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Hallo ihr Lieben,

vorhin habe ich einen Artikel gelesen, der mich jetzt doch sehr beschäftigt. Es ging darum, dass man schlechte Chancen hat verbeamtet zu werden, wenn man schonmal eine Psychotherapie gemacht hat.

Ich studiere Jura und wollte später gerne zur Staatsanwaltschaft oder - falls die Noten stimmen - als Richterin arbeiten. In beiden Berufen wird man ja dann verbeamtet. Jetzt habe ich etwas Angst, dass mir meine Verhaltenstherapie, die ich jetzt seit knapp einem Jahr mache, da im Weg stehen könnte und mir meine gesamte Karriere verdorben. Der Staat stellt nämlich nicht gerne vorbelastete Menschen ein. Kann man ja einerseits nachvollziehen, andererseits kann einem doch der spätere Berufswunsch nicht dadurch verbaut werden, dass man sich bei psychischen Problemen, die ja theoretisch jeden treffen können, helfen lässt?!
Hat da jemand von euch Erfahrungen? Oder Tipps, wie das doch machbar ist?

Liebe Grüße

30.10.2013 16:35 • 02.11.2013 #1


28 Antworten ↓


Bei mir war es so, dass ich zuerst angestellt (als Lehrerin) und gesetzlich versichert war. In der Zeit hatte ich dreimal Psychotherapie gehabt. Ein paar Jahre später hieß es, dass die angestellten Lehrer die Möglichkeit bekommen, verbeamtet zu werden. Dafür wurde man zu einer amtsärztlichen Untersuchung aufgefordert, da wurde aber nicht nach Vorerkrankungen oder Behandlungen gefragt. Ich bin dann zwar nicht verbeamtet worde, aber das lag daran, dass mein damaliger Schulleiter mir eine sehr schlechte Beurteilung schrieb, so von wegen nicht belastbar. Das hatte aber nichts mit den Therapien zu tun.
Was eher ein Problem ist, dass man sich als Beamter privat versichern muss, und da wird nach Vorkerkrankungen und Behandlungen gefragt. Und das hat Auswirkungen auf die Beiträge. Man muss wegen allem, was man als Vorerkrankung mitbringt Risikozuschläge zahlen.

A


Psychotherapie - Hindernis im späteren Berufsleben?

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Danke für die Antwort Schlaflose.

In dem Artikel stand, dass der Amtsarzt Einsicht in die Krankenakten hat oder spätestens dann Einsicht nimmt, wenn er von Therapien in der Vorgeschichte erfährt. Und wenn man die gar nicht angibt, dann ist es Betrug und der Beamtenstatus kann einem wieder aberkannt werden Vielleicht ist es ja auch von Amtsarzt zu Amtsarzt unterschiedlich? Der eine machts genauer, dem anderen ist es nicht so wichtig?

Naja gut, das war bei mir vor 15 Jahren. Da waren psychische Erkrankungen noch nicht so verbreitet. Mittlerweile wird das alles wohl viel strenger gehandhabt. Was ich von meinen jüngeren Kollegen und Referendaren gehört hatte, war, dass jemand, der nur ein geringes Übergewicht hat (laut BMI), vorerst nicht verbeamtet wird, bis er abgenommen hat. Das galt aber nur für die Verbeamtung auf Lebenszeit. Bei der Verbeamtung auf Probe war man nicht so streng.

Bei der privaten Krankenversicherung (bist du ja dann) wird es auf jeden Fall Probleme geben und gegebenenfalls hohe Zuschläge.(wie Schlaflose schon schrieb) Einem Amtsarzt sollte man im Zuge der Verbeamtung keine Vorerkrankung verschweigen, da es später als Betrug gewertet werden kann.

Bei der Untersuchung selbst wird einem nichts geschenkt, alles untersucht und hinterfragt. Mit einer psychischen Vorerkrankung ist eine Verbeamtung, glaube ich, nicht mehr möglich.

Mhh, hatte evtl. vor ne Therapie zu machen, aber wenn ich das hier so les bin ich mir nicht mehr so sicher.
Vielleicht lass ich das doch lieber

Mmh das klingt ja alles sehr entmutigend. Ich habe eine Therapie gemacht. Hätte ich das vorher gewusst hätte ich das vielleicht nicht gemacht. Andererseits was bleibt einem anderes übrig, wenn man eine Angsterkrankung hat...

Huhu

Deutschland hängt da mit Vorurteilen noch sehr hinterher.

In den USA kann eine Psychotherapie in manchen Berufs-
zweigen, bei der Bewerbung, sogar positiv gewertet werden.

Stimmt, in den USA geht man ja schonmal einfach so aus Spaß aufs Sofa.

Hab Mr. Google befragt, tatsächlich hat man bei der Verbeamtung noch bessere Chancen, als beim Finden einer privaten Krankenversicherung, die man dann ja auch benötigt. Von einer Berufsunfähigkeitsversicherung mal ganz zu schweigen. Einmal Therapie und niemand will einen mehr haben. Hätte nicht gedacht, dass das solche Folgen für das ganze weitere Leben haben kann.

Huhu

Zitat von Angsthäschen89:
Stimmt, in den USA geht man ja schonmal einfach so aus Spaß aufs Sofa.


In gehobenen, also beruflich erfolgreichen, Kreisen,
gehört das dort fast schon zum normalen Standart.

Ich selber hatte übrigens nach meiner stationären
Therapie (2001) das X in den Akten der Ämter.
Wurde z.B. beim Arbeitsamt als nicht mehr sozial-
fähig und vermittelbar geführt.
Habe das aber alles erst 10 Jahre später erfahren,
als ich wegen meinem Rentenantrag Akteneinsicht
verlangt/gehabt habe.

Trotzdem sollte Gesundheit VOR Arbeit gehen . . .

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung kannst Du nachdem Du mal in Therapie warst oder beim Arzt wegen etwas psychischem schon nicht mehr abschließen.
Der Zug ist schon abgefahren. Mit psychischen Problemen nimmt Dich da keine Versicherung mehr.

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung muss man möglichst jung und gesund abschließen.

Ist leider so. Dabei wäre so eine Versicherung gerade bei einer Angsterkrankung besonders hilfreich.

Wenn man die Therapie oder Vorerkrankung nicht angibt und die Versicherung bekommt das später raus, dann ist das Betrug und vermutlich muss man dann eh wieder alles zurückzahlen. Also das würde ich auch auf keinen Fall empfehlen.

Auch Lebensversicherungen lachen sich förmlich tot,
wenn man auf ihrem Formular ankreuzt War schon
einmal in psychotherapeutischer Behandlung . . . .

Gerade diejenigen, die das Geld gerbauchen könnten haben dann das nachsehen...Wenn ich also wegen der Angst irgendwann nicht mehr arbeiten könnte, dann kann ich Flaschen sammeln gehen, um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren...voraussgesetzt ich trau mich raus

Ich bin ja noch jung, ich werd jetzt erst 24 und körperlich gesund bin ich ja auch. Nur die Psyche ist halt das Problem. Vor drei Jahren wurde mir angeboten, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Da ich mir damals aber unsicher war bezüglich meiner finanziellen Lage im Studium habe ich das nicht gemacht. Ärgert mich jetzt total.

Ich bin lange nach meiner Verbeamtung erkrankt und selbst da hat die private Krankenversicherung ewig begutachtet, ob ich nun eine Therapie brauche. Psychisch erkrankte Menschen scheinen in vielen Bereichen ein rotes Tuch zu sein, nur Geld zu kosten und der Gemeinschaft auf der Tasche zu liegen. So kommt das irgendwie bei mir rüber.

Ich versteh Dich sehr gut, dass Dich das ärgert.

Ich persönlich finde die Berufsunfähigkeitsversicherung die wichtigste überhaupt.

Du solltest trotzdem davon ausgehen, dass Du viele Jahre nach dem Studium arbeiten kannst. Ob das immer so sein wird,

wird sich vermutlich später erst zeigen. Ist vielleicht auch Teilzeit mal möglich...

Nicht gleich alles schwarz sehen. Deine Gesundheit zählt als erstes

Ja, es hat sich gerade in den letzten Jahren viel verändert,
leider nicht zum Wohle der Menschen.

In Talkshows und Dokumentationen wurde in den letzten
Wochen sogar öfters von Krankenversicherungen geredet,
die chronisch Kranke und auch psychisch Kranke einfach
loswerden wollen ...

dürfte ich hier mal die frage einwerfen, wie das bei heilberufen aussieht?
mir wurde mal gesagt, dass es wohl ebenfalls sehr schwierig wird, nach einer therapie medizin zu studieren.
ist dem wirklich so?
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von Entje:
Psychisch erkrankte Menschen scheinen in vielen Bereichen ein rotes Tuch zu sein, nur Geld zu kosten und der Gemeinschaft auf der Tasche zu liegen. So kommt das irgendwie bei mir rüber.


Ja das erscheint mir leider mittlerweile auch so.

Zitat von kalina:

Nicht gleich alles schwarz sehen. Deine Gesundheit zählt als erstes


Es ist irgendwie so enttäuschend, wenn man denkt, man macht alles richtig, um sein Leben und sein Studium gut weiterführen zu können, trotz Erkrankung und wenn man dann solche Steine in den Weg gelegt bekommt. Ich mache die Therapie ja auch um arbeiten zu können und dem Staat nicht zur Last zu fallen.

Zitat von Beobachter:

In Talkshows und Dokumentationen wurde in den letzten
Wochen sogar öfters von Krankenversicherungen geredet,
die chronisch Kranke und auch psychisch Kranke einfach
loswerden wollen ...


Wie immer geht es nur ums Geld. Als Juristin bin ich ja später höchstwahrscheinlich auf eine Private KV angewiesen. Die wollen einen ja sowieso nicht. Habe gelesen, dass es da seit 2009 einen Basistarif gibt. Die müssen alle Leute nehmen, die nicht in die gesetzliche Krankenkasse fallen. Kostet so um die 600 Euro. Obwohl man dann privat verischert ist, hat man nur Anspruch auf gesetzliche Leistungen. Das wäre dann die einzige Option.

Zitat von unknown1347:
dürfte ich hier mal die frage einwerfen, wie das bei heilberufen aussieht?
mir wurde mal gesagt, dass es wohl ebenfalls sehr schwierig wird, nach einer therapie medizin zu studieren.
ist dem wirklich so?


Kann mir nicht vorstellen, dass du nicht Medizin studieren darfst, weil du eine psychische Krankheit hast. Da kommt es ja soweit ich weiß nur auf den NC an. Wie das dann später im Beruf aussieht, weiß ich allerdings nicht. Finde ich auch eine interessante Frage.

Ich weiß aber, dass mein Hausarzt auch mal unter Panikattacken und Agoraphobie litt. Und der ist wie gesagt, als Arzt tätig

Basistarif bei der Privaten ist, soviel ich gehört hab, schlimmer als die gesetzliche.

Ich hab insgesamt sehr viel schlechtes über private KV gehört und würde in jedem Fall gesetzliche KV

empfehlen.

Ich selbst bin seit Geburt bei derselben gesetzlichen und schon sehr sehr lange an Ängsten erkrankt.

Hatte noch nie (!) Probleme, dass mir die Therapie nicht bezahlt wurde. War immer völlig unproblematisch (zum Glück)

A


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Mira Weyer
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