wem ist es noch aufgefallen, dass es kaum noch Kollegen Ü50 gibt, und diejenigen Ü60 schon fast Relikte geworden sind, die man so gut wie gar nicht mehr antrifft? Normalerweise müssten beide Gruppen auf dem Arbeitsmarkt sogar überproportional vertreten sein. Nach der demografischen Verteilung gäbe es mehr Arbeitnehmer Ü40 als U30. Aber die sind irgendwie verschwunden. Öffentlicher Dienst mal ausgenommen. Gerade die Leitenden Angestellten sind selten Ü50. Da sollte man doch meinen, wenn Chefs so jung sind, dann sind die Älteren eben auf der Hierarchieebene unten stehen geblieben. Aber das scheint noch seltener der Fall zu sein. Normalerweise steigt man mit dem Alter auf, und jemand Ü50, der noch Sachbearbeiter ist, wäre stark erklärungsbedürftig. Was aber, wenn derjenige gar nicht aufsteigen wollte, sondern sich einfach wohlfühlte, und seinen Arbeitsbereich voll im Griff hatte? Die Personalverantwortlichen wollen sie deswegen nicht, weil sie mit der Zeit durch die jahrelangen Gehaltserhöhungen zu teuer werden.
Durch meine freiberufliche Tätigkeit kann ich alle paar Monate in andere Unternehmen reinsehen. Ich sehe nicht nur die jeweilige Abteilung, sondern bspw. in der Kantine oder noch besser am Eingang einen regelrechten Querschnitt der Altersverteilung.
Und da wird in der Politik immer verlangt, es müsse mindestens bis 67 gearbeitet werden, um keine Einschnitte bei der Rente zu kriegen. Heute gibt es viele Frühverrentungen nicht mehr, aber: Wo sind dann die ganzen Arbeitnehmer Ü50 geblieben? Es heißt ja immer, EU-Rente wegen psychischer Krankheiten würden explosionsartig zunehmen, aber meist bleibt es dann bei der Nachricht, und nichts weiter passiert. Warum ist das wohl so? Vermutlich glauben auch hier die meisten User, dass jeder an seinem Unglück selber schuld ist, und man nur selbst an sich arbeiten muss, um wieder dazu zu gehören.
Aber kann das wirklich der einzige Grund sein? Ist es nicht zutiefst ein menschenverachtendes System, wenn es einem Jugendwahn verfallen ist, und ältere Mitmenschen so einfach entsorgen kann? Es wird schließlich nicht lange dauern, und die heute Mitte-30-jährigen werden genauso aussortiert wie die Babyboomer-Generation heute.
Da das Volk mittlerweile komplett entsolidarisiert ist, weil sie es verinnerlicht haben, dass jeder erst mal an sich selbst denken soll, gbt es auch keinen politischen Widerstand gegen diese eingerissene Personalpraxis. Auch jeder in diesem Forum leidet darunter. Aber ich vermisse eine Wahrnehmung für größere Zusammenhänge. Dass es eigentlich nicht so sein sollte. Schade.
29.04.2017 06:04 • • 06.05.2017 #1