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Hallo allerseits,

ich muss mir ein wenig von der Seele schreiben, da ich momentan sehr stark unter meinen Sorgen leide. Es sind oft Kleinigkeiten, die mir das Leben jeden Tag aufs Neue zur Hölle machen.

Es ist mir etwas peinlich, davon zu erzählen; objektiv gesehen, sind es Kleinigkeiten, doch sie greifen derart in meinen Alltag ein, dass sie nicht mehr als solche bezeichnet werden können, da sie meine Gesundheit, Lebensqualität und überhaupt meine Entwicklung derart einschränken, dass ich mich ernsthaft sorge.

Hier ein aktuelles Beispiel, wie ich unzählige vergleichbare aufführen könnte:

Gestern klebte ich mir einen Anti-Pickel-Aufkleber (Patch) auf einen markanten Pickel auf meinem Oberarm. Am Abend bemerkte ich, dass sich der Aufkleber gelöst hatte und nicht mehr an der Stelle war. Nun umtrieb mich der Zwang, diesen Aufkleber finden zu müssen, und die Sorge, dass er in ein mir sehr wichtiges Instrument oder an einen anderen bedeutenden Ort gelangt sein könnte. Ich kam nicht mehr zur Ruhe, suchte meinen Körper, die Kleidung, den Boden ab, obgleich ich wusste, dass die Suche ein aussichtsloses Unterfangen darstellte, schließlich war dieser Aufkleber kleiner als eine 1-Cent-Münze und durchsichtig.

Immer wieder versuchte ich zur Ruhe zu kommen und die Suche einzustellen, doch es gelang mir nicht, und ich begann immer wieder von vorne. Das Auffinden des verlorengegangenen Aufklebers wäre für mich eine große Erleichterung gewesen.

Nach einer Nacht sehe ich die Angelegenheit etwas differenzierter, dennoch frage ich mich, wo dieser Aufkleber sein könnte, und ich habe die Sorge, dass er einen Schaden anrichtet, auch wenn dies (nahezu) ausgeschlossen ist.

Da ist auf der einen Seite der Verstand, der mir sagt, dass alles gut ist und meine Sorgen lächerlich sind, und auf der anderen Seite der Teufel in mir, der diese Kleinigkeit zur großen Katastrophe aufbauscht. Leider bin ich zweiterem meist unterlegen, und der Zugang zu meinem Verstand und zur Ruhe ist völlig verriegelt.



Viele Grüße

Rick

08.04.2012 10:56 • 23.04.2012 #1


9 Antworten ↓


Zitat von Rick:
Es ist mir etwas peinlich, davon zu erzählen; objektiv gesehen, sind es Kleinigkeiten, doch sie greifen derart in meinen Alltag ein, dass sie nicht mehr als solche bezeichnet werden können, da sie meine Gesundheit, Lebensqualität und überhaupt meine Entwicklung derart einschränken, dass ich mich ernsthaft sorge.


Schau, der erste Schritt ist getan damit, dass Du darüber sprechen kannst und überhaupt bemerkst, dass es Dich belastet und ein Problem ist. Von daher, Glückwunsch.

Und ALLE psychischen Probleme sind sehr individuell zu sehen.

Was für den einen ein Problem darstellt, ist für jemand anderen kein Problem. Völlig normal. Keine hat damit aber das Recht, darüber zu Urteilen, also eine Bewertung des Problems anzubringen.

Zitat von Rick:
Hier ein aktuelles Beispiel, wie ich unzählige vergleichbare aufführen könnte:

Gestern klebte ich mir einen Anti-Pickel-Aufkleber (Patch) auf einen markanten Pickel auf meinem Oberarm. Am Abend bemerkte ich, dass sich der Aufkleber gelöst hatte und nicht mehr an der Stelle war. Nun umtrieb mich der Zwang, diesen Aufkleber finden zu müssen,
[...]

Da ist auf der einen Seite der Verstand, der mir sagt, dass alles gut ist und meine Sorgen lächerlich sind, und auf der anderen Seite der Teufel in mir, der diese Kleinigkeit zur großen Katastrophe aufbauscht. Leider bin ich zweiterem meist unterlegen, und der Zugang zu meinem Verstand und zur Ruhe ist völlig verriegelt.


Nunja, so ganz spontan vermute ich, es geht in Richtung Zwänge?

Das was Du da schreibst, quält Dich offenbar auch ziemlich und somit ist es ein behandlungswürdiges Problem.

Bist Du damit schon vorstellig geworden oder gar schon in Behandlung?

Mit einer Verhaltenstherapie kann man sowas sehr gut in den Griff bekommen. Je nachdem wie weit es fortgeschritten ist, kannst Du es ggf. auch mal mit einer Selbsthilfe versuchen. Vielleicht verbessert sich die Lage dann und Du musst den Zwängen weniger stark nachgeben.

A


Kleinigkeiten machen mir das Leben zur Hölle

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Vielen Dank Heiko für deine Antwort.

Ängste und Zwänge vermischen sich bei mir oft, meist steht hinter einem Zwang die Angst.

Bei mir geht nun eine zweijährige tiefenpsychologische Psychotherapie zu Ende. Leider hat sie mich nicht nach vorne gebracht. Eine Verhaltenstherapie wäre wohl die bessere Wahl gewesen, doch leider waren die Therapeuten in meiner Nähe alle für längere Zeit ausgelastet.

Ich höre das immer wieder über die tiefenpsychologische Therapie.

Und auch immer wieder, wie gut eine einfache Verhaltenstherapie hilft, zumindest erstmal so weit, dass man wieder lebensfähig wird.

Nunja, wie sieht Deine Perspektive aus?

Und man kann ggf. ja auch Selbsthilfe starten?

Mir wird nach Ablauf der Therapie wohl nichts anderes als Selbsthilfe übrig bleiben. Aber ich befürchte, dass ich da allein nicht mehr rauskomme.

Wenn sich in Therapie so gar nichts tut, kann es sein, dass die Angst ein WICHTIGER SCHUTZ für etwas ist, was noch schlimmer ist als die Angst und praktisch dahinter steht. Die Angst ist also notwendig.

Ich finde es auch ein wenig unverantwortlich, wenn das gebuchte Programm beim Therapeuten keinen Erfolg zeigt, aber weitergemacht wird.

Genau DAS erwarte ich doch von einem Therapeuten, oder?

Es ist sicher auch ein wenig meine Schuld, da es mir nicht gelang meine Zweifel zum Ausdruck zu bringen. Außerdem war es sehr schlecht, dass die Sitzungen nicht regelmäßig, sondern nur alle 3-5 Wochen stattfanden.

Hi Rick!

Ich sehe das überhaupt nicht so, dass Du als Klient irgendeine Schuld trägst.

Man muss ja mal sehen, dass der Betroffene u.U. GENAU deswegen dorthin kommt.

Ich kann als Arzt nicht vom Patienten die Diagnose, Therapie und Medikation verlangen.

Wenn ich als Arzt darüber etwas wissen möchte, ist es meine Aufgabe, den Patienten so zu fragen, dass ich Antworten bekomme. Also nachfrage, ob das Medikament gegen die Schmerzen im Bein helfen.

Aber auch Ärzte stehen auf dem Standpunkt, wenn es denn nichts bringt, meldet sich der Patient schon. Ok, bei Schmerzen im Bein mag das vertretbar sein, aber bei Schmerzen in der Seele und bei Menschen, die ggf. genau dort ein Problem haben, nämlich anderen Menschen zu sagen, was sie genau haben, was sie wollen, brauchen usw. ist das ein Problem.

Nunja.

Unerfahrene Therapeuten definieren mit ihrem Patienten auch keine Ziele und wenn, dann die Falschen.

Gerade für Angst oder depressive Menschen, sind ganz kleine Ziele wichtig, damit ein Anfangserfolg da ist und der Betroffene merkt, es lohnt sich zu arbeiten...

Das Ziel: Frei von Zwängen, erscheint mir ggf. ein wenig zu hoch. Der richtige Weg wäre eher, kleine nachvollziehbare Dinge zu erreichen und darüber dann die Großen.

Nunja, oft habe ich den Eindruck, andere Betroffene könnten viel bessere Therapeuten sein, als die Therapeuten selber.

Egal, wie geht es nun bei Dir weiter?

Guten morgen,
ich kann dich sehr gut verstehen. Es ist schwierig
umzusetzen, wenn man merkt die Therapieform oder der
Therapeut passt irgendwie nicht. Die Psychotherapeuten
haben alle meist soooo lange Wartelisten, das man froh sein kann, wenn man überhaupt irgendwo einen Platz bekommt. Ich würde an deiner Stelle mich trotzdem bei einem Verhaltenstherapeuten auf die Warteliste setzen lassen und in der Wartezeit schon mal versuchen so weit es geht zur Selbsthilfe zu greifen. Wie lange hast du die Ängste und Zwänge schon? Was war als erstes da?
Lg

Vielen Dank Heiko und Delphin für eure Antworten.

Ich werde versuchen, einen Termin mit einem Verhaltenstherapeuten zu vereinbaren. Ob die Krankenkasse eine zweite Therapie bewilligen wird, weiß ich nicht.

A


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Mira Weyer
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