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Hallo zusammen,

@raison
die frage nach dem Tod kenn ich auch nur allzu gut. Und das Problem, dass man für die Frage eigentlich keine Antwort finden kann, verfolgt mich wahrscheinlich wirklich bis ins Grab.
Und ich frage mich ständig, wie wohl andere Menschen damit klar kommen, dass sie irgendwann mal sterben müssen. Scheinbar gar nicht ( bis auf wenige Ausnahmen), denn sie machen sich einfach keine Gedanken darüber...

Was das Thema DP angeht, habe ich die letzten Wochen auch so einiges mitgemacht. Damiteinhergend, dass ich sogar meinem Freund gegenüber misstrauisch wurde.
Ein guter Tipp meinerseits, wenn man mal wieder das Gefühl hat, nicht in dieser Welt zu sein: An Dinge denken, die um jeden Preis real sind und keinen Raum für Interpretation geben, sprich:
Ich studiere das Fach..., Ich wohne in.... , Ich heiße...., ich bin geboren am....
Einfach mal die Realität überprüfen, nachdem was wirklich wahr ist.
Klingt komisch,....
Außerdem muss man sich immer bewusst machen, dass Gedanken zwar real, aber nicht Wahrheit sind! Nur weil ich denke, ich werde verrückt, ist das noch lang nicht so.
Aber ich weiß, theoretisch lässt sich immer vieles leicht sagen, aber die Praxis sieht dann doch anders aus.

DP ist das ekelhafteste was einem passieren kann und ich wünsche das noch nicht mal meinem schlimmsten Feind.

LG

@madame: Du musst nur bedenken, dass Depersonalisationssymptome einen nicht aus der Realität reißen. In der Regel is den Leuten, inklusive mir, bekannt, dass alles normal funktioniert. Nur die Symptome sind beängstigend und ekelhaft. Ich versteh aber was du meinst.

Zum Thema Tod ist meine meine Auffassung, dass Anfang und Ende im Sinne der Natur ist, wenngleich ich da auch nicht so gerne dran denke.

A


Ständige Angst, verrückt zu werden + Depersonalisation

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Tja, genau sowas macht mir Angst. Kommentare wie in den beiden letzten Posts machen mir Angst, nämlich die Angst (die noch viel schlimmer ist als DR), daß ich tatsächlich vollkommen alleine bin auf diesem Irrenplaneten und nicht mal hier verstanden werde.....

Fakt 1 ist: Die sogenannte Realität ist nichts, woran man sich halten könnte. Sie ist NICHT REAL. Die hier postulierte Realität, existiert nur in der jeweils eigenen Wahrnehmung, begründet in unserer Sinnesausstattung und deren Interpretation.
Es gibt sehr viel, was wir nicht wahrnehmen können, was aber ebenso Realität ist! Radiowellen, elektromagnetische Strahlung,
Röntgenstrahlen, UV-Strahlung, Radioaktivität, Infrarot und vieles mehr.
So. Das alles nehmen wir nicht wahr ------ unsere feste Realität ist nur eine Gaukelei der uns gegebenen Sinnesorgane, ungefähr so, wie der Hahn auf dem Mist diesen als das Universum und sich selbst als Gott betrachtet (Beispiel aus Hoymar von Dithfurth Wir sind nicht nur von dieser Welt).
Also! Der Schmarrn mit es läuft alles ganz normal weiter tröstet mich nicht im Geringsten, sondern jagt mir kalte Schauer über den Rücken!
Nämlich daß sogar in diesem Forum, wo ich eigentlich besonders sensible, intelligente Menschen vermutete, die dem sonstigen tumben Bodensatz das Erleben der UNNORMALITÄT des Realen voraus haben, solche Banalitäten als Trost gelten.



Momentan gehts mir einigermaßen, aber wenns wieder hart auf hart kommt, macht mich das dann zusätzlich fertig. Dankeschön. Habgt Ihr vielleicht einen Tip, wo mich jemand verstehen könnte??
Die blöden Philosophen sehen sowas als rein akademische Frage an, die blöden Patienten der hiesigen Psychiatrie sind darin gefangen und können nichts davon sublimieren - Chemie sei Dank!


Ach ja, und daß die Natur es so gefügt hat, stimmt und da denke ich auch oft dran.
Ein Problem löst diese Tatsache aber nicht.


Viel Spaß noch und nix für ungut.


daheim

Selbstverständlich verstehe ich dich. Das mit normal bezog sich auf die Funktionen des Körpers, nicht auf die Psyche.
Uns wird vieles vorgegaukelt, wenn man hinter die Kulissen schaut, sieht alles etwas anders aus.
Ich leide selber schwer an diesen Zuständen. Wir sollten uns hier aber eher versuchen Ratschläge zu geben, als uns anzuplaumen mit Banalitäten oder Schmarrn.

....danke Dir.....meinte es nicht so hart wie es vielleicht geklungen haben mag. Es ist halt doch schwer, in einem virtuellen Raum die wahre Meinung des Verfassers hinter den Worten wahrzunehmen.

LG,

daheim

@daheim: Ist ja im Grunde die These der Konstruktivisten, die Du beschrieben hast: Unsere Realität ist nicht wirklich real, sondern ein Konstrukt, auf das wir uns zur besseren Bewältigung des Lebens geeinigt haben. Oder vielleicht sind alle Dinge, die mich umgeben, nur durch mein Gehirn konstruiert und ich befinde mich völlig allein auf diesem Planeten ... und auch den gibt es wohl nicht wirklich. Interessanter Gedanke. Bringt mich aber nicht wirklich weiter, sondern verstärkt die DP/DR. Und manchmal denke ich, das ist ein wahrer Luxus, sich über sowas Gedanken machen zu können. Wenn wir jeden Tag um unser Überleben kämpfen müssten, weiss ich nicht ob es DP überhaupt geben würde. Das ist durchaus als Selbstkritik zu verstehen. Ich muss nicht jeden Tag überlegen, wie ich was zu essen bekomme, wo ich schlafe und was ich mache, wenn ich mal krank werde. Und ich denke, dass das einer der Gründe ist, warum ich DP habe: Mir geht's zu gut. Du hast so schön polemisch vom tumben Bodensatz gesprochen. Manchmal würde ich wer weiss was geben, um zu diesem Bodensatz zu gehören.

Dir gehts auf keinen Fall zu gut, das darfst du dir nicht einreden. Diesen Konjunktiv hätte, wäre, wenn kann man in jeder Lebenslage sagen. Bedenke, dass es sich bei dir, bzw. uns um eine sehr harte Krankheit handelt, die aber heilbar ist.

Zitat:
Interessanter Gedanke. Bringt mich aber nicht wirklich weiter, sondern verstärkt die DP/DR. Und manchmal denke ich, das ist ein wahrer Luxus, sich über sowas Gedanken machen zu können. Wenn wir jeden Tag um unser Überleben kämpfen müssten, weiss ich nicht ob es DP überhaupt geben würde.


...Sorry, aber als Teenager habe ich ungefähr 10 Jahre (so von 8 bis 18) damit zugebracht, mir zu überlegen, ob ich dieses Luxusproblem überhaupt haben darf. Mein Fazit nach etlichen Diskussionen mit Freunden und verfassten Essays: ja, ich darf. Das ist KEIN Luxus, sondern eine essentielle Frage, um die kein intelligentes Wesen herum kommt, sobald die gröbste Existenznot abgedeckt ist. Die Argumentation müsste eigentlich umgekehrt ablaufen: es gibt Menschen, die hungern, sodaß sie sich existentiellen Fragen nicht stellen können. Sicherlich ist das sehr schlimm, aber sie schlimm ist es denn, den Not leidenden Teil der Menschheit zum Standard zu machen??
Sorry 2. aber die DR/DP entstanden bei mir in der Phase des Lebens, als ich ganz real um mein Leben gekämpft habe. Erst jetzt weiß ich, was 3 Wochen Todesangst heißt, und das macht mich fertig.
Ich habe das Gefühl, weder das Sterben noch das Warten bis dahin noch zu ertragen.


daheim

...sorry, ich wollte sagen, von acht bis achtzehn Jahren, da ist dann der blöde Smiley draus geworden....

....kann man hier eigentlich jemanden darum bitte, diese unmotivierte, aggressive Psycho-Werbung in jedem Thread rauszunehmen?


danke für einen Tip

daheim

jo, das nervt kolossal!

wie geht's euch inzwischen, liebe leidensgenossen?
bei mir ist das gefühl der entfremdung in den letzten tagen immer schlimmer geworden. ich weiß gar nicht mehr, richtig, was ich dagegen machen soll.

wie kämpft ihr euch so durch den tag? könnt ihr mir ein paar tipps geben, wie man sich von diesem gefühl des unwirklich-seins ablenken kann? klar, man kann sich nicht wirklich davon befreien, aber gibt es irgendwelche tätigkeiten (lesen, sport, etc.), die euch helfen, dass ihr damit besser klar kommt?

Hallo raison,

mir gehts eigentlich seit Weihnachten/Silvester wieder relativ gut ... weiss nicht ob es durch die ADs gekommen ist oder einfach so. Aber mir hat Ablenkung in jeglicher Form ganz gut geholfen. Z.B. mir Probleme meiner Freunde/Freundinnen anzuhören und mit ihnen drüber zu reden. Oder manchmal auch nur fernsehen. Das war sehr unterschiedlich. Ich glaube, Sport soll ganz gut helfen, wenn ich es selbst auch nicht ausprobiert habe. Wahrscheinlich muss jeder seinen eigenen Weg finden. Ich denke, bei mir hängt die DP mit depressiven Phasen/Verstimmungen zusammen, ist also kein isoliertes Problem. Das ist aber auch bei jedem verschieden ... Sorry, kann leider keine Patentlösung bieten. Aber auf jeden Fall hab ich es als sehr tröstlich empfunden, dass andere mein Problem teilen, und auch das Schreiben hier war wichtig für mich. Ich bin vielleicht ein gutes Beispiel dafür, dass die DP auch wieder verschwinden kann. Aber sie kann auch wiederkommen, dessen bin ich mir schon lange bewusst.
Such Dir etwas, bei dem Du eine wenn auch nur minimale Verbesserung bemerkst, egal was es ist, und schaffe Dir damit kurze Momente der Erleichterung. Das hilft.

Bei mir ist es nach Weihnachten deutlich schlechter geworden, so schlecht wie noch nie, da auch noch weitere Dinge hinzukamen, die ich so nicht kannte. Die DP blieb in etwa gleich, nur kam bei mir dann erstmals auch richtige Derealisation hinzu, vor allem in 2 Wochen, wo ich kaum schlafen konnte. Ich war in den ersten zwei Januarwochen eigentlich fest davon überzeugt, nun tatsächlich in eine Psychose abzugleiten, nicht zuletzt hochgeschaukelt durch Verrücktmacherei via Google. Am Schlimmsten empfand ich aber nichtmal die DP und DR, sondern ein ständiges Grübeln darüber. Und nicht nur darüber, über tausend Dinge, manchmal so abstrakt-philosophische Gedanken (Was ist Existenz?, Was ist Realität?, Wie kann ich sicher sein, dass alles nicht nur ein Traum ist? etc.). Das ging ungefähr in die Richtung, die daheim und sphinx auf der letzten Seite auch einschlugen. Ich konnte dieses Grübeln phasenweise überhaupt nicht mehr abstellen und ich dachte wirklich, ich werde nun ganz sicher wahnsinnig. Ich konnte mich auf NICHTS mehr konzentrieren, kein Buch, keinen Film, keine Unterhaltung.

Ich war dann bei meinem Psychotherapeuten und der gab mir eine erst merkwürdig klingende Aufgabe: Täglich sollte ich mich zweimal am Tage eine Stunde hinsetzen und mich so gut ich kann Verrücktmachen. Die schlimmsten Gedanken immer wieder durchdenken, mit allen Konsequenzen. Immer zu festen Zeiten. Das fiel mir anfangs verdammt schwer. Ich hatte den Eindruck, je mehr ich mich damit beschäftige, desto schlimmer wird es. Die ersten Tage war das ziemlich unangenehm.

Doch dann, und hier beginnt der gute Teil, merkte ich auf einmal, dass ich mich in meiner Grübelstunde plötzlich Dinge fragte wie Was könnte ich heute abend mal kochen? oder Was heute um 20.15 Uhr wohl im TV läuft?. Also etwas total Banales, etwas, dass ich mich Wochen nicht mehr gefragt hatte und das mit völlig egal geworden war. Und ein paar Tage später begann ich, mich wieder mit anderen Dingen zu beschäftigen. Tag für Tag ging es dann immer besser. Das Grübeln ist mittlerweile fast komplett weg, ich schlafe wieder gut und kann mich auf fast alles wieder konzentrieren. Die DP und DR habe ich nach wie vor, aber nicht mehr so stark (was die These bestätigt, dass beides in Phasen, wo es mir gut geht, nur halb so schlimm ist) und ich mache einen Fehler nicht mehr: Wenn ich vorher irgendwas machte und bekam eine DP oder DR war ich verängstigt, konnte mich nicht mehr auf das konzentrieren, was ich grade tat und habe dann auch oft einfach damit aufgehört. Das war (in meinem Fall - aber das kann man sicher nicht verallgemeinern) ein großer Fehler. Es ist das gleiche wie mit Panikattacken und Co.: Je mehr Raum ich diesen Symptomen gebe, desto stärker entfalten sie sich. Im Grund läuft alles letztendlich bei mir immer wieder auf Fight-or-Flight hinaus. Je öfter ich flüchte, auch in Gedanken (das war mir bisher gar nicht so sehr bewusst), desto schlimmer werden die Symptome.

Insofern hat - und das hätte ich vor 3 Wochen nieeeemals gedacht - das alles doch was Gutes gehabt: Ich habe 1.) gemerkt, dass ich trotz heftiger DP und DR mit Grübelzwang, Schlaflosigkeit und intensivster Beschäftigung mit den schlimmsten Katastrophenfanatsien nicht verrückt werde (im Sinne von: psychotisch). 2.) Habe ich gemerkt, dass ich bei mir bei DP und DR das gleiche Prinzip wie bei Panikattacken anwenden kann: Akzeptieren, als ungefährlich (im Sinne von: die Zwangsbefürchtung tritt nicht ein) entlarven, kämpfen statt fliehen und einfach immer weitermachen.

Wie gesagt, das Ganze ist völlig subjektiv auf die Ausprägung des Symptoms bei mir bezogen. Bei mir steht es also ziemlich deutlich im Zusammenhang mit meinem (kognitiven) Vermeidungs- und Fluchtverhalten meiner Angsstörung. Wie daheim ja mehrfach betonte, können sich DP und DR aber auch sehr unterschiedlich zeigen.

Jedenfalls empfinde ich nach diesen furchtbaren 2,3 Wochen wirklich Empathie mit daheim. Ich will nicht sagen, dass es bei mir exakt so schlimm war / ist wie bei dir, aber ich kann mir nun besser vorstellen, was für eine schei. du da so oft durchstehen musst. Auch ich hätte jemanden erwürgen können, wenn er mir in dieser Phase sagte, ich solle mich auf etwas Echtes, Reales konzentrieren, etwas, dass zu 100 % da ist. Genau das ist ja das Problem: Etwas objektiv Reales, Echtes gibt es nicht. Wir sind komplett auf unsere Wahrnehmung angewiesen, mehr haben wir nicht. Und wenn wir dieser, wie bei uns bei DP und DR, nicht mehr permanent vertrauen können, worauf kann man sich dann noch verlassen? Nichts ist sicher, zumindest soviel ist sicher. Und ich wünschte ernsthaft, ich könnte hier nun Antworten auf existenzielle Fragen geben, was ich aber nicht kann. Vielleicht ist die einzig sichere Antwort auf alle Fragen, dass die Suche nach Antworten an sich schon eine Antwort ist. Oder auch nicht. Jedenfalls, auch wenn es dir nur bedingt bis gar nicht helfen wird: daheim, ich wünsch dir viel Kraft, diesen ganzen Mist durchzustehen.

hallo,

mir gehts seit ein paar Tagen wieder richtig schlecht. Ich habe ständig das Gefühl durchzudrehen. Habe das Gefühl ich stehe neben mir und mein Herz springt mir aus der Brust. (mein Blutdruck und Puls sind aber normal)
Hinzu kommt ein flaues Gefühl in der Magengegend.
Es ist so als ob ich einen Schlag bekomme und mein Herz mir in ddie Hose rutscht.
Eben Angst..andauernd..und ich kann mir nicht erklären warum das alles dauernd da ist.

Es ist echt heftig was die Psyche mit einem anstellen kann.

Hallo, vielleicht hilft es ja, das Ganze von einer anderen Perspektive zu betrachten: Erleuchtung/Erwachen/Erkennen der Ich-Illusion ist im Prinzip nichts Anderes als eine Depersonalisation, die aber vollständig angenommen bzw. verstanden wurde. Das heißt, es wurde durchschaut und das hat sich im ganzen System rumgesprochen, dass es wirklich kein Ich im Sinne einer handelnden Person gibt, sondern alle Entscheidungen schon auf einer unteren Ebene getroffen wurden und dann im Ich-Bewussstsein erscheinen. Siehe auch freier Wille. Alles nachzulesen in Gerhard Roth Aus der Sicht des Gehirns. Gibt auch eine religiöse (v.a. buddhistische), kybernetische usw. Perspektive. Vielleicht bringt es was, sich in diese Richtung damit auseinanderzusetzen, damit könnte auch die Angst akzeptiert werden, die mit Diskontinuitäten im Ich-Bewusstsein einhergeht. Eventuell helfen die gleichen Techniken, die zum Aufwachen/Erleuchten/Erkennen führen, leichte Meditation bzw. Achtsamkeit, Einsichten, Annehmen von dem, was ist usw.. Vielleicht mal Eckhart Tolle hören und andere spirituelle Lehrer. Psychologen/Psychiater sind oft sehr begrenzt in ihrem Horizont.

davon würde ich abraten. wenn man sowieso schon psychisch krank ist, sollte man sich keinesfalls mit dingen beschäftigen, die einen noch viel tiefer in die misere führen. wenn man dem buddhismus angeneigt ist, könnte man sich ja um einen therapeuten bemühen, der sich mit buddhistischer psychologie auskennt.

ein buddhist übt sich in theorie und praxis gleichermaßen. für die praxis (z.b. meditation) braucht man unbedingt einen lehrer. selbst beim verständnis der theorie sollte man sich anleiten lassen und sich nicht selbst ausbilden.

dieses es gibt kein ich bezieht sich nur auf die substanzlosigkeit des ich. das konstrukt unseres ich ist nun mal notwendig in unserer gesellschaft, sonst könnten wir hier nicht funktionieren. buddhistischen mönchen in indien kann das relativ egal sein, aber hier in deutschland still im kämmerchen der ich-losigkeit zu frönen, führt doch idR zu nichts gutem.

man muss auch mal klar sagen, dass depersonalition/derealisation per se ungewollt ist, wobei die überwindung des ich ja zentraler bestandteil des buddhismus ist. von daher ist es so, als würde man einem ertrinkenden raten, er solle doch ertrinken.

grüsse

ps: das halte ich in dem zusammenhang für lesenswert
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Klar, geht es um die Substanzlosigkeit des Ichs, es ist ja jemand da, der handelt, schreibe ich doch auch so. Natürlich kann das eine heikle Sache sein und ein Lehrer bzw. spirituell arbeitender Psychotherapeut ist angebracht. Ich weiß schon, es ist ein schmaler Grat.
Warum sollte ein Perspektivwechsel nicht hilfreich sein? Es schürt doch nicht weniger Ängste, wenn immer darauf rumgeritten wird Ich bin verrückt, ich bin verrückt, ich bin nicht normal, mein gott, ich bin weg, ich bin nicht ich selbst. Gerade das verstärkt doch die Angst, verrückt zu sein und nicht mehr funktionieren zu können im Gesellschaftsgetriebe.
Vielleicht führt die Betrachtung unter anderer Flagge in eine andere Richtung. Wenn nicht zur vollen Erkenntnis doch dazu, dass man die Angst eher zu akzeptieren lernt oder vielleicht das nächste Mal etwas weniger panisch ist. Vielleicht helfen Atemübungen, Konzentration auf das, was an sensorischen Wahrnehmungen in dem Moment da ist und man nicht gleich in die Gedanken geht - oh Gott oh Gott, ich bin nicht mehr ich, ich bin verrückt. Soll es etwa nicht gut tun, zu lesen, aha, die Identität ist etwas, was erst in der Endstufe der Informationsverarbeitung als Ich-Bewusstsein-Ich erscheint? Da ist mein Nachbar, der doch so normal ist mit seinem konsistenten Ich-Bewusstsein, und der ist eben wie jeder andere Mensch auch ein Niemand, das heißt ein Körper-Geist Organismus mit neuronalem Netzwerk, das selbstorganisierend/selbstregulierend ist. Das kann doch erleichternd wirken, wenn ich weiß, dass Ich-Gefühl wird nur simuliert/zusammengesetzt. Und dass das bei JEDEM so ist, von der Putzfrau bis zum Millionär, beim Verrückten wie beim Normalen. Bei dem einen ist es eben in sich stimmig, voll an die Umwelt angepasst, bei dem anderen brüchig, krank. Dass das in der inneren Erfahrung absolut dramatisch sein kann, keine Frage.
Eine Suzanne Segal beschreibt in ihrem Buch, wie es ist, mit einem Schlag das Ich-Bewusstsein zu verlieren und jahrelang schreckliche Ängste zu erleiden, weil kein Psychologe/Psychiater eine andere Perspektive auf dem Schirm hatte. Erst nach 12 Jahren, als sie auf spirituelle Lehrer/Therapeuten traf, verschwanden die Ängste. Ist natürlich ein Extrem.
Wie gesagt, das soll nur ne Anregung sein. Habe selbst Derealisierung/ Depersonalisation nach Meditationskurs in Verbindung mit Bewusstseinsübungen gehabt, aber das wird dann eher als Gipfelerfahrungen gedeutet, da gewollt. War im Rahmen von: Depression, Therapie wirkungslos, daraufhin mit Erkenntnis der Ich-Illusion beschäftigt. Lehrer konnte ich mir nicht leisten, hatte nur das Internet, Therapeutin (nicht spirituell) hörte nur zu. Ich hatte manchmal wirklich Zweifel, starke Angst, wer ist noch wer, Verhältnis Traum/Wirklichkeit oder diese Leere, wenn ich abends allein im Bett lag. Ja, obwohl gewollt. Dachte zeitweise, jetzt ist es soweit, muss in die Psychiatrie. Hätte ich es gemacht und wäre es pathologisiert worden, wäre das alles Andere als toll gewesen. Aber genau dadurch, dass ich mich unter einem anderen Blickwinkel mit dem Thema beschäftigt habe, sagte mir in der Endkonsequenz, ich bin nicht verrückt, sondern es ist die Wahrheit und alles ist in Ordnung. Und damit konnte ich auch besser die Ängste annehmen, die natürlich mit so einem Prozess verbunden sind, wenn plötzlich eine völlig andere Wahrnehmung vorliegt. Die innere Erfahrung, das kann sich nur vorstellen, wer sie hatte. Ich laufe den ganzen Tag mit so Parallelstrukturen rum, so einem Ich-Gefühl/-Gedanke, der immer noch mal wieder auftaucht und dann wieder verschwindet. Muss sich eben erst integrieren, anpassen, wenn es 20 Jahre anders war. Es ist manchmal hammerhart und gut, dass ich gerade keinen Vollzeitjob habe, aber es war die einzige Möglichkeit, die Depressionen zu überwinden. Im tiefsten Innern ist halt absolut klar, alles läuft auch ohne mich bzw. ohne ein Ich-Gefühl und das sogar deutlich effizienter, das ist sogar ganz wunderbar, diese Stille, dieser Frieden, wo früher nur Grübelgedanken über mich waren. Also ich will nicht wieder ich sein.
Keine Frage, es ist ein schmaler Grat. Ich habe rein gar nichts gegen Psychiatrie / Medikamente. Das ist in vielen Fällen unvermeidbar. Aber sicher wäre es hilfreich, wenn die westliche Standard-Therapie ihren Blick für den menschlichen Erfahrungsraum weiten würde.

@Art Vandelay

Ja, ich weiß genau, was du meinst, mit dieser Traum-Wirklichkeit-Verwirrung. Ich hatte das auch total krass, als bei mir eine intensivere Wahrnehmung einsetzte, also mehr sensorische Daten ins Bewusstsein gelangten. Das Gehirn war das nicht gewöhnt. Auf der einen Seite erschien alles viel lebendiger, mehr Farben, mehr Details. Auf der anderen Seite eine völlig andere „Aura“, die natürlich Gedanken hochkommen lassen: ist das jetzt „mehr“ Wirklichkeit oder offenbart sich alles als Traum, aus dem ich bald aufwache: „Wunderbar, aber mein Gott, was soll das, ich bin auf einem anderen Planeten und doch auf dem gleichen, und hilfe, ich bin gefangen in der Gegenwart, ich kann dem Leben nicht entkommen.“ Habe nie Dro. genommen, hatte nie eine außergewöhnliche Bewusstseinserfahrung und war risikoscheu und ängstlich, insofern war das Ganze extrem jenseits meines engen Erfahrungsraumes. Naja, aber ich wollte mich vorher ganz gern einschläfern lassen, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe mit mir, diese Grübelzwänge, mein verpfuschtes Leben, die Depressionen.
Um Antworten zu finden und da ich kein Geld für einen spirituellen Lehrer/Therapeuten hatte, habe ich eben massenhaft im Internet gesucht v.a. Beschreibungen im Zen, moderne Gehirnforschung, Systemtheorie/Kybernetik, Überblick Quantenphysik/Relativitätstheorie. Dass muss man alles nicht im Detail wissen oder mit mathematischen Formeln unterlegt haben. Aber mir half es im Überblick zu verstehen, was das Ganze soll, von verschiedenen Perspektiven aus beleuchtet. Früher gab es mehr oder weniger nur die Religionen, heute kommt die moderne Wissenschaft hinzu.
Aber diese Traum/Wirklichkeit Sache, das dauert auch noch eine Weile, bis das bei mir weggeht, wird vielleicht auch immer wieder mal auftauchen, aber stört nicht mehr beim Leben. Es hat etwas geklickt, als mir klar wurde, ok, das ganze Kram, das Leben, inkl. meines Körpers, was ich rund um mich sehe, höre, schmecke, ist offensichtlich da, egal ob wir es Traum oder Wirklichkeit nennen. Aber, wir wissen nicht woher es kommt, wer es initiiert hat, wir werden es auch nie erfahren, es liegt außerhalb unseres Erkenntnis/Verständnisbereiches. Insofern bleibt am Ende der Warum/Woher-Kette nur Leere/Nichts/Stille/Gott, wie auch immer man es nennen mag. Es manifestiert sich aus dem Nichts bzw. Gott und daran wird sich rein gar nichts ändern, egal wie sehr sich alles gegen diese „Wahrheit“ sträubt oder ständig der Gedanke auftaucht: ist es Wirklichkeit oder Traum. Das ist letztlich auch nur ein Gedanke unter vielen.
„Mein Denkfehler“ war nun: „ich“ bin echt und alles andere ist ein Traum, die „Anderen“ sind Traumgestalten. Aber das ist nur, wenn du es aus dir heraus, getrennt von allem, betrachtest: Nehmen wir an, alles wäre ein Traum, dann bist du aber genauso ein Traum und nicht nur die Welt außerhalb von dir ist ein Traum. Du bist aber gleichwertig zur Welt und nicht getrennt von ihr, es entsteht in dir nur der Eindruck, du seiest getrennt. Der Eindruck ist aber auch innerhalb der Welt. Ich verstehe absolut gut, wie verwirrend und beängstigend das sein kann, wie gesagt, selbst erlebt und erlebe noch. Ich hatte zwischendurch Leute total beneidet, die „friedlich“ vor sich hinleben, völlig unbehelligt von solchen Fragen und Erfahrungen. Bei denen hört eben die Frage, was das hier alles soll, was ist diese Welt, wo komme ich her, wo gehe ich hin, da auf: ich brauche ein neues Auto, eine andere Frau, eine andere Arbeit. Aber, das kannst du dir nicht aussuchen, in welcher Form dir das widerfährt.
Es klingt hart, aber am Ende bleibt nur, sich der Angst zu stellen, den Dingen, wie sie sind ins Auge zu schauen.
Deswegen hat Samadhi völlig Recht, dass ein spiritueller Lehrer sehr hilfreich sein kann, um Klarheit zu schaffen.
Ich hoffe, ich konnte ein bisschen helfen. Es kann wirklich ein Fluch sein, wenn diese Geschichten/Erfahrungen über einen kommen, aber wie gesagt, was willst du machen, du hast keinen Einfluss darauf, alles passiert einfach. Dann bleibt nur, es so akzeptieren, wie es ist und dann ist paradoxerweise Ruhe und Frieden.

Hey,
ehrlich gesagt kräuseln sich da bei mir die Zehennägel. Depersonalisation als Normalzustand zu betrachten ist definitiv nicht mein Weg! Ich habe ein ICh und möchte das auch fühlen können. Ich muss leider auch irgendwie funktionieren, da ich nunmal arbeiten und Geld verdienen muss. Ich möchte auch Freude am Leben empfinden können. Wer lieber die Auflösung als Normalzustand betrachten will, kann das gerne tun, ich glaube auch, dass die Akzeptanz eine gewisse Erleichterung verschafft, aber für mich ist ein kohärentes Identitätsgefühl das Ziel, denn ich möchte mich lebendig fühlen.
Ich habe große Fortschritte gemacht, indem ich in Therapie aber auch außerhalb über die Misshandlungen von meinen Eltern gesprochen habe und Mitgefühl erfahren habe und werde diesen Weg weitergehen. Für mich ist Depersonalisation Ausdruck eines beschädigten Selbst, bzw eines Selbst, dass sich aufgrund der mangelnden Empathie meiner Eltern nicht gesund entwickeln konnte und dem Wegfall anderer Abwehrmechanismen nun so kaputt wie es ist spürbar ist.
LG, Angstkatze

A


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Mira Weyer
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