Hallo Leute!
Dann möchte ich mich hier auch mal vorstellen und Hallo sagen.
Zunächst möchte ich meine Vorgeschichte kurz darlegen:
War schon in der Kindheit jemand, der vom Perfektionismus und von Zweifeln getrieben wurde und bei dem immer Leistung die maßgebliche Rolle gespielt hat.
Ich neige zu zwanghaftem Grübeln über ungeklärte Probleme und entwickle mit der Zeit sehr leicht Ängste. Über die Jahre gesehen kam quasi immer eine neue hinzu. Es macht den Eindruck als würde ich mir aktiv immer wieder ein neues Problem suchen, sobald das letzte mühselig überwunden wurde.
Ich hatte zu Schulzeiten eine Halitophobie (Angst davor Mundgeruch zu haben). Als ich das nach Jahren halbwegs selbst in den Griff bekommen hatte, hatte ich mit 19 meine 1. Freundin. Nach ein paar Monaten entstand hier ein großes Hin und Her durch meinen Perfektionismus, den ich auf sie und meine Gefühle übertragen habe, und eine gleichzeitige Verlustangst. Diese ewige Zweifelei dauerte mehr als 1 Jahr an und führte zu einer Art Bindungsphobie mit Brustschmerzen und Grübelei als Symptome.
Zum Studienbeginn in einer neuen Stadt war ich dann soweit auch noch mein sicher geglaubtes Studienfach zu zergrübeln.
Ab dem Zeitpunkt habe ich dann meine Scham überwunden und mich für eine Psychotherapie entschieden. Zunächst wollte ich meine Probleme einfach nur schnell gelöst haben und war frustriert, dass es nicht klappte.
Schlussendlich gelang es mir nach 3 Jahren aber wieder eine Beziehung einzugehen und nach einem minimalen Wechsel des Studienfaches mit meiner Entscheidung zweifelsfrei und zufrieden leben zu können.
Wäre eigentlich ziemlich cool, wenn die Geschichte hier wie im Märchen enden würde oder?
Leider kam es dann zum Ende der Therapie zu meiner Studienabschlussarbeit. Das 1. Mal komplett eigenverantwortliches Arbeiten im Bereich der Laborforschung bei einem Betreuer, mit dem ich fachlich nicht auf einer Wellenlänge lag. Folglich entstand ziemlich schnell die maximal mögliche Verunsicherung bei gleichzeitig maximaler Gewichtung für die Studienabschlussnote.
Als es dann nach einigen Wochen immer mehr Rückschläge gab und eigentlich nichts funktionierte wie ich es mir vorgestellt hatte, bin ich innerlich durchgedreht. Habe an nichts mehr anderes denken können, Panik- und Heulattacken bekommen, von 8 bis 21 Uhr in der Uni gearbeitet und meine Freundin total vernachlässigt bzw. ihr gegenüber auch von nichts anderem mehr sprechen können. Ab einem gewissen Punkt kam ich da dann auch nicht mehr raus, weil ich mich da so reingesteigert hatte.
Schlussendlich war die Zeit irgendwann durch das Abgeben der Abschlussarbeit vorbei. Genauso war aber auch die Beziehung im Eimer. Das hatte mir dann nochmal vor Augen geführt, wie sehr mir meine Versagensängste mein Leben kaputt machen.
Ich dachte dann, dass ich aus der Situation gelernt hätte und mir das nicht nochmal passieren würde oder zumindest nicht in dem Umfang. Nach dem Studium war ich dann in meinem Referendariat/praktischen Jahr und die Therapie war erstmal auf Eis, weil ich nicht mehr über die Krankenkasse verlängern konnte und mich bis auf meinen Trennungsschmerz eigentlich ziemlich gut gefühlt habe.
So, nun komme ich im Grunde erst zum aktuellen Problem:
Seit April habe ich nun einen Job ganz in der Nähe meines Studienortes gefunden. Durch verschiedene Umstände, die nicht vorhersehbar oder geplant waren, wurde ich dort absolut ins kalte Wasser geschmissen.
So mußte ich mich auf einmal nach kürzester Zeit in einem sehr unangenehmen Arbeitsumfeld wiederfinden. Ich mußte mich quasi fast ohne Hilfe selbst einarbeiten, konnte kaum Fragen stellen, hatte sehr früh sehr viel Verantwortung, viel zu viele Projekte auf einmal und stand gleichzeitig unter großem Zeitdruck von Seiten unserer Kunden. Da war es ja eigentlich vollkommen klar, dass es an irgendeiner Stelle haken muss.
Aufgrund meines Perfektionismus und meiner Versagensängste kam/komme ich allerdings mit solchen Unebenheiten nicht klar. Außerdem habe ich, seitdem ich die Projekte eigenverantwortlich selbst betreue, riesige Angst Fehler zu machen, vor allem dem Kunden gegenüber.
Ich grüble bei komplexen Projekten jedes Detail von hinten bis vorne durch um mich 150%ig abzusichern. Natürlich finde ich immer irgendwas, was unklar ist oder wo vielleicht ein Fehler entstanden sein könnte. Das macht mich dann so fuchsig, dass ich immer gestresst bin und auch nach der Arbeit nicht abschalten kann. Ich mache zig Überstunden pro Woche um irgendwie noch zeitlich hinzukommen. Am WE bin ich dann 1. total im Eimer und komme den gesamten Samstag nicht aus dem Bett und 2. grüble ich weiter und fühle mich innerlich wie getrieben und hundeelend. Es läßt mich einfach nicht los!!
Mein Chef weiß über meinen Zustand im Ansatz bescheid und gibt sich trotz der allgemeinen stressigen Arbeitssituation wirklich Mühe, dass ich mit der Situation zurechtkomme. Leider ist er trotzdem jemand, mit dem ich fachlich und charakterlich öfters nicht auf der gleichen Wellenlänge liege. Unterm Strich ist unser Verhältnis für die Gesamtsituation daher aktuell noch eher stressfördernd, wobei ich ihm da auch nicht viele Vorwürfe machen kann. Wir sind einfach sehr unterschiedliche Typen.
Als Folge meiner Probleme auf der Arbeit gehen meine sozialen Kontakte auch langsam aber sicher ein. Ich habe mich dadurch auch mit meiner WG-Mitbewohnerin irgendwann zerkracht, da sie als frisch gebackene Studentin irgendwann kein Verständnis mehr für meine Situation und mein Verhalten aufbringen konnte. Seit 1 Woche wohne ich nun in einer neuen Wohnung alleine. Die Wohnung ist echt klasse, aber die Umgewöhnung nach über 5 Jahren das 1. Mal wieder alleine zu wohnen nagt gerade auch an mir. Fühle mich hier einfach ziemlich einsam.
Tja, morgen ist nun nach meinem Urlaub auch wieder mein 1. Arbeitstag im neuen Jahr und ich habe natürlich in der letzten Woche viel über vergangene und aktuelle Projekte gegrübelt und nun vor morgen eine Sch...angst.
Zusammenfassend bin ich also seit 8 Monaten im Beruf und habe mich fachlich auch schon sehr weiterentwickelt, was zu einer gewissen Sicherheit geführt hat. Trotzdem komme ich nicht von meinem 150% Anspruch, meinen Zweifeln und meiner Grübelei runter. Das kann aber auch alle fachliche Erfahrung in der Zukunft nicht beheben.
Ich weiß auch, dass es an meinen Versagensängsten und meinem demolierten Selbstwertgefühl liegt, aber so richtig was dagegen machen kann ich irgendwie auch nicht.
Ich gehe nun auch wieder zu meinem damaligen Psychologen, allerdings habe ich das Gefühl, dass das alleine nicht ausreicht für meine Problembewältigung.
Deshalb möchte ich mich nun zusätzlich an Euch wenden. Findet Ihr Euch in meinen Beschreibungen wieder und habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Habt Ihr Fortschritte machen können? Was habt Ihr unternommen um mit der Situation und mit Euch selbst klarzukommen? Wie lange habt Ihr dafür benötigt?
Ich bin für jede Hilfe dankbar, da ich nach 8 Monaten langsam das Gefühl habe, dass ich mich soweit reingesteigert habe, dass ich da kaum noch alleine herauskomme.
Sorry für den kleinen Roman und viele Grüße, Florian
Dann möchte ich mich hier auch mal vorstellen und Hallo sagen.
Zunächst möchte ich meine Vorgeschichte kurz darlegen:
War schon in der Kindheit jemand, der vom Perfektionismus und von Zweifeln getrieben wurde und bei dem immer Leistung die maßgebliche Rolle gespielt hat.
Ich neige zu zwanghaftem Grübeln über ungeklärte Probleme und entwickle mit der Zeit sehr leicht Ängste. Über die Jahre gesehen kam quasi immer eine neue hinzu. Es macht den Eindruck als würde ich mir aktiv immer wieder ein neues Problem suchen, sobald das letzte mühselig überwunden wurde.
Ich hatte zu Schulzeiten eine Halitophobie (Angst davor Mundgeruch zu haben). Als ich das nach Jahren halbwegs selbst in den Griff bekommen hatte, hatte ich mit 19 meine 1. Freundin. Nach ein paar Monaten entstand hier ein großes Hin und Her durch meinen Perfektionismus, den ich auf sie und meine Gefühle übertragen habe, und eine gleichzeitige Verlustangst. Diese ewige Zweifelei dauerte mehr als 1 Jahr an und führte zu einer Art Bindungsphobie mit Brustschmerzen und Grübelei als Symptome.
Zum Studienbeginn in einer neuen Stadt war ich dann soweit auch noch mein sicher geglaubtes Studienfach zu zergrübeln.
Ab dem Zeitpunkt habe ich dann meine Scham überwunden und mich für eine Psychotherapie entschieden. Zunächst wollte ich meine Probleme einfach nur schnell gelöst haben und war frustriert, dass es nicht klappte.
Schlussendlich gelang es mir nach 3 Jahren aber wieder eine Beziehung einzugehen und nach einem minimalen Wechsel des Studienfaches mit meiner Entscheidung zweifelsfrei und zufrieden leben zu können.
Wäre eigentlich ziemlich cool, wenn die Geschichte hier wie im Märchen enden würde oder?
Leider kam es dann zum Ende der Therapie zu meiner Studienabschlussarbeit. Das 1. Mal komplett eigenverantwortliches Arbeiten im Bereich der Laborforschung bei einem Betreuer, mit dem ich fachlich nicht auf einer Wellenlänge lag. Folglich entstand ziemlich schnell die maximal mögliche Verunsicherung bei gleichzeitig maximaler Gewichtung für die Studienabschlussnote.
Als es dann nach einigen Wochen immer mehr Rückschläge gab und eigentlich nichts funktionierte wie ich es mir vorgestellt hatte, bin ich innerlich durchgedreht. Habe an nichts mehr anderes denken können, Panik- und Heulattacken bekommen, von 8 bis 21 Uhr in der Uni gearbeitet und meine Freundin total vernachlässigt bzw. ihr gegenüber auch von nichts anderem mehr sprechen können. Ab einem gewissen Punkt kam ich da dann auch nicht mehr raus, weil ich mich da so reingesteigert hatte.
Schlussendlich war die Zeit irgendwann durch das Abgeben der Abschlussarbeit vorbei. Genauso war aber auch die Beziehung im Eimer. Das hatte mir dann nochmal vor Augen geführt, wie sehr mir meine Versagensängste mein Leben kaputt machen.
Ich dachte dann, dass ich aus der Situation gelernt hätte und mir das nicht nochmal passieren würde oder zumindest nicht in dem Umfang. Nach dem Studium war ich dann in meinem Referendariat/praktischen Jahr und die Therapie war erstmal auf Eis, weil ich nicht mehr über die Krankenkasse verlängern konnte und mich bis auf meinen Trennungsschmerz eigentlich ziemlich gut gefühlt habe.
So, nun komme ich im Grunde erst zum aktuellen Problem:
Seit April habe ich nun einen Job ganz in der Nähe meines Studienortes gefunden. Durch verschiedene Umstände, die nicht vorhersehbar oder geplant waren, wurde ich dort absolut ins kalte Wasser geschmissen.
So mußte ich mich auf einmal nach kürzester Zeit in einem sehr unangenehmen Arbeitsumfeld wiederfinden. Ich mußte mich quasi fast ohne Hilfe selbst einarbeiten, konnte kaum Fragen stellen, hatte sehr früh sehr viel Verantwortung, viel zu viele Projekte auf einmal und stand gleichzeitig unter großem Zeitdruck von Seiten unserer Kunden. Da war es ja eigentlich vollkommen klar, dass es an irgendeiner Stelle haken muss.
Aufgrund meines Perfektionismus und meiner Versagensängste kam/komme ich allerdings mit solchen Unebenheiten nicht klar. Außerdem habe ich, seitdem ich die Projekte eigenverantwortlich selbst betreue, riesige Angst Fehler zu machen, vor allem dem Kunden gegenüber.
Ich grüble bei komplexen Projekten jedes Detail von hinten bis vorne durch um mich 150%ig abzusichern. Natürlich finde ich immer irgendwas, was unklar ist oder wo vielleicht ein Fehler entstanden sein könnte. Das macht mich dann so fuchsig, dass ich immer gestresst bin und auch nach der Arbeit nicht abschalten kann. Ich mache zig Überstunden pro Woche um irgendwie noch zeitlich hinzukommen. Am WE bin ich dann 1. total im Eimer und komme den gesamten Samstag nicht aus dem Bett und 2. grüble ich weiter und fühle mich innerlich wie getrieben und hundeelend. Es läßt mich einfach nicht los!!
Mein Chef weiß über meinen Zustand im Ansatz bescheid und gibt sich trotz der allgemeinen stressigen Arbeitssituation wirklich Mühe, dass ich mit der Situation zurechtkomme. Leider ist er trotzdem jemand, mit dem ich fachlich und charakterlich öfters nicht auf der gleichen Wellenlänge liege. Unterm Strich ist unser Verhältnis für die Gesamtsituation daher aktuell noch eher stressfördernd, wobei ich ihm da auch nicht viele Vorwürfe machen kann. Wir sind einfach sehr unterschiedliche Typen.
Als Folge meiner Probleme auf der Arbeit gehen meine sozialen Kontakte auch langsam aber sicher ein. Ich habe mich dadurch auch mit meiner WG-Mitbewohnerin irgendwann zerkracht, da sie als frisch gebackene Studentin irgendwann kein Verständnis mehr für meine Situation und mein Verhalten aufbringen konnte. Seit 1 Woche wohne ich nun in einer neuen Wohnung alleine. Die Wohnung ist echt klasse, aber die Umgewöhnung nach über 5 Jahren das 1. Mal wieder alleine zu wohnen nagt gerade auch an mir. Fühle mich hier einfach ziemlich einsam.
Tja, morgen ist nun nach meinem Urlaub auch wieder mein 1. Arbeitstag im neuen Jahr und ich habe natürlich in der letzten Woche viel über vergangene und aktuelle Projekte gegrübelt und nun vor morgen eine Sch...angst.
Zusammenfassend bin ich also seit 8 Monaten im Beruf und habe mich fachlich auch schon sehr weiterentwickelt, was zu einer gewissen Sicherheit geführt hat. Trotzdem komme ich nicht von meinem 150% Anspruch, meinen Zweifeln und meiner Grübelei runter. Das kann aber auch alle fachliche Erfahrung in der Zukunft nicht beheben.
Ich weiß auch, dass es an meinen Versagensängsten und meinem demolierten Selbstwertgefühl liegt, aber so richtig was dagegen machen kann ich irgendwie auch nicht.
Ich gehe nun auch wieder zu meinem damaligen Psychologen, allerdings habe ich das Gefühl, dass das alleine nicht ausreicht für meine Problembewältigung.
Deshalb möchte ich mich nun zusätzlich an Euch wenden. Findet Ihr Euch in meinen Beschreibungen wieder und habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Habt Ihr Fortschritte machen können? Was habt Ihr unternommen um mit der Situation und mit Euch selbst klarzukommen? Wie lange habt Ihr dafür benötigt?
Ich bin für jede Hilfe dankbar, da ich nach 8 Monaten langsam das Gefühl habe, dass ich mich soweit reingesteigert habe, dass ich da kaum noch alleine herauskomme.
Sorry für den kleinen Roman und viele Grüße, Florian
10.01.2011 00:08 • • 16.01.2011 #1
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