bin wie so viele hier wohl auch über Dr. Google in diesem Forum gelandet und finde es sehr sympathisch.
Nicht aufgesetzt, wenig bis keine Trolle, man fühlt sich direkt angekommen und angenommen unter Gleichgesinnten. Das ist schon etwas merkwürdig aber auch schön.
Ich habe etwas mit mir gerungen ob es notwendig ist und die Zeit wert ist hier einen Thread zu eröffnen aber am Ende blieb stehen: Schadet ja nicht
Ich bin Ende 30 (m), bin in einer Beziehung und habe zwei kleine Kinder.
Ich bin selbstständig im Einzelhandel tätig. Gerade zu Corona war das sehr sehr schwierig, mittlerweile hat es sich aber wieder einpendelt.
Meine erste Panikattacke hatte ich 2001 - wollte ich grad schreiben, aber das stimmt nicht fällt mir grad auf.
Das muss sogar schon etwas eher gewesen sein. Diese war Dro. (THC). Von jetzt auf gleich hat es im Kopf boom gemacht und ich war komplett in Panik. Es ist interessant das ich das jetzt quasi bemerke. Von daher hat die Niederschrift schon etwas gebracht.
Ursächlich ist die Angststörung aber denke ich in meiner Kindheit zu finden aufgrund familiärer Probleme (Vater Alk., Gewaltausbrüche, Scheidung etc.)
Das ganze gipfelte dann in einem quasi Zusammenbruch durch ein traumatisches Ereignis in 2001.
Hilfe gabs damals keine. Man war ja jung, da hat man nichts. Erinnere mich das es ein paar Betablocker und glaube ich auch Antidepressiva gab die ich nicht eingenommen habe.
Also ich dann aus dem Loch irgendwann wieder raus war, war die Welt eigentlich eine komplett andere als vorher.
Das prägt einen schon sehr.
Danach ging es viele Jahre, bis es 10 Jahre später (2012) wieder völlig im Kopf explodierte.
Käseglocke, Depersonalisierung, Angst, innere Unruhe etc pp
An dem Punkt hatte ich mich aufgerafft, allen Entschluss zusammen genommen und wollte eine Therapie starten.
Leider war ich wohl kein schwerer Fall genug und man legte mir nahe ich sollte mal eine Verhaltenstherapie in der Gruppe machen. Das kam für mich allerdings nicht in Frage und so war das Thema dann auch wieder schnell vergessen.
Ein paar Jahre später wurden meine wundervollen Kinder geboren. Aber Kinder brauchen 24/7 Betreuung und Unterstützung. Jeder der Kinder hat wird das kennen und es bringt einen an den Rande des Wahnsinns und der körperlichen Kräfte. Mittlerweile sind sie aber aus den gröbsten raus, aber mein Akku ist auch leer.
Wie oben beschrieben bin ich selbstständig im Einzelhandel und habe zwei kleine Geschäfte. Die Coronazeit war sehr sehr anstrengend. Was passiert morgen? Mit den Läden? Mit einem selbst? Die Existenz stand auf mehreren Ebenen auf der Kippe. Und zwar sehr. Zwischenmenschlich sank die Stimmung zu Hause natürlich auch.
Kaum hatte man das überwunden, kam der Angriffskrieg in der Ukraine. Dann die Energiekrise.
Am Ende merkte ich schon, wie mir alles zu viel wurde. Ich denke ich stand / stehe (geht besser mittlerweile) kurz vor einem Burnout - aber was bleibt einem übrig? Man MUSS als Elternteil funktionieren, zumal wir keine Unterstützung der Großeltern haben da alle weit weg wohnen (Keine gute Basis, schon gar nicht für selbstständige - sollte jeder VORHER überdenken )
Vor knapp 4 Wochen hatte ich dann einen Trigger, der meine Psyche wieder komplett aus der Bahn warf (wieder 10 Jahre später, Zufall?). Meine Tochter wollte auf dem Jahrmarkt Autoscooter fahren. Normal macht sie sowas nicht, weil sie auch eher ängstlich ist, aber da wollte sie. Während der Fahrt hat es dann wirklich sehr unschön gerumpelt und wir wurden komplett durchgeschleudert. Das fühlte sich für mich existenziell bedrohend an. Wahrscheinlich weil man es so gar nicht kennt und ich wusste gleich, da ist jetzt was passiert. Durch den Trigger hatte ich direkt schlechte Laune / depressive Verstimmung. Danach drehten sich natürlich die Gedanken um Hirnvenenthrombosen und ob das Kind auch was hatte. 1 Tag später erbricht das Kind in der Nacht, allerdings haben alle anderen auch einen nervösen Magen - evtl. Lebensmittel(vergiftung) auf der Kirmes.
Ein ärztlicher Check ergab keine neurologischen Auffälligkeiten oder Ausfälle.
Hatte auch kaum bis keine Symptome.
Eine Woche später hatte ich dann allerdings (denke durch den ganzen Psychostress) eine Migräneattacke mit Aura.
Hatte ich schon mal, aber jetzt länger nicht. Gesichtsfeldausfall von innen nach außen ÄUßERST unschön und da geht die Panik natürlich los, auch in Bezug auf das voraus gegangen Ereignis.
Ab da ging die Maschine richtig los. Kribbeln, eingeschlafene Arme, Spannungskopfschmerz, Gefühlsirritationen in Finger und Fuß, innere Unruhe, Konzentrationsstörung, Antriebslosigkeit, Angst (natürlich), 100 gegoogled Krankheiten und jetzt bin ich mittlerweile bei nervigen Extrasystolen angekommen (Habe ich schon länger, vor allem wenn ich sehr viel Stress habe. Vermute aber auch irgendwo eine Verspannung im Brustbereich). Ging vor 3 Tagen los, als ich aufstehen wollte. Plötzlich hatte ich aus dem nichts Herzrasen, seit dem benimmt sich der Körper komisch beim aufstehen. Das ist wirklich krank was einem der Kopf und Körper einem so erzählt.
Zum Glück addieren sich die Symptome nicht, sondern kommen und gehen.
Mittlerweile habe ich einen positiveren Umgang damit gefunden in dieser Episode und versuche aktiv gegenzusteuern.
Zum Beispiel habe ich heute versucht eine halbe Stunde eher aufzustehen um meinem Kopf/Körper mehr Zeit zum wach werden zu geben. Das hat ganz gut funktioniert. Gegen die Unruhe und die Extrasystolen versuche ich es mit gezielter Atmung in den Bauch. Das entspannt mich fühlbar beim ausatmen und reduziert auch das Herzstolpern sowohl in der Häufigkeit als auch in der Intensität.
Das ist der aktuelle IST- Zustand. Ich hoffe es bessert sich jetzt wieder stetig.
Tat gut das mal so aufgeschrieben zu haben.
Ich freue mich über nachfragen und Austausch und evtl. auch über Tipps wie man die ein oder andere Situation noch besser meistern kann.
Grüße an alle Angstgeplagten
11.11.2022 11:24 • • 17.06.2023 x 7 #1