Dieses Gefühl kenne ich nur zu gut, denn ich habe eine generalisierte Angststörung. Diagnostiziert ist sie seit einigen Wochen - ich habe sie aber wohl schon seit früher Kindheit. Bereits im Alter von vielleicht 10 Jahren (genau weiß ich das nicht mehr) war ich wochenlang wie paralysiert, weil ich nicht verstehen konnte, wie alle Menschen um mich herum so glücklich sein konnten, obwohl man doch weiß, dass alle irgendwann sterben müssen und keiner weiß, was danach passiert. Meine Eltern konnten mir nicht helfen, die sagten nur, ich solle doch in meinem jungen Alter nicht über sowas nachdenken.
Irgendwann hatte ich diese Phase überwunden, aber lähmende Ängste hatte ich immer - nur die Auslöser änderten sich. War es gerade nicht die Angst vor dem Tod, war es die Angst vor dem Scheitern von Beziehungen, die Angst vor beruflichem Scheitern, die Angst vor Krankheiten, die Angst vor finanziellen Nöten, die Angst vor dem Krieg, die Angst, von anderen nicht gemocht zu werden, die Angst (bzw. das subjektiv angenommene Wissen), einfach nicht gut genug zu sein, nicht wertvoll zu sein, alles falsch zu machen. Auslöser konnten schon immer minimale Kleinigkeiten sein - ein komischer Blick eines Kollegen (Findet er mich unfähig? Oh Gott, was denken hier alle über mich?) - oder globale Katastrophenszenarien - die Angst vor einem atomaren Weltkrieg zum Beispiel. Egal, was der Auslöser ist, die Ängste nehmen immer ein unkontrollierbares Maß an und kontrollieren mich bis zur völligen Lähmung.
Inzwischen habe ich zwei Kinder und die Angst um die beiden lähmt mich. Im Moment lähmt mich die Vorstellung einer drohenden Klimakatastrophe und die Befürchtung, dass meine Kinder kein gutes Leben auf dieser Erde mehr führen werden können. Absurderweise lähmt mich diese Angst so sehr, dass ich mich nicht so gut um meine Kinder kümmern kann, wie ich möchte - die Angst, dass es meinen Kindern nicht gut geht, führt also dazu, dass es meinen Kindern nicht gut geht. Aber die Erkenntnis, dass das paradox ist, hilft mir leider auch nicht, die Angst zu bewältigen.
Seit ein paar Wochen bin ich nun in psychiatrischer Behandlung und hatte ein paar Sitzungen, allerdings habe ich das Gefühl, dass auch der Psychiater mir nicht helfen kann. Im Wesentlichen besteht seine Strategie wohl darin, mich reden zu lassen und zuzuhören oder hier und da mal nachzuhaken, aber ich weiß nicht, wie das helfen soll. Ich werde natürlich weiter hingehen, der Mann ist immerhin ein Profi, er wird schon wissen, was er tut und natürlich kann ich nicht erwarten, dass die Probleme nach 3,4 Sitzungen wie weggeblasen sind - aber im Moment habe ich einfach das Gefühl, das meine Situation total ausweglos ist.
Ich glaube, der Grund dafür ist, dass meine Ängste ja eine realitische Basis haben: Dass es den Klimawandel gibt und dass er bedrohlich ist, ist ja nunmal eine Tatsache, die kann niemand wegdiskutieren. Dass die Welt brutal und ungerecht ist, auch nicht. Kann man denn nicht nur dann glücklich und angstfrei sein, wenn man total ignorant ist? Diese Frage stelle ich mir ständig.
Sorry für mein wirres Geschreibsel, irgendwie brach es gerade so aus mir raus. Und danke fürs Zuhören. Und vielleicht hat ja jemand den einen oder anderen Denkanstoß, wie ich hier weitermachen soll ...
16.02.2014 13:52 • • 21.02.2014 #1