Nunja, der erste Schritt liegt in der Wahrnehmung seiner eigenen Bedürfnisse, Gefühle und körperlichen Zustände. Diese dann anzunehmen ist Voraussetzung dafür, dass man überhaupt in der Lage ist, sich selbst zu lieben.
Die Eigenliebe ist eine Vorraussetzung dafür, dass andere Menschen uns lieben. Wer sich selbst nicht annimmt, sagt seiner sozialen Umwelt damit unbewusst, dass er Liebe und Zuneigung nicht verdient.
Ich kann nur eine schöne Beziehung führen, wenn ich meine Eigenliebe gefunden habe. Und die Eigenliebe muss genauso gepflegt werden, wie die Liebe zu einem Partner. Wenn mich jemand nach meiner Eigenliebe fragt und ich antworte: „natürlich liebe ich mich!”, hat das noch lange keine Bedeutung.
Eigenliebe bedeutet, dass ich mich mir gegenüber auch dementsprechend verhalte.
Wie spreche ich mit mir?
Wie gehe ich mit mir um?
Was tue ich für meinen Körper?
Für meine Seele?
Mit wem umgebe ich mich?
Dabei geht es gar nicht darum, ob man mal Phasen hat, die Stress verursachen. Das geht auch in der heutigen Zeit nicht anders. Aber viele haben den Drang, ständig so weiterzumachen, weil die äußere Umwelt sie dazu zwingt und weil sie auch fest daran glauben, dass es so ist. Dabei geht man dann vor die Hunde und die Wurzel einer Angst- oder Depressionserkrankung ist gelegt.
Aber, wie Du schon erwähnst in Deinem Fall: wenn Du selber an Dir zweifelst, musst Du daran erstmal arbeiten. Es gibt ein paar einfache und praktische Hilfemittel. Man kann z.B. etwas aufschreiben. Zum Beispiel ein Arbeitserfolg im Job, oder im Studium.
Wenn einem Zweifel kommen oder es einem schlecht geht, holt man schnell die Liste hervor, denn darauf kann man sich stützen und sieht ganz klar vor Augen, WAS man geschafft hat, wozu man fähig ist und dass das aktuelle, vielleicht negative, Fühlen nur einen Moment so ist.
Ich finde, gerade Ängstler besinnen sich überhaupt NICHT auf das, was sie bereits geschafft haben. Viele Fragen dann, was sie denn genau geschafft haben. Ein klares Zeichen dafür, wie blind und abgestumpft die Menschen durch die Welt laufen. Hätten diese Menschen nicht die Lebenskraft, wären sie schon längt gestorben. Es gilt dann, sich genau auf diese Kräfte zu besinnen, sie klar zu machen. Ähnlich wenn man verlassen wird vom Partner.
Die Welt stürzt dann NICHT zusammen. Der Partner hat nur von seinem guten Recht gebraucht gemacht, sich zu trennen und den Weg nicht mehr gemeinsam zu gehen.
Bei Fragen die selber aufkommen wie: Reiche ich mir selber aus? Genüge ich meiner Umwelt? usw., geht das u.a. auch in die Richtung soziale Bewertung, ggf. einer Phobie. Man sollte daher rechtzeitig anfangen damit, sich das klar zu machen. Alles andere wird sonst chronisch und es kommen ggf. Depressionen dazu, die die Sache verkomplizieren.
Ich will keine Angst machen und jeder ist sein eigener Glücksschmied, aber man kann nur etwas bewegen, wenn man den Hintern hoch bekommt. Der Spruch, den ich gerne anwende, von wegen Leidensdruck der nicht hoch genug ist, um sich zu bewegen, zieht bei sowas eher nicht. Das könnte eher ein schleichender Prozess sein, über Jahre und dann hängt man drin. Und man kann das nicht wieder mit Therapien oder Medikamenten gut machen. Der Weg zurück geht nämlich wieder nur über dich selbst und dauert in den meisten Fällen genauso lange, wie er gebraucht hat, um in diesen Zustand zu kommen.
Nunja, vielleicht kannst Du was aus den Zeilen für Dich ziehen...
27.04.2012 13:01 •
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