Hi,
ich denke dazu muss man sich viele Dinge vor Augen führen, da Angst, obwohl relativ schlicht in der Funktion auf unglaublich komplexen und miteinander verwobenen Prozessen beruht. Angst ist das Resultat aus einer Bewertung heraus. Diese Bewertung wird aufgrund von genetischen als auch erlernten Faktoren bestimmt. Es gibt Menschen die von Natur aus weniger Angst verspüren als andere. Manche erlernen durch die Erfahrungen die sie in ihrem Leben machen was Angst macht, oder beides. Zu welchen Anteilen ist von Mensch zu Mensch verschieden.
Was aber alle Menschen ungeachtet der Herkunft, Ethnie, sozialem Stand, Religion oder was auch immer gemeinsam haben: Er ist ein Gewohnheitstier. Man kennt es sicherlich von einem selbst. Man erlebt eine Situation oder bekommt sie von anderen Menschen mit, denen etwas furchtbares widerfährt. Automatisch entwickelt sich dadurch eine gewisse Vorsicht, oder je nach Mensch eben auch eine Angst. Diese Angst/Vorsicht bleibt eine ganze Weile erhalten. Ist so ein Ereignis eine Ausnahme, nimmt dieses Gefühl mit der Zeit wieder ab. Es passiert ja nie was, also verblasst es und verliert seinen Schrecken, Gewohnheit eben. Wiederholt sich so etwas regelmäßig oder man ist unmittelbar einer Gefahrensituation entkommen, zementiert sich diese negative Emotion und bleibt permanent im Gedächtnis. Viele Dinge die wir so erleben und uns Angst machen sind Ausnahmen, deswegen besteht die Menschheit zu großen Teilen nicht aus neurotischen kleinen Wieseln sondern kommt in der Regel damit gut zurecht. Anders wäre die Spezies Mensch nicht wo sie heute ist.
Um daher auf deine Frage zu kommen: Ungewissheit macht Angst. Theoretisch müssten wir alle Angst vor dem Ungewissen haben. Wir wissen nicht, wie es Morgen wird. Wachen wir auf? Werden wir einen Unfall haben? Werden wir zufällig verletzt? Werden wir sterbenskrank werden? Versagt irgendwo die Technik in einer wichtigen Situation? Fällt uns ein Klavier auf den Kopf? Gewinne ich im Lotto? Das weiß niemand. Ist es deshalb sinnvoll sich zu verkriechen? Natürlich nicht. Ungewissheit die Angst macht ist vorallem ein selbstgemachtes Problem. Wenn ich mir permanent über ungelegte Eier Sorgen mache, dann führt das in der Regel zu einem Perpetuum Mobile der Gedanken. Da die Ungewissheit mir Angst macht, wird jeder Versuch die Ungewissheit von der Angst zu lösen zu weiterer Angst führen, denn es ist ja ungewiss was danach folgt. Es ist also an der Stelle der falsche Ansatz, da die resultierende Angst nur das Produkt dessen ist, was das eigentliche Problem ist.
Der Ungewissheit den Schrecken zu nehmen, hängt natürlich zum Teil auch davon ab, auf was sich die Ungewissheit bezieht. Davon abhängig ist dann die Vorgehensweise.
Auf was beziehen sich denn deine unbegründeten Ängste?
04.11.2022 23:52 •
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