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Gestern Nachmittag fand ein Inklusionsfussball-Turnier statt. Ich bin ja schon etwas älter und nicht mehr der schnellste, wurde aber bei den Fitteren (Ü14) eingeteilt. Waren einige spannende und tolle Partien, die wir gespielt haben.
Unser Trainer war sehr beschäftigt, also hat er uns gesagt, wir sollen uns selbst ein- und auswechseln. Normalerweise macht er das, und häufig setzt er mich nur als Reserve ein. Aber ich hatte so Bock zu kicken, dass ich immer nach der halben Spielzeit einen aus der Abwehr rausgenommen und mich eingewechselt hab.
Jan ist ein wenig selbstverliebt und prahlt immer, wie unhaltbar er schiessen kann. Und wie wichtig er ist auf dem Feld. Aber weil er bei der einen Partie zufällig hinten spielte, musste er auch mal für mich raus. Dafür hat er mir nach dem Spiel meine beiden Fehler vorgehalten und völlig entsetzt gefragt, wie ich ihn hätte rausnehmen können. Daraufhin wurde er kritisiert, er hätte nach vorne hin alles versemmelt und wir hätten wegen ihm verloren. Ich fand’s echt skurril! Diese wechselseitigen Beschuldigungen, dieser perfektionistische Anspruch in einer Mannschaft voller Handicaps.
Aber das ist es, was man daran sieht. Wir leben nicht in einer perfektionistischen Gesellschaft, die alle „Schwächeren“ ausgrenzt. Sondern das Perfektionistische durchzieht unsere gesamte Gesellschaft und kommt auch in den schwächeren Kreisen gerne zum Vorschein. Eigentlich ist das gut so, denn man kann die Gesellschaft nicht in Gut und Böse, Stark und Schwach aufteilen. Wir alle tragen perfektionistische Ansprüche und narzisstische Tendenzen in uns. Ganz egal, wie wir konstituiert sind.

Perfektionismus und Narzissmus, eine interessante Verbindung.

Stell ich mir anstrengend vor, für den Betroffenen und die von ihm Betroffenen. Ich denke, dass mir das schon oft begegnet ist.

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Perfektionismus und Narzissmus

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Seitdem ich begriffen habe, dass ich ein wirklich ernstzunehmendes Problem mit Angst bzw. ihren Störungen habe, versuche ich meinen eigenen Narzissmus als Verhaltensstrategie zu hinterfragen. Er raubt mir meine innere Ruhe und meinen inneren Frieden. Er ist deutlich kontraproduktiv! Hier eine kleine neue Anekdote zu diesem Vorhaben.
Am Donnerstag besuchte ich mein Stammbord ell. Mittlerweile kenne ich einige der Mädels recht gut und wir schnacken gerne mal oder albern rum. Das schafft mit der Zeit eine Nähe, die wahrscheinlich gar nicht so ungefährlich ist. Ich grenze mich weniger ab und die Gefahr von Missverständnissen steigt.
Eine der Damen versucht mich seit Ewigkeiten zu einem Trio zu überreden. Da steh ich aber gar nicht drauf, und es ist mir das viele Geld gar nicht wert. Weil ich davon genervt war, das aber nicht ehrlich sagen wollte, habe ich es mit einem Trick versucht. Ich habe darauf bestanden, dass wir das machen können, ich aber nicht bezahle, sondern bezahlt werden möchte. Aus diesem scherzhaften Gespräch ist dann tatsächlich ein Agreement entstanden, und ich war so leichtgläubig, das für ernst zu nehmen. Zur Sicherheit bestand ich auf Vorauszahlung, wir gingen aufs Zimmer, und danach kam die böse Überraschung. Sie bestanden auf ihre Bezahlung. Die war natürlich deutlich höher als meine. Ich habe mich dann auf keine Diskussion eingelassen und bin duschen gegangen. Dort suchte mich die Hausherrin auf und forderte die Bezahlung an die beiden ein. Ich erklärte ihr die Situation, sie erklärte mir, dass ich „verarscht“ worden wäre und dass ich trotzdem bezahlen müsse, weil ich automatisch mit dem Betreten eines Zimmers einen Vertrag mit den beiden geschlossen hätte. Den Vertrag müsse ich erfüllen.
Ich war dann stinksauer, bezahlte die beiden unter Hinweis auf Ihre Täuschung und sagte ihnen, dass ich mit keiner mehr von beiden was starten würde. Der Hausherrin war das Ganze sichtlich suspekt und es tat ihr leid, trotzdem zog sie mir den letzten Rest meines Geldes aus der Tasche.
Im ersten Moment danach war ich echt zornig, weil ich mich so über den Tisch gezogen fühlte. Alle Alarmglocken in mir schrillten, alles war auf Abwehr, auf Selbstschutz ausgerichtet. Aber irgendwie habe ich ein Gefühl dafür entwickelt, dass genau dieser Selbstschutz oftmals eher Selbstbezogenheit, Narzissmus ist. Die Unfähigkeit, über das eigene hinauszublicken und die Außenperspektive einzunehmen. Um seinen inneren Frieden zu bewahren ist aber genau das unerlässlich. Man muss raus aus der Wut, raus aus dem Gefühl von Sich-rächen-müssen (ich hatte ja gedroht, den Chef zu informieren). Mit der Zeit konnte ich dann wieder klarer darüber nachdenken und sehen, dass der Fehler auch auf meiner Seite lag. Ich hatte mich einlullen lassen, meine Abgrenzung verloren, war tatsächlich naiv in die Situation gegangen. Und mir wurde wirklich vor Jahren mal erklärt, dass der Gang aufs Zimmer ein Vertrag ist, der zu bezahlen ist.
Schlussendlich konnte ich mich damit abfinden, dass es für mich eigentlich nur wichtig ist, welchen fehlerhaften Anteil ich an dem ganzen habe. Genau mit dieser Selbstsicht konnte ich die narzisstische Verengung aufgeben und mich wieder befrieden. Was die beiden für ihre Zukunft als Geschäftsfrauen machen, ist ihr Problem.
Jesus sagt ja im Evangelium, dass man zuerst den Balken im eigenen Auge entfernen soll, bevor man den Splitter im Auge des anderen anmahnt. Und dass die Feindesliebe mehr wiegt als die Nächstenliebe. Ich könnte jetzt zwar nicht sagen, dass ich die Aktion der beiden billige, aber ich versuche Feindschaft/Wut zu relativieren, weil meine eigenen Interessen und mein eigener Frieden am Ende am meisten darunter leiden würden.
Ich finde es gut, dass ich vor allem in meiner zweiten Therapie besser gelernt habe, mich selbst und meinen eigenen Narzissmus zu hinterfragen. Früher hätte ich mir gedacht, wie unglaublich fies die drei waren und wäre nie wieder dorthin. Damit hätte ich meine Eitelkeit gewahrt, aber meine eigenen Interessen selbst untergraben. Heute versuche ich klüger zu sein. Und meine Angst dankt es mir, dass ich unnötige Konflikte nicht weiter eskaliere…


Süffisante Anekdote, wäre eine tolle Starterszene für einen alten Krimi (bin gerade im Modus...).
Zitat von Holger-:
Weil ich davon genervt war, das aber nicht ehrlich sagen wollte, habe ich es mit einem Trick versucht.

Kannst Du sagen, warum Du es nicht ehrlich sagen wolltest? Wolltest Du Dir keine Blöße geben?

Zitat von Holger-:
Mit der Zeit konnte ich dann wieder klarer darüber nachdenken und sehen, dass der Fehler auch auf meiner Seite lag. Ich hatte mich einlullen lassen, meine Abgrenzung verloren, war tatsächlich naiv in die Situation gegangen

Die Abgrenzung ging m. E. verloren, als Du ihre offensichtliche Falschheit übernommen hast. Beide Damen wussten, dass sie Dich nur fangen konnten, indem sie auf Deine Eitelkeit (Schüchternheit?) diesbezüglich anspielten.
Du hingegen wolltest sie mit ihren eigenen Waffen schlagen und hast geblufft. Doch die Puffregeln sind halt mal wie sie sind. Was Dich aus meiner Sicht durchaus sympatisch aus der Sache rauskommen lässt ist die Tatsache, dass Du die o. g. Vertrautheit ein klein wenig für bare Münze genommen hast und in den Damen tatsächlich kurzzeitig Frauen sahst und keine Dienstleisterinnen... .

Zitat von Holger-:
Ich finde es gut, dass ich vor allem in meiner zweiten Therapie besser gelernt habe, mich selbst und meinen eigenen Narzissmus zu hinterfragen. Früher hätte ich mir gedacht, wie unglaublich fies die drei waren und wäre nie wieder dorthin. Damit hätte ich meine Eitelkeit gewahrt, aber meine eigenen Interessen selbst untergraben.

Zum ersten Satz - ja! Zum letzten Satz: hier würde ich mal den Blickwinkel bzw. den Ausschnitt etwas vergrößern. Ist das Wahren der Interessen in diesem Fall nicht auf Dauer kontraproduktiv? Wenn das Verfolgen meiner Interessen u. a. beinhaltet, mich verstellen zu müssen und gleichzeitig über den Tisch gezogen zu werden, hat es m. E. nichts mit Eitelkeit zu tun, das nicht gut zu finden. Sehr ungut hingegen fände ich es, dort nach dem Erlebten trotzdem wieder hinzugehen, denn da bekäme mein Selbstwertgefühl dann tatsächlich einen Knacks.

Zitat von Holger-:
Im ersten Moment danach war ich echt zornig, weil ich mich so über den Tisch gezogen fühlte. Alle Alarmglocken in mir schrillten, alles war auf Abwehr, auf Selbstschutz ausgerichtet. Aber irgendwie habe ich ein Gefühl dafür entwickelt, dass genau dieser Selbstschutz oftmals eher Selbstbezogenheit, Narzissmus ist. Die Unfähigkeit, über das eigene hinauszublicken und die Außenperspektive einzunehmen. Um seinen inneren Frieden zu bewahren ist aber genau das unerlässlich. Man muss raus aus der Wut, raus aus dem Gefühl von Sich-rächen-müssen (ich hatte ja gedroht, den Chef zu informieren). Mit der Zeit konnte ich dann wieder klarer darüber nachdenken und sehen, dass der Fehler auch auf meiner Seite lag. Ich hatte mich einlullen lassen, meine Abgrenzung verloren, war tatsächlich naiv in die Situation gegangen. Und mir wurde wirklich vor Jahren mal erklärt, dass der Gang aufs Zimmer ein Vertrag ist, der zu bezahlen ist.

Zitat von moo:
Was Dich aus meiner Sicht durchaus sympatisch aus der Sache rauskommen lässt ist die Tatsache, dass Du die o. g. Vertrautheit ein klein wenig für bare Münze genommen hast und in den Damen tatsächlich kurzzeitig Frauen sahst und keine Dienstleisterinnen... .

Diesen Gedanken hatte ich auch. Da ist doch irgendwie der Wunsch nach mehr lesbar und mehr würde in dem Fall bedeuten, eine symmetrischere Beziehung, eine auf Augenhöhe.
Narzissmus in Beziehungen äußert sich häufig darin, dass man sehr asymmetrische Beziehungen eingeht, in dem der eine bewundert wird und andere dankbar sein darf, dass man von so einem großartigen Menschen ausgewählt wurde.
Du warst, so klang es (auch) für mich, ein wenig enttäuscht, als Du am Ende gemerkt hast, dass Du nur in einer Geschäftsbeziehung steckst und bist Realist genug, das, bei allem Ärger auch zu refelktieren. Aber der Enttäuschung muss ja eine Hoffnung vorausgegangen sein, ein nach echter emotionaler Beteiligung.

@moo
Danke für deine kluge Antwort. Du hast in vielem Recht. Meine Abgrenzung habe ich schon ein ganzes Stückweit vorher aufgegeben, womit sicher falsche Hoffnungen verbunden sind (Vertrautheit, …). Aber wenn ich selbst nicht ehrlich bin, ernte ich gegebenenfalls Unehrlichkeit beim Gegenüber. Dumm gelaufen. Warum ich nicht ehrlich war? Ich tue mir grundsätzlich schwer, den Schalter umzulegen, sprich in einer netten Situation z.B. ad hoc Genervtsein einzubringen. Harmoniesucht nennt man das wohl.
Dennoch finde ich es richtig, den Club als solchen weiter zu besuchen, da ich sonst auf eine schöne Zeit mit anderen Frauen verzichte und diese negative Erfahrung mit zweien von ihnen generalisiere.
Grundsätzlich sollte ich aber wieder mehr auf meine eigene Abgrenzung achten, soviel ist sicher.

Zitat von Cbrastreifen:
Aber der Enttäuschung muss ja eine Hoffnung vorausgegangen sein, ein nach echter emotionaler Beteiligung.

Ganz bestimmt. Mir fehlt jegliche Abgebrühtheit. Das ist Fluch und Segen zugleich. Ich baue auch ein bisschen auf den engeren Kontakt gerade in diesem Club, weil es dann eben nicht alles nur nach Geschäflichem wirkt. Aber genau das kann schnell zum Trugschluss werden, wie man sieht.

Zitat von Holger-:
Ich baue auch ein bisschen auf den engeren Kontakt gerade in diesem Club, weil es dann eben nicht alles nur nach Geschäflichem wirkt.

Jetzt die naive Anschlussfrage von mir: Wieso klappt das nicht in freier Wildbahn?

Ich bin der freien Wildbahn nicht gänzlich verschlossen. Aber jenseits der geschäftlichen Orte ist es ja nicht dauernd möglich, zu jemandem in Kontakt zu treten, oder? Einfache Antwort also: die Frequenz. Wahrscheinlich!

Zitat von Holger-:
ch bin der freien Wildbahn nicht gänzlich verschlossen. Aber jenseits der geschäftlichen Orte ist es ja nicht dauernd möglich, zu jemandem in Kontakt zu treten, oder? Einfache Antwort also: die Frequenz. Wahrscheinlich!

Und das alte Modell Partnerschaft war da nie ein ausreichendes Spielfeld?

Du erinnerst dich vielleicht, dass ich meinen ersten Thread zum Thema Partnerin distanziert sich zunehmend reingestellt habe. Mittlerweile habe ich mich ja seit Dezember von meiner Partnerin getrennt. Da wir weiterhin mit unseren beiden Kindern zusammen leben wollen und werden, möchte ich aktuell nicht zu offensiv nach was neuem suchen. Die Trennung ist ja noch nicht lange her.
Ich habe große Lust, grundsätzlich mal wieder eine Partnerin zu finden und was gemeinsames aufzubauen. Irgendwas mit Nähe, mit Sympathie, mit Herz. Auf jeden Fall. Aber wer weiß, wann mir die Richtige über den Weg läuft? Das steht in den Sternen.

@Holger-

Nein, da hatte ich mich nicht mehr dran erinnert. Ich dachte Du seist länger dabei, aber ich bin tatsächlich drei volle Tage eher hier gewesen.
Ja, dann drück' ich Dir mal die Daumen ... wofür auch immer.

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Mira Weyer
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