ich weiß nicht mehr weiter. Mir geht es schon seit Jahren nicht wirklich gut, aber in den letzten Monaten ist es immer schlimmer geworden. Ich habe das Gefühl, dass ich immer mehr die Kontrolle über mich selbst verliere. Egal was ich versuche, es wird nicht besser. Und so langsam gehen mir die Ideen aus, was ich noch machen kann.
In meinem Kopf passieren immer mehr Dinge, die ich einfach nicht kontrollieren kann. So viele Ängste und sinnlose Verhaltensmuster, die ich in mir selbst irgendwie beobachte, aber nicht steuern kann. Ich weiß nicht genau, wie ich das erklären soll. Es fühlt sich so an, als wäre meine innere Stimme, oder dieses Ich in meinem Kopf, abgetrennt vom Rest und ich beobachte mich selbst, wie ich immer mehr die Freude am Leben verliere und immer größer werdende Ängste und Sorgen entwickle. Wenn ich z.B. zuhause sitze und eine Angstattacke habe und all diese Gedanken durch meinen Kopf schießen, die immer mehr Panik verursachen und die Angst immer extremer und irrationaler werden lässt. Ich kriege das alles wie von außen mit, als würde ich mich irgendwie selbst steuern und diese Gedanken bewusst auslösen. Aber ich kann überhaupt nichts daran ändern. Ich habe keine Kontrolle darüber. Ich schaue mir selbst dabei zu, wie ich immer mehr abdrifte und mein Leben immer trostloser und hoffnungsloser wird. Ich verstehe das nicht. Ich will Freude haben, ich will Spaß haben und ich weiß, dass das Leben toll sein kann. Daran habe ich überhaupt keine Zweifel. Aber mein Kopf sieht das irgendwie anders.
Ich fühle mich, als hätte ich so ziemlich keine Emotionen mehr. Ich habe an nichts mehr Freude, ich kann mich für nichts mehr motivieren, nicht mal für Dinge, die mir sonst eigentlich Spaß machen, wie lesen, schreiben oder malen. Ich kann nichts mehr genießen. Alles ist mir gleichgültig geworden. Aber gleichzeitig auch irgendwie nicht, weil ich in so einem ständigen Angstzustand bin über alle möglichen banalen Dinge, und das auf einem sehr irrationalen Level. Aber ich krieg das nicht aus meinem Kopf raus. Es sind einfach so viele Sachen um mich rum, dass es mich völlig überfordert. Aufgaben, die erledigt werden müssen, Einkäufe die gemacht werden müssen, die Versicherung, die ich abschließen muss, die Wohnungs-Ummeldung beim Amt, die Frage, die ich einem Arbeitskollegen stellen muss. Es ist viel zu viel und es wird immer mehr. Ich fühle mich ständig erdrückt von Allem. Und das führt dann dazu, dass ich fast alles teilweise wochenlang vor mir herschiebe und ständig verdränge, weil ich zu große Angst davor habe. Selbst dann, wenn es eigentlich nur Kleinigkeiten sind. Das bringt mich dann fast täglich in echt blöde und unangenehme Situationen, die die Angst dann immer stärker werden lässt. Und ich kann das einfach nicht abschalten.
Ich kann mich auch nicht mehr konzentrieren, in meinem Kopf herrscht nur noch Chaos und durcheinander. Es passiert ständig, dass ich Dinge um mich rum nicht mehr richtig mitbekomme, oder dass ich mich an Dinge nicht mehr erinnere, die erst vor Sekunden passiert sind. Ich gehe aus meiner Wohnung raus und fünf Sekunden später weiß ich nicht mehr, ob ich die Tür abgeschlossen habe. Oder ich gehe irgendwo hin und weiß manchmal nicht mehr, wie genau ich überhaupt dahin gekommen bin. Ich habe richtige blackouts. Das passiert auch, wenn ich z.B. einen Text lese, oder am Sprechen bin. Plötzlich ist einfach alles weg, was ich in den letzten Sekunden gelesen oder gesagt habe. Und ich kann mich dann auch nicht mehr daran erinnern, egal wie sehr ich mich anstrenge. Es ist einfach nichts mehr da. Das macht mir Angst. Ich kann auch meinem Gedächtnis im Ganzen nicht mehr richtig vertrauen. Ich weiß manchmal nicht mehr, ob eine Erinnerung wirklich passiert ist, oder ob ich mir das nur irgendwann mal ausgedacht habe, als Szenario in meinem Kopf.
Und das alles wird in stressigen Situationen besonders extrem. Alleine schon wenn ich einfach draußen bin und viel um mich rum passiert. Ich habe dauerhaft das Gefühl, dass eine Million Dinge auf mich einwirken und mich komplett erdrücken. So viel, auf das ich achten muss, alles was in meiner Nähe passiert, all die Menschen, die Autos, die Geräusche aus allen Richtungen. Das ist viel zu viel auf einmal, ich bin damit in letzter Zeit völlig überfordert. Ich habe Angst davor, raus zu gehen. Das führt dann immer mehr dazu, dass ich draußen die Außenwelt fast komplett abschotte und mich in Tagträume verliere, was völlig automatisch passiert. Ich merke das oft nicht mal richtig. Ich laufe dann auf Autopilot weiter und kriege nicht mehr viel mit.
Dazu kommt, dass es mir immer schwerer fällt, mit Menschen zu reden. Das hatte ich eine Zeit lang mal relativ gut im Griff, da habe ich hart dran gearbeitet, um selbstsicherer und vor allem entspannter zu sein. Ich habe mich ständig in unangenehme Situationen gezwungen und versucht, mit Menschen zu reden. Das hat die Pandemie leider ein bisschen kaputt gemacht und mich zurückgeworfen. Leider geht das seit einer Weile plötzlich in die andere Richtung. Ich kann mich überhaupt nicht mehr richtig mit Menschen unterhalten, ich habe Schwierigkeiten sinnvolle Sätze zu formulieren, auf Fragen zu antworten und selbst an der Kasse im Supermarkt bin ich überfordert mit dem Hallo, Danke, Tschüss. Ich schaffe es nicht mehr, Gespräche zu prozessieren. Selbst wenn ich Zeit habe um meine Antwort vorzubereiten geht es trotzdem immer schief und aus meinem Mund kommt völlig wirres Zeug. Das macht es auch nicht leichter für mich, neue Leute kennenzulernen. Ich habe keine Freunde und kaum Kontakt zu Menschen außerhalb meiner Familie. Das ist zwar schon mein ganzes Leben so, aber gerade jetzt fühle ich mich so einsam wie noch nie, besonders mit all den Dingen, die in meinem Kopf aktuell passieren.
Es klingt so oberflächlich und irrsinnig sowas zu sagen, und mir ist bewusst, dass das meine Probleme nicht löst, aber ich wünsche mir so sehr eine Beziehung mit jemandem, mit dem ich mich traue zu reden. In den meisten Tagträumen stelle ich mir vor, wie ich mit meiner Freundin rede, einem abstrakten Konstrukt, mit dem ich über alles was mir durch den Kopf geht rede, alles was gerade passiert in meinem Leben oder auch nur in der Sekunde um mich rum. So merkwürdig das auch ist, es ist das Einzige, das mir hilft mich zu beruhigen wenn ich eine Panikattacke habe oder bekomme, in einer schwierigen oder stressigen Situation bin oder mich sonstige Sorgen oder Probleme fertig machen, was momentan leider täglich passiert. Und es ist das Einzige, das mir zumindest ein bisschen die Einsamkeit nimmt und mir durch den Tag hilft. Ich sehe aber auch, dass das gefährlich ist, weil ich immer öfter versuche, mich in diese Tagträume zu zurückzuziehen, weil mir die echte Welt zu viel Angst macht. Ich merke, dass ich immer mehr Momente habe, in denen ich den Sinn in allem verliere und einfach nur in meinen Tagträumen sein will. Und das ist nicht gut.
Und das Schlimme ist halt, dass ich das alles ja weiß. Ich sehe, was mit mir passiert, in welche Richtung ich nach und nach absinke, aber ich schaffe es einfach nicht, was dagegen zu tun. Ich habe immer mehr Angst, die komplette Kontrolle über meine Gedanken zu verlieren. Aber ich habe genauso viel Angst, diese ganzen Ängste zu anzugehen, oder Hilfe zu suchen. Das ist unglaublich schwer.
Ich schaffe es nicht mal, über diese Dinge nachzudenken. Jedes mal fängt dann die Panik an und wird schlimmer und schlimmer, bis es dann irgendwie Klick macht und die Gedanken plötzlich einfach weg sind, ersetzt mit einer Da denke ich später drüber nach-Einstellung. So sehr ich es versuche, ich kann das nicht verhindern. Das passiert komplett automatisch. Ich kriege mit, wie es passiert, aber ich kann nichts daran ändern.
Ich weiß nicht, was ich machen soll, oder ob ich überhaupt was machen kann. Ich habe alles versucht, aber ich kriege es nicht in den Griff.
Lg
13.04.2021 14:58 • • 14.04.2021 #1