Ich glaube Dir, dass sich das ganz schlimm anfühlt !
Aber es ist nunmal der natürliche Gang der Dinge. Wir als Menschen haben auch eine biologische Komponente, und die sorgt dafür, dass wir irgendwann autonom werden und uns von unseren Eltern ablösen, und das ist gut und richtig so.
Ich finde es wichtig, an dieser Stelle nachsichtig mit sich selber zu sein und die Gefühle der Traurigkeit zuzulassen und zu versorgen (also Du für Dich selber, ohne Deine Kinder zu involvieren), dass Du Dir also Zeit nimmst, wenn Du z.B. mal alleine bist, in Erinnerungen zu schwelgen, vielleicht Fotoalben anzusehen oder anzufertigen, aber in Abwesenheit Deiner Kinder, damit sich bei ihnen kein schlechtes Gewissen bildet und sie immer das Gefühl haben, sie dürfen erwachsen werden. Zu akzeptieren, dass die Kinder sich verändern und irgendwann ablösen ist ein schmerzhafter Prozess, aber Akzeptanz ist hier ganz wichtig. Und dazu gehört auch, seine Trauer über etwas zuzulassen, dass bald so nicht mehr sein wird. Das tut weh, Veränderung tut weh, und das darf auch so sein (an dieser Stelle entschuldige ich mich für diesen überstrapazierten Therapeuten-Satz). Die Gefühle jetzt zu unterdrücken würde den Akzeptanz-Prozess behindern und nur dazu führen, dass Du diese Gefühle nicht loslassen kannst. Die Traurigkeit braucht Raum, um sich abschwächen zu können.
Dabei kann die Pubertät-Phase der Kinder den Eltern durchaus helfen, ihrer Kinder loszulassen. Betrachte sie also als einen hilfreichen Freund. Je furchtbarer, umso einfacher die Ablösung danach. Es ist fast wie eine Art Hilfe-Mechanismus der Natur, es den Eltern emotional zu erleichtern, sich zu lösen und sich fast darauf zu freuen, das Theater und die Streitereien nicht mehr jeden Tag haben zu müssen.
Ich selber habe keine Kinder, aber beruflich früher mit ihnen gearbeitet und kenne daher die Qualen vieler Eltern aus erster (bzw. zweiter) Hand, die sie in dieser Ablöse-Phase durchleiden und habe viel mit ihnen darüber gesprochen.
Und falls das alles nichts hilft, hier eine kleine Beobachtung (bitte etwas humoristisch verstehen):
Ich weiß nicht, ob das ein tröstlicher Gedanke für Dich ist (ist auch nur ein Rand-Gedanke):
Es gab in den letzten Jahren durchaus eine gesamtgesellschaftliche Veränderung, die dazu geführt hat, dass scheinbar vielen Jugendlichen der Impuls verloren gegangen ist, das Nest zu verlassen. Ich kenne soooo viele junge Erwachsene, die mit Mitte oder Ende 20 noch immer zu Hause wohnen.
Es ist fast so, als hätten Eltern heute eher das Problem, ihre Kinder aus dem Haus zu bekommen...
Ich habe in vielen Gruppentherapien mit jungen Erwachsenen gesessen, die 24, 26 oder sogar 30 Jahre alt waren und in der Gruppe über ihre Probleme mit ihren Eltern gesprochen haben, als seien sie noch 15 oder 16 Jahre alt....
Man weiß halt nie, was noch so auf einen zukommt .
LG Silver
31.08.2021 00:07 •
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