App im Playstore
Pfeil rechts

Hallo,

ich habe mich neu hier im Forum angemeldet, in der Hoffnung hier wertvolle Informationen und Tipps zu bekommen.

Es geht um meine Frau (46 Jahre alt), die im April 2023 eine Hirnblutung aufgrund einer Gefäßmissbildung erlitten hatte. Sie war 4 Monate im Krankenhaus und Reha und ist im August 2023 wieder nach Hause gekommen. Als Folge der Hirnblutung hatte sie u. a. eine rechtsseitige Gehbehinderung, während der Reha hat sie sich aus den Rollstuhl heraus gekämpft und konnte sich bei Entlassung mit einem Rollator fotbewegen. Auch das Treppen steigen mit Hilfe einer Krücke und dem Treppengeländer war zwar mühsam, aber sie hat nahezu täglich die 40 Stufen raus aus unsere Wohnung im 2. OG und wieder zurück gemeistert.

Sie hatte dann in den folgenden Wochen und Monaten Physio- Ergo- und Sprachtherapien und konnte in allen Bereichen gute Fortschritte erzielen. Im November 2023 fing es dann an, dass sie plötzlich keine Treppen mehr laufen konnte, sie hatte große Angst zu Stürzen, obwohl das in der Vergangenheit nie vorgekommen ist. Sie hat dann von der Hausärztin Tavor bekommen, was ihr sehr gut geholfen hat. Sie konnte wieder Treppen steigen und am Leben sowie den Therapien teilnehmen. Außerdem wurde sie an einen Neurologen verwiesen mit dem Ziel, vom abhängigmachenden Tavor wegzukommen. Es folgten Experimente mit diversen Medikamenten (Opipram, Escitalopram und Venlafaxin), die alle entweder nichts halfen oder starke Nebenwirkungen hatten, so dass sie wieder abgesetzt wurden. So blieb das Tavor, wenn auch in geringer Dosis, leider das Mittel der Wahl, was weiterhin gut half.

Das ging dann bis März 2024, da kam die Angst/Panik schleichend zurück. Zunächst ging das Treppen steigen nicht mehr, danach kam sie auch in der Wohnug immer schlechter klar. Z. B. im Stehen Duschen ging nicht mehr, wir mussten wieder auf den Badewannensitz zurück greifen. Selbst das Laufen am Rollator war immer mehr mit Ängsten verbunden. Schließlich entschied sich meine Frau dazu sich stationär in einer psychiatrischen Klinik behandeln zu lassen.

Sie verbrachte dort insgesamt 10 Wochen. Es wurde eine organische Angststörung diagnostiziert, hervorgerrufen durch die Hirnblutung. Sie wurde medikamentös umgestellt, in dem zunächst das Tavor zügig abgesezt wurde, was auch ganz gut geklappt hat. Parallel hat sie Pregabalin und Sertralin bekommen. Letzteres wurde nach ein paar Wochen durch Tianeurax ersetzt. Physio- und Psychotherapie fand leider nur sehr unregelmäßig statt. Bei Entlassung ging es ihr zwar insgesamt etwas besser, sie kam im häuslichen Umfeld wieder besser klar, aber Treppen steigen war nach wie vor unmöglich.

Wieder zu Hause haben wir uns um ein Treppensteiggerät gekümmert und haben schließlich über die Krankenkasse ein Scalacombi bekommen. Leider mussten wir feststellen, dass ihre Ängste zu groß sind und das Gerät für sie nicht benutztbar ist. Aktuell sind wir mit einem Sanitätshaus in Kontakt, um uns eine Treppenraupe vorführen zu lassen. Da muss man dann sehen, ob das hier im Hausflur vom Platzbedarf funktioniert und ob für meine Frau die Benutzung eines solchen Gerätes eher denkbar ist.

Meine Frau ist mittlerweile seit über zwei Monaten in unserer Wohnung gefangen, abgesehen vom Balkon, der im Sommer ausgiebig genutzt wurde. Die bisherige medikamentöse Behandlung hat leider nicht viel Besserung gebracht und die Verzweilfung steigt von Tag zu Tag. Natürlich suchen wir nach einer neuen Wohnugn, die im Erdgeschoss liegt oder per Aufzug erreichbar ist, aber das gestaltet sich leider als schwierig.

Vielleicht ist hier jemand, der ähnliche Erfahrungen mit dieser Thematik hat und vielleicht alternative Therapiemöglichkeiten kennt oder Ratschläge geben kann.

Viele Grüße
toka1977

17.09.2024 16:17 • 18.09.2024 #1


7 Antworten ↓


Hallo,

erstmal tut es mir sehr leid, was euch da widerfahren ist. Das muß für euch beide eine sehr schlimme und anstrengende Zeit gewesen sein und noch sein.

Also bevor ihr jetzt das ganz große Besteck auspackt mit Umzug usw. wäre vielleicht eine ambulante Psychotherapie noch eine Möglichkeit.

Du schreibst ja, dass sie stationär zur Reha war, es aber kaum Psychotherapie gab und stattdessen nur mit Medikamenten rumprobiert wurde. Daher würd eich sowas nochmal ins Auge fassen, bevor man einen Umzug macht und sich die Angst dann ggf. auf was anderes ausweitet oder verlagert und man wieder vor dem gleichen Problem steht.

A


Organische Angststörung

x 3


@toka1977 Ich würde hier auch erstmal zur Psychotherapie (genauer: kognitive Verhaltenstherapie - eine von mehreren Formen der PT, die bei Ängsten gut wirkt) raten. Bei Ängsten funktioniert die Taktik 'Tabletten nehmen und auf Besserung warten' nicht. Die Medikamente sorgen quasi nur dafür, daß man stabil genug für eine Therapie ist/wird.

Alternativ fällt mir noch eine psychosomatische (nicht psychiatrische!) Klinik ein. Hier ist das Therapieangebot breiter gefächert und auch engmaschiger. Es gibt auch Kliniken, die sich auf Angstpatienten spezialisiert haben.

Alles Gute für euch!

Hallo,

Danke für Eure Antworten.

Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass meine Frau Ende/Anfang des Jahres ein paar Sitzungen bei einer Psychologin hatte. Da war das mit der extremen Angst aber noch nicht gewesen, da ging es eher um die allgemeine Krankheitsbewältigung.

Meine Frau kann ja die Wohnung nicht mehr verlassen und die Psychologin macht keine Hausbesuche, so dass diese Therapie nicht fortgesetzt werden kann. Es ist ja generell nicht so leicht gute Psychologen zu finden, erst Recht jemanden der Hausbesuche macht.

Allerdings war jetzt eine Neuropsychologin dreimal bei uns zu Hause. Meine Frau hatte sich Anfang des Jahres für eine neuropsychologische Behandlung angemeldet und war damals zum Erstgespräch noch in der Praxis gewesen. Dann ging das mit der Angst los und die stationäre Psychiatrie, so dass es da erstmal nicht weiter ging. Die Neuropsychologin, die auch Angstpatienten psychologisch behandelt hat dann aber angeboten, zu uns nach Hause zu kommen, was wir dankend angenommen haben.

Sie hat mit meiner Frau mit dem Treppensteiggerät geübt. Erstmal nur auf das Gerät setzen, dann habe ich das Gerät angekippt, so wie man eben auch die Treppe runter müsste. Bei der letzten Sitzung sind wir dann gekippt an die Treppe ran gefahren, aber weiter noch nicht. Jeder einzelner Schritt war anfangs mit großer Panik bei meiner Frau verbunden. Die Psychologin konnte dann doch so auf sie einwirken, dass sie es aushalten konnte. Wir sollten das dann immer wieder üben, am besten täglich. Doch für meine Frau ist dieses Gerät mittlerweile ein rotes Tuch und sie will da nicht mehr drauf. Deswegen bin ich jetzt auf die Treppenraupe gekommen, mal sehen, ob das dann eine Option ist.

Ihr Psychiater/Neurologe ist mit seinem Latain am Ende und schlägt vor, dass sie wieder in die Psychiatrie geht. Dort könne sie unter Blutkontrolle medikamentös vielleicht neu eingestellt werden. Das möchte meine Frau nicht, die 10 Wochen in der vorherigen Psychiatrie waren im Grunde schon verlorene Zeit.

Aktuell läuft auch ein Reha-Antrag über die DRV, von ihrem Psychiater initiiert. Da kam heute ein Schreiben, dass sie zur ärztlichen Begutachtung zu einem Neurologen soll, der ca. 70 km weit entfernt ist. Dort könnte sie nur mittels einen Krankentransports hin und wäre mit großen Stress für meine Frau verbunden. Ich verstehe nicht, warum die DRV das überhaupt verlangt. Ihr jetziger Psychiater/Neurologe hat den Befundbericht ausgefüllt und wir haben sämtliche Arztberichte mitgeschickt.

Die ganze Situation führt dazu, dass meine Frau immer antriebsloser, frustrierter und depressiver wird. Sie weint sehr viel und ist mit ihrer Kraft am Ende. Das ist natürlich auch für mich eine große Belastung.

Viele Grüße
toka

Hallo lieber Toka1977,
ich lese heraus, dass ihr beide zur Zeit reichlich „aufgebraucht“ seid. Das Leiden deiner Frau ist ein spezieller Fall, auch für die Ärzte. Für uns hier ebenfalls. Es vermischt sich Organisches mit Psychischem. So, wie ich es verstanden habe, machte deine Frau sehr gute Fortschritte. Dann gab es Rückschritte, die mit Ängstlichkeit und Unsicherheit zu tun hatten. Es könnte also gut sein, dass sie mit weniger Angst und Unsicherheit wieder Stabilität gewinnt. Wenn ihr das Tavor hilft, bin ich der Meinung, dass sie es weiter nehmen sollte. Alle anderen Medikamente, die du genannt hast, wirken nicht so zuverlässig, das ist bekannt. Und sie haben auch viel mehr Nebenwirkungen, auch bekannt. Ich würde, das ist jetzt so aus dem Bauch heraus gesagt, mit einem Arzt gemeinsam eine medikamentöse Behandlung der Ängstlichkeit und Unsicherheit mit einem Benzodiazepin angehen. Abhängigkeit hin oder her, nicht jeder wird abhängig. Eine möglichst geringe Dosis, mit der sie ruhiger und zuversichtlicher wird. Dann würde ich Dir und deiner Frau eine echte Erholungskur empfehlen. Mit Reha und Wellness. Je angenehmer und entlastender, desto besser. Da kann Kraft zurückkehren, und auch mehr Sicherheit. Dann wird es auch mit der Wohnsituation klarer. Wenn die Treppen eine zu große Hürde darstellen und man nicht umbauen oder die Etage wechseln kann, ist ein Umzug in eine Erdgeschosswohnung vielleicht die richtige Idee. Je nach Situation könntet ihr auch schauen, ob ihr Hilfe von außen bekommt, bis es wieder besser ist. Habt ihr eine Pflegestufe beantragt? Das wichtigste scheint auf jeden Fall zu sein, ein bisschen Ruhe in die ganze Sache zu bringen und neue Kraft zu schöpfen.
Herzlich

Hallo Reconquista,

das Tavor hat ja nur anfangs geholfen, später dann auch in höheren Dosen nicht mehr. In der Psychiatrie wurde die lange tägliche Einnahme von Tavor als unverantwortlich bezeichnet und könnte laut den Ärzten auch ein Auslöser der jetzigen großen Angststörung sein. Deswegen war das Erste was in der Klinik gemacht wurde, die sofortige Entwöhnung von dem Medikament. Daher weiß ich nicht, ob sie damit wieder anfangen sollte.

Meine Frau hat Pflegestufe 3 und einen Behindertengrad von 50 G.

Viele Grüße
toka

Zitat von toka1977:
Hallo Reconquista, das Tavor hat ja nur anfangs geholfen, später dann auch in höheren Dosen nicht mehr. In der Psychiatrie wurde die lange tägliche Einnahme von Tavor als unverantwortlich bezeichnet und könnte laut den Ärzten auch ein Auslöser der jetzigen großen Angststörung sein. Deswegen war das Erste was ...

Nein, unter diesen Umständen natürlich nicht. Dann: Erholung, um Kraft zu schöpfen, Ihr benötigt eine Auszeit und neue Wege.
LG

Zitat von toka1977:
Es ist ja generell nicht so leicht gute Psychologen zu finden, erst Recht jemanden der Hausbesuche macht.

Eine online-Therapie wäre ja auch noch möglich. Google das mal..
Zitat von toka1977:
Die ganze Situation führt dazu, dass meine Frau immer antriebsloser, frustrierter und depressiver wird. Sie weint sehr viel und ist mit ihrer Kraft am Ende. Das ist natürlich auch für mich eine große Belastung.

Das verstehe ich nur zu gut. Ich kann das Haus auch nicht alleine verlassen und bin viel zuhause ( aber im Netz viel unterwegs).
Ihr fällt sicher auch die Decke auf den Kopf......und ihr fehlt eine sinnvolle (auch ablenkende) Beschäftigung im Rahmen ihrer Möglichkeiten.

Ihre Ängste, die ja nicht *aus ihr selber herauskommen* sondern eine Nebenerkrankung ihrer Hirnblutung sind...
machen Sie unsicher und sie fühlt sich wohl auch ausgeliefert...nicht dagegen steuern zu können.

Dazu kommt, dass es wichtig ist...für den Moment...für eine gewisse Zeit...diesen Zustand an-zu-nehmen...
und nicht daran zu verzweifeln...mit dem Gedanken, den Befürchtungen....dass es fortan für immer so bleibt.

Sie darf die Zuversicht und die Hoffnung nicht verlieren, aber das tut sie wohlmöglich bereits..

Könnte sie evtl. im Netz Kontakte knüpfen zu Menschen mit ähnlichen Erfahrungen? Dass SIE sich in bestimmten Foren austauschen kann, klagen und auch jammern darf.....und die Menschen sie verstehen.
Sie auch mal schwach sein darf...und nicht permanent gefordert wird, dies und jenes zu üben...permanent Leistungsverbesserungen von ihr vielleicht *erwartet* werden. Zwischendurch auch mal *neu auftanken* und Luft holen.

Auch das Gefühl, für andere eine Zumutung zu sein oder jemandem wohlmöglich zur Last zu fallen.

Ob es so IST...weiß ich natürlich nicht.
Aber ich könnte mir vorstellen, dass sowas in Ihrem Kopf spukt.





Mira Weyer
App im Playstore