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Guten Abend zusammen,
nach ca. vier Wochen andauernder Angst, habe ich mir jetzt mal Zeit genommen - als ob ich davon nicht genug hätte ^^ - euch mein Herz auszuschütten. Wahrscheinlich ähnelt meine Geschichte vielen anderen, bereits geposteten, allerdings ist es ja auch immer ein Stück weit Selbsttherapie, seine Sorgen niederzuschreiben.
Ich werde versuchen meine Vorgeschichte möglichst kompakt zu fassen, um das Wesentliche nicht unnötig mit Ausschmückungen zu verschleiern. Meine erste Panikattacke hatte ich vor einigen Monaten, am späten Abend während des Autofahrens. Nach einer langen, stressigen und depressiven Phase fiel damals ein großer Haufen Druck von mir ab und ich fühlte mich eigentlich rundum wohl und erleichtert. Ich weiß noch ganz genau, wie ich während der Fahrt entspannt Musik hörte und eine Zig. rauchte. Dann hatte ich irgendwann das Gefühl, dass mein Herz ein wenig unregelmäßig schlug, was allerdings nichts neues für mich war, da bei mir bereits vor einigen Jahren ungefährliche Extraschläge diagnostiziert wurden, deswegen wurde ich auch nicht panisch. Allerdings spürte ich zusätzlich ein Kribbeln an der linken Wange und dachte zunächst an einen Luftzug, bis es sich über das gesamte Gesicht ausbreitete und schließlich in die Arme wanderte. Schlagartig ging mein Puls in die Höhe, mir wurde schwindelig und ich konnte nicht mehr klar denken - das ganze bei ca. 140km/h auf der Autobahn... Ich riss mich zusammen, fuhr an der nächsten Ausfahrt raus und stellte den Wagen ab, stieg aus und musste erstmal überlegen, wie ich weiter vorgehen sollte. Naja, das Ende der Geschichte: Notarzt - Krankenhaus - Diagnose: Hyperventilation. Danach war dann erstmal für ein paar Wochen Ruhe, bis ich irgendwann wieder eine Art Anfall während des Autofahrens hatte, allerdings ohne das Kribbeln, weil ich mittlerweile sehr auf meine Atmung achtete. Nach weiteren Attacken ging ich zum Kardiologen und ließ mich durchchecken, alles in Ordnung, natürlich. Danach redete ich mir dann ein, dass ich irgendwas an der Niere hätte, dann war es mal der Darm und später das Gehirn... zwischendurch dachte ich auch mal, dass es DOCH das Herz wäre und ließ mich erneut diesbezüglich untersuchen - ich denke, dieses Misstrauen, was eine Diagnose angeht, kennen hier auch einige.
Jedenfalls fraß ich all diese Ängste vor Krankheiten und letztendlich vor dem Sterben in mich hinein, mir war es irgendwie zu peinlich mit Freunden oder Eltern darüber zu reden. Als ich dann irgendwo las, dass eine Herzmuskelentzündung schwer erkannt werden kann und u.U. zum plötzlichen Herztod führend kann, dachte ich ca. eine Woche lang, ich würde jede Sekunde sterben. In dieser Zeit traten dann auch erstmals Panikattacken ohne diese typischen körperlichen Symptome, wie Herzrasen etc. auf, sondern fast ausschließlich mit psychischen Ängsten wie emotionale Taubheit, Depersonalisation und allgemeine Angst vorm Verrücktwerden. Am Ende der besagten Woche war ich schließlich psychisch im A****. Ich wachte eines Tages auf, hatte dieses andauernde Gefühl, neben mir zu stehen, meine Gedanken kreisten um teilweise absurde Dinge und steigerten sich immer mehr, bis ich dachte, ich verliere jeden Moment den Verstand. Schließlich offenbarte ich mich abends meiner Mutter und beruhigte mich zum ersten Mal nach langer Zeit wieder, sah einen lustigen Film und konnte dieses Gefühl genießen, vollkommen erledigt einzuschlafen. Ich dachte schon, ich hätte alles überstanden, allerdings hatte ich ein paar Nächte später einen ordentlichen Rückfall und fühlte mich danach wie in einer Parallelwelt. Zum Glück bekam ich direkt am nächsten Tag einen Termin bei einem Arzt für Neurologie und Psychatrie, der mich beruhigte und versprach, dieses Gefühl würde wieder verschwinden. Unterstützend sollte ich jeden Morgen 100mg Sulpirid einnehmen.
Heute, vier Wochen später, nehme ich immernoch täglich 100mg Sulprid, dazu seit zwei Wochen 10mg Escitalopram ein, habe mehrere Arztbesuche und zwei Sitzungen bei einer Psychotherapeutin hinter mir. Dieses Depersonalisationsgefühl ist noch immer da, allerdings habe ich mich daran gewöhnt, es selbst versetzt mich also nicht mehr in Panik. Allerdings schlafe ich ganz schlecht, habe teilweise das Gefühl, gar nicht mehr zu wissen, wer ich bin, wache manchmal auf und denke ich löse mich auf. Ähnlich geht es mir beim Autofahren. Ich bin keineswegs benommen, sondern habe noch vollkommen die Kontrolle über meine Bewegungen etc., aber denke manchmal, mein Körper führt alles wie von selbst aus und ich gleite richtig weg, habe dann Angst sozusagen von einem noch halbwegs bewussten Zustand in einen gänzlich unbewussten zu rutschen, so wie ein Zombie... ist schwer zu erklären. Meine Psychotherapeutin habe ich bereits abgehakt, nicht, weil ich generell nichts davon halte, sondern weil ich mit ihrer Art der Behandlung nicht einverstanden bin. Der Arzt für Psychatrie beruhigt mich jedesmal, wenn ich ihm von meinen Ängsten erzähle und meint, ich könne froh sein, dass zumindest die Panikattacken verschwunden sind. Irgendwie versteht er nicht, dass ich diesen anhaltenden, unwirklichen und gleichzeitig beängstigenden Zustand viel schlimmer empfinde, als die anfänglichen Attacken.
Manchmal denke ich, ich habe einen guten Tag erwischt, aber irgendwann überkommen mich dann wieder die negativen Gedanken - manchmal, wenn es mir einigermaßen gut geht, denke ich auch, du machst dir was vor, eigentlich geht es dir schlecht usw. Und dann liege ich wie gelähmt auf dem Bett und will eigentlich aufstehen, irgendetwas sinnvolles machen, aber ich schaffe es nicht.
Bis vor ein paar Wochen hatte ich auch noch diese Gedankenstürme (ich weiß jetzt nicht, wie ich es anders nennen soll), bei denen ein schlimmer Gedanke den anderen ablöst und irgendwann - unterstützt durch dieses Derealisationsgefühl - solche Gedanken kommen wie wie absurd ist es eigentlich zu denken, was genau macht eigentlich meine Seele aus usw. Der Kommentar des erwähnten Arztes Toll, sie philosophieren also richtig... na danke!
Also gut, irgendwann muss ich auch mal abschließen - ich habe ja noch die Möglichkeit, später Dinge zu ergänzen, die mir noch einfallen. Jedenfalls dominiert momentan die Angst, den Verstand zu verlieren, an irgendeiner Geisteskrankheit zu leiden und letztendlich sozial zu verarmen und dauerhaft depersonalisiert zu bleiben. Also bisher keine Besserung... dabei dachte ich vor einigen Wochen noch, alles wäre in Ordnung (bis auf meine Depression, aufgrund meines Haarausfalls). Außerdem dachte ich mir, als diese heftige Phase anfing, es wäre in ein paar Tagen wieder alles so wie vorher.... wie ich mich getäuscht habe....

02.10.2009 20:24 • 02.06.2017 x 1 #1


67 Antworten ↓


Hallo Du!! Ich kann dich sehr gut verstehen ich habe die Dp chronisch kam vor Jahren mit den Angstzuständen und es blieb leider.
Zur Zeit ist es bei mir auch viel schlimmer geworden so das meien wahrnehmung total gestört ist. Ich sehe alles manchmal verzerrt oder wie in Zeitlupe und komme im Moment einfach nicht damit zurecht.
Na ich hoffe mal für uns das wir es da raus schaffen.
Panikatacken habe ich auch kaum merh welche und ich habe genau so angst wie du meinen Verstand zu verlieren da ich im Moment zu nichts mehr einen Bezug habe.
Liebe Grüße

A


Ständige Angst, verrückt zu werden + Depersonalisation

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Ja, die Angst, den Verstand zu verlieren ist wirklich fies, vor allem, weil ich glaube, dass es die DP diese Gedanken verstärkt und umgekehrt, diese Gedanken einen tiefer in die DP ziehen. An sich ist es ja die Flucht nach innen.
Hast du schon das hier gelesen http://www.gfi-online.de/viewarticle.php?id=8556? Der Artikel ist schon 10 Jahre alt, aber vielleicht wäre es ein Versuch wert?!

Hallo Action Jackson!
Mir geht s manchmal ähnlich wie dir, mit diesen Gedankenstürmen. Ich hab da öfters ziemlich hässliche und wirre Gedanken, so alla warum gibt eins plus 3 eigentlich 4 und wer sagt das das richtig ist?!. Echt krass wirr eben, da krieg ich auch stellenweise schiss den verstand zuverlieren, aber du musst einfach fest dran glauben das dies nicht so ist, da du eben in manchen momenten in gedanken bist. Und wenn du grad einfach nur lebst, ohne dir wie so oft gedanken über alles mögliche zu machen, dann tickst du ja ganz normal.
und was die depersonalisierung und die pas betrifft, womit bei mir der ganze mist eigentlich auch angefangen hab, obwohl ich schon immer eher ein nachdenklicher mensch war, was wohl bei jedem hier der fall ist, hat mir mein neurologe venlafaxin verschrieben, und ich komm eigentlich ganz gut mit zurecht, wobei es in der ersten woche doch recht krasse nebenwirkungen hatte. aber die pa s und die depersonalisierung hatte ich bisher nicht mehr, jedoch die wirren gedanken nach wie vor. Glaub aber das wir das so irgendwie in den Griff bekommen müssen. Und das werden wir auch! Kopf hoch wenn der Hals auch dreckig ist!
MFG

Hey Freak, danke für den Zuspruch, finde deine Einstellung klasse.
Selbst wenn es etwas ernstes wäre, hilft es ja nichts, sich ständig darum Gedanken zu machen, im Gegenteil. Ich denke, das ist ein grundlegendes Problem vieler Angstgeplagter - sie meinen etwas zu verpassen, wenn sie mal eine Zeit lang nicht an ihre Probleme denken, auch wenn es nicht so einfach ist, wie das jetzt klingt.

@Sweet0810: Hast du überhaupt schon einmal Medikamente gegen die PA oder DP genommen?

Hallo action jackson,

das was Du geschrieben hast, hätte von mir stammen können. DP kenne ich schon länger, in guten Phasen kann ich es verdrängen und dann ist es auch nicht schlimm. Aber in den letzten 6-8 Wochen wurde es immer schlimmer, trieb mich in Pantikattacken, die aber wie bei Dir nicht durch körperliche Symptome, sondern durch die Angst, verrückt zu werden bestimmt waren. Von Mitte bis Ende September hatte ich zwei Wochen Urlaub, in denen es mir zum größten Teil ganz gut ging. Am vergangenen Mittwoch war ich das erste Mal wieder arbeiten und hatte auf der Rückfahrt wieder eine schlimme Panikattacke. Donnerstag ging ich dann zwar zur Arbeit, musste aber gegen Mittag aufhören weil ich dauerhafte Panik hatte. War dann bei meinem Hausarzt.

Ich habe schon bevor das alles losging in Minimaldosen Antidepressiva genommen (Equilibrin, trizyklisches Antidepressivum). Diese habe ich jetzt gesteigert (auf 60 mg pro Tag). Seit gestern kommen auch noch depressive Symptome dazu (Verzweifelung, Sinnlosigkeit, Überforderung bei der geringsten Belastung). Hab mich jetzt dazu durchgerungen, mich krankschreiben zu lassen und überlege, vielleicht in eine Tagesklinik zu gehen oder so.

Arbeitest Du? Oder bist Du krankgeschrieben? Hattest Du vor der ersten Panikattacke schon mal Probleme mit der Psyche? Du schreibst, dass Du eine Depression hattest ... Wie äußerte sich die? Was hast Du dagegen gemacht? Bzgl. der DP kann ich nur sagen, dass die sich bei mir bessert, sobald auch Angst und Depression besser werden. Unterschwellig ist sie fast immer vorhanden, aber wenn ich psychisch stabil bin, macht sie mir so wenig aus dass es mich nicht stört. Würde bei Dir auch vermuten, dass sie mit den PAs zusammenhängt, sich aber aufgrund Deiner eher nachdenklichen Lebenseinstellung etwas verselbständigt hat. Fällt mir im Moment schwer das zu sagen weil's mir selber relativ schlecht geht, aber es gibt immer einen Weg raus, auch wenn's länger dauert.

Gruß, Sphinx

Bevor ich mit den Panikattacken zu kämpfen hatte, war ich depressiv verstimmt, aber hatte definitiv keine echte Depression, soviel weiß ich heute. Das fing langsam an, nachdem ich eine sehr stressintensive Phase durchgemacht hatte, während der ich monatelang kaum schlafen konnte. Damals begann bei mir der Haarausfall, was ich schon sehr belastend fand, allerdings konnte ich das noch gut kaschieren. Dann nahm ich ein Medikament, was den Ausfall eigentlich stoppen sollte, aber leider war das Gegenteil der Fall und ich hatte redliche Mühe, eine noch halbwegs akzeptable Frisur hinzubekommen. Ich fühlte mich dann oft sehr hässlich, was einen natürlich stimmungsmäßig total runterzieht - man möchte am liebsten nicht mehr in den Spiegel sehen und sich anderen Leuten auch nicht mehr zeigen.
Die erste Panikattacke liegt jetzt vielleicht 3-4 Monate zurück. Eigentlich hatte ich auch nur gelegentlich derlei Anfälle während des Autofahrens. Allerdings habe ich die Situation total falsch eingeschätzt und dachte, ich hätte etwas ernstes am Herzen, weswegen dann diese Attacken in eine generelle Angststörung übergegangen sind, da mir plötzlich schlagartig bewusst wurde, wie unbedeutend und vergänglich ich doch eigentlich bin und dass alles morgen vorbei sein kann, ohne dass man etwas dagegen unternehmen könnte. Ehrlich gesagt, beschäftigt mich dieser Gedanke auch heute noch, aber das ist kein Trigger mehr, der die Angst verstärkt. Manchmal bekomme ich plötzlich ein wenig Panik, weil mein Zeh zwickt oder weil allein zuhause bin oder oder oder... vollkommen unberechenbar eben.
Am schlimmsten sind eigentlich die Nächte, weil ich einfach beschissen träume - nicht unbedingt Alpträume, aber es sind vollkommen stupide Szenarien, meist total langweilige, sinnlose und beklemmende Träume und, was ich überhaupt nicht verstehe, mit Personen, die mir vollkommen fremd sind. Das war früher überhaupt nicht der Fall. Vielleicht kennt ihr solche Träume, die euch einfach ein schlechtes Gefühl vermitteln (aber keine klassischen Alpträume vor denen ihr vor irgendetwas wegrennt) - früher bin ich dann aufgewacht und war froh, dass alles wieder beim alten war. Heute wache ich auf und habe noch das selbe, eklige traummäßige Gefühl und es überkommt mich immer wieder im Laufe des Tages.
Glücklicherweise studiere momentan, kann mir also eine Auszeit nehmen. Aber so richtig bringt mich das auch nicht weiter, obwohl ich mit mehreren Personen in meinem Umfeld offen über meine Probleme reden kann. Hoffentlich finde ich mal bald einen Ausweg, denn mich macht es total fertig, dass ich vor 6 Wochen noch ganz anders getickt habe, als jetzt und ich anfangs noch dachte, ok, das fühlt sich jetzt schei. an, aber geht bestimmt in ein paar Tagen wieder weg.... kacke...

Hallo action jackson,

also, zunächst mal: Depersonalisation/Derealisation kann ein eigenständiges Phänomen sein (eher selten), kann aber auch als Begleitsymptom bei Angst, Panikattacken und Depressionen/depressiven Verstimmungen vorkommen. Dein Arzt hat Dir zwei Mittel gegen Depression verschrieben, Sulpirid ist ein Neuroleptikum, dass in Deiner relativ geringen Dosierung gegen Depressionen hilft und Citalopram (Escitalopram) ist ein ziemlich häufig verschriebener Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Wahrscheinlich hat er das getan, weil er die DP mit Deiner depressiven Verstimmung und den Panikattacken in Zusammenhang bringt. Ich würde vermuten, er liegt da vielleicht gar nicht so falsch.
Mir ging's ja noch ziemlich schlecht, als ich Dir das erste mal geantwortet habe. Montag und Dienstag war ich dann krankgeschrieben, hab mich Mittwoch aber auf die Arbeit gezwungen. Dort ging's mir zwar zunächst mies, aber die Ablenkung hat dann doch was gebracht. Seit Mittwochabend bin ich zumindest aus dem Teufelskreis dieser Negativ-Panikgedanken raus und siehe da: die DP wird zunehmend besser. Sie ist nicht weg, aber nicht mehr so stark und macht mir nicht mehr soviel Angst. Ich konzentriere mich aber auch nicht mehr so drauf.

Doch zu Dir: Mach Dir über die Träume nicht so viele Gedanken. In denen verarbeitest Du das tagsüber Erlebte, und das ist im Moment ja nicht so doll. Als die DP für mich ganz neu war, hatte ich oft komische Träume, in denen ich die Gedanken über Sein und/oder Nicht-Sein verarbeitet habe. Unbedeutend und vergänglich: Ja, das sind wir alle mehr oder weniger. Und das war Dir auch vor den Panikattacken wahrscheinlich schon bewusst. Bei den PAs denkt man, man stirbt jede Sekunde, für mich war das schon sehr beängstigend und ich kann verstehen, dass Dich dieses Thema jetzt sehr beschäftigt. Andererseits: Dieses Problem müsste eigentlich jeder Mensch haben. Nur die, die nicht drüber nachdenken leben sorgenfreier. Und ich will auch endlich wieder sorgenfreier leben, ergo muss ich mit dem Denken aufhören. Probier's doch mal mit dem Gedankenstopp. Kann man sich antrainieren. Mir ist es sehr schwergefallen, aber es hat ein bisschen geholfen. Und ich kann nur empfehlen: Ablenkung. Nicht ständig über Dich selber reflektieren. Hat ja mit dem lustigen Film auch geklappt, auch wenn es danach wiedergekommen ist. Lass Dich davon nicht entmutigen.

Zu Deinen Medikamenten: Das Neuroleptikum könnte unter Umständen die DP verstärken, muss aber nicht sein. Vielleicht redest Du nochmal mit Deinem Arzt darüber.

Denk immer dran: Wer noch drüber nachdenkt, verrückt zu werden, der ist es garantiert nicht. Und bei der DP: Wenn Du denkst, Du gleitest aus Deinem Ich und bist nicht mehr ganz bei Dir: Wohin sollte sich Dein Ich denn verabschieden? Es gibt keine psychische Krankheit, bei der man zur reinen Körperhülle ohne Seele wird. Es kann Dir also nicht allzuviel passieren. Und so wie Du schreibst, struktriert und auf der Meta-Ebene denkend, bist Du im Vollbesitz Deiner geistigen Kräfte. Nur Mut, das wird schon!

Puh... bin mal wieder lange wach heute. Erstmal vielen Dank nochmals für den netten Zuspruch und die Anteilnahme. Ich finde es schon faszinierend, dass man in diesem Forum auf Anhieb so viele nette und äußerst sensible Menschen antrifft. Vielleicht ist letzteres auch ein typisches Attribut vieler Angstgeplagter... nur so eine Vermutung...
Inwiefern, meinst du, können Neuroleptika die DP verstärken? Ich habe heute mit einer sehr netten Ärztin gesprochen, die wohl selbst bereits mit Panikattacken zu kämpfen hatte und mir riet, Sulpirid zumindest auf 50mg zu reduzieren, weil es durchaus benommen machen kann. Ich werde es mal versuchen, allerdings bin ich misstrauisch, da ich meinen Zustand nicht als benommen im klassischen Sinne bezeichnen würde. Wahrscheinlich wissen die DP-Betroffenen, was ich meine - der Unterschied zwischen Benommenheit und DP ist gewaltig!

Neuroleptika können tatsächlich benommen machen, und diese Benommenheit verstärkt die DP u.U. ohne dass Du es mitbekommst. DP ist ein sehr subjektives Phänomen, eben nur ein Gefühl, wenn auch ein sehr unangenehmes. Und wenn Du sowieso schon durch Medikamente neben der Spur bist, fühlst Du Dich auch entsprechend und wirst leichter in die DP rutschen. Andererseits bewahrt Dich diese Benommenheit vielleicht auch vor den heftigsten Panikgefühlen. Man muss eben abwägen, was einem wichtiger ist.

Hm, jeder empfindet eine Depersonalisation sicherlich auf seine eigene Art und Weise, das ist klar. Bei mir ist es allerdings so, - und deswegen auch die Angst vorm Verrücktwerden - dass ich momentan ständig mein Ich in Frage stelle. Irgendwie habe ich diese Selbstverständlichkeit zu leben und zu denken verloren. Seit ich mehrmals hintereinander diese Dauerpanikattacken durchlebt habe (also Angst und Nervosität über den ganzen Tag, ohne konkreten Grund), akzeptiert mein Verstand nicht mehr, dass ich ganz einfach ich bin. Wenn ich das so aufschreibe, klingt das auch für mich total absurd, aber es ist auch sehr schwer zu beschreiben.
Im Prinzip sind diese Gedanken und diese verquere Selbstwahrnehmung die Restsymptome der Depersonalisation; das wattige und taube Gefühl ist schon viel besser geworden.
Kennt das jemand?

also ich kann dich total verstehen , in allen punkten

ich mache mir seit ich diese krankheit habe, sehr gedanken über mein ich
ich denke dann ist es normal , dass ich mich grade so fühle, es so wahrnehme oder ist es vielleicht schon anfängliche benommenheit die sich da zeigt, wie empfinden andre menschen.,
woher kommt es , dassich grad denke , und wie ist es wenn ich tot bin , dass da garnichts mehr ist . ich denke nichts mehr, wie kann das sein etc
oder wie ist es mit dem fühlen , woher kommt es , dass ich das anfassen kann und es fühle
ist das alles von gott oder revolution etc

glg

Ja, das kenne ich gut. Aber diese negative Gedankenspirale hat mich nicht weitergebracht, daher fand ich, dass es an der Zeit war sie zu unterbrechen. Und das ist mir einigermaßen gelungen. Wie wär's denn mit der Binsenweisheit cogito ergo sum, ich denke, also bin ich? Solange Du Dir Gedanken um Dein Ich und Dein Selbst machst, solange Du Angst empfinden kannst, traurig bist Dein bisheriges Lebensgefühl verloren zu haben usw., solange existiert Du in Deinem Körper und mit Deinem Ich.
Bei Dir könnte ich mir vorstellen, dass die heftigen Panikattacken eine Art Trauma darstellen, das Dich in einen Zustand ähnlich einem Nahtoderlebnis versetzt hat. Natürlich rein physiologisch nicht zu vergleichen, aber in der Auswirkung auf die Psyche vielleicht schon. Der Angstkreislauf geht dann los, d.h. Du hast Angst vor der nächsten Panikattacke, hast Angst davor wie lang sie dauern und ob sie je wieder weggehen wird. Mit der Angst kommt die Depersonalisation und steigert die Panik noch. Irgendwann ist man dann doch logischerweise am Rande des Nervenzusammenbruchs. Du musst Dich entschließen, das zu unterbrechen und darfst nicht aufgeben, wenn die Erfolge anfangs nur klein sind. Wie Du schreibst, haben sich die körperlichen Symptome (wattiges Gefühl) schon verbessert. Das ist doch schon mal was! Versuch die Gedankenkette abzuschneiden und freu Dich über jede Minute, in der das gelingt.
Wenn Du mehr über Depersonalisation wissen willst: Es gibt ein Buch darüber, Das Gefühl ein No-Body zu sein von Berit Lukas. Ist sehr informativ, kann aber auch Deine Angst und die ständige Selbstreflektion noch steigern. Ich würde es erst lesen, wenn es Dir wieder etwas besser geht. Es gibt auch eine Spezialsprechstunde für Depersonalisation in Mainz.

Naja, was heißt Gedankenspirale und was heißt negativ... Ich finde diese Gedanken ja prinzipiell nicht schlecht und habe auch schon vorher über solche Dinge nachgedacht, es hat sich nur nicht so seltsam angefühlt bzw. so echt. Wenn ich also jetzt denke was ist eigentlich dieses Ich und was genau denkt da in mir, dann fühlt sich das so an, als ob ich mich kurz von mir selbst distanzieren würde, während ein anderer Teil da bleibt wo er ist. Wobei ja schon die Überlegung paradox ist, da Ich ja genau diese Gedanken hervorrufe. Ist auch nicht so, dass ich diese Gedanken ständig weiterspinnen und mich dadurch hochschrauben würde. Allein dieses Gefühl, sich selbst zu beobachten, während man jedoch weiterhin ganz normal funktioniert, finde ich extrem unangenehm.
Nur frage ich mich, warum ich erst dieses eklige Gefühl habe, seit ich diesen Panikrückfall hatte. Nach der ersten 24-Stunden-Panikattacke ging dieses Gefühl und wirre Denken ja wieder weg und ich war so dankbar für jede normale Minute in den darauffolgenden Tagen, mir wurde sozusagen erst bewusst, welch ein Geschenk ein funktionierender Verstand doch eigentlich ist und dachte mir heftig, wie du erst gestern noch drauf warst. Nach der letzten Attacke hatte ich dieses erleichternde Gefühl jedoch nicht mehr und ich fühle mich so, als ob ich einfach nicht mehr der alte bin.

... als ob ich einfach nicht mehr der alte bin.

Ja, das Gefühl kenne ich gut. Vielleicht bist Du auch nicht mehr der alte, weil Du eben eine sehr beunruhigende Erfahrung gemacht hast, nämlich die der Dissoziation. Für Menschen, die sonst ziemlich in sich selbst ruhen (mich eingeschlossen) ist das sehr befremdlich. Vielleicht wäre das Depersonalisationsforum ein Tipp für Dich: www.dp.yourweb.de/depersonalisationforum
Freigeschaltet wirst Du dort aber erst nach persönlicher Vorstellung. Dort findest Du eine Menge Leute, die unter DP/DR leiden. Könnte Dich beruhigen, kann aber auch sein dass Du Dir dadurch erst recht Sorgen machst - wie das immer so ist mit Informationen.
Ich denke, Deine DP hängt mit den Panikattacken zusammen.

Ich habe am vorletzten Wochenende auch gedacht, dass ich völlig durchdrehe. Wie Du siehst, ist das nicht der Fall. Oder jedenfalls nicht über das normale Maß hinaus. Ich hab jetzt so ziemlich alles gelesen, was es über DP im Netz so gibt und kann nur sagen, das wichtigste ist Akzeptanz. Nimm den Zustand des Neben-sich-Stehens einfach so hin wie er ist und Du wirst sehen, über kurz oder lang hast Du auch wieder helle Momente. Wie gehts Dir denn aktuell so? Machst Du Deinen normalen Tagesablauf weiter oder hast Du Dich eher zurückgezogen?

Hallo und grüßt Euch, bin neu hier im Forum und auch gleich in Not....
Hier erfahrt Ihr etwas mehr von mir und das ist auch mein Problem:

Meine Geschichte ist die folgende: Seit Februar (da habe ich das mir über 2 Jahre vom Arzt verschriebene Tavor abgesetzt, war nie mehr als 1 mg/Tag) und einem höllischen Tavorentzug habe ich in unregelmäßigen Abständen Depersonalisationszustände, die so heftig sind, daß ich alleine nicht mehr für meine Sicherheit garantieren kann.
Daher war ich seitdem auch 3 volle Monate in der Psychiatrie, nachdem ich durch die Attacken, die täglich von 4 Uhr morgens bis zum Abend gingen, zusammengebrochen war und 6 Kilo abgenommen hatte.
An Schlaf und Essen war nicht mehr zu denken.
Ich schrie, weinte panisch vor mich hin, hatte Extrasystolen, Todeserlebnisse, schmiss mich auf den Boden; an Essen und Trinken war gar nicht mehr zu denken; erst abends schlich ich dann erschöpft betend um die Häuser.
In der Klinik ging das so weit, daß ich überzeugt war, ein fremder Dämon wäre in meinem Gehirn und ein elektrisches Gewitter fräße mich auf, während ich einsam auf einem völlig fremden Planeten wäre; so war das Gefühl in meinem Kopf.
Es wurde ausgeschlossen, daß es eine Psychose ist; ich habe das alles bei vollem Bewußtsein mitgemacht.
Medikamente nehme ich momentan:
- 375 mg Seroquel
- 150 mg Trimipramin
- 90 mg Cymbalta
- 600 mg Carbamazepin
- als Bedarf 100 mg Atosil
- die Pille, weil die Attacken rätselhafterweise irgendetwas mit meinem Zyklus zu tun haben

Diese Menge hilft mir momentan, mit Mühe und Not über die Runden zu kommen und meine Aufgaben als alleinerziehende Mutter wahrzunehmen.
Seit diesen Ereignissen bin ich total geschockt und traumatisiert von mir selber.
Gedanken über mich; warum ich denke, wie sich nicht sein anfühlen könnte, absichtlich zugelassene, krasse Zustände, Bewusstseinsexperimente (keine Dro.!), und, und, und waren für mich immer schon total normal.

Kennt einer von Euch so etwas??
Es würde mir so sehr helfen und mir ein wenig die Riesenangst nehmen, daß ich mich eines Tages doch umbringe, weil ich nicht mehr kann.


Danke!


daheim

Hallo daheim,

möchte Dich erstmal etwas fragen, damit ich Deinen Beitrag besser einordnen kann.

1. Über 2 Jahre jeden Tag Tavor? Ich kenne das nur als absolutes Notfallmedikament, das man nicht länger als 2 Wochen nehmen sollte, weil es abhängig macht. Weswegen hat Dir der Arzt es denn verschrieben?

2. Du schreibst, dass Du während der DP-Zustände nicht für Deine Sicherheit garantieren kannst. Was meinst Du damit? Während der DP FÜHLT man sich öfter so, als ob man gar nichts mehr könnte. De facto kann man aber eigentlich noch vieles und vor allem bleibt die Realitätsprüfung intakt. Aber ich kann mir vorstellen, dass man durch diesen blöden Zustand so verängstigt und depremiert ist, dass man einfach durchdreht weil man will dass es endlich weggeht. Meinst Du sowas?

3. Der fremde Dämon im Kopf: Meinst Du damit, dass Du Dich so gefühlt hast, als ob ein Dämon in Deinem Kopf wäre und Dir eigentlich bewusst war dass dem nicht so ist? Davon gehe ich mal aus, wenn eine Psychose ausgeschlossen wurde.

4. Was meinst Du mit absichtlich zugelassene, krasse Zustände und Bewusstseinsexperimente, wenn Du Dro. ausschließt?

LG, sphinx
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Zitat von daheim:
Gedanken über mich; warum ich denke, wie sich nicht sein anfühlen könnte, absichtlich zugelassene, krasse Zustände, Bewusstseinsexperimente (keine Dro.!), und, und, und waren für mich immer schon total normal.


Echt? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mir diese Gedanken erst gekommen sind, seitdem ich quasi von mir selbst traumatisiert wurde (wie du es recht treffend ausdrückst).
Momentan habe ich, nach einigen recht ruhigen Tagen, wieder mal eine recht heftige Phase. Nachts wache ich auf und habe das Gefühl mich vollkommen aufzulösen und vergesse fast, wer ich bin. Morgens möchte ich gar nicht mehr aufstehen. Ich begreife das alles nicht... wie kann mein Zustand so krass schwanken?!

Hallo und danke für Deine Antwort!


Zitat von sphinx:
Hallo daheim,

möchte Dich erstmal etwas fragen, damit ich Deinen Beitrag besser einordnen kann.

1. Über 2 Jahre jeden Tag Tavor? Ich kenne das nur als absolutes Notfallmedikament, das man nicht länger als 2 Wochen nehmen sollte, weil es abhängig macht. Weswegen hat Dir der Arzt es denn verschrieben?

-- Das hat mein Arzt auch gewusst, aber gedacht, daß es in einer so geringen Dosis ohne Erhöhungen schon ok geht. Ich habe es wegen Angstzuständen und Schlafstörungen bekommen. Ein sträflicher Behandlungsfehler. Ich habe in meinem Leben noch nie so gelitten wie
während dieses Entzuges; kam mir vor als wäre ich schon außerhalb meines Körpers und würde mir beim Sterben zusehen. Muss dazu sagen, daß ich ein halbes Jahr vorher das Rauchen aufgehört habe und auch seitdem keinen Alk. mehr trinke, viel Sport treibe und gesund esse.

2. Du schreibst, dass Du während der DP-Zustände nicht für Deine Sicherheit garantieren kannst. Was meinst Du damit? Während der DP FÜHLT man sich öfter so, als ob man gar nichts mehr könnte. De facto kann man aber eigentlich noch vieles und vor allem bleibt die Realitätsprüfung intakt. Aber ich kann mir vorstellen, dass man durch diesen blöden Zustand so verängstigt und depremiert ist, dass man einfach durchdreht weil man will dass es endlich weggeht. Meinst Du sowas?

Ja, genau, irgendwann bricht meine ganze Selbstkontrolle und Versuche, meine Hilfsliste abzuarbeiten, zusammen und ich schreie und brülle total unkontrolliert herum, schlage meinen Kopf gegen die Wand und weiß nicht, wie ich das noch weiter überleben soll.

3. Der fremde Dämon im Kopf: Meinst Du damit, dass Du Dich so gefühlt hast, als ob ein Dämon in Deinem Kopf wäre und Dir eigentlich bewusst war dass dem nicht so ist? Davon gehe ich mal aus, wenn eine Psychose ausgeschlossen wurde.

Ja, genau; mein Rest-Ich konnte das fremde Wahnsinnsgefühl sozusagen beoachten. Ich hatte sogar schon an einen Exorzismus gedacht; wohlgemerkt obwohl ich Tiermedizin studiert habe...

4. Was meinst Du mit absichtlich zugelassene, krasse Zustände und Bewusstseinsexperimente, wenn Du Dro. ausschließt?

Oh, das Realisieren vieler, v.a. künstlerischer und kreativer Ideen. Z.B. war ich oft im Herbst unterwegs um mir Nebelgeister vorzustellen, oder beim Reiten durch den Wald habe ich oft die Bäume im Sommerwald wie Arme und Flügel der Erde erlebt. Auch zwischen den Sternen öffnen sich Tore, wenn man sich nachts lange genug auf den Reitplatz legt und nach oben guckt:-).Tolle Sachen.
LG, sphinx


Ich hoffe so sehr, daß Ihr einen Rat für mich habt, oder daß jemand solche Qualen kennt!

LG,

daheim

@daheim: Hab ich das eigentlich richtig verstanden, dass du davon ausgehst, der Tavor-Entzug habe maßgeblich zu deinem jetzigen Zustand beigetragen?

Teilweise kann ich mich schon mit dir identifizieren. Gerade dieses Beobachtenkönnen, während ein Teil von dir mal kurz abdreht... ekliges Gefühl. Ich glaube aber, man kann sich einfach in gewissen Momenten nicht mehr mit sich selbst identifizieren. Ich kann mir z.B. nicht erklären, warum ich momentan so sehr leide und nichts auf die Reihe bekomme. Einerseits tue mich mir selbst leid (so blöd das auch klingen mag) und andererseits bin ich wütend, auf mich selbst, auf die Medikamente usw. Diese beiden Stimmungslagen wechseln sich aber nicht ab, sondern existieren momentan permament nebeneinander. Deswegen habe ich manchmal das Gefühl, ich wüßte gar nicht mehr, wer ich bin.

A


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Mira Weyer
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