@Freisein ich war gestern nochmal in der Schule um meine Krankmeldung abzugeben und hatte noch ein Gespräch mit der Schulleiterin. Im Grunde sind wir so verblieben, dass sie sich meldet, wenn sie noch was braucht oder es etwas zu besprechen gibt, aber es sollte eigentlich alles kein Problem sein.
Daheim habe ich dann meiner Mutter alles noch mal erklärt. Sie sagte zunächst einmal, das Vertrauen in mich, dass ich das wirklich durchziehe und nicht nur untätig zuhause sitze, das hat sie nicht mehr. Weil ich das ja jede Ferien sage und doch nie was mache.
Ich habe ihr dann versucht zu erklären, dass ich mir Struktur schaffen kann, es dauert einfach nur, bis mein Kopf umschaltet, bis sich alles wieder setzt. Sie meinte, letzten Sommer war es doch genauso und ich habe ihr irgendwie klar gemacht, dass es am Ende ja doch ging.
Dann hat sie gefragt, was ich denn jetzt überhaupt vorhabe zu tun, ich sagte ihr sowas wie Tagesklinik oder so, sie sagte Ja was, 'oder so'?!. Sie kann es nicht haben, dass ich noch keinen konkreten Plan habe. Dabei kann ich ja noch gar keinen haben, ich war ja noch nicht mal beim Psychiater.
Ich finde das doch selber beschissen...
Sie hat gefragt, wie ich mir so sicher sein kann, dass das klappt, und was ist, wenn ich gar keinen Platz in einer Klinik bekomme. Wie ich einfach schon mal ohne Plan die Schule abbrechen kann.
Sie meinte auch noch, dass Synlab das jetzt bestimmt auch komisch findet, dass ich pausieren muss wegen der Psyche, und die bestimmt lieber wen gesundes hätten.
Ich habe ihr gesagt, dass die doch sehen, dass meine Noten gut sind, mehr braucht sie doch nicht zu interessieren.
Dass doch bis jetzt immer alles gut wurde, dass ich den Realschuleabschluss, das Fachabi geschafft habe, trotz Rückschlägen.
Am Ende hat sie wieder viel geweint, auch als ich ihr erzählt habe, dass ich mich nie gut genug fühle, und woher das kommt, und irgendwann war mir klar, das mit mir war nur ein Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.
Irgendwann sind wir auf die Couch und ich meinte, da ist doch noch mehr, da läuft doch irgendwie grade alles nicht gut bei ihr, bei so einer Reaktion.
Dann hat sie alles erzählt, wie schlecht es ihr geht, wie schlimm meine Rückschläge für sie sind, weil sie einfach nur will, dass es aufhört. Dass sie immer, wenn es mir nicht so gut geht und ich abends länger weg bin, schlimme Gedanken bekommt, ich würde mir irgendwas antun oder mich umbringen.
Dass sie schon seit über einem Jahr (das Gespräch hatten wir letztes Jahr schon mal) über Scheidung nachdenkt weil mein Stiefvater einfach nur total teilnahmslos, total egoistisch ist.
Er ist immer wichtig, dann kommt irgendwann mal der Rest. Im Grunde darf immer nur er alles entscheiden, auch im Urlaub - wenn sie etwas machen will, was ihr gefällt, ihm aber nicht, muss sie es allein machen.
Er hat einfach kein Feingefühl, ist aber selber sehr sensibel und immer gleich beleidigt. Seit er befördert wurde (Beamter, Einbürgerungsbehörde) ist es sowieso schlimmer, ständig will er nur seine Ruhe, redet kaum beim Abendessen, ließt immer nur Zeitung und ab 8 Uhr abends läuft eh der Fernseher. Aber es wird auch immer nur das geschaut, was er will.
Wenn meine Mutter mal irgendwas sagt, was ihn irgendwie nervt, reagiert er gleich total patzig und das ist einfach unnötig.
Sie sagte, wenn das so weitergeht, bringt sie das um.
Allerdings verdient sie sehr wenig, und könnte sich die Scheidung und alles danach vermutlich gar nicht leisten.
Im Beruf (Buchdruck) arbeitet sie sich auch auf, sie sagt schon seit Ewigkeiten, dass sie einen anderen Job will. Zusätzlich frustrierend ist, dass ihre Freundin, die als Kassiererin in einer Dro. arbeitet, mehr verdient als sie.
Insgesamt stimmt auch ihr Freundeskreis nicht. Das habe ich schon gemerkt, weil sie eigentlich immer mir alles erzählt. Als hätte sie sonst keinen, der zuhört.
Aber scheinbar ist das wirklich so.
Ihre Freundinnen haben einfach alle diese ekeligen Bilderbuchfamilien, erzählen immer so viel, und meine Mutter will da schon gar nichts mehr von sich erzählen. Sie meinte, Was wollen die mir da dann schon sagen. 'Oh, das tut mir aber leid für dich'? Davon kann ich mir auch nichts kaufen.
Dann noch die Sache mit meinem Vater, der sie auch partout nicht in Ruhe lässt.
Ich meinte, sie bräuchte wohl auch mal eine Reha. Sie sagte, sowas kriegt sie bestimmt nicht. Dass ihre letzte Therapie schon nur noch zähneknirschend genehmigt wurde. Dass die Versicherung auch irgendwann mal sagt, bringt eh nix mehr.
Ich bin total verunsichert.
Außerdem hat meine Schulleiterin nochmal angerufen, grade eben. Sie meinte, ich muss nächste Woche noch mal reinkommen für ein Gespräch. Angeblich ist das alles mit dem Pausieren jetzt doch nicht so einfach.
Und dass ich für nächste Woche doch noch eine Krankmeldung brauche.
Jetzt habe ich wieder total Angst. Mir ist wirklich zum Heulen und ich fühle mich richtig allein mit diesem Problem. Ich habe das Gefühl, keiner kann mir wirklich weiterhelfen, weil sowohl Hausarzt als auch Therapeutin mich nach meinem Plan gefragt haben.
Und ich habe gar keinen richtigen Plan. Ich hatte gehofft, wenigstens die hätten mir Vorschläge machen können. Aber ich stehe einfach nur irgendwie allein da.
Ich hab so Angst, dass das alles nicht klappt...
Und dann hätte meine Mutter ja wieder recht...
Ich will doch nur gesund werden...
06.10.2016 13:20 •
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