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Hallo liebes Forum,

ich bin neu hier. Ich war mir nicht sicher in welche Kategorie mein Thema passt, habe mich nun aber für hier entschieden.
Im Grunde genommen geht es darum, dass ich Angst habe, mir meinen Traum einer normalen Zukunft, aufgrund all meiner Ängste nicht verwirklichen zu können und dass meine Beziehung früher oder später an meinen Ängsten zu Bruch gehen wird.

Um mich und mein Anliegen besser zu verstehen, würde ich gerne etwas ausholen:
Ich war 7 Jahre alt, als meine Mutter nach 2 jähriger Krebserkrankung mit 31 Jahren daran starb. Selbst werde ich dieses Jahr 30 Jahre alt, bin also fast so alt wie meine Mutter, als sie starb. Das beschäftigt mich derzeit sehr. Die Beziehung zu meinem Vater war schon immer schwierig. Er schaffte es nie alleine zu sein, hatte immer eine Frau an seiner Seite. Ein paar Wochen nach dem Tod meiner Mutter, war da schon die erste Frau. Die klassische böse Stiefmutter, die meinen kleinen Bruder und mich, seelisch und körperlich misshandelte. Diese Frau war ein Jahr in unserem Leben. Anschließend kamen noch zwei weitere kürzere Beziehungen, bevor er seine letzte langjährige Partnerin fand, mit der er seit fast einem Jahr aber auch nicht mehr zusammen ist. Diese Frau trat in unser Leben, als ich 11 Jahre alt war und ging letztes Jahr, als ich 29 wurde, sang und klanglos, ohne sich je zu verabschieden. Sie konnte mich nie akzeptieren und hielt mich sehr auf Distanz. Wie man sieht, hatte ich nicht wirklich eine von Wertschätzung geprägte Beziehung zu einer Frau. Mein Vater ist ein Mann, der mich verbal immer wieder verletzt und selbst keine Kritik ertragen kann. Er ist etwas cholerisch veranlagt und fängt schnell an zu schreien. Kürzlich gerieten wir mal wieder in einen Streit, in welchem er mir vorhielt, dass meine Mutter mich nicht wollte und er 20 andere Menschen kennt, die ohne eine Mutter aufwuchsen und sich nicht so anstellen würden wie ich. Zudem würde mir meine Therapeutin Verlustängste einreden.

Ich habe 2012 mit einer intensiven Psychoanalyse begonnen, die ich Ende 2017 abschloss. Seit Anfang diesen Jahres bin ich wieder in Behandlung, weil mein Hund, den ich über alles liebe, eine Krebsdiagnose bekam, worüber ich nur schwer hinweg kam und was starke verlustängste auslöste.
Ich habe Ängste, die meine Zukunft betreffen, fühle mich nicht normal, bin aber sehr bemüht, in meinem Umfeld nicht als komisch aufzufallen. Ich bin selbst Sozialarbeiterin und unterstütze andere Menschen, leiste Hilfe zur Selbsthilfe, bekomme aber meine eigenen diffusen Ängste nicht in den Griff.

Ich war von 2011 bis 2017 in einer Beziehung. Mein damaliger Partner hat sich im März 2017 getrennt. Ich bin daran fast kaputt gegangen, obwohl ich in der Beziehung eigentlich nicht glücklich war. Habe meine Arbeit aber durchgezogen, habe mir kaum was anmerken lassen. Plötzlich war ich alleine und eine Panikattacke reihte sich an die nächste. Ich habe es aber geschafft wieder auf die Beine zu kommen. Nun bin ich in einer neuen Beziehung. Ich habe lange gebraucht mich auf meinen jetzigen Partner einzulassen, bin immer noch nicht zu 100% dabei. Er akzeptiert mich meistens so wie ich bin, aber meine diffusen Ängste überfordern ihn sehr (Angst vor Krankheit, Angst vor Einbrechern, die meinem Hund was antun könnten, wenn wir nicht zuhause sind, Angst vor finanzieller Zukunft...)
Kürzlich haben wir uns eine Wohnung angeschaut und sogar die Zusage bekommen. Die Wohnung war perfekt. Nach der Zusage bekam ich eine Panikattacke und einen Brechreiz. Habe die ganze Nacht nicht geschlafen und am nächsten Tag die Wohnung abgesagt. Ich habe Angst meine Sicherheit aufzugeben, kann mir nicht vorstellen meine eigene Wohnung aufzugeben, in der ich seit 7 Jahren lebe. Mich damit in die Gefahr zu begeben, dass er mich verlassen könnte, ich wieder von 0 anfangen müsste und mir dann auch noch eine neue Wohnung suchen müsste.
Aber so wie jetzt kann es auch nicht ewig weiter gehen, ich wünsche mir ja was anderes. Eine gemeinsame Wohnung und eine Zukunft mit meinem Partner. Ich rede mir ein, dass der Zeitpunkt noch nicht stimmt. Aber habe Angst davor, dass ich mir das einrede und mich nie auf ein zusammenleben einlassen kann. Dass bei jeder Wohnungszusage die Panik kommt. Egal ob jetzt oder in zwei Jahren. Ich habe Angst davor, dass ich mich nie für Kinder entscheiden kann, weil meine Ängste mich zu sehr im Griff haben. Ich komme klar im Alltag. Vor allem meine Arbeitskollegen oder Klienten, würde nie auf die Idee kommen, dass ich eine Angststörung habe, weil ich so bemüht bin, die Normalität nach außen aufrechtzuerhalten. Komme ich Heim, breche ich weinend zusammen, weil ich mich leer fühle, alleine und überfordert mein Leben alleine zu meistern. Entscheidungen zu treffen, die meinem Leben eine Richtung geben (wie das Zusammenziehen) fallen mir so schwer, dass ich sie lieber gar nicht treffe. Ich schaffe es kaum einen Urlaub zu buchen, weil ich mich nicht festlegen kann. Es könnte bis dahin ja was passieren, sodass man den Urlaub nicht wahrnehmen kann. Ich fühle mich alleine mit meinen Sorgen und Ängste, unverstanden von meiner Umgebung, weshalb ich mich auch niemandem anvertrauen kann. Ich weiß nicht, ob die Therapie mich weiterbringt.. Mein Leben scheint irgendwie zu stagnieren. Ich schaffe nicht mal den nächsten Schritt, mit meinem Partner Zusammenziehen und habe Angst, dass es ihm irgendwann zu doof wird, weil zukünftig ja auch andere Entscheidungen auf uns zukommen (zb das Thema Kinder)

Ich kann mein konkretes Anliegen nicht so recht formulieren. Ich wünsche mir ein normales Leben. Eine schöne Wohnung, eine Familie mit Kindern. Den Partner dazu habe ich. Aber alleine die Entscheidung, dass wir zusammen ziehen, löst eine Panikattacke aus.. Zu Beginn unserer Beziehung, hat es mir Angst gemacht neben ihm zu schlafen.. Ich habe das Gefühl die Ängste haben mich im Griff und ich kann die Sache nicht drehen, das macht mich wahnsinnig..
Dann bin ich bald älter als meine eigene Mutter, hab das Gefühl selbst keine Mutter sein zu können, weil ich selbst keine hatte. Außerdem habe ich Angst auch damit alleine da zu stehen. Meine Freundinnen mit ihren Kindern, werden von der Familie unterstützt. Bei mir fehlt die Mama und die gute Beziehung zur restlichen Familie..

Danke fürs durchlesen. Es tut gut auch mal alles aufzuschreiben..

Liebe Grüße
Sternchen

18.03.2019 18:03 • 19.03.2019 x 1 #1


9 Antworten ↓


Zitat von SternchenJune:
Ich komme klar im Alltag. Vor allem meine Arbeitskollegen oder Klienten, würde nie auf die Idee kommen, dass ich eine Angststörung habe, weil ich so bemüht bin, die Normalität nach außen aufrechtzuerhalten.

Wieso klappt das im Alltag?
Wieso kannst Du deine Ängste tagsüber einfach so unterdrücken?

Wie du siehst, liegt es nur an dir, an dein Denkweise.

Du bestimmst, wann die Angst kommen darf und wann nicht.
Und sie gehorcht!





Du hast schon so viel geschafft in deinem Leben.
Wie stark Du wirklich bist erkennst Du daran, wie sehr Du deine Ängste im Arbeitsleben einfach ausschaltet!

Sobald Du loslässt am Feierabend, kommen dann die Ängste.

Bei mir ist das seltsamerweise umgekehrt.
Auf der Arbeit (total angespannt, weil ich ja nicht weg kann, funktionieren muss) panikanfällig.

Zu Hause fällt alles von mir ab und entspanne.

Warum ist es bei uns so unterschiedlich?

Muss noch mal in Ruhe darüber nachdenken...

A


Mutter früh verloren - dadurch Verlustängste bekommen

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Hallo Sternchen,

was würdest Du denn Deinem Schützling in Deinem Arbeitsumfeld mit einem solchen Problem raten? Welche Möglichkeiten gäbe es?

Hallo Sternchen!
Du schreibst sehr sehr sympathisch und berührend!
Bewundere dich für das was du machst, kann deine Ängste absolut verstehen!
Wünsche dir mit deinem jetzigen Partner eine ewige liebe, du hast es verdient!

Liebe Grüße

@gutefee, ich habe Symptome, auch in meinem Arbeitsalltag. Herzstolpern, kurzatmigkeit, Schwindel. Hatte in Folge dessen auch schon Ohnmachtsanfälle. Grundsätzlich war ich schon seit meiner Kindheit darum bemüht, als normal zu gelten, da ich durch meine tote Mutter sowieso schon einen Stempel auf der Stirn hatte. Mir war immer wichtig, dass Außenstehende nicht merken wie es mir geht. Wahrscheinlich habe ich das einfach so weiter geführt.. Das erfordert sehr viel Kraft und Kontrolle. Ich weiß nicht, warum mir das alles so wichtig ist.. Ich habe aber oft das Gefühl, dass das nicht mehr lange geht. Und darauf hin entsteht dann die Angst vor einem stationären Aufenthalt, vor drohender Medikamenteneinnahme usw..

@safira, die Frage habe ich mir auch schon gestellt.. Ich weiß, dass Gedanken Gefühle machen. Mit den Kids, mit denen ich arbeite, erarbeite ich oft alternative Gedanken.. Welcher Gedanke löst das negative Gefühl aus? Und was kann ich mir stattdessen sagen, um ein positiveres Gefühl zu kriegen? Ich denke mir oft, dass ich da ganz schön viel von den Kids verlange, wenn ich es doch selbst kaum schaffe.
Diese Angst vorm scheitern, vorm verlassenwerden, vorm allein sein.. Das ist alles so diffus und ungreifbar, dass ich mir vorkomme, als würde ich mich selbst belügen, wenn ich mich stattdessen frage Was ist, wenn es klappt und wunderschön wird?.. Dann kommt nämlich sofort der Gedanke in deinem Leben läuft es nie gut, also wird auch das wieder scheitern..

Hallo Sternchen,

mich haben Deine Schilderungen über Deine Kindheit auch sehr berührt. Du musstest immer stark sein, das war Dein Schutzmechanismus, um überleben zu können.

Du bist nun erwachsen und hast Dir ein eigenes selbständiges Leben aufgebaut. Du darfst jetzt mal schwach sein und sagen dürfen: Ich kann nicht mehr! Du wirkst auf mich sehr erschöpft und ich denke, eine Auszeit wäre gut für Dich. Sich mal nur mit sich selbst befassen. Warum nicht stationär? Mir hat das damals sehr geholfen und ich war in einem geschützten Raum mit anderen Betroffenen. Das kann sehr tröstlich sein und Trost brauchst Du, weil Deine Seele sehr viel mitmachen musste - leider.

LG, Perle

Ich denke mal du solltest dich mit allen deinen Ängsten auseinandersetzen. Dein Körper sendet dir Signale, und fordert Rechenschaft für deine unterdrückten Gefühle.
In dem Fall geht es nicht unbedingt darum alternativ Gedanken zu finden sondern deine Gefühle zu fühlen und zu akzeptieren und zu spüren. Erlaube sie dir.

Du betonst immer wieder wie stark du deine eigenen Gefühle unterdrückst um den Schein zu wahren. Aber letztendlich sind diese unterdrückten Gefühle, die ich meine, unbewusst und strahlen aus.

Setze dich mit deinen Ängsten auseinander. Und versuche Frieden zu schließen und loszulassen

@bauer-jani, danke für die lieben Worte

@perle, danke. Tatsächlich fühle ich mich erschöpft. Mir gelingt es kaum zuhause zu bleiben, wenn ich mal krank bin. Ich habe ein sehr ausgeprägtes Pflichtgefühl. Wenn ich mich in stationäre Behandlung begebe, müsste ich begründen warum ich eine zeitlang bei der Arbeit fehle, was fragen aufwirft und wodurch ich mich ein stückweit outen müsste. Ich weiß, dass da absolut nichts dabei ist und wahrscheinlich niemand schlecht über mich denken würde, aber dieses Muster, die Normalität aufrechtzuerhalten, hält mich davon ab, mich um mich selbst zu kümmern.. Auch der Gedanke mit jemandem ein Zimmer teilen zu müssen oder woanders zu schlafen, löst Ängste aus..

@safira, danke für die Antwort. Ich glaube da ist viel dran. Ich habe Angst vor einem Kontrollverlust, wenn ich meine Gefühle alle zulasse..
Angst vor der Angst. Ich weiß es nicht..

Weißt Du, es kann sehr befreiend sein, wenn man einfach mal die Kontrolle aufgeben und sich fallen lassen kann. Genau darum geht es ja bei den Menschen mit Angststörungen, dass sie eben ein sehr ausgeprägtes um nicht zu sagen übersteigertes Pflicht- uns Kontrollverhalten besitzen. Gesund ist was anderes.

Dein Körper und Geist sind so erschöpft, denen ist es egal, in welches Bett die fallen und ob da noch ein Mensch mit im Raum ist.
Ich hatte übrigens eine sehr bereichernde junge Frau mit im Zimmer. Zuerst dachten wir beide, dass das nichts wird, sie damals 18 und ich 46 Jahre alt. Aber wir konnten uns sehr viel geben und trösten. Andere Menschen kennen lernen zu dürfen ist ein Geschenk für beide Seiten!

Zitat von Perle:
Weißt Du, es kann sehr befreiend sein, wenn man einfach mal die Kontrolle aufgeben und sich fallen lassen kann. Genau darum geht es ja bei den Menschen mit Angststörungen, dass sie eben ein sehr ausgeprägtes um nicht zu sagen übersteigertes Pflicht- uns Kontrollverhalten besitzen. Gesund ist was anderes.

Dein Körper und Geist sind so erschöpft, denen ist es egal, in welches Bett die fallen und ob da noch ein Mensch mit im Raum ist.
Ich hatte übrigens eine sehr bereichernde junge Frau mit im Zimmer. Zuerst dachten wir beide, dass das nichts wird, sie damals 18 und ich 46 Jahre alt. Aber wir konnten uns sehr viel geben und trösten. Andere Menschen kennen lernen zu dürfen ist ein Geschenk für beide Seiten!


Ja, da gebe ich dir recht. Ich denke, dass ich noch einen langen Weg vor mir habe, um mir das einzugestehen.
Danke!

A


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Mira Weyer
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