Lieber Obelisc,
ich versuche es nochmal anders. Und, ich glaube nicht, das ich mehr Kraft als Du hatte/habe.
Vor 21 Jahren kam ich in die Klinik und wusste gar nicht was ich hatte. Auch nach meiner Entlassung nicht. Erst Monate später erfuhr ich es durch eine Fernsehsendung. Ich machte noch ein ¾ ambulante Therapie. Ob mir dies alles geholfen hat weiß ich nicht. Fakt war, dass, obwohl mein Zusammenbruch mitten auf der Autobahn war, ich wieder Auto fuhr, dank meines Therapeuten.
So hatte die ganze Sache irgendwann einen Namen. Ich machte mich schlau und kaufte alles an Literatur, was ich finden konnte. Wie erwähnt haben mir zwei Bücher letztlich geholfen. Meine Angst war nicht weg nach der Entlassung und vieles war ein Kampf. Das Einkaufen, das Alleinsein, die Arbeit etc. pp. Ferner gab es solche Foren wie hier nicht und somit keine Vergleichsmöglichkeiten.
Und immer wieder Herzrasen, Stiche in der Brust/im Brustbein und ging weiter ständig zum EKG. Nun war ich Freitag zum Jahrescheck und habe ein EKG machen lassen. All dies was ich er- und durchlebte hat meinem Herz bis heute nicht geschadet.
Wie schon hinterlegt, besuchte ich Kurse, ging schwimmen und tat halt so nach all der Zeit endlich mal was für mich und es tat mir gut. Es wurde auch Zuhause nicht mehr über meine Symptomatik gesprochen, was gut war. Mein Stiefsohn war angehender Psychologe zu der Zeit und mit ihm unterhielt ich mich ab und an und ging mit ihm joggen. Einfach war garnichts und dennoch wurden die Ängste weniger bzw. ich konnte mit ihnen umgehen.
Ich gründete im Laufe der Jahre 2 SHG. Ich hatte einen Teilnehmer der seit 28 Jahren litt. Er lebte nicht starb aber auch nicht. Dennoch, Lebensqualität gleich Null.
So vergingen die Jahre und durch mein Tun wurde alles weniger bzw. hörte ganz auf und ging nicht mehr zur Therapie, kein EKG mehr usw.
Vier Jahre später als mein Schwiegervater starb hatte ich einen Einbruch. Es war nicht das Herz eher Angst vor Schlaganfall, Gehirntumor. Die Medis wurden hochgefahren und ich suchte nach einem Weg, den Verlust zu verarbeiten. Ich schrieb einen langen Brief und vergrub ihn bei meinem Schwiegervater im Grab. Danach war der Spuk vorbei.
So lebte ich viele Jahre glücklich, zumal ich einen Job wählte der mich voll ausfüllte und ich mit vollem Herzblut betrieb = Gärtnerin. Zu meinen Anstellungsjob hatte ich noch ne Menge Privatkunden und bis voriges Jahr ging es mir richtig gut.
Vor vier Jahren kam ein richtig körperlicher Einbruch. Den Freitag vor Pfingsten war ich bummeln in Venlo und tags drauf bekam ich Schüttelfrost und leichte Temperatur. Beim Setzen hatte ich unerklärliche Schmerzen im Po. Ich nahm ne Schmerztablette und machte mir weiter keinen Kopf. Dienstag nach Pfingsten bin ich dann zu meiner Ärztin. Sie nahm Blut ab und rief mich umgehend an, ich müsse sofort ins KH und dachte, ich höre nicht richtig.
Ich bin dann Mittwochmorgen ins KH und lag bereits am Mittag unterm Messer. Ich hatte eine schlimme Bauchfellentzündung und lief unwissend wochenlang mit altem und frischem Blut und Eiter durch die Gegend. Mein Glück: dies alles hatte sich zu einer Art Blase vakuumisiert. Immer wenn ich saß, kam diese Blase in Bewegung. Sie hätte jederzeit platzen können und ich wäre gestorben. Mit einer OP war es leider nicht getan und so folgte 3 Tage später eine Zweite. Angst hatte ich keine.
Warum, weil ich wusste es war was Körperliches und hatte jetzt gefälligst den Ärzten zu vertrauen.
Drei Wochen später bin ich nach Hause und musste erstmals schauen, dass die Thrombosegefahr und die Leber wieder in Ordnung kamen.
Du siehst uns allen kann jederzeit und überall etwas geschehen und niemand von uns weiß wann und was es sein wird.
Dann kam das voriges Jahr das Mobbing. Es lag nicht an meiner Arbeit, zumal ich ein Umsatzplus von 70 % in meiner Abteilung hatte. Es lag an einer Kollegin. Verstärkt spürte ich Verspannungen da ich merkte, dass was in der Luft liegt. Ich bekam die Kündigung und fiel Wochen später in ein tiefes Loch.
Den Rest habe ich hier hinterlegt.
Du hast ein seelisches und kein körperliches Problem Obelisc. Es ist vieles unangenehm. Aber es schadet Dir nicht. Du wirst nicht umhin kommen auch in Deinem Umfeld Dinge zu verändern. Einfach so hören die Ängste und Schmerzen niemals auf.
Ich wünsche Dir dazu Kraft und Mut und fahre bitte in Urlaub; er wird Dir guttun.