Hallo zusammen,
Frage unten
kurz zu meiner aktuellen Lage:
Ich fühle mich gerade so, als wäre ich wiedermal Teilnehmer einer depressiven Verstimmung und wollte mich einfach mal kurz irgendwo niederschreiben. Vielleicht hilft es hier auch anderen weiter. Ich schreibe hier mehr oder weniger runter, was ich gerade denke und hoffe es ist verständlich.
Meine Stadt ist leider betroffen von den großen Unwetterschäden in Rheinland Pfalz. Ich selber habe unfassbar viel Glück gehabt und meine Familie auch. Ich bin nicht vor Ort, um zu helfen, und da beginnt die Herausforderung .
Seit Donnerstag steht meine Heimatstadt Unterwasser. Und seit Donnerstag weiß ich auch nicht mehr wohin mit mir. Ich sitze circa 40 Autominuten entfernt in meiner warmen Wohnung und musste mit ansehen und anhören, wie Menschen, die ich liebe und mit denen ich befreundet bin, vor Ort schuften, retten und irgendwie versuchen selber über die Runden zu kommen. Mir wurden Geschichten erzählt, das ist unfassbar.
Am Donnerstag sollte man noch nicht in die Krisengebiete fahren.
Meine Gefühle: Hilflosigkeit, Überforderung, ich tigerte durch die gesamte Wohnung, halbgare Lösungen wurden in meinem Kopf kreiiert, auch wie ich anders helfen konnte, z.B. nur den halben Weg zu fahren und andersorts zu helfen. Ich bin nicht mobil, Züge fahren nicht. Ich wollte erst mit dem Fahrrad fahren, das legte ich allerdings schnell beiseite. Tagträume übermannten mich, von Menschen vor Ort, wie es ihnen geht, aber vor allem von mir, wie ich doch vor Ort helfe. Ich denke mein Gehirn versucht mir damit zu helfen und zu sagen: Hey, guck mal, du bist vor Ort, du hilfst doch. Ich schämte mich essen zu essen, obwohl es anderen so schlecht geht. Oder Sport zu machen, statt weiter auf Facebook zu schauen und bereit zu sein.
Und auch folgendes kam zeitweise: Eine tiefe Emotionslosigkeit. Zwei Freunde riefen mich an, der eine hatte unsägliches geleistet an dem Tag. So grauenvoll, dass ich es nichtmal niederschreiben will. Und alles was ich wollte war, dass er aufhört mich damit zuzutexten. Mehr als einen zustimmenden Laut von mir zu geben, brachte ich meistens nicht über mich, ich unterbrach ihn zwischendurch auch mit Tipps und versuche ihn irgendwie aufzubauen und kluge Fragen zu stellen. Und ich war froh, als das Gespräch vorbei war.
Meine Routinen hatte ich zu diesem Zeitpunkt alle ad acta gelegt, ich versuchte über Facebook zu helfen, unendliche Posts von Leid und Verwüstung, aber auch Nächstenliebe und Solidarität. Ich stellte mir wie üblich Fragen, ob ich denn gleichgültig, gegenüber dem was da passiert und kam zu der Antwort: Nein, dein Hirn hat einfach abgeschaltet, um sich vor dem Schmerz zu schützen. Ich scrollte durch die Feeds wie ein Verrückter, um irgendwas zu finden, wo ich helfen kann und es gelang mir auch. Das gab mir am Freitag Auftrieb und ich saß 14 Stunden am Rechner.
Freitag bis heute wurde darauf hingewiesen, nicht alleine in die Krisengebiete zu fahren. Ab heute kommt man irgendwie geordnet in die Krisengebiete. Shuttle-Busse werden angeboten. Gestern saß ich vor meinem Handy und hatte die Möglichkeit jemandem zu schreiben, der mich mitnehmen hätte können. Ich hab es nicht geschafft diesem Herrn eine Nachricht zu schreiben. Es war ein simples: Machst du es oder machst du es nicht? - und es ging leider nicht. Dabei kam ich mir so gelassen vor, als würde ich mich zwischen einer Kugel Eis Vanille und Schokolade entscheiden müssen.
Das zu meiner aktuellen Situation.
Wie es sicherlich einige machen, versuche ich natürlich zu analysieren, was da los ist.
Kurz gefasst: Ich fühle mich so, als hätte ich aktuell starke Angststörungen, die sich in rasenden Gedanken hier, mal leerem Kopf da, äußern. Ich fühle mich sehr weit entfernt von meinem Körper und muss wirklich bewusst hingegen und mich stark konzentrieren, um mich selbst zu fühlen. Ich handle wie ein Roboter und weiß generell nicht wohin mit mir. Ich fühle mich emotionslos, habe kein Zeitgefühl und merke nur, wann es mal Zeit ist was zu essen. Gestern bin ich durch meinen aktuellen Wohnort gefahren, absolut automatisch und kam total verschwitzt wieder zu Hause an. Zwischendurch habe ich mich daran erinnert, dass ich die Kraft ja Vorort brauchen werde, wenn ich dort ankomme. Leider nur mit kurzem Erfolg und dann war ich wieder am rasen. Schließe ich meine Augen, erlebe ich ständig Tagträume von Szenarien vor Ort, aber auch irgendwelchen anderen Quatsch. Vor allem nach dem Aufwachen. Heute bin ich auch liegen geblieben 1 Stunde mit der Aussage: Es ist so gemütlich hier und ich will noch nicht aufstehen. Und das obwohl die Tagträume mich stören und ich versuche diese abzuwehren.
Warum ich das jetzt schreibe liegt nicht nur an dem Unwetter:
Ich habe diese Situationen schon mehrfach in meinem Leben gehabt, wo ich von Angst wie gelähmt war, mich anschließend dissoziiert gefühlt habe und dann im Anschluss noch in eine depressive Verstimmung gestürzt bin. So zumindest meine kurze Analyse dazu.
Nur dass ich das jetzt bekomme und mir nicht weiterzuhelfen weiß, während Freunde und anderen Menschen dort vor Ort schuften ist für mich das Ende der Gefühle, was diese Angststörungen angeht. Und ich fühle mich noch nicht mal richtig schei.. Versteht ihr? Es ist irgendwie klar, dass es doof ist, dennoch ist es eher wie ein Betäubtsein.
Ich lese viel dazu, versuche zu verstehen, was hier vorgeht, um dann mit dem Wissen da rauszukommen. Bisher wie man sieht ohne absoluten Erfolg, obwohl ich jeden Tag Fortschritte mache. Wie mich hier niederzuschreiben.
Sorry für den langen Text.
Nun zur Frage:
Kennt hier jemand hier diese Verkettung von psychologischen Ereignissen (Angststörung - Depersonalization - depressive Verstimmung)?
Und wenn ja, was macht ihr dagegen? Oder anders: Wie schafft ihr es damit umzugehen, sodass ihr euer Leben in der Zeit dieser auftretenden Symptome normal weiterleben könnt? Wenn hier einer ist, der von sich meint, dass überwunden zu haben, wäre mir seine Antwort ziemlich wichtig. Ich denke, man lernt am besten von denjenigen, die es bereits geschafft haben.
Generell bin ich aber für jeden Rat dankbar.
Wie komme ich gar nicht in die Angststörungen, ist wohl der Schlüssel, oder?
Danke vorab
db142
Frage unten
kurz zu meiner aktuellen Lage:
Ich fühle mich gerade so, als wäre ich wiedermal Teilnehmer einer depressiven Verstimmung und wollte mich einfach mal kurz irgendwo niederschreiben. Vielleicht hilft es hier auch anderen weiter. Ich schreibe hier mehr oder weniger runter, was ich gerade denke und hoffe es ist verständlich.
Meine Stadt ist leider betroffen von den großen Unwetterschäden in Rheinland Pfalz. Ich selber habe unfassbar viel Glück gehabt und meine Familie auch. Ich bin nicht vor Ort, um zu helfen, und da beginnt die Herausforderung .
Seit Donnerstag steht meine Heimatstadt Unterwasser. Und seit Donnerstag weiß ich auch nicht mehr wohin mit mir. Ich sitze circa 40 Autominuten entfernt in meiner warmen Wohnung und musste mit ansehen und anhören, wie Menschen, die ich liebe und mit denen ich befreundet bin, vor Ort schuften, retten und irgendwie versuchen selber über die Runden zu kommen. Mir wurden Geschichten erzählt, das ist unfassbar.
Am Donnerstag sollte man noch nicht in die Krisengebiete fahren.
Meine Gefühle: Hilflosigkeit, Überforderung, ich tigerte durch die gesamte Wohnung, halbgare Lösungen wurden in meinem Kopf kreiiert, auch wie ich anders helfen konnte, z.B. nur den halben Weg zu fahren und andersorts zu helfen. Ich bin nicht mobil, Züge fahren nicht. Ich wollte erst mit dem Fahrrad fahren, das legte ich allerdings schnell beiseite. Tagträume übermannten mich, von Menschen vor Ort, wie es ihnen geht, aber vor allem von mir, wie ich doch vor Ort helfe. Ich denke mein Gehirn versucht mir damit zu helfen und zu sagen: Hey, guck mal, du bist vor Ort, du hilfst doch. Ich schämte mich essen zu essen, obwohl es anderen so schlecht geht. Oder Sport zu machen, statt weiter auf Facebook zu schauen und bereit zu sein.
Und auch folgendes kam zeitweise: Eine tiefe Emotionslosigkeit. Zwei Freunde riefen mich an, der eine hatte unsägliches geleistet an dem Tag. So grauenvoll, dass ich es nichtmal niederschreiben will. Und alles was ich wollte war, dass er aufhört mich damit zuzutexten. Mehr als einen zustimmenden Laut von mir zu geben, brachte ich meistens nicht über mich, ich unterbrach ihn zwischendurch auch mit Tipps und versuche ihn irgendwie aufzubauen und kluge Fragen zu stellen. Und ich war froh, als das Gespräch vorbei war.
Meine Routinen hatte ich zu diesem Zeitpunkt alle ad acta gelegt, ich versuchte über Facebook zu helfen, unendliche Posts von Leid und Verwüstung, aber auch Nächstenliebe und Solidarität. Ich stellte mir wie üblich Fragen, ob ich denn gleichgültig, gegenüber dem was da passiert und kam zu der Antwort: Nein, dein Hirn hat einfach abgeschaltet, um sich vor dem Schmerz zu schützen. Ich scrollte durch die Feeds wie ein Verrückter, um irgendwas zu finden, wo ich helfen kann und es gelang mir auch. Das gab mir am Freitag Auftrieb und ich saß 14 Stunden am Rechner.
Freitag bis heute wurde darauf hingewiesen, nicht alleine in die Krisengebiete zu fahren. Ab heute kommt man irgendwie geordnet in die Krisengebiete. Shuttle-Busse werden angeboten. Gestern saß ich vor meinem Handy und hatte die Möglichkeit jemandem zu schreiben, der mich mitnehmen hätte können. Ich hab es nicht geschafft diesem Herrn eine Nachricht zu schreiben. Es war ein simples: Machst du es oder machst du es nicht? - und es ging leider nicht. Dabei kam ich mir so gelassen vor, als würde ich mich zwischen einer Kugel Eis Vanille und Schokolade entscheiden müssen.
Das zu meiner aktuellen Situation.
Wie es sicherlich einige machen, versuche ich natürlich zu analysieren, was da los ist.
Kurz gefasst: Ich fühle mich so, als hätte ich aktuell starke Angststörungen, die sich in rasenden Gedanken hier, mal leerem Kopf da, äußern. Ich fühle mich sehr weit entfernt von meinem Körper und muss wirklich bewusst hingegen und mich stark konzentrieren, um mich selbst zu fühlen. Ich handle wie ein Roboter und weiß generell nicht wohin mit mir. Ich fühle mich emotionslos, habe kein Zeitgefühl und merke nur, wann es mal Zeit ist was zu essen. Gestern bin ich durch meinen aktuellen Wohnort gefahren, absolut automatisch und kam total verschwitzt wieder zu Hause an. Zwischendurch habe ich mich daran erinnert, dass ich die Kraft ja Vorort brauchen werde, wenn ich dort ankomme. Leider nur mit kurzem Erfolg und dann war ich wieder am rasen. Schließe ich meine Augen, erlebe ich ständig Tagträume von Szenarien vor Ort, aber auch irgendwelchen anderen Quatsch. Vor allem nach dem Aufwachen. Heute bin ich auch liegen geblieben 1 Stunde mit der Aussage: Es ist so gemütlich hier und ich will noch nicht aufstehen. Und das obwohl die Tagträume mich stören und ich versuche diese abzuwehren.
Warum ich das jetzt schreibe liegt nicht nur an dem Unwetter:
Ich habe diese Situationen schon mehrfach in meinem Leben gehabt, wo ich von Angst wie gelähmt war, mich anschließend dissoziiert gefühlt habe und dann im Anschluss noch in eine depressive Verstimmung gestürzt bin. So zumindest meine kurze Analyse dazu.
Nur dass ich das jetzt bekomme und mir nicht weiterzuhelfen weiß, während Freunde und anderen Menschen dort vor Ort schuften ist für mich das Ende der Gefühle, was diese Angststörungen angeht. Und ich fühle mich noch nicht mal richtig schei.. Versteht ihr? Es ist irgendwie klar, dass es doof ist, dennoch ist es eher wie ein Betäubtsein.
Ich lese viel dazu, versuche zu verstehen, was hier vorgeht, um dann mit dem Wissen da rauszukommen. Bisher wie man sieht ohne absoluten Erfolg, obwohl ich jeden Tag Fortschritte mache. Wie mich hier niederzuschreiben.
Sorry für den langen Text.
Nun zur Frage:
Kennt hier jemand hier diese Verkettung von psychologischen Ereignissen (Angststörung - Depersonalization - depressive Verstimmung)?
Und wenn ja, was macht ihr dagegen? Oder anders: Wie schafft ihr es damit umzugehen, sodass ihr euer Leben in der Zeit dieser auftretenden Symptome normal weiterleben könnt? Wenn hier einer ist, der von sich meint, dass überwunden zu haben, wäre mir seine Antwort ziemlich wichtig. Ich denke, man lernt am besten von denjenigen, die es bereits geschafft haben.
Generell bin ich aber für jeden Rat dankbar.
Wie komme ich gar nicht in die Angststörungen, ist wohl der Schlüssel, oder?
Danke vorab
db142
18.07.2021 08:30 • • 18.07.2021 x 1 #1
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