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Kann jemand mit dir mitkommen in die Schule?

Weiß nicht...
Es wurde ja angeboten, dass meine Mutter mitkommt, aber die will das nicht.
Und wäre in dem Fall ja auch eher kontraproduktiv...

Ansonsten, keine Ahnung.
Das Gespräch ist um 12, also wird meine Klasse auch noch da sein.
Ganz allein wäre ich ja nicht.

A


Täglich Nervosität und Aufregung ohne Grund

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Hallo @TheCheshireCat

ich wollte dir an dieser Stelle auch nochmal Mut machen! Deine Geschichte hat mich sehr an meine erinnert...

Meine Mutter ist auch so. Immer muss man was tun, man darf ja nie untätig rumsitzen und Schule/Arbeit geht über alles! Krank sein ist keine Ausrede! Man darf erst daheim bleiben, wenn man quasi schon tot ist... Und recht machen kann man es sowieso nie! Und dann auch immer vor allem davonrennen und nicht darüber reden. Meine Mutter ist genauso unzufrieden in ihrer Ehe und in ihrem Job und trägt es nach außen. So lange sie unglücklich ist, darf auch kein Anderer glücklich sein. Und dann selber auch noch voller Ängste sein und sie aufs Kind übertragen...

Es ist traurig, wie oft sich diese Geschichten zu wiederholen scheinen... Bei mir fing es auch schon früh an mit Ängsten und Depressionen, mit 11 um genau zu sein. Seither habe ich zahlreiche ambulante Therapien hinter mir und auch schon jede Menge Antidepressiva. Zu letzteren kann ich sagen, dass sie mir quasi das Leben gerettet haben. Ohne Antidepressiva hätte ich mein Abitur und meine Ausbildung nicht geschafft. Aber sie behandeln nur die Symptome und lösen nicht das Problem. Deswegen braucht es immer auch Therapie. Es ist echt hart, wenn man so einen hohen Anspruch an sich selber hat. Und dabei macht man das alles doch nur, um von seiner Mutter ein Mal (!) zu hören Ich bin stolz auf dich! Das hast du gut gemacht!.

Du musst jetzt auf jeden Fall erst mal nach dir schauen. Ich habe das damals auch viel zu lange rausgezögert, habe auf meine Mutter gehört und versucht irgendwie die Schule und die Ausbildung hinzubekommen und dann noch jahrelang so arbeiten zu gehen. Du musst da auf jeden Fall raus. Auszuziehen war das Beste, was mir passieren konnte! Erst dadurch konnte ich wirklich durchatmen und auch gezielt an mir arbeiten. Ich war leider erst vor 2 Jahren in einer Tagesklinik (mit 28). Ich hätte das schon viel früher machen sollen, denn man muss sich wirklich die Auszeit nehmen um sich um sich selbst zu kümmern (bei mir waren es zwei Jahre). Dieses ewige Durchhalten hat auf Dauer keinen Sinn und ist auch kein wirkliches Leben. Du musst herausfinden, was DU eigentlich wirklich willst. Was dich glücklich macht. Und nicht, was deine Eltern oder sonst irgendwer von dir erwartet. Das ist nicht leicht, wenn man von klein an bevormundet und bedrängt wurde, aber es ist machbar.

Lass dir gesagt sein, dass du jetzt auf dem absolut richtigen Weg bist! Ich hoffe für dich, dass das mit der Pause von der Schule funktioniert. Also ich denke funktionieren wird es sicher irgendwie. Und selbst wenn du die Schule wirklich komplett schmeißen musst, dann glaub mir: Es ist es wert! Deine Gesundheit ist es IMMER wert! Sei nicht so blöd wie ich und warte bis du 28 bist, sondern ergreife JETZT deine Chance! Nur DU musst dein Leben leben! Deine Mutter tut es nicht für dich, auch wenn sie es vielleicht gern würde. Also musst du das tun, was sich für dich richtig anfühlt! Du schaffst das!

LG
white_cat

Hallo @white_cat ,
das ist wirklich lieb von dir.

Es ist tatsächlich schwer, das richtige zu tun, wenn die Mutter irgendwie doch ständig dagegen ist.
Ich habe meine Bestätigung eigentlich schon sehr früh immer von anderen geholt, v.a. Lehrern (weil die eben auch älter und erfahrener sind, als z.B. gleichaltrige Freunde).
Das mache ich immer noch, meine Klassenkameraden und auch Lehrer sagen, ich muss jetzt auf mich hören.

Aber meine Mutter ist da einfach in einer Generation aufgewachsen, da hatte man nicht krank zu sein, da musste man funktionieren, wie du sagst.
Allerdings will ich nicht dauernd funktionieren müssen. Ich bin ja keine Maschine, das hat selbst meine damalige Psychiaterin gesagt:
Therapie und medikamentöse Behandlung zielt nicht darauf ab, jemanden in eine Maschine zu verwandeln, sondern, der Person zu helfen, langfristig.

Naja, wenn man ganz unten ist, dann ist der einzige Weg wohl wieder nach oben...
Etwas positives ist daran schon.

Zitat von white_cat:
so lange sie unglücklich ist, darf auch kein Anderer glücklich sein. Und dann selber auch noch voller Ängste sein und sie aufs Kind übertragen..


Das finde ich sehr gut formuliert. So in etwa wird es wohl sein. Meine Mutter hat einmal von sich gesagt, sie sei Borderlinerin, das war aber nur eine Selbstdiagnose. Es fällt auf, dass sich alles, die Welt, um sie drehen muss. An stelle dass sie sich mit der Welt dreht.

Ich habe lange lange lange unbewusst versucht, einmal stärkende Worte von ihr zu hören. Nein, sie ist immer negativ. Egal was ich sage, die Menschen sind böse, die Ärzte sind böse, die Nachbarn sind böse, die Schwester ist böse, mein Vater ist böse, mein Bruder ist böse... ich vermutlich auch. Irgend eine Störung hat sie, aber ich denke nicht Borderline.

Könntest du denn eventuell nicht schön jetzt zu deinem Freund für nächste Woche? der Therapie Termin ist ja abends.

Ich finde es traurig, dass du da so allein durch musst, mit Schule etc. Ich wünsche dir, dass du bald in die Klinik kannst und du wieder Licht sehen kannst und den Mut entdeckst, dein eigenes Leben zu leben!

Drücke dich feste!

@Freisein

Nein, im Moment geht es noch nicht, weil er von der Arbeit aus gerade woanders ist und selber nicht zuhause wäre. Und dann GANZ allein in der Wohnung für eine Woche, dass wäre dann vermutlich auch nicht gut.
Gibt auch kein WLAN und nichts und richtig auskennen tu ich mich da auch noch nicht.

Hallo @TheCheshireCat

Wie geht es dir mittlerweile? Wie lief das Gespräch in der Schule?

Hallo Freisein (irgendwie funktioniert das Markieren nicht so recht?),

viel hat sich getan, ehrlich gesagt.
Im Grunde ist der worst case eingetreten, der sich, jetzt da er da ist, gar nicht mehr gar so schlimm anfühlt.

Ich war die ganze Woche ziemlich am Boden zerstört und auch unruhig, weil ich nicht wusste, wie es weitergehen soll. Beim Arzt war ich auch wieder (hab sogar da zum Heulen angefangen, irgendwie peinlich), der mich dann kurzerhand ins BKH in die Notaufnahme geschickt hat, weil er meinte, bis zum 27ten, das dauert zu lange. Und dass ich da ein psychiatrisches Gespräch führen soll, auch wegen Medikation.

Bin also gleich darauf hingefahren und musste auch nicht warten, hatte dann ein Gespräch mit dem Psychiater dort (sehr freundlich), der hat mir schließlich Sertralin und Dipiperon mitgegeben. Sertralin jetzt bei 25mg und ich soll es nach ca. einer Woche mal auf 50mg steigern. Dipiperon dann bei Bedarf gegen die Panikattacken.
Ich fühle mich jetzt schon um einiges besser, und die Übelkeit, die mich fast die ganze Woche ständig begleitet hat (konnte nicht mal mehr Wasser trinken, ohne dass ich dachte ich muss mich übergeben), ist jetzt endlich wieder weg - ich habe sogar unglaublich viel Hunger, vermutlich liegt das am Sertralin?
Ich war zeitweise bei 47kg, aber ich denke, es geht jetzt wieder aufwärts.

Am Freitag sind mein Stiefvater und ich zu dem Schulgespräch gegangen.
Was schlussendlich dabei raus kam: mir wurde von diesem Beruf abgeraten. Und das dachte ich mir ja selbst schon. Zu viel Stress, zu viel Druck, keine wirklich geregelten Arbeitszeiten. Zudem ich auch total der Theoretiker bin - und praktisches Arbeiten nur sehr bedingt Spaß macht.
Synlab möchte den Vertrag jetzt auch nicht wirklich weiterführen (da sie Wind bekommen haben, warum ich pausieren will). Nächste Woche wird von denen noch ein Brief eintrudeln, da steht genaueres drin.

Leider müssen wir jetzt die 4000€ Förderung zurückzahlen, und das macht mir schon ein sehr schlechtes Gewissen.
Ich habe mich insgesamt in letzter Zeit sehr nutzlos und kaputt gefühlt, ich meinte zu meiner Therapeutin, ich fühle mich wie ein Apfelbaum auf einer Plantage, der als einziger keine Äpfel trägt - steht nur rum, nimmt Platz und Geld weg, aber bringt keinen Nutzen.
Aber meine Mutter meine, besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Ihr ginge es nicht um das Geld, sondern darum, dass ich eigenständig werde.

Jetzt muss ich mir eben etwas anderes suchen, aber erleichtert bin ich dann doch.
Mir wurde auch von der Schule aus viel Mut gemacht, und mir wurde gesagt dass es egal ist, wie schief etwas läuft, Hauptsache, man macht weiter.
Meine Mutter sagte mir noch, sie hat auch dumme Entscheidungen gemacht, die teuer geendet haben (Heirat - Scheidung), aber es ging ja trotzdem weiter.
Mir wurde geraten, mich jetzt aber (zumindest mal bis Januar) erst mal nur um mich selber zu kümmern, mir einen Platz in einer Tagesklinik suchen (das wird dann eben am 27ten besprochen), meine Therapie machen, und wenn ich stabil genug bin, mich mal umsehen, was ich denn werden könnte.
Evtl. noch einmal zur Arbeitsagentur gehen, etc etc.

Denn solange ich so instabil bin, werde ich garantiert nicht den richtigen Beruf für mich finden - da ist ja jeder Tag irgendwie anders und mal denkt man, das einen ist genau das richtige, und am nächsten Tag denkt man sich: bloß nicht!

So, aber heute holt mich mein Freund und es geht endlich nach Regensburg.
Er hat sich sogar extra noch für Donnerstag und Freitag Urlaub genommen, damit wir auch noch etwas zusammen unternehmen können. Ich freue mich wirklich, und vor allem freue ich mich, dass diese ekelige Übelkeit weg ist - und ich endlich wieder mehr Appetit und Hunger habe! Ich esse nämlich eigentlich total gern. Und wir kochen sehr gern zusammen.

Meine Mutter ist auch ganz aus dem Häuschen, dass ich mal endlich *freiwillig* eine Woche wo hin fahre - das letzte Mal, als ich eine Woche weg war, war vor 5 Jahren in der Psychiatrie - also soviel dazu. Sie will ja unbedingt, dass ich die Welt sehe. Regensburg ist zwar nicht die Welt, aber das ist ja egal

Ich fühle mich um so viel besser. Ob es an dem Schulgespräch liegt oder an dem Medikament oder an beidem, weiß ich nicht.
Aber es ist wirklich schön. Nur mit den Angstschüben hadere ich noch. Fernsehen und Videospiele gehen leider immer noch nicht :/ Ich weiß gar nicht so wirklich, warum.
Aber ich denke, das wird sich schon wieder einpendeln.
Jetzt freue ich mich erstmal auf Regensburg

Schön, wieder ein bisschen Hoffnung aus deinen Zeilen zu lesen. Die Wirkung des Sertralins sollte sich so nach 2 bis 3 Wochen voll entfalten. Und das was dir gesagt wurde Betreff Berufswahl etc., da haben die recht. Erstmal stabil werden.

Mit dem Druck etc., unregelmässigen Arbeitszeiten stimme ich allerdings nicht überein. Ich habe mir bewusst immer Privatlabors ausgesucht zum arbeiten. Da gibt's weder Notfälle noch Nachtdienst. Easy also.

Kann dir total nachfühlen, Apfelbaum ohne Äpfel. Ich fühle mich bisweilen wie eine lästige Zecke, die nur saugt (kostet) und nix bringt. Aber anscheinend gehört das auch zur Depression, solche Gedanken. Ob ein Krebskranker auch so denkt? Vermutlich nicht. Ich weiss es nicht.

Was ist denn das Leben nur für eine Gefühlsachterbahn!
Nun habe ich plötzlich starke Angst in der Nähe meines Freundes (ohne Grund), vor allem bei körperlicher Nähe - letzte Nacht konnte ich ewig nicht einschlafen!

Ich habe heute das Dipiperon genommen, aber als er von der Arbeit kam, war die Angst wieder ganz stark...
Hilfe Warum passiert denn das. Es hat ja schon gereicht, dass ich mich immer mehr von meinen Freunden distanziert habe und mich nicht mehr treffen will... In der Schule ging es etwas besser, nur in der Freizeit nicht.

Ob das die Umstellung ist?
Aber ich hatte das Problem schon mehrmals. Warum macht mir diese Nähe auf einmal so Angst? Ich hatte mich so gefreut. Ich hoffe, das legt sich noch... Ich verstehe das einfach nicht.

Vielleicht ist es die ganze Situation, die dir Angst macht. Du hast ja die Nähe zu deiner Mutter leider schmerzlich als Abwertung erfahren müssen. Möglicherweise ist es nun eine Projektion. Dass du einfach Angst hast, dass dein Freund dich auch abwertet? Nähe=Abwertung?

Und der Rückzug, das könnte auch von der Depression sein. Gräm dich nicht zu sehr. Es ist nicht mehr weit her bis zum 27.

Hallo @Freisein

ich weiß, ich melde mich gerade recht selten.

Ich bin ja mittlerweile wieder zu Hause, ich war auch sehr froh am Samstag, wieder nach Hause zu können.
Die Woche in Regensburg war leider gar nicht so sonderlich schön. Ich habe mich wieder wie in Watte gepackt gefühlt, alles war so gedämpft, so unheimlich, so surreal. Außerdem habe ich gemerkt, dass zudem meine Emotionen fast komplett abgeflaut sind. Ich spüre seit geraumer Zeit so gut wie gar nichts mehr - und das ist noch viel schlimmer, als traurig zu sein.

Ich würde lieber weinen, als einfach gar nichts zu spüren. Auch meine Bedürfnisse nach Nähe (wie schon gesagt), nach Essen, nach Spaziergängen oder Zeichnen sind einfach weg. Ich möchte gar nichts mehr tun, möchte niemanden sehen, ich erkenne mich selbst einfach nicht mehr wieder. Vor allem das Zeichnen - es war so gut wie schlagartig einfach so, dass ich keine Lust mehr darauf hatte.
Gestern habe ich versucht, ein wenig meine Tagträumerei aufzuschreiben, das habe ich auch schon öfter getan und war nie schlecht. Ich habe aber irgendwann wieder abgebrochen, weil mir einfach der Antrieb gefehlt hat.

In Regensburg war es genauso - eigentlich wollte ich ja gerne spazieren gehen, Sachen unternehmen, die Stadt anschauen - aber als ich da war, war das alles wie weggeblasen. Im Grunde haben wir die Woche mit Fernsehen verbracht. Das war auch nicht gerade zufriedenstellend.
Aber als wir einmal in der Stadt waren, da war es mir schon wieder viel zu viel und ich wollte nur so schnell wie möglich wieder in die Wohnung zurück.
In den ersten Tagen ging es noch, da habe ich auch die Wohnung mal auf Vordermann gebracht und mich ums Abendessen gekümmert. Aber mein Antrieb hat sich mehr und mehr verflüchtigt. Ich bin so unglaublich passiv geworden. Zurückgezogen, in mich gekehrt.
Ich bin zwar ein introvertierter Mensch, aber diese Person, die ich jetzt bin, die ist mir fremd.

Meine Therapeutin meinte, ich bin wohl schon mit dem Gedanken aufgewachsen, es ist besser, bedürfnislos zu sein, sich anderen anzupassen. Und dass dieses Niemanden-Sehen-Wollen vielleicht mehr als ein Reifeprozess gesehen werden kann - also, dass man weniger von anderen abhängig ist, und man besser mit sich alleine sein kann. Letzterem konnte ich aber nicht zustimmen. Es ist nicht so, dass ich nicht nur kein Bedürfnis habe - ich lehne es geradezu ab.
Meine Theorie war: Menschen, die mich schon lange kennen, haben ein Bild von mir. Da ich aber nicht in die Köpfe von Leuten schauen kann, weiß ich nicht, wie dieses Bild aussieht. Und dann weiß ich nicht, wie ich mich verhalten soll, um in dieses Bild zu passen - etwas krankhaft, aber so ist es tatsächlich.

Ich war schon immer (unbewusst) darauf aus, Menschen zum Lachen zu bringen. Jetzt geht das nicht mehr, jetzt geht es mir schlecht. Ich kann zu niemandes Leben aktiv etwas beitragen, und es geht nicht in meinen Kopf, dass allein meine Existenz Menschen wichtig ist. Ich verstehe nicht, dass die Leute mich wegen meiner Persönlichkeit mögen und nicht wegen meinen Taten. Objektiv macht das schon Sinn, aber ich kann es nicht verstehen. Vielleicht, weil ich mich einfach selbst nicht mag.
Ich habe immer Angst, anderen nichts bieten zu können. Dann fehlt mir das Feedback, die Bestätigung, aus der ich Energie ziehe. Dann bin ich einfach nur da. Und das wiederum kann wieder sehr anstrengend sein.

Was mich allerdings fasziniert ist: meine Träume bilden immer mehr ein Zweitleben auf. Nachts träume ich von Dingen, die ich unternehme, und ich verspüre tatsächlich Freude, Zufriedenheit, manchmal auch Trauer, aber ich spüre etwas. In der Realität spüre ich nichts, auch nicht, wenn ich die selben Dinge tun würde. Aufwachen wird von Tag zu Tag frustrierender. Ich würde am liebsten nur noch Träumen.

Mein Psychiater meinte, ich solle die Dosis vom Sertralin (im Moment 50mg) erhöhen, weil es vielleicht einfach noch nicht anschlägt. Nachdem ich aber im Kalender meine Stimmung und Aktivitäten zurückverfolgt habe, ist mir aufgefallen, dass dieses Gefühlsvakuum und die Antriebslosigkeit erst so stark wurden, als ich angefangen habe, Sertralin zu nehmen. Vor allem auf Zeichnen hatte ich dann schlagartig keine Lust mehr.
Jetzt weiß ich nicht, ob das nur ein Zufall ist ... und ob ich die Dosis erhöhen, oder lieber das Ganze wieder ausschleichen soll. Die Panikattacken haben nachgelassen, seit ich wieder zu Hause bin. Aber auch sonst sind eben sämtliche Gefühle einfach weg.

~

Es ist aber nicht alles schlecht.
Ab dem 6. Dezember kann ich ins BKH in die Tagesklinik. Mein Psychiater meinte, das wäre eine gute Idee, da ich einen sehr differenzierten Eindruck mache und man mit mir therapeutisch sicher gut arbeiten kann.
Außerdem komme ich mit meiner Mutter seit Abbruch der Schule wieder sehr gut aus. Das ist eine Erleichterung.
Sie möchte jetzt auch ihre Arbeit kündigen und eine Ausbildung in der Seniorenpflege machen. Das freut mich, weil sie schon seit Ewigkeiten sagt, wie sehr ihr Beruf sie nervt und dass sie ihn eigentlich nur gelernt hat, damit sie eben etwas hat.
Sie hat auch zwei mal mit meiner Therapeutin gesprochen, und vieles ist jetzt einfach besser.
Offenbar war die schwere Lungenentzündung, die sie bei/nach meiner Geburt hatte, wie ein Trauma für mich, da sie sich nur auf ihr eigenes Überleben konzentrieren konnte und kaum für mich gesorgt hat. Daher meine Unsicherheit, die Angst, die Probleme bei Bindungen - und die Angstschübe, die sich wie Fallen anfühlen - also die Angst, fallengelassen zu werden.

Ich bin froh, dass ich so bald einen Platz in der Tagesklinik bekommen habe. Bezüglich dem Sertralin bin ich aber etwas ratlos. Mein Psychiater hat dieses Jahr auch keine Termine mehr frei. Ich weiß grade einfach nicht so recht...
Ich will mich nicht noch mehr isolieren, das kann doch auch nicht gesund sein.

@TheCheshireCat Hallo TheCheShireCat! Freut mich von dir zu lesen für mich klingen deine Symptome (absolut nichts mehr fühlen können, innere Leere, Antriebslosigkeit) nach einer fetten Depression. Auch sozialer Rückzug und Nähe nicht mehr ertragen können, geschweige denn Berührungen, sind Symptome einer Depression. Hast du mal geguckt, kann Sertralin die Depression in der Anfangszeit verschlimmern?

Ich glaube nicht, dass dieses Niemand-Sehen-Wollen irgendwie mit deiner Kindheit zu tun hat. Für mich ist das eher einfach ein Zeichen der Depression. Wie schätzt du es ein?

Dass du dich den Menschen anpasst, die Erwartungen der anderen geradezu erspürst und diese dann versuchst zu erfüllen, das ist definitiv ein Kindheitsding. Wie hättest du auch anders reagieren sollen, bei deiner Mutter und mit dem Geburtstrauma? Gleich nach der Geburt warst du getrennt von deiner Mutter, da war nicht der Herzschlag, der dich beruhigen hätte können, die Wärme der Mutter. Und später war die Mutter wohl sehr fordernd, wie du schreibst. Darf ich dir eine Traumatherapie nahelegen? Dort können auch Entwicklungstraumata und Geburtstraumata gelöst werden. Das kriegt eine normale Gesprächstherapie leider nicht hin.

Du hast noch nicht erkannt, dass das Wunder nicht ausserhalb von dir zu suchen ist, sondern DU das Wunder bist. Jeder von uns ist ein Wunder, ein unglaubliches Wunder! Wenn wir das erkennen, dann geht's uns gut. Also, worauf noch warten?

Finde ich super kannst du in die Tagesklinik. Das wird dir sicher helfen. Und dass deine Mutter ihr Glück nun in die eigenen Hände nimmt und nicht mehr von dir abhängig macht, auch. So sollte es sein

Hallo @Freisein

vermutlich ist es die Erstverschlimmerung - habe Dina mal nach Rat gefragt, sie meinte, bei ihr war es ähnlich.
Ich habe die Dosis jetzt mal auf 75mg erhöht und schaue, was sich die nächsten zwei Wochen so tut.

An Halloween bin ich tatsächlich weggegangen, das war gar nicht schlecht.
Ich hatte zwar zuerst total Angst wegen dem Heimweg (es muss sonst niemand in meine Richtung) und wollte dann schon gar nicht gehen, aber meine Mutter meinte, ich soll mir einfach ein Taxi nehmen, und hat mich sogar hingefahren.
Eine Freundin aus der MTLA Schule war auch da, mit Freund und Freunden, und einige meiner Freunde auch. Ich habe mich zwar wieder total benebelt gefühlt, weil es in dem Club unglaublich voll war - Halloween-Special - aber das wurde mit der Zeit etwas besser. Ich musste nur aufpassen, dass ich mich gesprächstechnisch nicht zu sehr verausgabe - unter Leuten fange ich nämlich automatisch an, viel zu plappern und Witze zu machen, quasi ein bisschen eine Fassade, um selbstbewusster zu wirken, was auch funktioniert. Nur ist es auf Dauer auch anstrengend, aber es gab keine Probleme.

Meine Mutter meinte dazu, das ist ein gutes Zeichen, denn wenn man gar kein Selbstbewusstsein hätte, würde man sich das auch nicht trauen und sich so in den Mittelpunkt stellen - tatsächlich stehe ich wohl doch gern im Mittelpunkt, aber eben nur, wenn es mir gut geht. Ich bin unterbewusst wohl ein ziemlicher Entertainer. Aber es fühlt sich auch gut an, wenn man andere zum Lachen bringen kann.

Außerdem wurde ich dreimal angemacht...! Normalerweise reagiere ich da ziemlich scheu und werde ganz klein, weil es mir irgendwie Angst macht, aber in so einem Rahmen wie eben in einem Club, in dem ich mich auskenne, kann ich da ganz gelassen drauf eingehen. Manchmal lasse ich mir ja auch was ausgeben, wenn man mich frägt, aber dieses Mal waren das nur Männer so um die 30 ...
Ein bisschen creepy war es schon.
Mein Kumpel meinte, ich bin nach wie vor ein Männermagnet. Ich dachte immer, das liegt irgendwie an meiner Figur oder so, aber er sagte nur, Nee, das bist einfach nur DU.
Auch nicht schlecht.

Letztendlich musste ich aber auch nicht alleine heimfahren, ein ehemaliger Mit-FOSler und seine Freundin waren auch da, und er wohnt bei mir in der Nähe, daher haben wir uns ein Taxi geteilt.
Ich muss sagen, ich habe mich recht wohl in meiner Haut gefühlt, vor allem mit der Verkleidung zusammen, die auch öfter komplimentiert wurde

Habe letzte Woche auch zweimal Abendessen für mich und meine Eltern gemacht. Da fühlt man sich irgendwie auch mehr nützlich und außerdem kann man entscheiden, was es zum Essen gibt *hehe*

Ich versuche gerade, in allem irgendwie etwas Positives zu sehen. Ich meine, ich bin auch wieder etwas fröhlicher geworden, zumindest werde ich gegen Abend hin gesprächiger und rede wieder mehr mit meinen Eltern. Meine Mutter und ich sind uns einig, dass die ganze Situation uns als Familie doch wieder ein Stück mehr zusammengebracht hat. Sie kommt mit meinem Stiefvater jetzt auch wieder besser aus.
Und ich fühle mich weniger unter Druck.

Bezüglich der Traumatherapie, inwiefern ist die denn anders als eine normale Psychotherapie?
Habe da ja noch einige Stunden übrig, die dann nach der Tagesklinik noch weiterlaufen.

Lg

Hallo TheCheshireCat

Ich sehe das Sertralin wirkt langsam bei dir.
Und hier mal ein ganz dickes lob an dich, dass du es dir wirklich zugetraut hast auf eine Party zu gehen,nach dem es dir so schlecht ging. Das ist echt ein wahnsinns Schritt. Respekt dafür! Aber das kam nicht vom Sertralin, sondern aus dir selbst liebes.

Mach weiter so du hast es verdient glücklich zu sein.

@TheCheshireCat Dein letzter Beitrag liest sich schön, freut mich sehr, dass es dir wieder besser geht. Ist doch viel besser so, so kann man sich selbst auch wieder gefallen

Die Traumatherapie geht mehr an den Kern ran und versucht mit ihren Methoden die falsch abgespeicherten Erinnerungen wieder zu lösen, resp. die Erinnerung zu integrieren, so dass sie ihre Kraft verliert und es keine übertriebenen Gefühle mehr auslöst. Die Methoden weiss ich nicht im Detail, bei EMDR wird irgendwie mit der rechten und linken Hirnhälfte gearbeitet durch entsprechende Augenbewegungen, hat sich bei Kriegstraumatisierten bewährt. Die LI (Lifespan Integration) macht das mehr auf gedanklicher Ebene, eine Distanz schaffen, das hat dann aber Auswirkungen auf die Verbindungen im Gehirn. Zum Teil werden auch Spiegelneuronen genutzt, gerade bei frühkindlichen Traumata. Die SE (Somatic Experience) orientiert sich am Tierreich, wie in der Natur mit Todesgefahr z.B. Umgegangen wird. Die SE geht davon aus, dass das Trauma im Körper gespeichert ist und man es über den Körper auch wieder lösen kann.

Hört sich tatsächlich so an, als würde es dir etwas besser gehen, das freut mich!

Das Wattegefühl könnte von den Antidepressiva kommen. Sertralin ist ein Medikament, dass einen in gewisser Weise ruhig stellt. Es sorgt dafür, dass die Gedankenspiralen gebremst werden, hat aber leider deswegen auch den Nebeneffekt, dass man generell gebremst wird. Zumindest ging es mir mit einem Medikament mit ähnlicher Wirkweise so. Auf der einen Seite ist es schön, mal etwas Ruhe zu haben, aber andererseits fühlt man sich so merkwürdig teilnahmslos.

Allerdings sind Antriebslosigkeit und Emotionslosigkeit auch bei mir Zeichen einer depressiven Phase. Da ich an einer chronischen Depression leide, falle ich nicht in extreme Löcher, wie es bei depressiven Episoden der Fall ist. Ich bin eher kontinuierlich nur so mittelmäßig gelaunt und habe dann immer wieder Zeiten in denen irgendwie gar nix geht. Also ich kann schon am Alltag teilnehmen, aber es kostet mich wahnsinnig Überwindung und haushaltstechnisch bekomme ich gar nix auf die Rille. Fühlen tu ich dann auch nicht viel. Und so ähnlich klingt das bei dir auch. Vor allem, dass man erst abends wieder munter wird, ist typisch für eine Depression (warum auch immer).

Kann also sein, dass Beides irgendwie zusammenkommt. Ich hoffe, dass du die richtige Therapie für dein Trauma bekommst, denn das ist enorm wichtig. Wir scheinen Einiges gemeinsam zu haben, denn auch ich habe sonst immer unbewusst versucht eine Art Entertainer zu sein und wenn ich nicht funktionieren kann, habe ich ein schlechtes Gewissen. Ich fühle mich nutzlos und wie ein Versager. Und vor allem hab ich dann Angst, dass die Menschen mich nicht mehr mögen werden, wenn ich ihre Erwartungen nicht mehr erfülle und nicht mehr happy und normal bin. Es ist mega anstrengend die Fassade aufrecht zu halten, wenn es einem eigentlich beschissen geht... Und deshalb flüchte auch ich mich gerne in den Schlaf. Ich erinnere mich zwar nicht an meine Träume, aber ich mag das Gefühl, dass ich im Schlaf einfach keine Verantwortung übernehmen muss und einfach loslassen kann.

Naja, ich schreibe zu viel. Ich hoffe, dass es dir auch weiterhin besser geht!

LG
white_cat
Sponsor-Mitgliedschaft

@white_cat
Ja, wir haben tatsächlich viel gemeinsam
Was jetzt im Moment ganz wichtig ist, ist dass ich mir im Leben eine Aufgabe suche ... Und lerne, Dinge für MICH zu tun, auch wenn sie sich so leer und wertlos anfühlen, wenn man es nur für sich selbst tut und nicht für andere. Ich kann mir ja nicht immer von anderen meinen Tagesablauf vorgeben lassen.
Meine Therapeutin meinte, ich habe mich einfach in mir selbst verloren - und jetzt muss ich wieder zu mir zurückfinden. Und das wird wirklich nicht leicht :/
Vor allem, wenn man sein ganzes Leben lang nach diesem Muster gelebt hat.

Gibt es denn Dinge, die dich richtig zufrieden machen?
Mir geht es oft so, dass ich gewisse Sachen nur genießen oder wertschätzen kann, wenn ich nebenbei auch vieles andere mache/machen muss, dass mir weniger taugt. Quasi wie eine Belohnung, andernfalls hat man es sich nicht verdient(?). Und man fühlt wieder gar nichts dabei, auch wenn es eigentlich etwas schönes ist.
Wie als würde man sein Lieblingsessen essen, obwohl man gar keinen Hunger hat.

@Freisein
Das mit der Traumatherapie klingt durchaus interessant, und ich würde das gerne mal probieren.
Das würde tatsächlich mehr ans Tageslicht bringen, als Psychotherapie. Da werde ich mal nachfragen. Vorerst wird das wahrscheinlich noch nicht gehen, aber ich werd da dranbleiben.

@Dina87
Heute hatte ich einen Fructosetoleranztest - der H2-Gehalt war angeblich noch im Normalbereich, allerdings hat sich die Fructose nach etwa einer Stunde - naja - ein bisschen sehr aufgeführt. Schmerzen hatte ich zum Glück keine, aber ganz viel Luft im Bauch und letztendlich auch Durchfall
Das Gespräch mit dem Arzt ist am 29ten nach dem Lactosetoleranztest. Bin gespannt, was der dazu sagt - wobei 25mg Fructose auf einmal schon auch arg viel sind...

Zitat von TheCheshireCat:
Gibt es denn Dinge, die dich richtig zufrieden machen?
Mir geht es oft so, dass ich gewisse Sachen nur genießen oder wertschätzen kann, wenn ich nebenbei auch vieles andere mache/machen muss, dass mir weniger taugt. Quasi wie eine Belohnung, andernfalls hat man es sich nicht verdient(?). Und man fühlt wieder gar nichts dabei, auch wenn es eigentlich etwas schönes ist.
Wie als würde man sein Lieblingsessen essen, obwohl man gar keinen Hunger hat.


Hmm, nein. Leider gibt es nichts, was mich wirklich zufrieden macht. Ich langweile mich auch schnell und es fällt mir schwer z.B. über Jahre denselben Job zu machen. Die meiste Zeit fühle ich mich einfach nutzlos, weil es mir so schwer fällt Dinge zu tun, die für alle Anderen ganz normal sind (wie eben jeden Tag arbeiten zu gehen und mit dem zufrieden zu sein, was man hat). Ich kann auch nichts wirklich genießen. Alles fühlt sich nur wie eine Pflicht/Aufgabe an, die ich mache, damit andere zufrieden mit mir sind, damit mein Leben quasi einen Sinn hat in den Augen der Gesellschaft. Was ich wirklich will, weiß ich irgendwie gar nicht. Ich weiß nur, dass ich unglücklich bin, aber ich wüsste nicht mal, was es bräuchte, damit ich überhaupt mal glücklich bin. Alles fühlt sich irgendwie gleich schlecht an.

@white_cat
Da sprichst du mir ziemlich aus der Seele...
Kann mich da nur anschließen. Versuche trotzdem, zumindest gedanklich positiv zu bleiben und mich von dieser Depression nicht unterkriegen zu lassen.
Mich nervt nur, dass das Sertralin, das ja antriebssteigernd wirkt, bei mir so einen gegenteiligen Effekt hat. Mir fehlt grade voll die Geduld, da einfach mal abzuwarten. Ich will nur, dass es besser wird, aber vermutlich stresse ich mich damit auch selber.
Ich kenne eben auch fast nur dieses Leben mit permanenten Stimmungsschwankungen, und wenn die weg sind, dann fühlt sich das auch erstmal sehr seltsam an

Naja, aufgeben ist nicht.
Bist du eigentlich auch in Therapie? Oder wie bewältigst du das ganze?
Ist ja auch nicht schön, so zu leben

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Mira Weyer
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