Hallo soleil,
Zitat von soleil:Viel Spass und Freude mit ihm....
Danke - das haben wir in der Tat. Er fühlt sich offensichtlich sauwohl bei uns. Möge ihm (und unseren *beep* im Garten) ein langes, sorgenfreies Leben beschieden sein!
So, Endspurt:
8. Rechte Sammlung: Die Pflege geistiger Sammlung und Vertiefung durch Meditation.Obgleich die geistige Sammlung per Definition nur eines der Pfadglieder darstellt, ist Meditation in der Tat ein gewichtiges. Die meisten Darstellungen eines historischen Buddha und Bilder hochangesehener Meister des Buddhistischen Ordens (Sangha) bilden die klassische Sitz-Meditationshaltung ab, obgleich die Geh-Meditation bei den Praktizierenden einen ähnlich hohen Stellenwert hat.
Es gibt in sämtlichen buddhistischen Traditionen verschiedene, z. T. abenteuerliche (Tibetischer Buddhismus) und abstrakte (Zen-Buddhismus) Meditationssysteme. Die originär vom Buddha empfohlenen und gelehrten Techniken sind jedoch im Grunde überschaubar und eher schlicht in der Ausrichtung und Zielrichtung:
Am Anfang des Meditationsweges (und eigentlich auch am Beginn jeder einzelnen Sitzeinheit) steht die Stärkung der
Konzentrationsfähigkeit des Geistes. Was sich vielleicht unspektakulär liest, hat allerdings ein für den Alltagsmenschen uneinschätzbares (!) Potential. Ich behaupte, dass der Geist der meisten Menschen heutzutage extrem unkonzentriert ist. Der normale, verblendete Geist saust wie ein Affe von Ast zu Ast, unfähig, sich auf eine Sache zu konzentrieren.
Vorgehensweise und Ziel der Meditation im Sinne des Dhamma ist es, den Geist zu
a) beruhigen,
b) zu konzentrieren und
c) ihn bei ausreichender Konzentration in Richtung Klarblick (Einsicht) zu führen.
Es gibt Praktizierende, die versuchen, sofort den Geist durch weises Erwägen und Beobachtung (s. 7. Pfadglied) zur Einsicht zu bringen (c). Andere begnügen sich mit der befriedenden Wirkung der Ruhemeditation (a) und eine andere Gruppe versucht, durch äußerst stringente Konzentrationsübungen die so genannten Vertiefungen (Jhanas) zu erreichen. So wertvoll alle drei Ansätze sein mögen, im Kontext der Verwirklichung des 8-fachen Pfades (und damit der Befreiung) müssen sie sich jedoch durch eine homogene ganzheitliche Meditationspraxis gegenseitig ergänzen.
Es gibt Zeiten, wo man etwas mehr Gewicht auf die Ruhe legen muss (weil z. B. der Tag sehr stressig war). Anderntags hat man z. B. einen ziemlich konzentrierten Geist und kann deshalb bereits nach wenigen Minuten mit Klarsichtsarbeit beginnen. Dann legt man mal 2 Tage ein, wo man vorwiegend die Konzentrationsfähigkeit kräftigt, indem man den Geist sehr strickt auf ein Meditationsobjekt ausrichtet, wie z. B. den Atem.
Grundsätzlich sollte jegliche Meditationspraxis Pfadglied 2, 6 und 7 mitbeinhalten. Ohne diese Attribute bzw. Ausrichtung kann Meditation uneffizient, irreführend oder gar kontraproduktiv sein: Man meditiert völlig ohne Plan und wundert sich, dass nichts voran geht oder produziert gar negative Folgen.
In diesem Rahmen sind konkrete Meditationsanleitungen m. E. weder sinnvoll noch vollumfänglich möglich. Ich möchte lediglich zwei sehr weit verbreitete und idR gut funktionierende Meditationspraktiken empfehlen:
- Die meditative Übung der Brahmaviharas
- Die meditative Betrachtung von Ein- und Ausatmung.
Bei Interesse kann ich Dir hierzu entsprechende Literatur nennen. Es gibt auch gute Talks von Meditationslehrern und/oder Mönchen und Nonnen, die man im Netz anhören und runterladen kann. Auch hier kann ich Dir gute Links schicken.
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Das war es erst mal. Hoffentlich konnte ich einen halbwegs verständlichen Überblick vermitteln. Solltest Du Dich davon angesprochen fühlen und ein Stück weiter hineinwagen wollen, hätte ich abschließend noch ein paar Tipps:
- Es kann zu Beginn sehr sinnvoll sein, die 4 EW inkl. 8-Pfad mehrmals von unterschiedlichen (erfahrenen !) Dhamma-LehrerInnen erläutert zu bekommen. Gute Bücher und Texte auf Deutsch gibt es von Ayya Khema,
Paul Debes,
Hellmuth Hecker, Fritz Schäfer, Nyanaponika (alles gebürtige Deutsche). Die schon seit einiger Zeit verstorbenen thailändischen Meister
Ajahn Chah und
Buddhadasa Bhikkhu sind auch im Westen äußerst geschätzt für ihren direkten und klaren Lehrstil. Von Buddhadasa stammt auch ein sehr gutes Buch über die Atemachtsamkeitsmeditatin (Anapanasati). Eine gute Bezugsquelle und Download-Angebote hierüber findest Du bei
www.dhamma-dana.de Eine große Auswahl an Talks bietet das Frankenwaldkloster
www.muttodaya.org im Bereich Publikationen/Mediathek an. Und mein jahrelanger Favorit wenn es um eine äußerst klare und gut verständliche Vermittlung der Buddha-Lehre geht, ist
Alfred Weil. Auf seiner gleichnamigen Website bietet er viele gute Texte, Audios und Bücher. Alfred verfügt nicht nur über eine m. E. sehr liebenswerte und humorvolle Art der Wissensvermittlung, sondern legt viel Wert auf gute Struktur und Veranschaulichung der jeweiligen Aspekte. Absolute Empfehlung!
- Obwohl es viele Portale und Foren bzgl. Buddhismus gibt, rate ich aus eigener Erfahrung eher davon ab, sich vorwiegend hieraus zu informieren. Es gibt hier natürlich auch viele erfahrene hilfreiche Menschen, die objektiv miteinander kommunizieren können, aber leider gebiert auch falsch verstandene Spiritualität geradezu abstruse Ansichten. Gerade als Anfänger kann man das u. U. schwer auseinander halten.
- Sobald man einige Zeit den 8-Pfad praktiziert, meditiert und sich literarisch weiterbildet, kann der Wunsch aufkommen, Gleichgesinnte zu treffen. Es gibt in nahezu allen Großstädten buddhistisch orientierte Meditationsgruppen. Besonders die sehr beliebten Tibetischen Traditionen sind in Deutschland stark vertreten, dicht gefolgt von Zen-Gruppen unterschiedlichster Ausrichtung. Ich möchte beide Richtungen, die zum (deutlich später entstandenen) Mahayana-Buddhismus zählen, nicht kritisieren aber mir persönlich leuchtet das, was von der ursprünglichen, originären Buddhalehre noch erhalten ist (und hier insbesondere der Korb der Lehrreden, s. Teil II auf
www.palikanon.com) am meisten ein. Leider gibt es derlei Gruppen (die man landläufig als Theravada-Buddhisten bezeichnet) nicht allzu viele. In Hamburg, Berlin und München ist eine gute, z. T. sehr langjährige Szene etabliert. Aber auch in kleineren Städten findet man die ein oder andere Gruppe oder Klöster, die Medi- und Vortragsabende anbieten. Letztendlich bleibt man allerdings die meiste Zeit auf sich alleine gestellt. Wenn man den Sprung nach Thailand oder Sri Lanka wagen will, sieht die Sache natürlich anders aus. Man kann in einigen Klöstern gegen Mitarbeit auch für eine bestimmte Zeit leben und hin und wieder auch Belehrungen vom Abt bzw. englisch sprechenden Mönchen erhalten.
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Ich hätte noch viel anzumerken, aber dann wird es, glaube ich, einfach zu viel. Bei ggfs. detailierteren Fragen können wir jederzeit PN nutzen, sonst wird das für die meisten hier wahrscheinlich zu Off-Topic..
So, und jetzt wieder heim zum Chef
Liebe Grüße, danke für´s Lesen und das Interesse
Bernd