Zitat von Beobachter:Huhu liebe supergau
Zitat von supergau:@Beobachter
ja, ich weiß, kann mich an unsere Schreiben sehr gut erinnern. Ich war damals auch noch abhängig, aber kurz darauf dann der Entschluss, weg von alledem. Du hast ja Recht, ich habe es bemerkt, dass Ankämpfen sinnlos ist und eher diese Akzeptanz, nur ständig unter Strom stehen und bis ans Lebensende in diesem Dauerzustand? Das ist noch keine Lebensqualität mehr. Es ist in der Tat auch eine Art und Weise des Aufgebens, auch wenn Halt und Hilfe da sind, aber was bringen mir denn Gespräche, ich gebe mir Mühe in jedweder Hinsicht, aber komme einfach nicht mehr aus diesem Teufelskreis heraus. Wie viele Jahre noch?
Ich selber versuche (aber auch erst seit wenigen Jahren) die Akzeptanz
nicht als Aufgeben des eigenen Dasains/Lebens zu betrachten, sondern
nur als Aufgeben eines vorherigen (Holz)Weges, der das irrationale und
unerreichbare Ziel der völligen Heilung gehabt hat.
Natürlich ist dieser Weg nicht übertragbar, es ist nur mein heute ganz per-
sönliches Überlebensmodell, und es ist und bleibt ein Versuch mit offenem
Ausgang.
Und wenn ich ehrlich zu mir selber bin, dieses Modell hat mich zwar vor
vielen Ängsten und Depressionen befreit, aber die (verdrängte?) Frage:
Wie viele jahre noch?, bleibt auch bei meinem Lebensmodell noch sehr
Angstbesetzt.
Allerdings habe ich auch dazu ein Gedanken- und Planungskonzept ent-
wickelt, welches ich aber im Moment (aus Foreninternen Gründen) hier
nicht näher beschreiben möchte.
Viel Kraft, und ganz liebe Grüsse, Beo
Salü Beo,
sorry, ich war zu aufgeregt, deine lb. Antwort ist mir einfach untergegangen.
Ich habe mich auch entschlossen, alles anzunehmen, zu akzeptieren. Ich habe es bspw. geschafft, Trauer, Verlust zu akzeptieren und der Tod meiner Mutter vor nunmehr 6 Jahren hat mich zusätzlich heruntergerissen, habe den völligen Abstieg gemacht. Aber jetzt akzeptiere ich es, und ich akzeptiere viele Dinge aus der Vergangenheit, welche nicht in Ordnung, sehr zerstörerisch waren, als unabänderbar. Auch mit innerem Druck und Suizidgedanken, die ja nun einmal seit meiner Kindheit präsent sind, kann ich umgehen, kann es steuern, habe auch schon, wenn ich es mir jetzt überlege, viele Ängste abgebaut. Ich war vor Jahren so weit mit meiner Sozialphobie und Berührungsängsten, dass ich ständig Sagrotanpumpspray mit mir führte, mir, wenn mir jemand die Hand gab, dann, sobald derjenige außer Sichtweite war, da ich ja nun auch niemanden verletzen mochte und möchte, die Hände desinfiziert. Allein diese Berührungen wirkten sich wie ein Stromschlag aus. Ich habe dieses abgebaut, es gibt heute kein Spray mehr, es macht mir nichts mehr aus. Übe mich auch darin, Nähe zuzulassen, aber nicht die totale Nähe, dieses funktioniert noch nicht. Hört sich, liest sich vielleicht lächerlich, aber das allein ist sehr belastend. Ich habe auch meine Ängste abgebaut um meine kleinen Hunde. Der eine ist nun mal psychopathisch da überzüchztet, macht die Welle. Ich hatte Jahrelang Angst vor großen Hunden, nicht um mich, wir hatten selbst immer Schäferhunde, sondern die Angst um die kleinen (Westies). Ich geriet ständig bei Begegnungen in Panik, damals hatte ich nur einen Hund. Ich nahm ihn auf den Arm, ständig, bin mit ihm panisch davon gerannt. Ich bin selbst von klein auf Hundehalter, unser Schäferhund war ausgebildeter Schutz- und Fährtenhund, also ich weiß, dass es genau falsch war, nur die Panik und Angst um meinen Hund war größer. Also entschloss ich mich vor Jahren, jetzt ist Schluss damit, du tust weder dir und erst recht (d)einem Hund keinen Gefallen damit. Somit der Entschluss, es kommen zwei Hunde her, denn mit zweien unterm Arm und mit Asthma den Berg hoch flüchten, dürfte sich äußerst schwierig gestalten, also bleibt dir nur eines: du musst da durch. Und das habe ich tatsächlich geschafft.
Sind kleine Beispiele, aber da sind ja weitaus mehr Ängste und Befürchtungen, eben auch diese ätzenden nächtlichen Panikattacken. Es gelingt mir ja durchaus ab und zu, auch Panikattacken irgendwie zu überstehen, war einmal nachts, wieder mal, ich begann, die Uhr anzustarren und bildete auf jede Minute einen Reim, so musste ich eben 60 Reime erfinden, forderte mich damit, und es gelang mir, als ich fertig war, war die Panik vergessen. Es gelingt, aber leider nicht immer.
Ich habe nunmehr auch meine Lebensumstände angenommen, Alleinsein akzeptiert, will und werde versuchen, diese Abende und Nächte zu überstehen. Suche mir, wenn die Unruhe abends besonders schlimm wird, Abwechslung, indem ich unter Leute gehe, in meine Stammkneipe - aber nach wie vor, das weiß hier jeder und manche lachen schon, absolut Alk. -, um Gespräche zu führen, die lenken ab, zudem Training, Nähe zuzulassen, zu checken, was ich an meinem Verhalten ändern muss. Ich konnte auch mit denjenigen reden, habe ihnen gesagt, man soll Kritik üben, aber mir direkt gegenüber, da ich nur dann weiß, was ich falsch mache. Also Angst abbauen Richtung Sozialphobie. Bin zwar momentan in einer Rückzugsphase, werde jedoch wieder rausgehen.
Du schreibst selbst, dass du dir die Frage ebenfalls stellst wie viele Jahre noch?. Wie kannst du damit umgehen?
Geht es dir auch so, dass du, wenn du einen alten Menschen triffst, plötzlich diese furchtbare Angst verspürst, du könntest/müsstest auch so alt werden und dieses mit diesen Angstzuständen, Schlaflosigkeit etc.? Ich weiß, es wirkt auf andere irre. Die meisten wünschen sich ja, 100 Jahre oder älter zu werden, aber für mich ist dieses die Horrorvorstellung pur. Ich drehe am Rad, während andere es sehr bemerkenswert finden, wenn uns, wie neulich, eine 95jährige Frau im Park begegnet. Sie ist froh, dass sie lebt, sie ist mobil, sagt, sie habe keine Schmerzen, könne schlafen und dass sie trotz ihres Alters Lebensqualität und auch Lebensfreude hat. Ein Bekannter fand das cool, ich drehe direkt am Rad und bekomme Panik bei dem Gedanken, nochmals zig Jahrzehnte, noch so viele Jahrzehnte vielleicht und all dies aushalten? Bin ich denn mit einem solchen irren Programm, mit diesen Gedanken allein oder geht es dir und anderen auch so oder ähnlich?
Wie kann ich mein Leben planen? Ich war noch vor nicht allzu langer Zeit auf dem selbstzerstörerischen Tripp, konnte und wollte allein mein Leben nicht annehmen, dieses habe ich getan. Es ging ja schon über Jahre so weit, dass ich, wenn ich etwas für in zwei Wochen plante, ein schlechtes Gewissen bekam, bei dem Gedanken, stopp, bis dahin willst du längst nicht mehr sein. Auch dieses blockiert einen doch zu planen. Nun gut, davon bin ich weg, weiß, ich lebe in der Gegenwart und nicht mehr in der Vergangenheit, selbst wenn ich ab und zu noch abschweife, wenn Trauer und all dieses wieder mal sich Bahn brechen. Ich konnte auch den Tod meines Vaters im Jahr 1992 nie wirklich verkraften. Auch jetzt nicht, aber ich habe es zumindest annehmen und akzeptieren können.
Wie kommt man denn aus dieser Gedankenspirale endlich raus? Wie lernen, mit äußerem Druck umzugehen? Ich gerade hier ständig ins Gerede, und dieses schlichtweg aus Gründen meiner Rückzieherei, diese verstärkt sich dann jedoch aufgrund des Geredes, ich meide diesen Umgang ja bewusst, weiß, es ist der falsche Weg, aber es ist die Angst, ständig erneut dann trotzdem bei einem falschen oder fehlinterpretierten Wort, einer lapidaren Äußerung, erneut ins Gerede zu kommen. Ok, ich lasse sehr schnell und spontan sarkastische Sprüche raus, damit kann nicht jeder umgehen, ich habe jedoch mir dieses weitestgehend abgewöhnt, nehme mich zurück. Es sind auch keinerlei Streitigkeiten oder Konflikte vorhanden, im Gegenteil, ich will mit jedem in Frieden auskommen, stecke dann auch durchaus einiges lieber weg, denke mir mein Teil, reagiere nicht auf Provokationen, lasse mich somit auf einen Streit erst gar nicht ein. Ich akzeptiere einfach die Meinung anderer, wenn man mich als Verrückte bezeichnet, auch auf Diskriminierungen, welche so weit gehen, dass einem indirekt auch eine Existenzberechtigung aberkannt wird. Es ist auch ein Problem, welches andere mit mir haben aufgrund meiner Offenheit, d.h. ich rede nicht über andere sondern direkt mit jedem, aber auf absolut vernünftigen Niveau. Ich stehe eben nur auch zu meinen Gedanken, dass ich mich eben mit dem Tod befasse und diesen nicht, wie andere, fürchte, sondern darin eine Erlösung sehe. Auf der anderen Seite jedoch akzeptiere und verstehe ich andere absolut, welche eben an ihrem Leben hängen. Es setzt doch auch jeder andere, individuelle Prioritäten für sein Leben. Mögen andere ihre Erfüllung in Materiellem sehen, so sind meine Prioritäten ganz andere, ich hänge nicht an Vergänglichem, mir geht es nicht um Akzeptanz aufgrund dieses sog. äußeren Scheins, hinter dem doch wirklich oft gar nichts ist. Warum soll, muss man nach außen hin etwas vorspielen, was nicht Fakt ist? Kann denn nicht jeder Mensch so sein, wie er nun einmal ist?
Wie gehst du mit alledem um?
Sehr viele Fragen, aber hierzu hast du mich mit deinem Beitrag angeregt.
Danke dir hierfür.
Liebe Grüße
supergau