In den vergangenen Jahren habe ich immer mal hier im Forum geschrieben, mir geht es eigentlich mittlerweile schon so lange sehr schlecht, dass ich gar nicht mehr weiß wann es genau anfing. Aber an manchen Tagen fühlt sich die Angst und Panik so toxisch an, dass ich mittlerweile Angst vor der Angst habe.
Ich bin jetzt 43 Jahre alt. Meine Mama und mein Papa sind in den letzten 1,5 Jahren beide verstorben. Speziell meine Mama war mir immer ein großer Halt in meinem Leben, ohne sie ging es irgendwann auch nicht mehr. Sie war meine emotionale Lebensversicherung. Mir ging es sehr oft sehr schlecht aber ich konnte ihr mein Leid klagen und am Ende haben wir miteinander gesprochen und ich hatte das Gefühl, egal was passiert, im schlimmsten Falle fängt sie mich auf und wenn es nur mit einem Mach Dir keine Sorgen, wir kriegen das hin oder einem Das klappt schon war.
Jetzt habe ich nur noch meine Schwester. Emotional ist zwischen meiner Schwester und mir eine größere Distanz. Wir kommen klar miteinander, aber sie kann mir nicht wirklich helfen, sie ist ja auch irgendwie in derselben Situation.
Aktuell wollen/müssen wir das Haus unserer Eltern verkaufen und das gestaltet sich als Albtraum. Wir kriegen das Haus nicht leer, obwohl wir schon ewig daran arbeiten, für alles eine Entrümpelungsfirma kommen zu lassen können wir uns nicht leisten. Der Verkauf soll schnell gehen, aber wir kommen nicht voran. Und ohne leeres Haus keine Besichtigungen. Das Haus ist 200 Jahre alt. Alles nicht auf dem neuesten Stand. Ob ein Verkauf überhaupt möglich ist
steht in den Sternen.
Ich wohne in einer Einliegerwohnung in diesem Haus. Es fühlt sich so an, als würde ich gerade den Ast absägen, auf dem ich sitze. aber Ausziehen geht nicht ohne das Geld vom Haus. Wenn überhaupt.
Eine neue Wohnung finde ich nicht, ohne Job will mich kein Vermieter, das Jobcenter zahlt nicht mehr, weil ich ja jetzt offiziell geerbt habe, ab 01.10. habe ich keine Krankenversicherung mehr deswegen. Soll ich jetzt selbst zahlen.
Ich weiß auch nicht wie ich alleine den Umzug stemmen soll, ich bin fix und fertig wenn ich nur eine einzige Umzugskiste packe. Alleine alle Möbel abbauen. Auf engstem Raum. Ein Wahnsinn.
Und hier im Haus fühlt es sich an wie in einem Geisterhaus. Ich glaube natürlich nicht an Gespenster. Aber mein Vater war 30 Jahre lang psychisch krank. Jede Ecke steckt voller Emotionen, voller Erinnerungen, diese unerträgliche Stille, diese Dunkelheit, die vielen Ecken, Geräusche schrecken mich sofort auf. Dazu der Geruch von Schimmel.
Auch Angst, noch vor dem Verkauf etwas unabsichtlich kaputt zu machen. Ich traue mir selbst nicht mehr. Traue
mich kaum den Herd anzumachen, weil ich Angst habe ihn zu vergessen.
Ich schlafe immer schlechter. Habe fast jede Nacht Albträume. Meist passieren darin Katastrophen. Ich habe auch tagsüber ständig das Gefühl, als ob gleich irgendwas furchtbares passieren könnte. Eine diffuse Angst, die aber
nicht unbegründet erscheint. Denn die letzten Jahre konnte man die Stoppuhr stellen, bis das nächste Problem vor der Tür stand. Fast jeden Tag prasseln neue Probleme auf mich ein. Ich bin mittlerweile ein wenig paranoid. Aber
aus begründeter Angst vor sehr gegenständlichen Problemen. Angst vor dem Leben könnte man sagen.
Ich gehe fast täglich (zu Fuß) einkaufen, nur um mal ein Ziel zu haben, mal das Haus verlassen zu können. Danach bin ich aber total erschöpft. Oft werfe ich Dinge weg, die ich eingekauft habe, weil ich sie aus Erschöpfung tagelang nicht zubereiten kann. Nur um dann wieder ein schlechtes Gewissen zu haben.
Ich hätte niemals gedacht mal so psychisch am Boden zu sein. Und körperlich fühle ich mich auch miserabel.
Mein Leben ist nur noch ein einziger Horror.
23.09.2021 21:21 • • 27.09.2021 x 3 #1