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Hallo,

Man soll keine unbegründete Angst haben, doch dann bleibt die Ungewissheit, die auch Angst macht. Wie geht man mit ihr um?

Danke

04.11.2022 23:06 • 29.01.2023 #1


3 Antworten ↓


Hi,

ich denke dazu muss man sich viele Dinge vor Augen führen, da Angst, obwohl relativ schlicht in der Funktion auf unglaublich komplexen und miteinander verwobenen Prozessen beruht. Angst ist das Resultat aus einer Bewertung heraus. Diese Bewertung wird aufgrund von genetischen als auch erlernten Faktoren bestimmt. Es gibt Menschen die von Natur aus weniger Angst verspüren als andere. Manche erlernen durch die Erfahrungen die sie in ihrem Leben machen was Angst macht, oder beides. Zu welchen Anteilen ist von Mensch zu Mensch verschieden.

Was aber alle Menschen ungeachtet der Herkunft, Ethnie, sozialem Stand, Religion oder was auch immer gemeinsam haben: Er ist ein Gewohnheitstier. Man kennt es sicherlich von einem selbst. Man erlebt eine Situation oder bekommt sie von anderen Menschen mit, denen etwas furchtbares widerfährt. Automatisch entwickelt sich dadurch eine gewisse Vorsicht, oder je nach Mensch eben auch eine Angst. Diese Angst/Vorsicht bleibt eine ganze Weile erhalten. Ist so ein Ereignis eine Ausnahme, nimmt dieses Gefühl mit der Zeit wieder ab. Es passiert ja nie was, also verblasst es und verliert seinen Schrecken, Gewohnheit eben. Wiederholt sich so etwas regelmäßig oder man ist unmittelbar einer Gefahrensituation entkommen, zementiert sich diese negative Emotion und bleibt permanent im Gedächtnis. Viele Dinge die wir so erleben und uns Angst machen sind Ausnahmen, deswegen besteht die Menschheit zu großen Teilen nicht aus neurotischen kleinen Wieseln sondern kommt in der Regel damit gut zurecht. Anders wäre die Spezies Mensch nicht wo sie heute ist.

Um daher auf deine Frage zu kommen: Ungewissheit macht Angst. Theoretisch müssten wir alle Angst vor dem Ungewissen haben. Wir wissen nicht, wie es Morgen wird. Wachen wir auf? Werden wir einen Unfall haben? Werden wir zufällig verletzt? Werden wir sterbenskrank werden? Versagt irgendwo die Technik in einer wichtigen Situation? Fällt uns ein Klavier auf den Kopf? Gewinne ich im Lotto? Das weiß niemand. Ist es deshalb sinnvoll sich zu verkriechen? Natürlich nicht. Ungewissheit die Angst macht ist vorallem ein selbstgemachtes Problem. Wenn ich mir permanent über ungelegte Eier Sorgen mache, dann führt das in der Regel zu einem Perpetuum Mobile der Gedanken. Da die Ungewissheit mir Angst macht, wird jeder Versuch die Ungewissheit von der Angst zu lösen zu weiterer Angst führen, denn es ist ja ungewiss was danach folgt. Es ist also an der Stelle der falsche Ansatz, da die resultierende Angst nur das Produkt dessen ist, was das eigentliche Problem ist.

Der Ungewissheit den Schrecken zu nehmen, hängt natürlich zum Teil auch davon ab, auf was sich die Ungewissheit bezieht. Davon abhängig ist dann die Vorgehensweise.

Auf was beziehen sich denn deine unbegründeten Ängste?

A


Keine unbegründete Angst haben, was ist mit Ungewissheit?

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Zitat von Vendetta1981:
Auf was beziehen sich denn deine unbegründeten Ängste?


Naja, die Frage ist ja, wann sind Ängste denn begründet und damit vernünftig? Denn man kann durchaus argumentieren, dass es eine gewisse Wahrscheinlichkeit, wenn auch eine oft sehr niedrige gibt, also damit selten ein negatives, schädliches und leidverursachendes Ereignis eintritt, vor dessen Potential man dann Angst hat. Die meisten Menschen denken aber gar nicht erst daran, wenn sie z.B. raus gehen, im Straßenverkehr teilnehmen oder rauchen, und ähnliches mehr oder weniger riskantes. Wie hoch muss also das Risiko sein, dass man sagen kann, dass Ängste, die ja bewirken sollen dass man vermehrt Kontrolle ausübt, sein Verhalten ändert oder anpasst, dass Risiken minimiert oder erst gar nicht aufkommen?

Zitat von Unik:
dann bleibt die Ungewissheit, die auch Angst macht. Wie geht man mit ihr um?

Zitat von Unik:
Naja, die Frage ist ja, wann sind Ängste denn begründet und damit vernünftig?

Das ist ein Unterschied! Ungewissheit bedeutet ja, dass es sich um eine unbegründete Angst handelt, da wir das Ergebnis nicht kennen. Die Befürchtungen können sich bestätigen oder auch nicht - in letzterem Fall liegt i.d. Regel die höhere Wahrscheinlichkeit, weshalb in diesem Zusammenhang eben auch von Angststörungen gesprochen wird.

Ängste sind dann begründet, wenn das Ereignis, auf welches sich die Angst bezieht, ganz sicher bevorsteht. Da nenne ich als Beispiel mal die (spätestens mit unserem Alter einhergehende) Pflegebedürftigkeit, die unweigerlich auf uns zukommt, sofern kein früher Tod erfolgt.

Natürlich kann man im Nachgang darüber diskutieren, inwieweit diese Situation angsteinflößend ist (das passiert übrigens gearde in einem anderen Thread). Dass wir jedoch einen Pflegenotstand haben, der sich durch den demografischen Wandel zuspitzen wird, pfeifen ja die Spatzen vom Dach.

Das ist jetzt aber auch nur ein Beispiel. Es lassen sich noch mehrere finden - solche, die die Allgemeinheit betreffen und individuelle.





Mira Weyer
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