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Moin und bereits jetzt Entschuldigung, wenn ich hier nicht richtig bin.

Ich bin selbständig mit einer Bildungseinrichtung, eine GbR, und eben aus wirtschaftlichen Gründen seit ca. 2 Monaten von extremer Existenzangst betroffen.
Das macht sich u.a. in meiner täglichen Arbeit beispielsweise bemerkbar, dass ich Angst vor dem Telefon habe. Wenn das Ding klingelt, bekomme ich Hitzewallungen und muss erst einmal mehrfach tief Luft holen, bevor ich abnehmen kann. Ich selber schaffe es kaum jemanden anzurufen.

Privat macht sich das Problem natürlich auch bemerkbar. Ich habe fast keine sozialen Kontakte, ich versuche seit Monaten meine Frau durch Lügen die finanzielle Situation zu verharmlosen und dazu kommen natürlich die gesundheitlichen Beschwerden wie täglicher Kopfschmerz, Schlafstörung usw.

Problematisch wird die Geschichte zusätzlich, weil wir mit der Gesellschaft sehr gute Chancen auf ausreichenden Umsatz haben, was mich dazu bewegt, nicht das Handtuch zu werfen. Die Existenzangst macht sich diesbezüglich weiter breit, da es mir aufgrund meines (katastrophalen) Lebenslaufs an alternativen mangelt. Ich studiere alle möglichen Stellenangebote und finde nicht annähernd einen Bereich, auf den ich eine Chance hätte.

Das bedeutet, wenn wir nicht schnellstens erfolgreich werden, bin ich durch mit der Geschichte. Meine Angstzustände hindern mich aber am konstruktiven Arbeiten.

Ab wann ist eigentlich der Zustand erreicht, an dem man wirklich nicht mehr kann? Ich meine, es geht doch immer irgendwie, ich bin täglich hier im Büro und (versuche) zu arbeiten. Sagt man das einfach so ich kann nicht mehr?

Ihr seht schon, ich weis nicht einmal, warum ich hier rein schreibe, ich habe nicht einmal einen Ansatz einer Idee, wie ich da wieder raus komme. Ausreden für Änderungen habe ich reichlich, gibt es den Weg, der mich wieder in die Spur bringt? Ich habe bislang keine Hilfe in Anspruch genommen, dieses hier ist mein erster Versuch, mich darüber mit jemand anderem auszutauschen.

Vielen Dank an die, die Antworten und sich auch die Zeit für mich genommen haben.

Gruß
Radar

01.08.2013 12:30 • 03.08.2013 #1


16 Antworten ↓


Hast du Angst vor der persönlichen Haftung die du durch eine GbR hast? Hast du schon einmal überlegt eine GmbH oder eine englische Ltd. zu eröffnen. Damit wäre zumindest die Haftung im Falle einer Insolvenz erheblich gemildert.

A


Selbständig, Existenzangst und Angst bei der Arbeit

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Natürlich sind die Verbindlichkeiten mit ein Grund für den Zustand. Diese sind aber (noch) nicht wirklich problematisch, Mahnbescheide vom Gericht sind noch keine da.
Eine Umfirmierung in eine UG / GmbH ist auch geplant.

Die Angst macht sich breit, wenn wir es jetzt nicht schaffen, muss ich den Laden mit Schulden dicht machen und ich habe keine Alternative. Ich bin mit meinem Lebenslauf nicht wirklich eine gesuchte Fachkraft, obwohl ich mehrer Ausbildungen und Studium nachweisen kann.

Ich habe Frau und Kind (16) und möchte natürlich auch das, was wir uns erarbeitet haben, nciht verlieren.

Ich kenne ja deine persönliche Situation bzgl. der Beziehung zu deiner Frau nicht. Aber ich denke, dass du ihr auf jedenfall die Situation schildern musst. Sie wird es früher oder später sowieso erfahren, warum also nicht die Gelegenheit nutzen, es ihr sagen, und mglw. gemeinsam an diesem Problem arbeiten. Sie kann dir sicherlich auch deinen Rücken stärken und damit viel Last nehmen. Ich weiß natürlich auch, dass sich das so leicht sagt, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung - wirklich.

Bzgl. deines Lebenslaufes: wie muss ich mir diesen Vorstellen, dass du trotz Ausbildung und Studium der Meinung bist, keine beruflichen Alternativen zu haben?

ich habe Koch und Industriekaufmann gelernt, habe Wirtschaftsinformatik studiert, habe aber keine nennenswerten Berufserfahrungen oder diese sind schon viele Jahre alt. Somit ist man im Status eines ungelernten. Vielleicht gibt es ja jemanden, der genau so jemanden sucht, versuche aber mal, das in eine Bewerbung zu schreiben. Es zählt nun mal als ersten Anlaufpunkt die Bewerbungsmappe und die sieht (in Hinblick auf eine von vielleicht 500) nicht gut aus.

Zitat von Radar:
ich habe Koch und Industriekaufmann gelernt, habe Wirtschaftsinformatik studiert, habe aber keine nennenswerten Berufserfahrungen oder diese sind schon viele Jahre alt. Somit ist man im Status eines ungelernten.


Ich verstehe.

Wie gesagt, der erste Schritt wäre der, dass du mit deiner Frau über deine (eure) Probleme sprichst. Zusammen findet man besser Lösungen und die Last ist nicht ganz so groß. Ich bin gespannt

Wie Du richtig geschrieben hast, das sagt sich so einfach. Ich versuche bislang, alle Konfrontationen dieser Art zu vermeiden, weil ich keine Antworten auf dieses Problem habe. Wenn ich mit meinem Frauchen darüber spreche muss ich befürchten, nach den zu erwartenden Vorwürfen und unzähligen Fragen nach dem Motto warum hast du denn nicht dieses oder jenes gemacht oder gelassen keine konstruktive Lösungsgespräche führen zu können. Meine Frau (das ist sie seit 17 Jahren und das nicht unbegründet) ist sehr dominant, aber auf eine gut gemeinte Weise. Sie versucht alles richtig und optimal zu machen und wenn wir uns mal in die Köppe kriegen, hat sich meistens Recht, das muss ich zugeben. Ich will nicht immer sagen, dass ich andauernd Angst habe, aber vor einem solchen Gespräch bekomme ich fast Panik. Auch weil ich ja nun weis, dass es nicht richtig ist, sie über die Situation anzulügen.

Ich rate dir dringend mit deiner Frau zu sprechen. Ich habe mich nach 18 Jahren Ehe aus genau diesem Grund von meinem Mann getrennt. Ich habe nämlich genau gespürt, das etwas nicht in Ordnung war. Und das schon seit 8 Jahren. Mein Mann konnte einfach nicht zugeben, das er seine Selbstständigkeit aus Angst? Nicht richtig ausüben konnte. Er hat kein Geld verdient ( Finanzdienstleistungen) aber immer mehr Verplichtungen eingegangen ! Furchtbar! Bin dabei echt vor die Hunde gegangen. Wenn dir was an deiner Familie liegt.......rede. Mein Mann hat auch immer Angst vor mir gehabt, sagt er und das hat mich noch mehr verlezt. Das er so wenig Vertrauen gehabt hat. Zusammen hätten wir es vielleicht schaffen können. Wir haben 2 Jungs 16+13!

Hallo Radar,

sagen wir mal so: Deine Situation könnte viel schlimmer sein.

- Du hast, wie du selber sagst, gute Aussichten auf ausreichenden Umsatz, also darauf, dass du keineswegs eine Bauchlandung machst.
Wovon hängt es denn deiner Meinung nach ab, ob der Umsatz tatsächlich so eintrifft, bzw. was ist dein aktuelles Problem dabei?

- Du hast mehrere Berufe erlernt. FALLS es wirklich darauf ankommen sollte, dass du einen Angestelltenjob brauchst, dann kannst du auf 3 Schienen fahren. Wer hat diesen Luxus schon?
Köche sind meines Wissens sehr gesucht.
Eine Tätigkeit in einem Büro - oder ein selbstständiger Büroservice inkl. EDV-Betreuung - kannst du doch sicher auch anbieten? Es kochen alle nur mit Wasser. Die wenigsten können ALLES, was man in einem bestimmten Job idealerweise können sollte.

Die Angst vor dem Versagen ist wahrscheinlich ziemlich unabhängig von deiner realen Situation - oder was meinst du?

Mein Rat wäre: Nimm die Angst einfach als gegeben hin, miss ihr aber nicht zu viel Bedeutung bei und mach einfach deine Arbeit, so gut wie du kannst. Fertig. Dann wird der Erfolg vermutlich einfach eintreffen.

Bist du denn da ganz alleine? Was macht deine Frau? Könnte sie dir nicht helfen? Und dein Sohn ist vermutlich in der Schule? Wäre eine Anstellung deiner Familienmitglieder als helfende Minijobber vielleicht möglich und hilfreich?

@ hoffelkopter,
vielen Dank für Deinen ehrlichen Beitrag. Natürlich gebe ich Dir Recht und das ist für mich eine extreme Erfahrung, die möglichen Folgen meines Tuns mal so direkt um die Ohren gehauen zu bekommen. Meine Angst vor diesem Gespräch ist nicht gerade weniger geworden, eben weil ich zu lange gewartet habe. Aber ich will es versuchen.

@ GastB
ich habe mit meinem Partner einen Kurs entwickelt, welchen wir momentan bewerben, deutschlandweit. Letztendlich ist es davon abhängig, dass wir genügend Anmeldungen bekommen und wir den ersten Kurs schnell starten können. Schon ist das Wirtschaftliche Problem gelöst. Und genau da ist die Zwickmühle, für professionelle Marketinghilfe ist kein Kapital verfügbar und wir sind nicht die Experten in Werbestrategien. Wir können uns also nicht mehr aktiv an den Erfolg oder Misserfolg beteiligen, wir können nur noch hoffen und nur kleinere Änderungen z.B. auf der Internetseite durchführen.

Problematisch dabei ist, dass ich meine Arbeit nicht erledigt bekomme. Einfache Telefongespräche kann ich nicht erledigen, ich bekomme Hitzewallungen, beginne zu schwitzen (was bei dem Wetter noch problematischer ist) und bekomme kaum Luft. Auch unangenehme Gespräche mit z.B. unserem Vermieter der Büroräume (er bekommt noch 3 Mieten die wir ihm schulden) bekomme ich nicht hin. Auch wenn mir klar ist, dass ein Schweigen die Situation noch schlimmer macht, wenn ich daran denke zu ihm zu gehen (Telefonieren geht gar nicht), reißt es mir fast die Beine weg und ich habe ähnliche Probleme wie vor dem Telefonieren.

Ich gebe Dir Recht darin, dass ich mit meinen Ausbildungen und Erfahrungen eigentlich was machen könnte. Vor einigen Jahren gab es keinen Job, den ich nicht hätte erledigen können. Ich war immer der Meinung, ich kann alles oder zumindest kann ich alles lernen (habe mich sogar mal als Stadtrat beworben, kam unter die letzten Drei und wusst nicht einmal genau, was so ein Stadtrat den ganzen Tag machen muss). Heute lese ich ein Stellenangebot und finde ad hoc 3 Argumente, warum ich den Job nicht kann. Erschreckend dabei ist, dass ich in den letzten Jahren u.a. als Bewerbungs-Coach arbeitete und ich die unmöglichsten Fälle in Arbeit bekommen habe.

Vielen vielen Dank für Eure Antworten. Nebenbei sind meine Rechtschreibkenntnisse weitaus besser als meine 10-Finger-Technik.

Hi,

ich kenne das mit den Anrufen. Früher bin ich am Telefon fast gestorben. Auch heute schiebe ich es oft vor mir her. Letztlich kriege ich es aber meistens sehr gut hin. Allerdings nicht gerade, wenn ich mich bewerben, also anpreisen müsste. Das ist für mich nach wie vor der Horror pur.

Dass man nicht gerne mit jemandem spricht, dem man Geld schuldet, halte ich eigentlich für normal. Dass du es dennoch tust, finde ich sehr anerkennenswert. Manchen anderen geht das am A.... vorbei, und das ist m.E. kein Zeichen für einen guten Charakter. Du bist ein anständiger Mensch, daher fühlt es sich für dich nicht gut an, wenn du jemanden hinhalten musst.

Kann aber deine Frau z.B. solche Gespräche nicht für dich führen? Oder kann sie das noch weniger als du?

Wenn ich dich richtig verstanden habe, bietet ihr im Internet einen Nicht-E-Kurs an, ja?
Kennst du dich da mit den verschiedenen Werbungsmöglichkeiten aus? Ich leider nicht, ich weiß aber, dass es da Dutzende von Möglichkeiten gibt, inkl. der Optimierung eurer Website für die Suchmaschinen. Ihr habt doch eine Website?

Klar, haben wir eine Webseite, auch professionell erstellt. Die Optimierung ist gerade durch. Wir sind nun seit einem halben Jahr dabei, diesen Weiterbildungskurs zu konzeptionieren. Eigentlich wollten wir bereits im Juni den ersten Kurs starten, dann ist uns der Kooperationspartner abgesprungen. Wir haben nun den Marktführer in Deutschland als Kooperationspartner gewinnen können. Natürlich, das hört sich alles sehr gut an. Tatsache ist aber, dass ich mit meinem Partner im Büro sitze und es geht einfach nicht los. Es ist mir auch klar, dass es für die Verzögerung immer gute und plausible Gründe gibt, nur solange wir kein Anmeldungen haben, wird ein weiterer Monat folgen, an welchem wir Verluste einfahren.
Wann ist also der Zeitpunkt gekommen, an welchem man die Reißleine zieht und den Laden dicht macht? Diese Selbständigkeit ist eine sehr reale und angenehme Chance, ausreichend Geld für die Firma und für die Familie zu verdienen. Es würde alles passen, ein Job der Spaß macht, die Zeiten lassen sich mit der Familie vereinbaren, alles, wie ich es vorgesehen habe.
Wir sind also ein klitze kleines Stück vor dem Ziel, soll ich das alles hinschmeißen, wegen meinen Angstzuständen?

Die unangenehmen Gespräche am Telefon wäre nicht das Problem, ich bekomme Hitzewallungen, Schweißausbrüche und Atemnot, teilweise mit Panik (aber das glaube ich, ist die Verbindung mit dem Wetter und der Atemnot). Diese Symptome habe ich aber auch, wenn ich meine Oma anrufen muss oder wenn ich eine Pizza bestellen soll. Wenn sich der Gesprächspartner am Telefon gemeldet hat und das Gespräch begonnen hat, geht es einigermaßen wieder und nicht selten kann ich den Grund des Telefonats erledigen.


Auch das anstehende Gespräch mit meiner Frau (ja, ich will es wirklich versuchen) löst die gleichen Reaktionen aus. Ich hatte in der vergangenen Zeit immer wieder Meinungsverschiedenheiten mit meinem Frauchen (nix Besonderes, das Übliche eben) wo ich fast immer nachgegeben habe, damit ich nicht diskutieren oder gar streiten muss. Ich nehme dann lieber eine unangenehme Situation oder eine mir nicht behaglichen Entscheidung entgegen, damit ich mich um Himmels Willen nicht damit auseinandersetzen muss.

So, ich hoffe, das macht meine Situation etwas deutlicher, ich kann nur immer wieder Danke für Eure Antworten geben, das Hilft wirklich weiter.

Schönes Wochenende für Euch allen

Gruß Radar

Hallo Radar,

es gibt Konfrontationskurse u.ä. Auch Partnertherapien und -kurse, wo man sich auseinanderzusetzen lernt. Wäre das nicht etwas für dich und deine Frau? Das würde sich auch fruchtbar auf deinen Beruf auswirken.

Z.B. sowas: http://www.c-c-c.de/Intensivkurs-Kommunikation
http://www.ime-seminare.de/kommunikatio ... 3godqz0AXg
Oder Einzel-Coaches.
Sogar in vielen Volkshochschulen, also billig.
Oder du übst es mit einem Freund?

Braucht ihr denn für eure Kurse ein Büro? Sollen die Kurse im Büro stattfinden?
Warum kannst du das nicht von zu Hause aus machen?

Nein nein, mit dem Kurs als solches habe ich nichts zu tun, sobald der läuft, bin ich raus aus der Nummer. Das Büro ist natürlich notwendig, das ist der Firmensitz, 2 Beratungskurse im Auftrag der Agentur für Arbeit / JobCenter laufen da.

Aber warum sollte ich von zu Hause arbeiten?

Zitat von Radar:
Nein nein, mit dem Kurs als solches habe ich nichts zu tun, sobald der läuft, bin ich raus aus der Nummer. Das Büro ist natürlich notwendig, das ist der Firmensitz, 2 Beratungskurse im Auftrag der Agentur für Arbeit / JobCenter laufen da.

Aber warum sollte ich von zu Hause arbeiten?

Um die Miete zu sparen?

Wenn da natürlich auch Kurse laufen, dann brauchst du dafür Räume. Das musst du abwägen, was für dich teurer ist - keine Kurse und keine Miete, oder Kurse und Miete.

Diese Möglichkeiten haben wir alle schon besprochen, die Unternehmensführung mit Kosten-Nutzen Analysen usw kenne ich sehr gut. Das sollte auch nicht der Ansatz als Lösung sein.

Meinst Du denn, dass ein VHS Kurs meine Angst vor den Auseinandersetzungen mildern kann. Es ist ja nicht so, dass ich viele Bereiche der Kommunikation v.w. Sender / Empfänger, Kommunikationsebene usw gar nicht kennen würde. Ich habe einfach Angst davor, mit Menschen zu diskutieren, zu streiten oder ähnliches.

Zitat von Radar:
Meinst Du denn, dass ein VHS Kurs meine Angst vor den Auseinandersetzungen mildern kann. Es ist ja nicht so, dass ich viele Bereiche der Kommunikation v.w. Sender / Empfänger, Kommunikationsebene usw gar nicht kennen würde. Ich habe einfach Angst davor, mit Menschen zu diskutieren, zu streiten oder ähnliches.

Wenn du vorher abklärst, ob der Kurs praktische Auseinandersetzungen beinhaltet und nicht nur Theorie oder überwiegend Theorie, dann denke ich, dass er auf jeden Fall helfen könnte. Oder mehrere bei verschiedenen Kursleitern oder Gruppen.

Wahrscheinlich gibt es dafür auch Selbsthilfegruppen, bzw. du könntest eine dafür gründen.

Später könntest du solche Kurse dann selber anbieten. Das Problem haben ja sehr VIELE Leute!

A


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Mira Weyer
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