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Hallo zusammen

bin auch neu und bin wirklich froh diese Forum gefunden zu haben.
Mir geht es wie den meisten hier, ich finde mich hier in vielen Beiträgen wieder.
Denke auch das ich unter einer Generalisierten Angststörung leide, da diese zwar bei mir noch nicht Diagnostiziert wurde (eine meiner Urängste sind Ärzte, Krankenhäuser usw.) aber alle Anzeichen dafür sprechen.

Bei mir fing es vor ca 20 Jahren an (bin heute 42), damals Anfang 20 hatte ich meine erste Panikattacke aus heiterem Himmel wie es schien, heute weiß ich das es wohl eine folge verschiedener Aspekte meines ungesunden Lebenswandels und auch meiner Sensiblen Art waren. (hab schon als Kind immer sehr viel Gegrübelt)
Zuerst dachte ich das es ein Herzinfarkt gewesen ist, da ich mich aber ziemlich schnell wieder bekrabbelt habe, geh ich mal davon aus das es keiner war.

Von da an ging es aber los.
Immer wieder und aus für mich völlig unerklärlichen gründen bekam ich wieder diese Panikattacken, ich fing langsam an mir einzureden ich sei verrückt oder vom Teufel besessen (kein Witz! ich konnte an keiner Kirche vorbeigehen ohne das ich anfing zu schwitzen)
Zum Arzt traute ich mich auch nicht weil ich befürchtete eine schwerer unheilbare Krankheit zu haben. (bin als Kind und Jugendlicher öfters operiert worden und hatte einige zum teil schwere Unfälle und Krankheiten, daher auch diese wahnsinnige angst vor Ärzten und Krankenhäuser)

Das es etwas mit meiner Psyche zu tun haben könnte kam mir damals nicht in den Sinn, zu der Zeit waren für mich noch alle Psychisch oder Seelische Kranken Menschen Leute die in die Klappse gehörten weil sie Stimmen hören oder glauben das sie fliegen können! (Vorurteile die bis heute noch großen bestand haben)

Langsam besserte sich mein zustand und ich fing wieder an ein normales leben zu führen.
Situationen die mir unangenehm waren und in denen ich mich unwohl fühlte fing ich an zu meiden (Fahrstühle, große Menschenmengen, enge Räume, Flugzeuge usw.)
Ich legte mir einen Fluchtplan zurecht, wie ich solche Situationen vermeiden kann oder mich schnell daraus entfernen kann.

Jahrelang ging das auch gut, selbst schwierigste Zeiten wie die Trennung von meiner Frau und den anschließenden 1jährigen Kampf um das Sorgerecht meines Sohnes habe ich trotz aller Martyrien überstanden.


Dann wurde ich vor ein paar Jahren Arbeitslos (Globalisierung sei dank!)
Anfangs dachte ich mir auch nicht viel dabei, da ich schon einige verschiedene Jobwechsel hinter mir hatte.
Doch diesmal war es anders, erst dachte ich mir ich gönne mir mal eine kleine Auszeit und lass auch mal den lieben Gott einen guten Mann sein.
Als sich aber nach ein Paar Monaten immer noch nichts neues ergeben hat fingen die Selbstzweifel an und das Gefühl der ganzen Sache nicht mehr gewachsen zu sein.
Ich fühlte mich immer weniger danach den Anforderungen zu entsprechen, glaubte das ich das nicht schaffen könne, am ersten Arbeitstag schon vor Erschöpfung zusammenbrechen würde oder die gestellten Aufgaben nicht erledigen könnte.

Das war der Anfang vom Ende, mit jedem neuen Termin bei der ARGE wurde es schlimmer und schlimmer, zuerst war es nur dieses mulmige Gefühl in der Magengegend das ich schon Tage vor so einem Termin hatte, sobald ich diesen Termin überstanden hatte ging es aber wieder und ich konnte erstmal wieder erleichtert durch atmen.

Bis vor ca 2 1/2 Jahren, wieder einer dieser Termine, tagelang vorher schlaflose Nächte, Alpträume: ..was wenn sie dir das Geld sperren? ..was wenn du deine Wohnung verlierst? ..was soll aus meinem Sohn und mir werden ?
Die Drohungen der Sachbearbeiter wurden immer deutlicher! ...sie müssen sich mehr bemühen! ...sie müssen mindestens 15 Bewerbungen im Monat schreiben! ....wenn das so weitergeht müssen wir evtl. mal über eine Sperre nachdenken!! ...wir haben sie für eine Maßnahme vorgesehen!!

Jetzt war es soweit, diesmal gab es kein erleichterndes Gefühl mehr als ich nach hause kam.
Dieses mulmige Gefühl hörte und hörte nicht mehr auf.
Ich konnte Nachts nicht mehr schlafen, mir war ständig übel, konnte nichts mehr essen, in meinem Kopf drehte sich alles nur noch um diese Ängste.
Ich würde das nicht schaffen, ich würde alles verlieren, mein Sohn müsste zu meinen Eltern ziehen, ich würde meine Wohnung verlieren und obdachlos werden.

Ich sprach zum ersten mal mit meiner Mutter darüber, leider konnte sie das überhaupt nicht nachvollziehen, mir und meine Sohn würde es doch gut gehen, wir hätten doch ein Dach über den Kopf und genügend zu essen im Kühlschrank, das Arbeitsamt werde mir schon nicht das Geld wegnehmen und überhaupt was mir denn fehlen würde?

Es wurde schlimmer und schlimmer, tagsüber war ich nur noch ein dahinvegetierendes Häufchen elend das bei jedem Telefonanruf zusammen zuckte und beim Gang zum Briefkasten Todesängste durchlitt.
In meinem Kopf fühlte es sich an als wenn sich mein Gehirn von meinem Schädel lösen würde, als wenn ich gar nicht mehr ich selber wäre.
Abends verkroch ich mich auf den Balkon starrte löcher in die Luft und schüttete Literweise B. in mich hinein um der Situation wenigsten für ein paar Stunden entfliehen zu können.

Meine Mutter hatte mir ein Paar Baldrian Kapseln aus der Apotheke besorgt und meinte die würden mir helfen, allerdings nützen die überhaupt nichts obwohl ich das Zeug Hände-weise geschluckt habe.
Als die Situation zu eskalieren drohte und ich schon vom Gefühl her kurz davor stand wahnsinnig zu werden habe ich mich trotz meiner Ängste getraut zu meinem Hausarzt zu gehen und ihm von meiner Situation zu erzählen.
Leider stieß ich dort auch wieder nur auf Unverständnis, er fragte mich doch tatsächlich ob er mich nicht mal für 2 tage ins Krankenhaus einweisen solle, um mich mal richtig aus zu schlafen.
Als ich ihm bat ob er mich nicht zu einem Psychologen überweisen könne, fragte er nur unverständlich was ich denn glauben würde was der für mich tun könne?
Letztendlich hat er sich dann aber doch dazu bereit erklärt mir ein Medikament zu verschreiben (Opipramol)

Durch das Opipramol wurde es dann auch erträglicher, meine Mutter hatte mittlerweile auch eingesehen das es nicht nur Spinnerei von mir war und wir sind zusammen täglich ein wenig spazieren gegangen, was mir auch sehr gut getan hat.

Danach gerieten die Dinge ins rollen, beim nächsten Termin der ARGE hab ich mit meinem Sachbearbeiter über die Situation gesprochen und bin dabei sogar auf Verständnis gestoßen, es gab da ein neues Projekt von der Diakonie das Leuten wie mir eine neue Perspektive geben sollte (Langzeitarbeitslose mit Psychischen oder seelischen Problemen)
Ich stellte mich dort vor und bekam auch eine zusage für diese Maßnahme.

Von da ab ging es wieder bergauf, nach ein paar Wochen konnte ich wieder ohne Medikamente auskommen und es keimte auch wieder so etwas wie Hoffnung in mir auf.
Die Maßnahme ging über 13 Monate und ich hab es dadurch geschafft eine Umschulung zu bekommen die ich nun auch schon seid einem Jahr mache.

Zwischenzeitlich war ich auch mal bei einem Psychologen, da es mir zu der Zeit aber wieder deutlich besser ging und ich auch nicht wirklich das Gefühl hatte alle 3 Monate mal über meine Kindheit oder meinen Vater zu sprechen würde mich weiterbringen, hab ich die Behandlung abgebrochen.


Sicherlich werden sich jetzt einige fragen warum ich dann Hier in dieses Forum schaue und ausgerechnet auch noch am Silvesterabend hier ellenlange Texte verfasse ....

....vor 2 Wochen war sie wieder da, die Angst, aus heiterem Himmel hat sie wieder zugeschlagen.

Ich hatte ein wenig Stress in letzter zeit und es traten viele kleinere Probleme auf die einzeln betrachtet sicher kein Grund für diese Angst wären aber in ihrer Summe wurden sie wieder einfach zu viel für mich und haben mich einfach erschlagen.

Zu den altbekannten Ängsten sind wieder neue hinzugekommen, ich schaffe es nicht mehr mich in eine Schlange im Geschäft anzustellen. Sobald ich anfange die waren auf das band zu legen fängt mein Herz an zu rasen weil ich denke ich kann jetzt hier nicht einfach weggehen und alles liegen und stehen lassen, also kreise ich jetzt immer solange durch den laden bis nur maximal 1~2 Kunden vor mir sind oder eine neue Kasse aufmacht und wenn dann noch jemand nach mir kommt lass ich ihn meist vor und sage ich hab noch was vergessen, um mir ja den rücken frei zu halten.

Dazu kommt noch das ich mein Auto abgeben musste und nun wieder mit Bus und bahn fahren muss und das zu den Hauptverkehrszeiten!
Die U-Bahn ist immer total überfüllt und ich kämpfe mich von einer Station zur nächsten durch mit dem Gedanken das ich ja notfalls aussteigen kann, wenn es ganz schlimm wird.
Am schlimmsten sind die Unterirdischen Stationen, da schnürt es mir fast die Luft ab.

Ich nehme jetzt wieder Tabletten um zumindest die Panikattacken ein wenig einzudämmen.

Ich habe über diese Seite auch eine Psychotherapeutin in meiner nähe gefunden bei der ich versuchen will einen Termin zu Bekommen, leider war ja über die Feiertage kaum jemand zu erreichen.


Zu allem Überfluss ist heute morgen auch noch ein Onkel von mir ganz plötzlich verstorben (Herzinfarkt hinterm Lenkrad wie es scheint)

Glaube das mir das schreiben diese Textes wirklich gut getan hat, zumindest hat es mir geholfen die einsamen Stunden hier zu überbrücken und meiner Seele einfach mal Luft zu machen.

Wünsche Euch (uns) allen trotz alledem ein ein erfolgreiches und frohes neues Jahr in dem es auch wieder hellere tage geben wird.

Gruß Peter

31.12.2009 23:35 • 01.01.2010 #1


1 Antwort ↓

Hallo Peter,

nicht nur unsere Vornamen sind gleich, habe auch die gleichen Probleme wie du, aber schon ein paar Tage länger, fast 40 Jahre.
Bei mir fing alles mit 27 Jahren an, fast jeder Tag ist ein Kampf aber ich gebe nicht auf und versuche die guten Stunden zu genießen. Ich glaube wenn ich nicht soviel Grübeln würde und nicht auf jeden Picks im Körper reagieren würde ging es mir mit sicherheit besser. Ich hoffe immer noch das ich es eines Tages schaffe.

Sei gegrüßt Peter





Mira Weyer
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