Jede Angst ist in deinem Kopf, Eva. Du meinst aber wohl, dass sie einen realen Grund hat, gell?
Aber auch soziale Ängste, Angst vor Wespen, grundsätzliche Angst vor Entlassung usw. haben einen realen Grund. Real insofern, als dass von dort tatsächlich Unheil kommen kann. Das ist ja unbestritten, oder? Allerdings kommt so ein Unheil statistisch relativ selten vor. Das ist der Punkt.
Man hat in so einem Fall die Wahl, ob man sich vor einem relativ seltenen Ereignis ständig fürchten will
oder ob man das nicht will. Wenn man es nicht will, muss man sich Strategien überlegen, wie man das Gefühl zurückdrängen oder sogar abschalten kann.
Ich denke, es hilft nichts, wenn man nur Entspannungsübungen o.ä. macht, dabei aber weiter den gleichen gedanklichen Hintergrund behält, dass jede Minute etwas passieren kann und wird.
Im Fall des Motorrad oder frisch Auto fahrendes Kindes braucht man wohl erstmal eine Art philosophischen Überbau, ein anderes Denken. Z.B. antwortete mir kürzlich eine Freundin, als ich sie fragte, ob sie nicht vor einer bestimmten Sache hat, zu meiner Überraschung ganz zuversichtlich, geradezu verschmitzt: Jeder bekommt nur so viel an Schicksal, wie viel er verkraften kann. Ob das logisch und wahr ist, weiß ich nicht, aber dass es ein Glaubenssatz ist, der einem Menschen sehr viel Halt und Stabilität und damit Angstfreiheit geben kann, kann ich sehen.
Andere sagen sich: Mein und sein Schutzengel werden das schon schaukeln.
Oder: Ich vertraue auf unseren guten Stern. Oder auf mein und sein Glück.
Oder: What will be, will be.
Das geht auch mit dem zusammen, was Chris sagte: Es geht auch ums Loslassen. Man muss ein großes Stück der Verantworung für sein Kind, die man bisher weitgehend hatte, abzugeben bereit sein. Und sich dazu klarmachen, dass auch die Tatsache, dass bisher alles gut gegangen ist, nicht allein der eigenen elterlichen Aufsicht zu verdanken ist, sondern dass auch da schon eine große Menge Glück eine Rolle gespielt hat. Schon bisher hätte im Grunde täglich ein Autofahrer mit Herzinfarkt auf den Bürgersteig fahren können, wo euer Kind gerade arglos zur Schule ging ... oder sonstiges. Es ist aber nicht passiert. So muss man letztlich darauf vertrauen, dass alles gut geht, und das trotzdem vorhandene Restrisiko als potentielles Schicksal in Kauf nehmen. Auch wenn es sehr schwer fällt und anfangs noch schwerer.
Liebe Grüße
GastB
05.09.2009 13:01 •
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