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Zitat von Islandfan:
So ist es auch. Meine alte durfte das, aber nur, weil die auch Medizin studiert und somit offiziell als Ärztin für Psychotherapie zugelassen war.


Genau, es gibt halt zwei Sorten von Psychotherapeuten: ärztliche und psychologische.

Es gibt zwei Möglichkeiten, Psychotherapeut zu werden und die Ausbildung erfolgt jeweils in zwei Stufen:

Ein psychologischer Psychotherapeut hat Psychologie studiert und sich danach weiter zum Therapeuten ausbilden lassen (es werden ja nicht alle Psychologen Therapeuten, viele gehen auch in die Forschung, die Wirtschaft o.ä., nach Abschluss des Psychologiestudiums ist man ja noch lange kein psychologischer Psychotherapeut, sondern erstmal nur Psychologe),

ein ärztlicher Psychotherapeut hat Medizin studiert, wird dann zugelassener Arzt und lässt sich dann zum Psychotherapeuten weiterbilden.

Ich habe mich früher auch immer gefragt, warum die Berufsbezeichnung psychologischer Psychotherapeut lautet, das kam mir immer irgendwie doppelt gemoppelt vor, bis ich dann in der Klinik die ersten ärztlichen Psychotherapeuten kennengelernt habe.

Mein erster Psychotherapeut war auch Arzt (Psychiater und Neurologe), da war mir der Unterschied zuerst gar nicht aufgefallen, zu der Zeit habe ich mir über all das auch noch keine Gedanken gemacht, und erst in der Klinik habe ich dann etwas über diesen Unterschied gelernt.

Über die Jahre habe ich dann mit beiden Sorten von Psychotherapeuten gearbeitet und habe persönlich die Erfahrung gemacht, dass
1) der Weg der Ausbildung nichts darüber aussagt, wie gut der Psychotherapeut ist, dass das eher von der individuellen Begabung abhängt, dass aber
2) die psychologischen Psychotherapeuten nicht selten von den Patienten bevorzugt werden, weil diese manchmal (wie gesagt: von individueller Begabung abgesehen) irgendwie psychologischer an die Therapie herangehen und manche ärztliche Psychotherapeuten (gerade die, die vorher lange als Arzt gearbeitet haben, vielleicht sogar in eher Psychologie-fernen Bereichen) irgendwie manchmal noch recht ärztlich agieren, auch in der Therapie.
Ich kann es schwer beschreiben, und es trifft auch bei Weitem nicht auf alle Psychotherapeuten zu. Es hängt, wie gesagt, sehr von der individuellen Begabung des Psychotherapeuten ab, ich hatte schon gute und schlechte Psychotherapeuten aus beiden Bereichen.

Ich habe mich auch mal mit Therapeuten darüber unterhalten, und die hatten tatsächlich auch eine mögliche Begründung für diesen Effekt:
Die ärztlichen Psychotherapeuten müssen in ihrer Weiterbildung und Zulassung zum Psychotherapeuten sehr viel weniger Stunden am Patienten nachweisen als die psychologischen Psychotherapeuten, haben also eine weniger intensive Ausbildung in Gesprächsführung, dafür aber natürlich andererseits mehr medizinisches Hintergrund-Wissen und mehr Befugnisse.

Ein ärztlicher Psychotherapeut ist also Arzt und darf alles, was ein Arzt darf, ein psychologischer Psychotherapeut hat weniger Befugnisse, aber auch da gibt es ja inzwischen Bestrebungen, diese beiden Therapieberufe einander etwas anzugleichen (natürlich in beschränktem Rahmen).
Da geht es dann auch um Dinge wie die Bezahlung in der Phase der Weiterbildung zum Therapeuten, aber auch um Befugnisse,
und erste Änderungen diesbezüglich gibt es ja auch bereits:
So dürfen psychologische Psychotherapeuten ja seit einigen Jahren Klinikeinweisungen für ihre Patienten schreiben (ich glaube, seit 2016 (?), ich habe auf jeden Fall schonmal eine Klinikeinweisung von einem psych. Psychotherapeuten bekommen), das ging vorher nicht.

LG Silver

Zitat von Grace_99:
Warum muss man hier beweisen wer einen krank schreibt?

Nicht beweisen, nur erklären, wie das zustande kommt.

Hi,

ich kann mich den Empfehlungen hier anschließen, entspricht auch meinen Erfahrungen.

Man muss selber die eigene Gesundheit an erste Stelle setzen und auch selber die eigenen psychischen Probleme ernst genug nehmen, sich Hilfe zu holen. Psyche ist genauso wichtig wie der Körper.
Und man sollte sich keine Illusionen machen, Arbeitgeber verteilen keine Tapferkeitsmedaillen fürs Aushalten.
Der Arbeitgeber hat das Gesamtsystem seines Betriebs im Blick, da geht es hauptsächlich darum, dass die anfallende Arbeit erledigt wird und dass mit den dafür nötigen Mitarbeitern geplant werden kann.
Wenn sich jemand kaputtarbeitet, gibt es dafür keine Medaille, man wird ersetzt.
Und wer auf Dankbarkeit und Rücksichtnahme wegen früherer Aufopferung wartet, wartet oftmals vergebens.

Viele Arbeitgeber finden es sogar besser, wenn ein Arbeitnehmer eine klare Ansage macht und sich klar für eine bestimmte Wochenzahl rausnimmt, als wenn kleckerweise über Monate hinweg immer mal wieder kürzere Krankmeldungen kommen, in manchen Betrieben schafft das mehr Probleme als dass es hilft. Es ist also nicht das Schlechteste, bei Krankheit (auch psychischer) mal länger wegzubleiben und sich Behandlung zu holen, dann sind die Chancen größer, auf lange Sicht gesünder und fitter zu sein. Davon haben dann beide Seiten etwas. Auch wenn die Gesundheit natürlich das Wichtigste ist.

Gruß vom Phoenix





Mira Weyer
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