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Hallo an alle,
ich möchte mich hier mal vorstellen. Mein Name ist Christina, ich bin 26 Jahre alt und habe eine generalisierte Angststörung. Vor einem Jahr hab ich mir dann endlich Hilfe gesucht und bin seitdem in Behandlung. Panik- und Angstattacken haben auch zum Glück stetig abgenommen.

Mein Problem ist, dass es mir seit einiger Zeit psychisch wieder schlechter geht. Ich habe aufgrund eines großen Projektes momentan sehr viel Stress durch auf der Arbeit, das geht schon ein paar Monate so, und zwar durchgehend. Genauer genommen seit Anfang des Jahres. Natürlich beiße ich mich da durch und bin das Arbeiten unter Zeitdruck auch gewohnt. Aber irgendwie klappt es doch nicht so, wie es soll.

Nach der Arbeit fällt es mir sehr schwer abzuschalten, da ich gedanklich immer noch im Büro bin. Dann kamen mit der Zeit auch Schlafstörungen hinzu und morgens nach dem Aufwachen die Angst, auf die Arbeit zu gehen, weil man nie weiß, was einen heute wieder erwartet, da bei uns auf Arbeit gerade alles drunter und drüber geht. Und zu guter Letzt geht es jetzt wieder los mit Angstattacken vor dem Schlafengehen. Ich bin sehr besorgt, dass dies nur der Anfang allen Übels ist und ich bald wieder in ein tiefes Loch falle. Mir ist auch aufgefallen, dass ich die letzten Tage sehr nah am Wasser gebaut bin. Und ausgerechnet jetzt ist mein Psychologe aufgrund von Krankheit erstmal bis Juli nicht da.

Ich weiß gerade gar nicht mehr, was ich tun soll. Ich bin am überlegen, mich wegen der Psyche krankschreiben zu lassen, habe aber gleichzeitig ein schlechtes Gewissen. Dann geht mir alles durch den Kopf, was noch dringend zu erledigen wäre. vielleicht sollte ich aber auf meinen Körper hören.

Kann man sich denn wegen psychischer Beschwerden überhaupt krankschreiben lassen, etwa beim Hausarzt? Ich habe Angst aufgrund meines Alters oder allgemein nicht ernst genommen zu werden. Ist auch ein sehr sensibles Thema.

Vielleicht hat jemand da schon Erfahrungen gemacht oder kann mir einen Rat geben?

An dieser Stelle ein großes Danke an alle, die sich das bis hier her durchgelesen habe

Liebe Grüße

20.05.2022 16:25 • 26.05.2022 x 1 #1


42 Antworten ↓


Zitat von ChristinaS:
Kann man sich denn wegen psychischer Beschwerden überhaupt krankschreiben lassen, etwa beim Hausarzt?


Ja klar.

Es kann aber sein, dass der Hausarzt Dich nach seiner Krankschreibung weiter an einen Psychologen verweist, das bespricht er dann ja mit Dir.

Es wäre also schon gut, wenn Du erst zum Hausarzt gehst und von da die Krankschreibung erhältst, ich glaube, man sieht auf der Krankschreibung, welcher Arzt sie ausgestellt hat, oder? (Wohne nicht in D)
Praxis Stempel vom Psychiater würde evtl. Fragen aufwerfen?

Und dann kannst Du weiter überlegen. Da Du die Arbeit ja nicht einfach auswechseln kannst würde ich empfehlen, vielleicht über eine neue Stelle nachzudenken, wenn es ganz schlimm dort ist?

A


Krankschreibung wegen Angststörung?

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Ich bin Ende November stationär gegangen und hatte die 1. AU von meiner Therapeutin. Die weiteren kamen von der Klinik und im Anschluss vom Psychiater. Ich war 5,5 Monate krank geschrieben und habe mittlerweile auch den Arbeitgeber gewechselt.

Nur mal so: ich hatte in D eine(dazu noch) neue Stelle angetreten und hatte mich überschätzt.

Konnte mich nicht konzentrieren wegen der Depressionen.

HT sah den Stempel vom Psychiater und 2 Tage später hatte ich die Kündigung.

Hallo Christina,

erstmal: Willkommen hier im Forum!

Was Deine Situation angeht:
Klar kannst Du Dich vom Hausarzt krankschreiben lassen, auf aufgrund von psychischen Problemen.
Da spielt das Alter nicht wirklich eine Rolle, krank ist krank.

Die Sache mit dem schlechten Gewissen solltest Du bestmöglich versuchen auf die Seite zu packen.

Mir haben folgende Gedanken und Fragen in solchen Situationen geholfen:

1) Auf der Arbeit ist immer irgendwas Wichtiges, wenn Du darauf wartest, dass mal nichts los ist, wirst Du bis zum Sanktnimmerleinstag warten. Deine Gesundheit kann aber nicht warten.
2) Glaubst Du, dass ein anderer Kollege in dieser Situation auf Dich Rücksicht genommen hätte und sich Deinetwegen krank zu Arbeit geschleppt hätte, damit Du nicht für ihn einspringen musst? Klar gibt es so etwas vereinzelt, aber es passiert eher selten, und selbst wenn:
3) wäre das bei diesem Kollegen auch überhaupt nicht sinnvoll, so etwas zu tun.

Die Frage ist imho eher, wie lange Du Dich krankschreiben lässt.

Ich sehe bei Dir nämlich eine wirklich tolle Chance:
Wenn man in einem Zustand wie Deinem früh und intensiv interveniert, besteht eine gute Chance, dass Deine Symptome deutlich zurückgehen. Was ich damit meine:
Wenn Du in Deinem Zustand für ein paar Wochen in eine Klinik gehst, könntest Du viel erreichen. Vielleicht würden sogar 6-8 Wochen ausrecjen, und in dieser Zeit könntest Du tiefgreifende Fortschritte machen, die Dich langfristig tragen.
Oftmals, das habe ich schon ganz oft von Therapeuten gehört, kommen die Leute viel zu spät in die Klinik, und dann braucht man sehr viel mehr Zeit, um Fortschritte zu erzielen.

Ich kann mir vorstellen, dass Du sagst, Klinik ist nichts für Dich, ich wollte nur einmal den Gedanken in den Raum stellen. Einfach weil ich es in Kliniken schon oft erlebt habe, dass wirklich genau in diesem Zustand, den Du beschreibst, tolle Ergebnisse erzielt werden können.
Oftmals glauben Menschen, es müsste erst ganz schlimm sein, bevor man stationär geht, das muss aber gar nicht so sein. Und Klinik-Therapeuten freuen sich auch, wenn sie mit Patienten arbeiten können, die noch nicht ganz am Boden sind, weil das sehr effektive Arbeit sein kann.

Was den Ausfall Deines Therapeuten angeht, fühle ich mit Dir, das ist immer blöd. Ich leide auch immer sehr, wenn mein Therapeut ausfällt. Leider kann man da nicht viel machen. Da muss man einfach durch, auch wenn es schwerfällt.

Hast Du noch ergänzende Unterstützung? Also einen Psychiater, eine Selbsthilfegruppe o.ä.?
Die können in solchen Phasen hilfreich sein.

Ich wünsche Dir alles Gute!

LG Silver

Zitat von portugal:
HT sah den Stempel vom Psychiater und 2 Rage später hatte ich die Kündigung.


Das ist echt krass , das tut mir sehr leid, dass das damals so gelaufen ist.

Es ist wirklich immer wieder erschreckend, wie heftig manche Arbeitgeber auf psychische Probleme reagieren.

LG Silver

P.S::
Ups, zeitliche Überschneidung mit anderen Beiträgen, sorry! Ich hoffe, es passt noch.

Hey, danke für deine Antwort, Mir tut es auch sehr leid, dass dir so etwas passiert ist.

Zitat von Grace_99:
Ich bin Ende November stationär gegangen

Genau, das kann manchmal echt hilfreich sein. Oder einfach eine sinnvolle Alternative dazu, sich von Krankschreibung zu Krankschreibung zu hangeln, das kann nämlich tatsächlich auch passieren. Habe ich ganz oft erlebt. Bei mir selber und bei Kollegen.
Und damit ist auch niemandem geholfen. Es vergeht auch viel Zeit, nur dass in dieser Zeit kein wesentlicher Fortschritt in Richtung Genesung/ sprich: intensive Therapie passiert.

LG Silver

Kann das von @silverleaf nur unterschreiben. Ich habe mir viel zu spät Hilfe gesucht respektive nicht auf meine ambulante Therapeutin hören wollen und es war bereits 5 nach 12 als ich die Reißleine gezogen habe.

@portugal Ohne Worte

Das hat eigentlich immer meine Hausärztin gemacht, auch über Monate. Psychische Erkrankungen sind mittlerweile leider an der Spitze der Krankschreibungen. Leider reagiert die Arbeitswelt nicht darauf, sondern produziert immer weiter Stress, so dass das in Zukunft noch häufiger dazu kommen wird, dass Menschen deswegen ausfallen.

Zitat von Grace_99:
und es war bereits 5 nach 12 als ich die Reißleine gezogen habe.



Bei mir das damals ganz genauso. Hätte ich früher auf meine Ärzte und Therapeuten gehört, wäre ich vielleicht nicht so tief gefallen.

LG Silver

Zitat von Islandfan:
Das hat eigentlich immer meine Hausärztin gemacht, auch über Monate.

War bei mir auch so, habe die AU auch über Monate von der Hausärztin bekommen.

LG Silver

Zitat von silverleaf:
:trost: Bei mir das damals ganz genauso. Hätte ich früher auf meine Ärzte und Therapeuten gehört, wäre ich vielleicht nicht so tief gefallen. LG ...

Gibt 1.000 Gründe, warum man zu spät reagiert. Ich denke, dass muss man auch erst lernen sich selbst so wichtig zu nehmen, das man eher handelt.

@Grace_99 dank Euch. Ja total doof und natürlich dann richtig sch…. für das Selbstbewusstsein, dass dann eh schon ganz unten ist.

Zitat von portugal:
@Grace_99 dank Euch. Ja total doof und natürlich dann richtig sch…. für das Selbstbewusstsein, dass dann eh schon ganz unten ist.

Absolut.

@Grace_99 genau. Ich hab auch erst nach Jahren geschnallt, dass ich nicht so belastbar bin. War auch ganz selten krank.

Jetzt im Rückblick weiß ich mehr … ist wohl oft so im Leben.
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von Grace_99:
Ich denke, dass muss man auch erst lernen sich selbst so wichtig zu nehmen, das man eher handelt.

Absolut, das kann ich nur voll unterschreiben!

Inzwischen weiß ich das, zumindest vom Kopf her, auch wenn es emotional nach wie vor schwierig ist, das umzusetzen.

Manchmal, in ganz dunklen Momenten, wünschte ich mir eine Zeitmaschine, um meine ungünstigen Entscheidungen von damals korrigieren zu können. Jetzt ist es leider für vieles zu spät, einige körperliche Dinge werden mir bleiben (einige psychische auch), die gehen nicht mehr weg. Natürlich muss es nicht soweit kommen, ich hatte einfach Pech diesbezüglich.

Zumindest an der Psyche kann ich weiter arbeiten.

Darum bin ich inzwischen auch wirklich ein vehementer Verfechter von früher und intensiver Intervention, bevor es zu spät ist oder auch bevor sich die Symptome stark verschlimmert haben.
Je früher man interveniert, umso besser die Genesungsaussichten (bei vielen Erkrankungen).

LG Silver

Zitat von portugal:
Jetzt im Rückblick weiß ich mehr … ist wohl oft so im Leben.

Ganz genau.

LG Silver

Zitat von silverleaf:
Hallo Christina, erstmal: Willkommen hier im Forum!


Hallo silver, vielen Dank für deine liebe und ausführliche Antwort. Was die Arbeit angeht, hast du natürlich vollkommen recht. Das hat mir wieder die Augen geöffnet.

Alleine bin ich zum Glück nicht, spreche viel mit dem engsten Familien- und Freundeskreis darüber. Die sind auch eine große Hilfe für mich, wofür ich natrülich sehr dankbar bin.

A


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Mira Weyer
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