vielleicht habe ich hier ein Luxusproblem, wo andere Angstgestörte nur mit dem Kopf schütteln, aber ich leide wirklich darunter, mich nirgends unterwerfen zu können. Ich mache an der Arbeit nicht genau das, was ich soll. Das heißt natürlich nicht, dass ich bewusst was falsch oder weniger mache, als ich soll, sondern oft übers Ziel hinausschieße. Ich habe 25 Jahre Berufserfahrung, kann aber aus bestimmten Gründen schlecht Personal führen, und bin deshalb immer auf eine gewisse Weise auf Sachbearbeiterebene gefangen. Jetzt bin ich aber selbständig, und werde immer dann gerufen, wenn es irgendwo brennt. Und solange ich sprichwörtlich aufräume und saubermache, gibt es keine Probleme. Aber wenn es darum geht, Probleme und Mängel in der Organisation abzustellen, gehen die Probleme los. Denn ich bin nur der Tatortreiniger, nicht der Kriminaloberkommissar.
Jetzt kommt es aber oft vor, dass gar kein Kriminaloberkommissar gerufen wird, die de facto Straftaten aber dennoch existieren, ohne dass sie jemandem auffallen.
Ich glaube, es geht nicht anders, als zu erklären, was ich genau mache. Aber davor habe ich Angst. Mein Beruf hat keinen guten Ruf und wird oft ins Lächerliche gezogen. Mit Sicherheit auch von Usern hier im Forum. Es gibt niemanden, außer Mitbetroffene, mit denen ich darüber reden kann. Alle plagt dasselbe Leid. Viele scheiden vorzeitig aus oder halten den Mund, um nicht anzuecken. Andere raten, sich einfach was neues zu suchen. Aber ohne Anpassung geht es nicht. Auch in einer Selbsthilfegruppe fragte man sich, warum ich nicht einfach tue, was von mir verlangt wird, egal, ob es richtig oder falsch ist. Aber ich kann das nicht mehr. Ich habe nicht studiert, um zu lügen.
14.11.2018 19:02 • • 31.12.2023 #1