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Hallo Martina,

blinde Flecken aufdecken ist eine sehr passende Bezeichnung. Wenn etwas ganz lange Zeit zugedeckt wird, dauert es wahrscheinlich entsprechend lange, bis es wieder an die Oberfläche darf. Es freut mich, dass Du in der Tagesklinik ein so breit gefächertes Therapieangebot findest! Da ist die Erfolgschance um einiges größer, als wenn nur eine Therapieform angewandt wird. Dies glaube ich zumindest

Hallo zusammen,

es ist nun einige Wochen her, seid ich das letzte Mal in diesem thread geschrieben habe. Kern12 bat mich damals um Rückmeldung, ob sich das Thema Angst=Wut bestätigt hat bzw. wie es weiterging.

Wie Ihr Euch evtl. denken könnt, habe ich bis heute keine eindeutige Antwort darauf gefunden. Ich habe aber festgestellt, dass ich scheinbar Jahre / Jahrzehnte lang vieles mit mir habe machen lassen, ohne mich zu wehren, mich zu artikulieren oder gar Grenzen zu setzen.

Diese Zeiten sind definitiv vorbei, seitdem mir das klar geworden ist. Ich kann jetzt deutlich meine Meinung formulieren und tue das auch in der Öffentlichkeit. Denkt nicht, dass ich dabei rumbrülle oder so, nein, die Meinung wird laut und klar formuliert aber ohne Aggression. Ich hatte letztens eine Auseinandersetzung mit meinem Bruder (51 Jahre) bzw. sein Verhalten in einer bestimmten Situation gefiel mir nicht. Dieses habe ich ihm (im Beisein meiner Mutter, die in sich zusammen sackte) in o.g. Weise gesagt. Was passierte? Er zappelte nervös herum, sprang vom Sofa auf und verließ die Wohnung. Ich hatte ihn erwischt und offenbar war er mit meiner neuen Art vollkommen überfordert. Es gibt die alte Martina nicht mehr und daran muss sich das Umfeld erst einmal gewöhnen. Leid tat es mir für meine Mutter aber da muss sie durch.

Mein Bruder attackiert mich übrigens seitdem immer mal wieder verbal per SMS. Die Worte sind ohne weiteren Sinn und Verstand. Es zeigt mir nur, dass ich mich weiter entwickelt habe und er damit nicht klar kommt. Letztens meinte eine Bekannte von mir, der ich von meinem Bruder erzählte: Vielleicht ist er neidisch auf Dich, weil DU Deinen Weg gehst, er hingegen seinen Weg noch nicht gefunden hat!? Könnte evtl. was dran sein.

Was ich Euch letztendlich sagen möchte ist, dass, seitdem ich deutlich Grenzen setze und nicht mehr alles mit mir machen lasse, meine Ängste nachgelassen haben. Ich habe angefangen, meine Wut tatsächlich zu spüren und kann jetzt endlich adäquat darauf in Form der gesetzten Grenzen darauf reagieren.

Ganz weg sind die Ängste noch nicht aber ich gebe mir Zeit und bin auch noch weiterhin krank geschrieben. Ich spüre wieder mehr Lebenslust und habe mich z.B. gestern spontan für einen Yoga-Kurs angemeldet und das ist ein gutes Zeichen!

Freue mich auf Euer Feedback und auch konstruktive Kritik ist mir jederzeit willkommen!

LG, Martina

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Ist Angst in Wirklichkeit Wut?

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ich traue mich auch nicht dinge anzusprechen die die Wahrheit entsprechen.
Wenn ich es tue werde ich abgeschoben

Tuffie, es geht hier nicht um die Wahrheit. Die Wahrheit hat viele Seiten und jeder Mensch betrachtet sie von seiner eigenen Warte aus.

Es geht darum, seine eigene Meinung (!) zu sagen und das klar, deutlich und möglichst ruhig. Das ist m. E. wichtig für die Entwicklung und Definition der eigenen Persönlichkeit und stärkt das Selbstwertgefühl.

Wenn Dich jemand, nur weil Du Deine eigene Meinung sagst, meint verstoßen oder ausgrenzen zu müssen, dann wäre die Frage angebracht, warum dieser Mensch überhaupt in Deinem Leben so eine große Rolle einnimmt. Willst Du diesen Menschen in Deinem Leben haben, willst Du von ihm gegängelt werden? Möchtest Du nicht lieber zwischenmenschliche Beziehungen auf Augenhöhe, damit sich beide Seiten ergänzend sinnvoll weiterentwickeln können?

LG, Martina

Quatsch. Klingt wie eine blöde Binsenweisheit oder eine Stammtischparole irgendwelcher Westentaschenpsychologen. Ich empfinde häufig beides und empfinde beides als definitiv anders.

Meine Ängste sind vor allem auf mich gerichtet und darauf, Erwartungen nicht gerecht zu werden oder im Leben endgültig zu scheitern und das Damoklesschwert auf mich herabrasen zu sehen, welches ich oft über mir lauern sehe.

Klar hab ich Wut auf das oder den ein oder anderen. Ich fühle manchmal großen Zorn. Ich könnte natürlich sagen, dass meine Ängste aus Mobbingerfahrungen und aus mangelnder elterlicher und sozialer Wärme und Zuversicht resultieren und daher auf eben jene Mobber, auf meine Eltern und die Gesellschaft projizieren. Aber ich halte mich auch für relativ pragmatisch und weiß (die meiste Zeit) dass mich das nicht weiterbringt. Würde ich meine Wut rauslassen würde ich nur unnötig anecken, ein vergiftetes (Arbeits-)Umfeld schaffen, andere Leute wütend machen und mich für meinen Ausraster schämen. Ich würde mich nachher schlechter fühlen als vorher.

Kontakt zu meinen Eltern habe ich nicht. Die Mobber sind alle weg. Ein Teil der Gesellschaft bin ich nicht wirklich. Selbst wenn ich die Ängste, die aus das Handeln oder Nicht-Handeln dieser Akteure entstanden sind, in die Wut umwandeln würde, die sie angeblich wären, wüsste ich nicht, wie ich diese noch zum Ausdruck bringen könnte. Darüber zu lamentieren wie schei. unsere Gesellschaft ist darüber bin ich schon lange hinaus. Der in meiner Jugend beschworene Amokläufer, den so manch einer in mir sah, war ich nie geworden und plane ich auch nicht zu werden.

Seine Meinung zu artikulieren ist etwas anderes als Wut zu zeigen. Das erste schadet nicht, wenn man das kann (wobei ich persönlich vorsichtig damit bin, denn viele Leute können mit unschönen anderen Meinungen nicht gut umgehen). Das Letztere sollte man sich verkneifen so gut man kann. Es sei denn man will als Choleriker in Erinnerung bleiben.





Mira Weyer
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