Ich verstehe deine Abneigung gegen die Therapie nicht.
Du sagst doch, dass du 3 Probestunden bei einem Therapeuten hattest -korrigiere mich, wenn ich es falsch in Erinnerung habe- und danach hast du dann den Gedanken an eine Therapie völlig geschmissen und möchtest es von nun an nie mehr auch nur versuchen?
Ich denke, wie omegaman auch, dass eine Therapie nie schaden kann.
Und ich denke auch, dass du das zu voreilig für dich abgeschrieben hast.
Aber nun gut, wenn du nach Tipps von Betroffenen fragst, die kannst du hier haufenweise bekommen.
Sich zu öffnen und zu seinen Problemen zu stehen, das hat mir am Meisten geholfen.
Sich zu öffnen und zu seinen Problemen zu stehen, das ist ein großer Schritt, den man am Anfang gehen sollte.
Denn es nimmt massiven Druck von der Seele.
Und unter einem enormen Druck scheinst du sehr zu leiden.
Auch mit deiner Partnerin solltest du über deine Ängste und Probleme sprechen können. Dazu ist keine Beziehung da.
Keinem Menschen geht es immer nur gut.
Jeder muss auch mal schwere Zeiten durch machen.
Und die sollte man auch mit dem Partner gemeinsam durchmachen können, denn nur dann ist eine Beziehung auch eine gute Beziehung.
Wenn man sich in guten wie in schlechten Tagen auf den anderen verlassen kann.
Du schreibst auch, dass du große Angst hast, zu versagen, dass du nicht den typischen Mittelklasse-Traum von Haus und Familie und Hund erreichen wirst.
Aber willst du das denn überhaupt?
Würde dich das glücklich machen, ein Haus zwei Kinder und ein Hund?
Du bist doch nicht auf der Welt, um das zu leben, was dir die Gesellschaft als Ideal sugerriert. Du bist auf der Welt, um zu leben.
Und leben heißt, dass du das machst, was dir Spaß machst, dass du deine Träume verfolgst, dass du tust, was dir gut tut.
Nicht das, was Andere von dir erwarten.
Man muss immer nur so viele Erwartungen erfüllen, wie man selber an sich hat. Was Andere, Außenstehende dann über dich denken, ist doch egal. Wichtig ist nicht, dass später dein Nachbar mal sagen kann: Wow, der hat ein tolles Haus!
Sondern, dass du am Morgen aufstehen kannst, und sagen kannst: Mein Leben gefällt mir!
Ein Weg dorthin könnte sein, dass du dir erst einmal bewusst wirst, was du dir eigentlich vom Leben erwartest.
Dass du dir überlegst, was für dich der Sinn des Lebens sein soll.
Arbeiten und Erwartungen genügen, das ist nicht der Sinn des Lebens, denke ich. Der Sinn des Lebens ist für jeden anders, aber er hat immer eines gemein: Er macht glücklich. Er macht das Leben lebenswert.
Du lebst ja nicht, um zu arbeiten, du arbeitest, um zu leben.
Für mich ist z.B. der Sinn des Lebens das Leben
Ich bin trotzdem ein ehrgeiziger Mensch und bin gut in dem, was ich tue.
Aber ich nehm mir die Zeit, auch neben der Arbeit jeden Tag was Schönes zu tun, etwas, was mir gefällt.
Ich nehme mir viel Zeit für mich und für meine Hobbies.
Ich mache Dinge, nicht, weil ich sie tun muss, sondern einfach, weil sie mir gut tun.
Das ist etwas, was man in unsrer hgeutigen Gesellschaft erst einmal wieder lernen muss.
Willst du diesen Weg alleine gehen, dann wirst du viel über dich selbst nachdenken müssen.
Wirst lernen müssen, deine Ziele und deine Wünsche zu relativieren und zu definieren.
Musst mit dir selber ins Reine kommen.
Mir hat dabei folgende Übung geholfen: Jeden Tag wirklich bewusst Zeit nehmen für entspannung, und dabei zu mir selbst zu sagen: Alles ist gut, so, wie es ist.
Am Anfang hat sich in mir Alles geweigert, das auch wirklich anzunehmen, aber heute, nach einigen Monaten Training, bin ich tatsächlich mit jedem Tag einfach nur zufrieden.
Ich stelle keine so hohen Erwartungen mehr an mich selbst.
Ich plane nichts.
Ich hab das Abi -jetzt kommt die Uni.
Das Danach, darüber mach ich mir keine Gedanken.
Es ist doch im Grunde egal, was Andere über dich denken, über dich sagen.
Ihre ziele sind nicht deine Ziele, du hast eigene Ziele.
Und nur das zählt.
Mein Ziel ist im Moment einfach, die Uni fertig zu machen.
Was danach kommt -mal schauen
Bringt doch nichts, sich über ungelegte eier Gedanken zu machen.
Ich genieße einfach jeden Tag, nehme die Dinge an, wie sie kommen, und bin gespannt, was das Leben noch so für mich zu bieten hat.
Und das hab ich nur dadurch gelernt, dass ich gebetsmühlenartig mir selbst vorgesagt habe, dass Alles einfach gut ist, so, wie es ist, und, indem ich mich sehr intensiv mit mir selbst auseinander gesetzt habe.
Und das wirst du auch tun müssen, um deine Versagensängste in den Griff zu bekommen.
Du musst lernen, dass keiner etwas von dir erwartet, nur du selbst.
Und dass du nur so viel erwarten kannst, wie du auch realisieren kannst.
Und, dass du deine eigenen Ziele leben musst, nicht die der Gesellschaft oder die Anderer.
Zum Thema Zukunftsangst kann ich nur eines sagen:
Es macht keinen sinn, sich über die Zukunft Sorgen zu machen.
Sie kommt, wie sie kommt, sie ist überhaupt nicht planbar.
Das Leben ist unsicher und hält an jeder ecke eine Überraschung bereit.
Du kannst nicht vorher sehen, was dir passieren wird.
Also kannst du auch nichts planen, und gleichzeitig nutzt es auch nichts, davor Angst zu haben.
Das einzige, was man tun kann im Leben, ist wirklich, jeden Tag zu leben, als sei es der letzte, einfach das Hier und Jetzt schätzen.
Mir hat es damals übrigens auch geholfen, eine Liste zu erstellen mit Dingen, für die ich dankbar sein kann -vielleicht hilft es dir auch?
Das sind die Dinge, die ich selber machen konnte, um aus meiner Krise wieder heraus zu kommen.
Vielleicht hilft es dir ja.
Jemand sagte hier mal: Man muss dem Leben die Zähne zeigen -indem man einfach so breit wie möglich grinst und ihm ins Gesicht lacht.
Aber jeder muss seinen eigenen Weg finden.
Ich hab mir damals auch viele Berichte Betroffener angehört, und habe Vieles ausprobiert, was Anderen geholfen hat.
Manches half, Anderes nicht.
Manches entdeckte ich für mich neu.
Das muss jeder selber heraus finden.
Ein Patentrezept, das immer funktioniert, gibt es nicht.
Du kannst nur so viel wie möglich ausprobieren, und dann das machen, was dir gut tut, was dir hilft.
Alles Gute,
Pilongo
27.07.2009 21:36 •
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