ich merke das alles nicht, aber zu oft doch.

Ich bin genauso... Schaffe eh alles. Egal wie viel. Meine Gefühle sind egal.

Bist du auch so Libelle. Und die Umwelt lädt ab und lädt ab, weil es bei dir ja so einfach aussieht. Ich hatte meine Mann auch mal gefragt, warum er vor meinem Burn Out alles auf mich geladen hat, warum hast du das mit mir gemacht. Und vor allem sagte ich oft, dass ich bald nicht mehr kann, aber niemand erhörte mich. Er sagte, weil bei dir alles so leicht aussah. Und das war nicht das erste Mal, dass ich das hörte. Sagte mir auch mal jemand auf einer Fortbildung. Ich hatte das Gefühl, dass die mich gerade wegen meinem Erfolg anfeinde. Die Moderatorin antwortete mir. Bei Ihnen kommt eine Leichtigkeit rüber, als ob ihnen alles zufliegt. Da soll man die Welt kapieren. Alles was ich habe und bin hab ich mit Fleiß und Schweiß erreicht. Mir wurde nie irgendetwas geschenkt.

Wie schafft Ihr es Euch wieder zu motivieren und zu erden?

Theoretisch weiss ich so einige Methoden, aber im Moment will gar nichts so recht klappen.
Bin seit ca. einer Woche wieder ziemlich aus der Bahn geworfen und versuche meine negativen Gedanken durch positive zu ersätzen, bzw. überhaupt welche zu finden. Innerlich sage ich mir STOPP und versuche so meine Gedanken im Zaum zu halten. Nichtsdestotrotz fühle ich mich zur Zeit überfordert. Auslöser sind Krankheiten anderer. Mutter und Vater sind an Krebs gestorben, Mutter meines Freundes hat ALS, meine Katze (ja, ich weiss, passt nicht dazu, allerdings verstärkt es glaub ich einfach alles andere noch zusätzlich) hat ebenfalls Krebs, der inoperabel ist. Und -zack- geht es wieder los mit meiner Wahrsageranalyse: was mach ich wenn die Mutter meines Freundes stirbt? Was wird dann? Was ist, wenn jetzt das Telefon klingelt? Was mach ich wenn die Katze stirbt? Vielleicht geht es Ihr nicht gut? Was soll ich tun? Wie soll ich mich verhalten?
Wie wird das sein? ..........Mir ist durchaus bewusst, das ich nicht alles unter Kontrolle haben kann und ich mich damit selber wahnsinnig unter Druck setze und ein Gefühlschaos herauf beschwöre. Diese Erkenntnis hatte ich vor ein paar Wochen noch nicht. Ich komme da nur grad nicht so gut raus. Ist etwas viel auf einmal....

Sorry, musste ich gerade alles mal los werden...

Die Idee von Hotin finde ich gut. Mache ich auch manchmal...

Lieber Hotin,

Jetzt muss ich mich mal ganz herzlich bei Dir bedanken!

Erst habe ich gedacht: Nicht schon wieder was aufschreiben! Ich hab da keinen Bock mehr drauf! Das soll einfach aufhören! Innerlich aufgestampft, wie ein kleines Kind...
Dann dachte ich, reiss Dich doch mal zusammen und mach es einfach! Kostet nicht viel Zeit und schlecht gehts Dir eh schon...also habe ich meine Fragen beantwortet. Da fiel mir auf, das neue Fragen dazu kamen, die ich aber klären könnte. Erster Gedanke war google....ganz falsch! Hab mich ins Auto gesetzt und bin mit meinen Unsicherheiten zum Tierarzt gefahren (allerdings erst 2 mal dran vorbei, weil ich Angst hatte, rein zu gehen ) und habe einfach nachgefragt. Das war einfach gut so! Jetzt habe ich da, so schlimm es auch ist eine gewisse Beruhigung erfahren. Bezüglich der Mutter meines Freundes werde ich morgen mit meinen Kolleginnen reden, das die wissen, das ich eventuell die Arbeit mal abbrechen muss. Ich habe super Kolleginnen muss ich dazu sagen...nach alle dem geht es mir jetzt viel besser! Meine Unruhe ist gedrosselt, mein Kloß im Hals kleiner, meine Übelkeit fast weg!

Manche Dinge sind nicht zu ändern, aber man anders damit umgehen.

Vielen Dank für Deinen Rettungsanker!

Viele Grüße

fraggle

Super gemacht Fraggle