Hey (:
Oh man, das ist wirklich keine leichte Situation... Ich kann dir aber 2 Dinge dazu sagen:
1) Ich hatte einen Onkel, der spiel- und Alk. war. Er ist im Alter von 40 Jahren gestorben. Dabei hat er vermeintlich gar nicht so viel getrunken, aber das Zeug ist Gift. Er wurde dementsprechend krank, das Herz war schwach, die Lunge war schwach. Er war dann auch in einer Klinik. Und dann ist er leider gestorben... Hat sich kurz vorher noch eine Existenz aufgebaut, ein Café. Und dann war's so gesehen zu spät.
Alk. macht dich verdammt nochmal kaputt. Ich weiß, dass du das weißt. So ähnlich wie dein Kollege vom Dorf. Ich kann verstehen, dass dir das hilft, dich locker zu machen. Deine Sorgen zu vergessen. Aber wenn du weiter trinkst, rüttelst du gewaltig an den Säulen, auf denen dein Leben steht.
2) Diese doofe Spielsucht... Suchterkrankungen sind für mich persönlich so mit die schlimmsten. Man ist dem Kram ausgeliefert und kann größtenteils einfach nicht anders. Das verstehen viele, die noch nie eine Suchterkrankung hatten, auch nicht. Also Kommentare, die latentes Unverständnis durchblitzen lassen... Sieh es ihnen nach. Die können's nicht verstehen.
Ich war auch süchtig. Zwar nach was anderem, aber eben süchtig. Ich war magersüchtig und hatte vor ca 4 Jahren eine Phase, wo ich angefangen habe, nachts Süßgkeiten zu essen. Nach der 2. Nacht hat sich mein Körper so daran gewöhnt. Ich bin von selbst um 4 aufgewacht und MUSSTE Süßigkeiten essen, habe richtig gezittert und konnte nicht einschlafen. Das war eine der schlimmsten Zeiten meiner Krankheit, glaube ich. Ich hab dann angefangen, mich abzulenken. Habe ganz viel getrunken, Schlaftees getrunken, Musik gehört, Filme gehört, Hörspiele gehört, DVDs geguckt, so Quizgeschichten aufm Handy gespielt. Ich kann das gut nachvollziehen, es hat Monate gedauert, bis das endlich weg war... Und ich hatte gut 2 Jahre noch mit Essdruck zu kämpfen.
Was ich damit sagen will:
Ich glaube, das Wichtigste ist, dass du dir adäquate Ersatzhandlungen suchst, bis du in eine Klinik kannst. Ich finde es ein wenig doof, dass deine Ärztin da nicht zügig handelt... Naja, steckt man nicht drin.
Auch mit Ersatzhandlungen wirst du Rückschläge haben. Bei mir hat es wie gesagt mit Rückfällen 2 Jahre gedauert. Hab viel geheult und oft gedacht, ich schaff's nicht. Aber man schafft das. Wenn man sich immer wieder aufrafft, dann schafft man das. Du auch. Du darfst nie aufhören, an dich und das, was vor dir liegt, zu glauben. Es wird alles gut werden.
Mögliche Ersatzhandlungen können sein:
- zocken (eigentlich egal was, Hauptsache ohne Geldeinsatz. Wenn das deinen Zockdruck nimmt, ist doch klasse. Such dir vielleicht ein Spiel, wo du ein ähnliches Glücksgefühl wie beim mit Geld spielen verspürst.)
- lesen
- Musik
- Hörspiele hören (hat mir immer sehr geholfen, da fühlt man sich auch nicht so allein, weil da jemand einen vollbrabbelt )
- ich weiß nicht, inwieweit du das kannst, weiß ja aktuell nur von dem Spiel- und Alk.. Aber mir hat rausgehen insofern geholfen, als dass ich den Kopf freibekommen habe... Und wenn man keine Kraft für seine Wohnung hat, läuft man halt im Grünen rum. Wenn das Wetter gut ist, legst du dich mit deinen Büchern oder was auch immer in den Park, auf eine Bank. Wenn dir viele Leute Angst machen und du in einer großen Stadt lebst, gibt es immer Orte, die sehr verlassen sind.
- was aus meiner Sicht am schlauesten wäre: lenk deine komplette Konzentration auf etwas anderes. Maximale Ablenkung ist der Weg. Als ich gelesen habe, dass du trainierst - das ist ideal. Versuch vielleicht, dich komplett auf's Training zu konzentrieren. Mach dir vorerst vielleicht sogar einen Plan, wann du wie trainieren gehst, setz dir Ziele, vielleicht liest du dir noch ein wenig neues Wissen an, in dem Bereich lernt man ja nie aus.
Es wird nicht immer einwandfrei laufen. Aber wenn du dranbleibst, wirst du das schaffen.
Noch 2 sehr wichtige Dinge:
Das mit deinen Eltern. Hast du ihnen erzählt, was los ist? Falls ja: falls deine Eltern im Moment nicht gewillt sind, dich zu unterstützen, dann sind sie aktuell der falsche Umgang. Ich weiß, dass das hart ist. Aber sowas macht man einfach nicht. Konzentrier dich auf Leute/Dinge/Momente, die dir gut tun und dir Hoffnung und Kraft geben.
Was deine Arbeit angeht - wie egal ist es denn bitte, was diese Hansels auf der Arbeit denken? Gesundheit geht immer vor! Ich kenn die Leute da nicht, aber ich würde sogar fast sagen, dass ein paar Verständnis hätten. Wenn du aber nur Abstand und da weg willst, ist das auch okay. Du musst einfach sehen, dass du in einer ganz speziellen Situation bist und du erstmal einen Fuß in die Tür zu deinem Leben bekommen musst, da ist das gerade ganz doll irrelevant. Mach dir keinen Kopf. Es wird immer Menschen geben, die doof reden. Und es wird aber auch (wenige) geben, die dich unterstützen. Und das sind die, um die es in deinem Leben gehen wird.
Ich hab jetzt auch noch nicht ganz verstanden, warum du mit einem Zelt nach Kiel willst...?
In Kiel gibt es meines Erachtens 3 Möglichkeiten für dich.
Das ZIP. Eine Klinik, die auch eine Spezialisierung im Bereich Sucht hat.
http://www.zip-kiel.de/psychiatrie/Schw ... Sucht.htmldie AMEOS Klinik. Auch mit Spezialisierung in dem Bereich.
http://www.ameos.eu/klinikum-kiel0.htmlDie Stadtmission in Kiel bietet eine generelle Anlaufstelle, vor allem für Suchterkrankte.
http://www.stadtmission-kiel.de/suchthi ... hoern.htmlAußerdem bieten sie eine Tagesklinik
http://www.stadtmission-kiel.de/suchthi ... -task.htmlEs gibt sicherlich idealere Kliniken mit besserem Ruf in dem Bereich, ich bin aber auch der Ansicht, dass das von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Klar, Erfahrung und Kompetenz macht da viel aus, entscheidener ist manchmal aber tatsächlich die menschliche Komponente. Wie das letztendlich bei dir sein wird, wird sich zeigen. Sag deiner Ärztin mal, dass sei etwas dringender, die soll sich mal ein wenig beeilen!
Ich hoffe, dass du bald einen Platz bekommst.
Ganz liebe Grüße,
Memories